- Der Makro-Kreditbetrug - Anmerkungen zu den Nonfarm Payrolls (Hellmeyer) - XERXES, 09.05.2005, 09:22
Der Makro-Kreditbetrug - Anmerkungen zu den Nonfarm Payrolls (Hellmeyer)
--> „US-Nonfarm Payrolls“ ein Produkt aus „Alice’s Wonderland“ - Skepsis ist geboten!
Die Veröffentlichung der US -Nonfarm-Payrolls überraschte den Finanzmarkt nachhaltig mit einer Zunahme um
274.000 neue Jobs. Prognostiziert war ein Zuwachs um 174.000. Entsprechend markant war die Reaktion am Devisen-
und am Edelmetallmarkt zu Gunsten des USD. Der Aktienmarkt konnte zunächst profitieren und der Rentenmarkt
stand unter Druck.
Diese Veröffentlichung passt nicht ansatzweise in das Bild der Konjunkturdaten der letzten Monate aus den USA.
Lassen wir einige Daten Revue passieren, ob enttäuschende US-Wachstumsdaten (3,1%), enttäuschende Ordereingänge
(0,1% - „Durables -2,3%), einbrechende „Housing Starts“ (mehr als -17%), zunehmende Lagerbestände
auf Basis verfehlter Absatzerwartungen oder die Beschäftigungskomponenten aus den ISM-Indices.
Aus diesen Daten der Managementbefragung (ISM-Indices) eine zunehmende Bereitschaft der Arbeitgeber abzuleiten,
verstärkt Mitarbeiter einzustellen, erscheint nach den Erfahrungen der letzten 4 Jahre mehr als gewagt.
Vielmehr sagen die Daten aus dem ISM-Beschäftigungsindex genau das Gegenteil aus.
Entsprechend bietet es sich an, diese Indices einer genaueren ĂśberprĂĽfung zu unterziehen:
ISM-Manufacturing Index - Employment Index:
April 2005 März 2005 Februar 2005 Januar 2005
Beschäftigung 52,3 53,3 57,4 58,1
Dieser Subindex signalisiert deutlich, dass sich am Arbeitsmarkt eine abnehmende Dynamik ergibt und nun der
Wert von 50, der zwischen Kontraktion und Wachstum entscheidende Bedeutung hat, in greifbare Nähe rückt.
ISM-Non-Manufacturing Index
April 2005 März 2005 Februar 2005 Januar 2005
Beschäftigung 53,3 57,1 59,6 52,2
Auch dieser Index signalisiert nach dem zwischenzeitlichen Tief im Januar eine abnehmende Dynamik und nähert
sich erneut der kritischen Marke von 50, der Schwelle zwischen Wachstum und Kontraktion. Laut aktuellen Arbeitsmarktdaten
per April sind in diesem Sektor angeblich 229.000 von 274.000 neuen Stellen geschaffen worden!
Mithin stellt sich die Frage, woher diese neu geschaffenen Stellen kommen. Offensichtlich kommen sie nicht von
den in den ISM-Indices befragten Managern der Unternehmen.
Die „Nonfarm Payrolls“ werden einerseits aus dem „Establishment“ Survey“ abgeleitet, in dem die Unternehmen
befragt werden, was sie an arbeitsmarktrelevanten MaĂźnahmen vollzogen haben. Dabei werden nicht alle Unternehmen
befragt, sondern nur eine repräsentative Auswahl, deren Ergebnisse auf die gesamten USA hochgerechnet
werden. Zusätzlich kommt das „CES Net Birth/Death Model“ zur Anwendung. Die Werte aus diesem Modell
sind eine rein statistische Annahme, die durch keine Erhebungen unterlegt ist!
Schauen wir uns die Entwicklung der statistischen Annahmen im „CES Model“ über die letzten Jahre an:
Zeitraum Jobs
April 2001 - März 2002 91.000
April 2002 - März 2003 470.000
April 2003 - März 2004 642.000
April 2004 - März 2005 826.000
April 2005 (Solo) 257.000
In dem wirtschaftlichen Boomjahr April 1999 - März 2000 lag dieser statistische Wert bei insgesamt 30.000 Jobs.
