- Furcht vor Datenmissbrauch... / Meldung zum online-shopping - JüKü, 15.12.2000, 10:03
- Re: Furcht vor Datenmissbrauch... / Meldung zum online-shopping - Frodo, 15.12.2000, 12:05
Furcht vor Datenmissbrauch... / Meldung zum online-shopping
"Alle Jahre wieder hoffen die Online-Händler auf den Dezember. Dann soll nämlich ein starkes Weihnachtsgeschäft über die Enttäuschungen des restlichen Jahres hinwegtrösten. Denn noch immer, so mussten die Händler erkennen, zwängen sich die meisten Menschen lieber durch überfüllte Geschäfte, als von zu Hause aus am Bildschirm einzukaufen. Unerfahrenheit im Internet und die Angst vor Datenmissbrauch sind Experten zufolge die wichtigsten Gründe für die Zurückhaltung. Für mehr Sicherheit beim Online-Kauf will die Bundesregierung im nächsten Jahr mit einer Novelle des Teledienste-Datenschutzgesetzes sorgen.
Angeschlagen durch die derzeit schlechten Börsenkurse am Frankfurter Neuen Markt setzen viele Online-Geschäfte auch dieses Jahr ihre ganze Hoffnung auf die Weihnachtseinkäufer. Auf den ersten Blick haben sie auch Grund zum Optimismus: Wie eine Studie des Marktforschungsunternehmens Fittkau & Maaß ergab, planen im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Internet-Nutzer, nämlich 80 Prozent von fast 70.000 Befragten, das Computer-Netz auch in der Weihnachtszeit zu nutzen. Das Problem ist nur: Viele Menschen informieren sich zwar über Angebote im Internet, zum Online-Einkauf entschließen sich den Marktforschern zufolge aber nur rund 40 Prozent.
Einen wichtigen Grund dafür sehen nicht nur die Marktforscher von Fittkau & Maaß in"Sicherheitsbedenken bezüglich des Schutzes persönlicher Daten". Diese Ängste hielten gerade Internet-Neulinge vom Online-Shopping ab.
Auch Oliver Merx, Leiter des Bereichs E-Commerce beim Internet-Dienstleister Popnet, hält die Unsicherheit für ein extremes Hindernis im elektronischen Handel, dem E-Commerce. Jeder Surfer hinterlasse auf fremden Rechnern Spuren, und die kontaktierten Rechner hinterlassen ihrerseits Spuren auf dem Rechner des Nutzers - durch die so genannten Cookies. Diese kleinen Dateien werden vom Shopbetreiber auf der Festplatte des Kunden abgelegt. Ihre Aufgabe ist es, sich die Vorlieben des Nutzers bei seinem Besuch auf der Seite zu merken. Wählt er sich erneut ein, weiß der Anbieter bereits, wofür sich der Nutzer beim letzten Mal interessiert hat.
Zum Datenschutzproblem wird das Ganze allerdings erst, wenn der Nutzer über die Info-Sammelwut nicht informiert wurde oder seine Zustimmung nicht gegeben hat. Wie Merx bei seiner Recherche für ein Buch über rechtliche Aspekte von Online-Geschäften festgestellt hat, beachten höchstens zehn Prozent der Anbieter diese Regel.
Der Hamburger Datenschützer Peter Schaar hält die gesetzlichen Regeln zwar für relativ streng. Nur sei bei der Konstruktion des"Teledienste-Datenschutzgesetzes" von 1997 der Bußgeldkatalog schlicht vergessen worden, sagt er. Das bedeutet: Es gibt zwar Gesetze, aber Verstöße werden nur selten geahndet. Dieser grobe Fehler werde jetzt aber ausgebügelt. Ende Januar will die Bundesregierung in Berlin über ein Gesetz entscheiden, das den E-Commerce in Deutschland maßgeblich verändern wird.
Zentrale Forderungen der Datenschützer an den Online-Handel sind Transparenz, individuelles Wahlrecht und Zweckbindung. Der Käufer soll also genau darüber informiert werden, wie der Händler mit seinen Daten verfährt. Gefalle ihm die Speicherung oder Weitergabe nicht, dann müsse er die Möglichkeit haben, dies zu verhindern.
Schaar weist auch auf das Kopplungsverbot hin: Wer während des Bestellvorgangs dem Speichern seiner Daten zu Werbezwecken widerspricht, darf deshalb nicht von der benutzten Webseite geworfen werden. Die Zweckbindung schließlich soll sicherstellen, dass alle Informationen nur genau für den Zweck gespeichert und verarbeitet werden, für den sie nach Bekunden des Shopbetreibers erhoben worden sind.
Die Händler befinden sich in einer Zwickmühle: Einerseits wissen sie sehr wohl, wie wichtig das Vertrauen der Kunden und der Schutz von Daten sind, andererseits sind genau diese Informationen der Goldstaub im E-Commerce. Wer seine Kunden exakt kennt, kann sein Angebot perfektionieren und gezielt Werbung verkaufen.
Das Einhalten der Spielregeln zu kontrollieren und durchzusetzen, ist nach Meinung von E-Commerce-Experte Merx nur sehr begrenzt möglich. Als Lösung des Problems wurde in jüngster Zeit ein so genanntes"Infomediary" ins Spiel gebracht. Die Idee geht von mündigen Kunden aus, die ihre Daten selbst als wertvolle Ware betrachten, mit der sich handeln lässt. Infomediaries würden als zentrale, vielleicht staatlich kontrollierte Sammelstelle Kundendaten speichern, aufbereiten und in Abstimmung mit den Kunden gezielt vermarkten.
Datenschützer Schaar steht der Idee skeptisch gegenüber, weil eine solche Riesensammelstelle nur schwer zu kontrollieren sei. Auch Dirk Langhorst, Entwickler bei IBM, glaubt eher an das Selbstregulativ der Wirtschaft:"Mit Daten sorgsam umzugehen, kann ja auch eine Marktlücke sein." Oliver Merx kann sich vorstellen, dass die Internet-Händler selbst gegen Schwarze Schafe der Branche vorgehen."Vielleicht werden sich die Menschen aber auch an höhere Risiken gewöhnen und einfach abstumpfen"."
Man beachte den letzten Satz.
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