- Was so einlief - dottore, 30.05.2000, 10:10
- KLEINE Frage - Oldy, 30.05.2000, 18:18
- Re: KLEINE Frage - dottore, 30.05.2000, 19:15
- KLEINE Frage - Oldy, 30.05.2000, 18:18
Re: KLEINE Frage
>Wieviel ist eigentlich der Dollar wirklich wert? Anscheinend mehr als der Euro, aber was kann man für ihn wirklich kaufen, wenn die Leute, die ihn jetzt als Währungsreserve halten (Japan u.a.) ihn nicht mehr nur halten wollen? Haben die Amis dann etwas, was es wert ist zu kaufen? Oder schwirren da schon viel zu viele Dollars herum und stellt sich dann heraus, daß er doch weniger wert ist als der Euro? Das hat zwar vielleicht nicht viel mit Börse und Elliotwellen zu tun, aber auf der Börse geht es letzten Endes doch auch um dasselbe Geld, welches im Rest der Wirtschaft zirkuliert. Oder etwa nicht? Fragt Oldy
Das, lieber OLDY, ist keine KLEINE, sondern die ENTSCHEIDENDE Frage.
Wir wir alle wissen, haben die Amis über ihre Verhältnisse gelebt, siehe das immer weiter gesteigerte Defizit ihrer Handelsbilanz. Dafür haben sie mit Dollar bezahlt, alles andere interessiert die Burschen nicht. Warum auch, sie sind WELTMACHT und es gibt niemanden, der sie zum Bezahlen zwingen könnte, wie es einst international Usus war; damals ließ man dann Kanonenboote aufkreuzen und der betreffende Staat schickte schnell ein Ruderboot mit Säcken voll Gold, um alles auszugleichen.
Amerika kann heute niemand zur"Zahlung" zwingen.
Aber viele Staaten, Japan als größter US-Gläubiger voran, könnten eines (nahen?) Tages ihre Dollarguthaben (T-Bills, auch T-Bonds u.ä.) in N.Y. abladen. Das würde den Kurs dieser Titel massiv drücken und vice versa die Zinsen raketenartig in die Höhe schießen lassen. Was dann mit Wall Street passiert, überlasse ich der Phantasie.
Warum aber laden diese Staaten (ob in Liqui-Nöten oder nicht) diese ihre"Devisen" nicht ab? Zum Beispiel gab es gerade die Debatte, ob die Buba nicht ihre inzwischen"nicht mehr benötigten" Dollarguthaben nicht verhökern und die Gewinne (aktueller Kurs minus Bilanzwert) an den Staat ausschütten sollte. Das traut sich natürlich niemand, denn wer will es sich schon mit der WELTMACHT verscherzen, wir Deutschen schon gar nicht. So geht das Spielchen immer weiter, noch.
Außerdem: Würden die Dollarguthaben ausgekippt, kämen natürlich Retransfers mit entsprechendem Dollar-Kurs-Niedergang und stark steigenden eigenen Währungen, auch klar. Und auch klar, dass dies die beiden großen Nicht-Dollar-Währungsblöcke schon aus konjunkturellen Gründen gar nicht gebrauchen können, Euroland nicht, um die Euro-Abwertungs-getriebene Binnen-Konjunktur nicht zu gefährden und Japan schon gar nicht, um endlich wieder Fuß zu fassen.
Also existiert im Augenblick so etwas wie ein Gleichgewicht. Es könnte aber in Gefahr geraten, aus den Fugen zu kommen, wenn die US-Konjunktur umschlägt und/oder Liqui-Probleme in den Gläubigerländern entstehen.
Bevor da nichts anbrennt, haben wir sozusagen Waffenstillstand und das"Geld" (von Ihnen völlig richtig als Börsen-Driver definiert) vermehrt sich munter weiter, per Zins und Zinseszins, selbst ein 6prozentiger bescheidener Dollarbond verdoppelt sich alle 12 Jahre. Das pumpt - wenn schon nicht mehr die Börsen, weil die doch noch auf Fundamentals zu reagieren scheinen, die jüngsten Bubbles mal ausgenommen, wo die Kurse ja umso höher stiegen, je größer die Verluste wurden - das gesamte System immer weiter auf.
Was dann als Stecknadel agieren wird, die den Ballon aufsticht, versuchen wir hier im Board herauszufinden und die EW-Analyse zeigt uns immerhin die kritischen Stellen, Marktbewegungen und Termine, an denen sich was"ereignen" kann. Wie es dann im Nachhinein interpretiert werden wird, ist absolut offen. Merke: An den Börsen werden die Begründungen immer nachgeliefert, man lese nur die albernen Texte der täglichen Börsenberichterstattungen (zuletzt waren es die berühmten"neu aufgeflackerten Zinsängste").
Wer sich z.B. die 29er Katastrophe anschaut und die gleichzeitig damals gelieferten Texte durchschaut (von JüKü hier bestens zusammengestellt), erkennt unschwer, was gemeint ist. Es gibt m.E. nur eine Möglichkeit, dem Mysterium des Umschlags von Stimmungen (und deren Schwankungen über die Zeit) auf die Schliche zu kommen, indem sauber fabrizierte EW-Analysen betrachtet werden.
That's why we are here.
d.
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