- Wochenendlektüre, Abzockerein, Teil II - Cosa, 16.12.2000, 20:21
- Re: Wochenendlektüre, Abzockerein, Teil II / Meilenstein Teil II - JüKü, 16.12.2000, 22:40
- Hätte doch wohl gnadenlos kürzen sollen??? - Cosa, 16.12.2000, 23:04
- Re: Hätte doch wohl gnadenlos kürzen sollen??? - JüKü, 16.12.2000, 23:18
- Hätte doch wohl gnadenlos kürzen sollen??? - Cosa, 16.12.2000, 23:04
- Re: Wochenendlektüre, Abzockerein, Teil II / Meilenstein Teil II - JüKü, 16.12.2000, 22:40
Wochenendlektüre, Abzockerein, Teil II
So, es geht gnadenlos weiter. Leider scheint dieses Thema unerschöpflich zu sein. Im ersten Teil stand bereits das Inhaltsverzeichnis, es geht nun beim 5. Inhaltspunkt weiter:
5. Depositendarlehen (zins- und tilgungsfreie Kredite)
Meist über Zeitungsanzeigen angeboten, zahlen Kreditnehmer einen Prozentsatz der gewünschten Kreditsumme als Eigenkapital an den Anbieter, der vorgibt, durch günstige Anlage dieser Summe Verzinsung und Tilgung des Kredits zu erwirtschaften. Doch der Kredit wird nie ausgezahlt, der Anbieter verschwindet mit der Vorabzahlung.
Urteil zu Depositendarlehen
Knallhart liest das Landgericht Schwerin der Schreiber Bau und Immobilien Gesellschaft mbH/Schwerin in einem Unterlassungsurteil die Leviten (Az.: 2 O 108/95). Ihr wird verboten,"für zins- und tilgungsfreie Darlehen zu werben, wenn von den Darlehensnehmern vor Auszahlung ein Eigenkapitaleinsatz und/oder die Zahlung von Gebühren verlangt wird".
Eine Kopie des Urteils kann gegen Zusendung eines Zehn-Mark-Verrechnungsschecks in der k-mi-Redaktion (Grafenberger Allee 32, 40237 Düsseldorf) abrufen werden; Stichwort: 37.95.02
Quelle: kapital-markt intern
6. Diamantenhandel
Diamanten seien eine sichere Investition, glauben viele Anleger. Und so herrscht aus Angst vor der Europäischen Währungsunion bei Diamantenhändlern zurzeit Hochkonjunktur. Doch selbst bei seriösen Anbietern taugen die Steine kaum als Kapitalanlage, weil sie nur mit einem Abschlag von 30 bis 50 Prozent auf den Großhandelspreis wieder zu verkaufen sind.
Unseriöse Anbieter offerieren sie außerdem zu überhöhten Preisen. Einige von ihnen gewähren Rückkaufgarantien für den Fall, dass der Preis nicht innerhalb eines Jahres steigt. Mit der Begründung, die verschweißte Originalverpackung sei beschädigt, lehnen sie dann aber den Rückkauf ab.
7. Trading mit Grundschuldbriefen
Schon mehrfach warnten die Notarkammern vor Anlagevermittlern, die Immobilien- oder Grundstückseigentümern traumhafte Renditen versprechen - ohne Einsatz von Geld und ohne Risiko. Die Anleger müssen dem Vermittler einen Grundschuldbrief, eine notariell beglaubigte Kopie des Briefs, einen Grundbuchauszug und ein Wertgutachten aushändigen. Der Grundschuldbrief soll bei einer Bank hinterlegt werde.
Mit diesen Unterlagen als Sicherheit werden dann angeblich zinsgünstige Kredite aufgenommen und die Gelder Gewinn bringend investiert. Am Ertrag ist der Anleger beteiligt - bis zu vier Prozent pro Woche werden versprochen.
