- Grameen Banking - Holmes - moneymind, 17.07.2005, 22:24
- Re: Grameen Banking - Holmes - Diogenes, 18.07.2005, 08:53
- Re: Banken und Kaufleute - Holmes, 18.07.2005, 11:46
- @ dottore, hilf mal mit, bitte - Diogenes, 18.07.2005, 14:53
- Huups, einen hab ich noch - Diogenes, 18.07.2005, 15:00
- @ dottore, hilf mal mit, bitte - Diogenes, 18.07.2005, 14:53
- Re: Banken und Kaufleute - Holmes, 18.07.2005, 11:46
- Re: Grameen Banking - Holmes - Geschichte des Buches dazu - 000, 18.07.2005, 19:05
- Grameen Banking versus Rheingold - sammelleidenschaft, 21.07.2005, 12:47
- Re: Grameen Banking versus Rheingold - Holmes, 21.07.2005, 13:56
- Rheingold ist kein Geld, auch kein Freigeld oder Regiogeld - sammelleidenschaft, 21.07.2005, 14:23
- Erfolgsprojekt versus Stuß... - bernor, 21.07.2005, 14:08
- Interessanter Link, vielen Dank - sammelleidenschaft, 21.07.2005, 18:00
- Re: Grameen Banking versus Rheingold - Holmes, 21.07.2005, 13:56
- Re: Grameen Banking - Holmes - Diogenes, 18.07.2005, 08:53
Grameen Banking - Holmes
-->Hi Holmes,
danke nochmal für den Hinweis auf Grameen Banking ( http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/324894.htm )
Yunus scheint einen Weg gefunden zu haben, Kredit auf lokaler Ebene auch den Ärmsten zugänglich zu machen, die keine materiellen Sicherheiten stellen können... indem er Gruppensolidarität als Sicherheit nutzt (er vergibt Kredite an 5 Individuen, die zu einer Gruppe gehören --- wenn einer nicht zurückzahlt, bekommen die anderen auch keinen Kredit mehr, also sind sie daran interessiert, daß alle zurückzahlen --- und sich gegenseitig bei der Rückzahlung zu unterstützen bzw. wenn nötig auch „peer pressure“ auszuüben).
Das sieht für mich aus der Sicht der Eigentumstheorie wie eine neue und kreative Kombination aus reiner Eigentumswirtschaft und traditioneller Solidarwirtschaft aus: das Prinzip der unternehmerischen Tätigkeit (kreditfinanzierte Produktion mit Profitziel) ist eigentumswirtschaftlich, der Prozess der Sicherung ist solidarwirtschaftlich. Am ehesten erinnert mich das noch an das Prinzip der Genossenschaft, wobei ein Unterschied darin besteht, daß Genossen ja gemeinschaftlich mit Eigentum haften, was bei Grameen ja nicht der Fall ist. Was die Kreditnehmer dort verlieren können, ist nicht Eigentum, sondern sind Freunde (wer nicht zurückzahlt, verdirbt es sich möglicherweise mit den anderen 4 aus seiner Kreditnehmergruppe) und zukünftige Profitmöglichkeiten (da er ohne pünktliche Rückzahlung keine weiteren Kredite mehr bekommt).
Interessant möglicherweise auch deshalb, weil den Frauen die Prinzipien der Gruppensolidarität vielleicht aus ihrer traditionellen Herkunft her vertraut sind. So ist für sie vielleicht einerseits das Prinzip des Kredits (Kredit nehmen, produzieren, verkaufen, Profit, höherer Kredit/Reinvestition etc.) neu, andererseits sind die Verhaltensmuster, mit deren Hilfe die Rückzahlung sichergestellt wird, wahrscheinlich vertraut. Das könnte die Umstellung auf „unternehmerisches“ Denken um einiges leichter machen. Und wer weiß, vielleicht ersinnen sich ja die Frauen auf längere Sicht --- wenn ihre Kleinunternehmen wachsen und größer werden --- auch andere Methoden der Kreditsicherung. Vielleicht kopieren sie westliche (Eigentumssicherung), vielleicht lassen Sie sich auch etwas ganz neues einfallen.
Sehr interessant (und fast schon revolutionär) finde ich auch, daß die Grameen Bank Kredite vor allem an Frauen vergibt und daß dadurch die Geburtenraten zurückzugehen scheinen.
Eine solche Strategie führt vielleicht nicht unbedingt direkt zu einer makroökonomischen Transformation Bangladeshs zu einem international wettbewerbsfähigen Land, aber wer sagt, daß das das immer das einzige „Entwicklungsziel“ darstellen muß? Die Frauen werden „empowered“, und daß das System funktioniert und konkrete Verbesserungen bringt, zeigt ja sein Wachstum.
Klasse auch, daß diese Strategie aus Bangladesh selber kommt und nicht von westlichen Entwicklungshelfern von außen und aus deren Perspektive übergestülpt wurde. Mein Respekt für Yunus, der seine VWL-Lehrbücher dorthin verfrachtete, wo sie hingehören (in die Tonne), direkt in die Praxis ging und dort gezeigt hat, daß etwas möglich ist, von dem die meisten Ã-konomen und Banker behauptet haben, es ginge nicht. Ob diese Idee dann auf eine komplette Volkswirtschaft übertragbar ist und dort zu den gewünschten Ergebnissen führt (ich vermute, daß sie da doch Grenzen hat - sind die Forderungen der G-Bank gegen ihre Kreditnehmer zedierbar?), ist für mich da zweitranging: diese Idee bringt spürbare Verbesserungen und ist daher klasse, und wie weit sie trägt, sollte und wird die weitere Praxis zeigen.
Hut ab vor Yunus!
Gruß
moneymind

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