- ZEW-Index: BRD auf Südkurs - dottore, 19.04.2005, 14:21
- Euklid ignoriert diesen Beitrag natürlich wieder... (o.Text) - Prosciutto, 19.04.2005, 14:56
- Ja nun... - fridolin, 19.04.2005, 15:11
- Infla vs. Defla [mkT] - Sascha, 19.04.2005, 17:41
- Re: Infla vs. Defla [mkT] - Baldur der Ketzer, 19.04.2005, 18:02
- Re: Infla vs. Defla - ---Elli---, 19.04.2005, 18:06
- Re: Infla vs. Defla - Cujo, 20.04.2005, 11:53
- Re: ZEW-Index: BRD auf Südkurs - TESLA, 19.04.2005, 15:48
- Re: ZEW-Index: BRD auf Südkurs - Bärentöter, 19.04.2005, 17:09
- Re: Prechter hält dagegen, überraschender Aufschwung erwartet! (owT) - Maurer, 19.04.2005, 17:24
- Euklid ignoriert diesen Beitrag natürlich wieder... (o.Text) - Prosciutto, 19.04.2005, 14:56
Infla vs. Defla [mkT]
-->Hallo Prosciutto!
Naja die Infla-Defla-Debatte ist schon hart die hier stattfindet. Ich beobachte die Sache ein wenig aus der Ferne und habe da verschiedenste Quellen:
- die News
- Daten vom Statistischen Bundesamt
- Aussagen von Menschen die ich kenne
- diverse Preisindizes aus Wirtschaftsmagazinen
- mein eigenes Preisgefühl
- das Forum
- usw.
Alles in allem komme ich zu dem Schluß, daß wir momentan weder einen eindeutigen (ich betone dieses fett markierte Wort) inflationären Trend noch einen eindeutigen deflationären Trend erkennen können.
Alleine die hartnäckige Diskussion zeigt dies m.E. schon. Ein großer Teil der Bevölkerung hat das Empfinden, daß das Leben teurer wird. Warum auch immer. Ob es jetzt aufgrund von Steuererhöhungen kommt obwohl die Preise teilweise in einigen Sektoren vielleicht sogar gefallen sind oder wegen des teuren Benzinpreises...
Fakt ist, daß die Inflationsrate im Plus liegt. Allerdings auch wieder nicht derart im Plus, daß die Preise explodieren. Vergleich man die durchschnittliche Steigerung der Löhne/Gehälter und die durchschnittliche Steigerung der Preise liegt m.E. derzeit keine außergewöhnliche Situation vor. Da gab es schon ganz andere Zeiten was Inflationsraten, Zinssätze, usw. angeht die auch gar nicht mal so arg lange her sind.
Preisrückgänge gibt es sicherlich an vielen Stellen. Man beachte technische Produkte, man beachte Branchen in denen der Preiskampf tobt und Verdränungswettbewerb herrscht. Aber es gibt auch noch genügend Beispiele für steigende Preise andererseits. Letztendlich kommt es in einer relativ stabilen Phase wie derzeit (mittel- bis langfristig auf die Preisentwicklung bezogen)ganz auf den eigenen Warenkorb an. Und da der von Person zu Person höchst verschieden sein kann ergibt sich für den ein oder anderen ein deutlicher Trend zu Preissteigerungen und für andere ein deutlicher Trend zu Preisrückgängen.
Sagen wir es so: Ich meine, daß die"Grundkosten" für die Lebenshaltung ansteigen und das"Drumherum" (so nenn ich es einfach mal) eher im Preis fällt. Die Frage die man gleich daraufhin stellen kann: Wer ist Gewinner? Wer jedoch Verlierer? M.E. sind die Gewinner ganz klar im Bereich der Akadmiker oder Besserverdienenden zu finden. Diese Gruppe wird zwar auch von steigenden Grundkosten"getroffen" kann aber mit dem restlichen zur Verfügung stehenden Teil u.U. mehr an Ware einkaufen obwohl der Restbetrag kleiner geworden ist (Der Gewinn aus sinkenden Preisen für Schnickschnack ist größer als der Verlust des"Restpostens" vom Gehalt nach Abzug der Grundkosten). Verlierer sind ganz klar diejenigen die grad mal so ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Die kommen nämlich in die Klemme und werden immer stärker von steigenden Kosten erdrückt.
Noch ein Effekt sollte berücksichtigt werden. Meistens - wenn auch nicht immer - ist es so, daß die Besserverdienenden den Ton angeben und die Artikel verfassen die wir täglich in den Zeitungen lesen oder die Nachrichtensendungen produzieren oder denen man auch - aufgrund ihres Studiums oder ihrer Ausbildung - tendenziell mehr Glauben schenkt. Diese Gruppe glaubt tendenziell m.E. daher an Defla. Und zwar aus den oben beschriebenen Gründen. Sie spürt die Preissenkungen auch mehr da diese Gruppe gerne mal ne Digicam kauft oder mal ein neues Handy oder nen IPod und auch sonst Kohle über hat für irgendwelchen Kram der das Leben versüßt aber alles andere als lebensnotwendig ist. Und dieser Krempel wird wirklich in rasantem Tempo billiger und zur Massenware.
Der kleine Mann spürt mehr die Infla. Er ist seltener im Elektrofachmarkt zu finden und hat vielleicht ein Handy und möchte mal ne Digicam kaufen aber das wars meistens dann auch schon. Diese Leute spüren eher die steigenden Mieten oder die Kosten fürs Auto um zur Arbeit zu fahren. Oder auch steigende Strompreise (denn mal ganz ehrlich: Aus meiner Sicht ist das Wahnsinn was da schon verlangt wird).
M.E. sollte man alles kritisch betrachten. Schaut euch die Preise an und entscheidet dann ob Infla oder Defla. Statistiken kann man so leicht"verfälschen". Meist reicht schon ein Basiswissen in Skalierung (linear vs. logarithmisch um nur mal ein Beispiel für Aktiencharts zu nennen) oder Darstellung um bei den meisten Menschen zwei verschiedene Aussagen zu erzeugen.
Außerdem: Sicherlich gibt es wirtschaftliche Zusammenhänge. Die Theorien sind i.d.R. und bis auf wenige Ausnahmen - wo sich die Theoretiker selbst manchmal nicht ganz einig sind - auch meist sehr logisch und vernünftig. Aber Formeln aus der VWL sind keine Naturgesetze wie in der Physik wo man sagen kann weil A so hoch ist wie C muß B = D sein. Für Formeln aus der VWL möge man sagen können, daß es wohl nach der Theorie so kommen muß. Aber oft war es schon der Fall, daß es anders gekommen ist. Es gibt zuviele Faktoren die hier eine Rolle spielen und teilweise nicht mal vom Menschen beeinflussbar sind oder nur begrenzt vorhersehbar sind (Faktor Psychologie usw.).
Viele Grüße an die Runde,
Sascha

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