Nun gibt es zwei Varianten: Im günstigen Fall hört der Anleger nichts mehr vom Vermittler; dann trägt er nur die Kosten für das unnötige Wertgutachten. Im ungünstigen Fall verschwindet der Trader mit dem Grundschuldbrief. Wie sich die Betrüger die hinterlegten Briefe aneignen, ist Bundesnotarkammer und Staatsanwaltschaft noch unklar. In jedem Fall haftet aber der Hausbesitzer mit seiner Immobilie für die Kredite, die sich die Trader verschaffen. Es hat schon Fälle gegeben, dass Hausbesitzer ihre schuldenfreie Immobilie noch einmal abzahlen mussten.
8. Kreditfalle
V O R S I C H T K R E D I T F A L L E
Die Methode des Herrn Foquet
Das Zeitungsinserat schien erfolgreich: Gesucht wurde ein Kreditgeber für einen siebenstelligen Betrag - es meldete sich John Foquet, der angeblich für eine Investorengruppe in Hongkong tätig war. Das Geld, so Foquet, würde über die Handlowy Bank Luxemburg bereitgestellt."Wir erwarten absolute Vertraulichkeit" endete sein schlichtes Angebotsfax ohne offiziellen Briefkopf der Bank, das FOCUS Online vorliegt.
Der angebliche Belgier mit verdächtig akzentfreiem Deutsch meldete sich einige Zeit später erneut, um ein Treffen auszumachen: In zwei Tagen sei er in Luxemburg und der Vertrag könne dort unterzeichnet und das Darlehen überreicht werden. 40 000 Mark Zinsvorauszahlung solle der Kreditnehmer doch bitte gleich mitbringen. Diese Zinszahlung diene der Kontoeröffnung und könne gleich wieder mitgenommen werden.
Am Flughafen erschien tatsächlich ein etwa 50 Jahre alter Mann, um den Kunden abzuholen. Dieser hatte jedoch die vereinbarten 40 000 Mark nicht dabei, er wollte erst nach Vertragsunterzeichnung und Darlehensübergabe zahlen. Foquet machte also einen weiteren Termin für zwei Stunden später aus und nannte eine Adresse in Luxemburg. Dort allerdings war weder Foquet zu finden noch die Handlowy Bank. Diese hatte ihren Sitz bereits zehn Jahre vorher an einen anderen Standort verlegt. Zudem war Feiertag in Luxemburg.
Bei der Handlowy Bank war man später wenig überrascht: Einen Mitarbeiter namens Foquet gebe es nicht, aber es hätten sich in den letzten Monaten bereits mehrfach Geschädigte gemeldet. Diese hatte die Bank gleich zur Polizei geschickt.
Ein Betrugsversuch? Wohl kaum, meint der Münchner Wirtschaftsdetektiv Peter Schmid. Aufgrund der Umstände müsse man vielmehr davon ausgehen, dass der Täter sein Opfer vom Flughafen wegbringen und ausrauben wollte.
9. Schneeballsystem
Betrügerische Anlageform, die darauf setzt, dass durch immer wieder neu gewonnene Mitglieder bzw. Beitragszahler frisches Geld in das System geschleust wird. Aus diesen Geldern werden dann die versprochenen Renditezahlungen geleistet. Daher meist in Verbindung mit aggressiven Vertriebsmethoden. Das System selbst leistet keine der üblichen Kapitalanlageformen, sondern verspricht lieber neue oder weitgehend unbekannte Geldvermehrungsstrategien mit hohen Zinsen. Werden irgendwann nicht mehr genügend neue Kunden mit neuen Einzahlungen geworben, bricht das System zusammen.
10. Nebenverdienste
Gerne nutzen unseriöse Anbieter den Wunsch nach Selbständigkeit oder die Verzweiflung von Arbeitslosen, um Nebentätigkeitsangebote im Verkauf oder zur Vermittlung von Geldanlagen anzubieten. Die Interessenten müssen dann erst einmal eine größere Summe in das Projekt investieren (oft als Erstausstattung deklariert).
Um nicht selbst Klinken putzen zu gehen, können sie dann weitere Mitarbeiter - wie im Schneeballsystem - anwerben. Von ihrer Einstandszahlung kassieren sie Provision.
Nebenjobs
Zwischen 1,2 und 2,7 Millionen Arbeitnehmer jobben hier zu Lande nach Dienstschluss. Angebote gibt es en masse in den Kleinanzeigen der Tageszeitungen - vom Schreibservice bis zur Heiratsvermittlung. Doch rund 90 Prozent der Inserate sind unseriös.