In diesem Zeitraum wurden laut dem „U.S. Department of Labor“ 3.380.000 neue Stellen im Bereich der „Nonfarm
Payrolls“ geschaffen (Keine Notwendigkeit, die Daten zu schönen!). Mithin machte das „CES Model“ lediglich
0,89% des gesamten Arbeitsmarktberichts aus. Von April 2004 - März 2005 sind laut „U.S. Department of Labor“
2.233.000 neue Stellen im Bereich der “Nonfarm Payrolls” generiert worden. 826.000 oder 37% stammen
aus dem „CES Model“. Mithin ist das „CES-Model“, dessen Ergebnisse eine reine Annahme darstellen und durch
keine Erhebungen verifiziert werden von absoluter Unwesentlichkeit um das Jahr 2000 zu einer bestimmenden
Größe im US-Arbeitsmarktbericht geworden.
Diese Entwicklung von einer unbedeutenden statistischen Größe zu einer im aktuellen Monat April dominierenden
Größe, 257.000 von 274.000 Jobs oder 93,8% der angeblich neu geschaffenen Stellen darstellend, ist unter systematischen
Aspekten nicht nachvollziehbar. Zeitreihenvergleiche sind unter diesen Umständen nicht mehr sinnvoll.
Ein fader politischer Beigeschmack drängt sich förmlich auf!
Die deutliche Ausweitung der statistischen Annahmen in einem Umfeld, das darĂĽber hinaus aus den Unternehmensbefragungen
keine nachhaltigen Impulse fĂĽr eine Belebung des Arbeitsmarkts lieferte, macht sachlich keinen
Sinn.
Politisch macht es jedoch Sinn, um Finanzmarktteilnehmern zu suggerieren, dass die US-Arbeitsmärkte reagibler
sind, der US-Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich erfolgreicher ist und der US-Investitionsstandort komparative
Vorteile gegenüber anderen Ländern aufweist. Somit ist dieses Zahlenwerk fraglos ein Element, das für den
Kapitalzufluss in die USA in der Vergangenheit und auch in der aktuellen Lage wesentlich war und ist.
Einmal mehr ist es jedoch vor allen Dingen der unterschiedliche statistische Ansatz (wie auch bei BIP, Produktivität,
Preismessung) der maĂźgeblich fĂĽr die positive Tendenz im internationalen Vergleich verantwortlich ist.
In einem Umfeld, das von konjunkturellen Dynamikverlusten geprägt ist, ergibt sich für den Berichtsmonat April
2005 ein Anstieg der „Nonfarm payrolls“ um
274.000 Jobs.
257.000 Jobs entstammen der rein statistischen Annahme des „CES Model“ oder der mehr als
8,5-fache Wert des Boomjahres April 1999 - März 2000!
17.000 Jobs stammen aus der Befragung der Unternehmen mit anschlieĂźender Extrapolation!
Ein Wert von 17.000 Jobs passt sowohl zu der konjunkturellen Realität als auch zu den Beschäftigungsindices im
Rahmen der ISM-Indices und fraglos deutlich besser zu meiner verfehlten Prognose von 90.000 - 120.000 neu
geschaffenen Stellen per April 2005.
Die Art der Erfassung der „Nonfarm-Payrolls“ und die Dynamik der Anpassung im Rahmen des „CES -
Model“ fordern im Hinblick auf die Aussagekraft Skepsis ein!
Die „Nonfarm Payrolls“ sind nur in Verbindung mit der Analyse des „CES Model“ geeignet, Bewertungen
des US-Arbeitsmarkts in professioneller Manier vorzunehmen!
Schade dass ausgerechnet jetzt das Forum Pause macht. Ich habe das GefĂĽhl, dass es gerade jetzt bis Mitte Juni (politisch) richtig spannend wird.
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