- In Memoriam Per Jacobsson (5.2.1894 - 5.5.1963) - Per_Jakobsson, 05.05.2005, 18:53
- Re: In Memoriam Per Jacobsson (5.2.1894 - 5.5.1963) - CRASH_GURU, 05.05.2005, 21:52
- Re: In Memoriam Per Jacobsson (5.2.1894 - 5.5.1963) - Euklid, 06.05.2005, 07:10
- Re: In Memoriam Per Jacobsson (5.2.1894 - 5.5.1963) - CRASH_GURU, 05.05.2005, 21:52
In Memoriam Per Jacobsson (5.2.1894 - 5.5.1963)
-->Heute vor 42 Jahren, am 5. Mai 1963, starb in New York Per Jacobsson. Der gebürtige Schwede war einer der Vorgänger von Horst Köhler auf dem Chefsessel des IWF, zu einer Zeit, in der der Vorsitzende des Direktoriums des IWF wesentlich größeren Einfluss hatte als heute. Günter Reimann, der Gründer und Herausgeber des „International Reports on Finance and Currencies“ hat Per Jacobsson persönlich gekannt und ihm in seinem Buch „Die Ohnmacht der Mächtigen“ ein Kapitel gewidmet. Er deutet darin vorsichtig an, dass P.J. keines natürlichen Todes gestorben ist. Die amerikanische Presse, anscheinend dem Rat der höchsten offiziellen Stellen folgend, veröffentlichte so gut wie nichts über das plötzliche Ableben des Leiters des IWF.
Reimann schildert P.J. als eine prinzipientreue Persönlichkeit, der in seiner Funktion als Leiter des IWF in einen Don-Quichottischen Kampf gegen die Politik staatlicher Macht geriet. Der Weltkapitalismus stand damals an einem Scheideweg. Die nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgebauten Industrien Westeuropas und Japans wurden zu einer Konkurrenz für die USA. Zum ersten Mal nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bedrohten deflationäre Gefahren die Weltwirtschaft. In dieser Situation traten Paul A. Samuelson und Seymour E. Harris als Berater des Präsidenten John F. Kennedy dafür ein, mit"deficit spending" und inflationistischer Geldschöpfung den inneren Konsum auszudehnen.
Dagegen vertrat P.J. die klassische Grundhaltung, in der monetären Politik die Stabilität der Währung zu verteidigen und dem Inflationismus zu widerstehen. Er hatte die Leitung des IWF in dem tiefen Glauben an die Worte des Präsidenten Roosevelt übernommen, der kurz vor dem Zweiten Weltkrieg verkündet hatte, dass der amerikanische Dollar stets goldwertig sei und nie abgewertet werde.
Doch 1962 wurden hinter den Kulissen der internationalen Diplomatie politische Entscheidungen getroffen, die dem Versprechen des amerikanischen Präsidenten widersprachen und später die Abwertung des Dollars und die Aufhebung der Goldwertigkeit der amerikanischen Währung unvermeidbar machten. Im Kampf gegen den Weltkommunismus fanden die Politiker im Weißen Haus den Vorwand, um mit Defizitfinanzierungen einer deflationären Krise zu entgehen. Eine außenpolitische Bedrohung wurde bemüht, um innenpolisch neue Schulden vor der Ã-ffentlichkeit und dem Kongress rechtfertigen zu können, zumal der Präsident mit einer deflationären Krise im Rücken die kommenden Wahlen verlieren würde.
Hinter den Kulissen versuchte P.J. in vielen Gesprächen seinen Einfluss geltend zu machen, um vor dieser Entwicklung zu warnen. Über die Gespräche von P.J. mit den monetären Experten der amerikanischen Regierung ist nichts veröffentlicht worden, außer Hinweisen seiner Tochter in der Biographie, die sie nach seinem Tod schrieb. P.J. suchte einen dritten Weg, die Hemmungen der Kapitalzirkulation zu überwinden ohne dabei in die Mausefalle des Zyklus von Inflationismus und Deflationismus verstrickt zu werden. Doch er musste bald erkennen, dass er mit seinen Ansichten in Washington auf verlorenem Posten stand. Damals kämpfte er damit, wie er persönlich die neue Situation bewältigen solle. Hätte er geschwiegen, hätte er gegen sein Gewissen und seine Überzeugungen gehandelt. Im Frühjahr 1962 sprach er mit Günter Reimann über die Möglichkeit, sich mit einer Warnung an die Weltöffentlichkeit zu wenden und damit einen offenen Bruch mit der amerikanischen Regierung herauszufordern.
Doch dazu kam es nicht. Am 5. Mai 1963 starb Per Jacobsson in New York. In der Presse erschien eine kurze Nachricht, er sei an Herzschlag gestorben. Nach seinem Tod musste sich der IWF „keynsianisch“ umstellen. Seine Nachfolger betrachteten P.J. als altkonservativen Monetaristen, der die Zeichen der Zeit nicht verstand. Wenige Monate nach dem Ableben des Direktors des IWF wurde der amerikanische Präsident John F. Kennedy ermordet. Der nachfolgende Präsident Johnson eskalierte die Teilnahme am Krieg in Vietnam. Damit begann eine neue Periode des Inflationismus, vor der Per Jacobsson die Welt hatte warnen wollen.

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