Woche für Woche reizen Kleinanzeigen in Tageszeitungen die Gier nach dem schnellen Geld. Wer nach Dienstschluss fünf bis sechs Stunden pro Woche investiert, dem wird ohne besondere Vorkenntnisse ein Zweiteinkommen in Höhe von 4000, 10 000 oder sogar 16 000 Mark versprochen. Neugierige senden ein Fax oder rufen an. Doch über die Art der angebotenen Tätigkeit erfährt man am Telefon wenig.
Arbeitnehmer finanzieren mit einem Zweitjob Fernreisen, Auto, Eigenheim oder Ratenkäufe - Tendenz steigend.
"Hohe Arbeitslosigkeit, schlechte Wirtschaftslage und Abgabenbelastung setzen viele Menschen unter Druck", sagt Norbert Richter von der Verbraucherzentrale in Brandenburg. Das Geschäft mit dem zweiten Standbein boomt vor allem in den neuen Bundesländern.
Weil immer mehr Geschäftemacher mit undurchschaubaren Praktiken auf Kosten der Nebenjobber abzocken, haben die Verbraucherzentralen eine Arbeitsgruppe für Präventivmaßnahmen gegründet.
Unter dem Punkt sind noch zu finden:
· Die wichtigsten Branchen - Link
· Die Tricks der Abzocker - Link
· Nebenkosten und Steuern - Link
· Warnsignale auf einen Blick - Link
· Erste Hilfe für Geprellte - Link
11. Nigeria-Connection (Vorkasse-Geschäfte)
A. Die klassische Variante
Beliebte Masche von Firmen aus Nigeria, die Geschäftsleute um Mithilfe zur Steuerhinterziehung bitten: Ihnen wird eine ansehnliche Provision versprochen, wenn sie sich für Scheingeschäfte zur Verfügung stellen (um angeblich Exportsubventionen oder Devisenzuweisungen zu erschleichen).
Alles geht gut, erst kurz vor der endgültigen Abwicklung tauchen plötzlich Probleme auf: Ein Beamter muss geschmiert, die Gebühr für ein Papier vom Geschäftspartner in Deutschland gezahlt, eine Kaution hinterlegt werden. In der Regel antwortet nach der Zahlung das nigerianische Unternehmen nicht mehr.
Vereinzelt ließen sich Opfer auch mit einer größeren Summe in bar nach Nigeria locken und wurden dort ausgeraubt.
a. Erstmals Haftstrafen verhängt
Zum ersten Mal hat ein nigerianisches Gericht ein Urteil in einem Betrugsfall der so genannten"Nigeria Connection" gefällt: Die Betrüger, die einen Deutschen um 320 000 Dollar erleichtert hatten, wurden zu Haftstrafen zwischen 10 und 15 Jahren verurteilt.
Der Trick der Nigeria Connection ist alles andere als neu, funktioniert aber immer noch: Hohe Regierungsbeamte oder Unternehmensangestellte bitten um Hilfe beim Geldtransfer und bieten bis zu 30 Prozent der Transfersumme als Dankeschön. Der Angesprochene soll eigentlich nur sein Konto für die Transaktion zur Verfügung stellen. Dann sind allerdings Gebühren zu zahlen, Schmiergelder sind nötig, und so geht es weiter. Im Verhältnis zur versprochenen Entlohnung unbedeutende Beträge, die sich allerdings summieren. Zur Beruhigung werden den deutschen"Geschäftspartnern" auch (gefälschte) Urkunden der nigerianischen Zentralbank vorgelegt.
b. Ausriss aus Originalbrief
Link Originalbrief
c. Erlebnisse: Wie Andreas Wichmann geleimt werden sollte
Seit Jahren landen immer wieder Faxe aus Nigeria auf den Schreibtischen deutscher Geschäftsleute: Mit einer kleinen Gefälligkeit, so das Angebot, könne man mal eben so nebenher ein paar Millionen Dollar verdienen. Andreas Wichmann ließ sich locken - hier sein Erlebnisbericht.
Alles fing damit an, dass ich einen Brief aus Nigeria bekam, in dem ich"confidential" als Person gesucht wurde, die 25,5 Millionen Dollar aus dem Land schmuggeln soll. Die Kohle stamme von der"Nigerian Petrol Company". Einen Teil (so um die 20 Prozent) könne ich behalten, dazu meine Kosten und Aufwendungen, und 50 bis 70 Prozent sollte ich wieder rücküberweisen:"Just send me a fax or call me under my confidential line..."
Ich tat es; ich wusste aber auch, dass die Leute damit beschissen werden sollten. Korrespondiert wird mit Nigeria ausschließlich über Fax oder Telefon (die Telefon-Nummer ändert sich häufig, die Kontaktperson bleibt aber die gleiche). Dann ging es los: Zuerst wurde eine Firma in meinem Namen (ohne meinen Auftrag) gegründet, das Gründungsdatum um vier Jahre zurückgeschraubt. Fortan besaß ich also in Nigeria eine"Inc."
Erster Versuch
So nach einem bis anderthalb Monaten stand dann das Geld in Nigeria für mich bereit. Leider müsse ich aber persönlich in Nigeria vorbeikommen und unterzeichnen. Fax oder schriftlich (per Brief) ginge nicht. Ob ich käme? Meine Kontonummer sollte ich auch gleich angeben, inklusive Fax und Anschrift meiner Bank. Etwas später ein anderer Vorschlag: Ich könnte ja einen niedergelassenen Anwalt in Nigeria beauftragen (Fax- und Telefon-Nummer wurden gleich mitgeliefert). Die Kosten müsse ich allerdings selber tragen.
Daraufhin habe ich mich nicht mehr gemeldet.
Zuckerbrot und...
Dann kam wieder ein Fax aus Nigeria: Das Geld solle mir über die USA zugesandt werden. Nächstes Fax: Geld ist unterwegs. Dann: Geld ist da. Und wieder ein Fax: Es sind Gebühren fällig, so um die 30 000 Mark, im Voraus zu zahlen und von der Summe nicht abziehbar.
Ich rührte mich nicht.
Jetzt wieder Faxe aus Nigeria, von der Central Bank of Nigeria: Gebühren seien fällig, wenn gezahlt wird, kommt das Geld. Nach einer zweiten USA-Version heißt es plötzlich wieder aus Nigeria, man habe Schwierigkeiten und gäbe die Sache ins Nachbarland Ghana ab.
Dann ein Fax aus Ghana und ein Anruf auf meinem Anrufbeantworter: Ich solle mich melden. Komisch: Die Leute sind morgens nur um acht und abends zwischen 17 und 20 Uhr erreichbar. Gehen die tagsüber einer geregelten Arbeit nach? Andererseits heißt es immer:"I am in my office now."
Ich rührte mich nicht, schließlich ein wütender Anruf: Warum ich mich nicht melde? Dann hieß es plötzlich: Ich könne mein Geld kriegen, ich hätte keine Kosten, total gebührenfrei!!! Die Anrufe kommen jetzt zu den unmöglichsten Zeiten: sechs Uhr morgens, 23.10 Uhr, ein Uhr nachts, oder auch drei Minuten nach Mitternacht. Zum Glück habe ich einen Anrufbeantworter.
... Peitsche
Ende April (an einem Montag) ging ich mal selbst ran. Befehlston:"Am Samstag, spätestens Sonntag nach Ghana kommen." Vorher sollte ich Kopien vom Reisepass per Fax zusenden zwecks Visumerteilung. Nach meiner Ankunft sei er mir behilflich:"Montag Konto eröffnen..." Am Freitag hätte ich dann spätestens mein Geld. Aber:"You have to bring with you" 2000 Dollar für die Fremdwährungskontoeröffnung plus 800 Pfund an Gebühren pro eine Million Dollar. Zur Erinnerung: Es ging um 25,5 Millionen Dollar.
Nach einigen weiteren Faxen eine Nachricht aus Ghana: Man habe einen anderen Weg gefunden; da ich ja etwas unterschreiben müsse ("highly classified documents of the Federal Government of Nigeria"), biete er mir im großen Vertrauen an ("I see you as an honest man and gentleman who doesn't misbehave..."), die Sachen per Kurier rüberzuschicken. Dazu müsse er allerdings eine Versicherung abschließen; die 800 Dollar solle ich per Western Union Money Transfer Service überweisen (in Deutschland ist jedes Postamt mit Fax eine Western Union Agentur; wenn alles glatt läuft, kann die Zielperson das Geld innerhalb einer Stunde physisch ausgezahlt bekommen).
Am Ende noch ein kleiner Hinweis: Die Telefon-Nummer hat sich geändert. Also mal wieder umgezogen, weil andere reingelegt wurden?
B. Die E-Mail-Variante
Vorsicht bei"maximaler Zuversicht":
In jüngster Zeit häufen sich Geschäftsanbahnungsversuche via E-Mail aus Nigeria. Dabei variieren auch die Geschichten, mit denen Anleger aufs Kreuz gelegt werden sollen. Nicht mehr Steuerhinterziehung oder Schmiergelder werden als vorgeschobene Gründe angegeben, um angebliche Riesensummen ins Ausland transferieren zu müssen, sondern Erbschaften, Entwicklungshilfe oder große Auslandsinvestitionen. Das Ergebnis bleibt immer gleich: Ist erst das Interesse (oder die Gier) an üppigen Provisionen geweckt, müssen plötzlich happige Gebühren überwiesen werden. Als Beispiel für die neue Variante hat FOCUS Online den Fall von Ulrike Sieberling und Klaus Kastenholz dokumentiert.
1) Phase: Der"Geschäftsvorschlag" via E-Mail
Mit der Betreffzeile"confidential/aus vertraulichem Grund" landete das erste Mail auf dem PC von Ulrike Sieberling und Klaus Kastenholz. Das holprige Deutsch des Schreibens lässt darauf schließen, dass der Text Wort für Wort aus dem Englischen übersetzt wurde (so endet eine Mail kryptisch mit"Ihres wirklich" - getreue Übersetzung der Formel"yours truly").
Spannender natürlich der Inhalt: Da stellt sich der Absender als Diplom-Kaufmann Razaq Obaro, Manager der Union Bank Nigeria PLC in Lagos vor. Sein Begehren ist wieder mal ein fremdes Konto im Ausland von"einer zuverlässigen und anständigen Person". Das Konto selbst, so Obaro in unfreiwilliger Offenheit, benötige"maximale Zuversicht".
Die Story dahinter wird von Obaro so erzählt: Der Ingenieur und Unternehmer Johnson Creek starb vor drei Jahren bei einem Flugzeugabsturz. Bis zu diesem Zeitpunkt war er angeblich auch für die Regierung in Lagos tätig. Wie es der Zufall will, war der Verstorbene Kunde der Union Bank Nigeria PLC - mit einem Kontoguthaben von zuletzt 18,5 Millionen Dollar. Natürlich habe sich das Management der Bank nach dem tragischen Tod des Kunden um Kontaktaufnahme zu etwaigen Verwandten bemüht, jedoch, leider, leider, bislang vergeblich. Offenbar hatte das Absturzopfer weder Frau noch Kinder.
Nun drohe der Anspruch auf die üppige Erbschaft zu verfallen. Dann würde die schöne Summe, so stellt es der vermeintliche Bankmitarbeiter aus dem fernen Nigeria dar, an irgendeinen afrikanischen Fond gespendet, der damit nur Waffen und Munition für eine der zahlreichen Freiheitsbewegungen des Kontinents kaufen werde. Weitere Nahrung für Kriege in Afrika: Wer kann das wollen?
Doch Lösung ist in Sicht. Obaro schlägt den angemailten Deutschen vor, sie sollten sich als Verwandte von Johnson Creek ausgeben. In Nigeria würden sie dabei von ihm und seinen Kollegen unterstützt. Und könnten sich so risikolos die 18,5 Millionen Dollar auf ihr Konto überweisen lassen. Als Lohn für den geringen Aufwand werden ihnen 30 Prozent der Gesamtsumme versprochen - zehn Prozent gingen für die Überweisungsbearbeitung drauf und die restlichen 60 Prozent fielen an Obaro und seine Kollegen. Aber nicht verjubeln wollten sie das ganze Geld, sondern maßvoll anlegen - natürlich in Deutschland. Den Vorschlag umrahmen die Formeln"total vertraulich" und"Geheimnis".
2. Phase: Die Kontaktintensivierung
Nachdem die Deutschen ihr Interesse an einer derartigen Transaktion via E-Mail erkennen lassen, trifft prompt ein weiteres Mail von Obaro auf dem PC ein - Betreff diesmal"urgent". Der Inhalt kann die Spannung leider nicht mehr steigern: Die Story wird erneut aufgewärmt, mit diesmal einigen weiteren Details ausgeschmückt. Botschaft der Zeilen: Alles wird gut gehen, wenn die Deutschen den Anweisungen des Bank-Managers getreulich folgen. Er wird den Musterbrief senden, mit dessen Hilfe sich das deutsche Paar als Verwandte des Verstorbenen ausgeben soll. Er kennt die Namen und Adressen der richtigen Stellen, signalisiert Obaro.
Es folgen noch ein paar fürsorgliche Hinweise an die potenziellen Geschäftspartner im fernen Deutschland, weder Misstrauen beim Finanzamt noch bei der Hausbank zu erregen ob der gigantischen Summe, die bald auf dem eigenen Konto von fernen Gestaden aufläuft. Obaro rät erstens, einen Anwalt ein- bzw. dazwischenzuschalten und zweitens die Bank auf den Geldsegen vorzubereiten.
Dann (erst) möchte der Bankmanager Fragen beantwortet haben: Alter, Familienstand, Beruf, Selbstständiger oder Angestellter sowie"vertrauliche" Telefon- und Faxnummern der Kumpane in spe. Das Mail endet wiederum mit dem Hinweis auf Diskretion.
3. Phase: Beginn des"Deals"
Die Deutschen haben nun die Fragen per Mail zur Zufriedenheit beantwortet. Obaro gibt ihnen einen Tag darauf eine neue E-Mail-Adresse"für Vertraulichkeit und Sicherheit" von sich. Noch am gleichen Tag folgt der"Musterbrief" zur Anmeldung des Erbschaftsanspruchs bei der Union Bank Nigeria in Lagos - der Deal tritt in die heiße Phase ein. Die Eingangsbestätigung des Anspruchsschreibens erfolgt ebenfalls noch am gleichen Tag per Fax.
Am Tag darauf geht die Anweisung von Obaro ein, welche Papiere wie ausgefüllt ("Textmuster" werden mitgeliefert) an eine Anwaltskanzlei in Nigeria gehen sollen. Und auch die Kanzlei"Owumama Chambers" beweist Sinn für geschäftsmäßiges Tempo. Umgehend faxt sie, in Person vertreten durch"Barrister Ben Uma, Junior Partner", nach Deutschland zurück: eine auszufüllende Vertretungsvollmacht und eine Kostennote.
Angesichts der zu erwartenden Summe von 18,5 Millionen Dollar scheinen Gebühren von zunächst insgesamt 10 050 Dollar nicht viel...
4. Phase: Glückliches Ende oder endlose Melkerei
Im vorliegenden Fall haben Ulrike Sieberling und Klaus Kastenholz an dieser Stelle den Kontakt abgebrochen und vor allem die verlangten Gebühren nicht bezahlt. Ein paar vergebliche Anrufe von Obaro per Handy später ist der Deal geplatzt, und Ruhe kehrt im deutschen Haushalt wieder ein.
Aus vergleichbaren Fällen ist nicht schwer zu erraten, wie die Sache weitergegangen wäre: Trotz bezahlter Kostennote trifft keine Erbschaft auf deutschen Konten ein. Vielmehr folgen weitere Gebühren, Rechnungen oder Kosten, die angeblich erst bezahlt werden wollen, bevor die Bank (oder sonst wer) ihre Dollarschleusen öffnet. Natürlich verdunsten die deutschen Gelder unter Afrikas heißer Sonne, während von den Dollarverheißungen nie etwas Handfestes zu sehen sein wird - halt eine moderne Variante der Serie"Nepper, Schlepper, Bauernfänger".
Ende - Teil II
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