- Arten von Geld. - freeman, 21.07.2005, 14:20
- Re: Arten von Geld. - R.Deutsch, 21.07.2005, 15:57
- Re: Arten von Geld. - freeman, 21.07.2005, 16:04
- Re: @freeman - speziell für Dich - R.Deutsch, 21.07.2005, 17:28
- Re: @freeman - speziell für Dich/psychologisch interessant - Frank, 21.07.2005, 21:52
- Re: @freeman - speziell für Dich/psychologisch interessant - freeman, 21.07.2005, 22:02
- Noch so einer... Schöpfen kannst Du aus dem Suppentopf - wenn was drin ist! - Frank, 22.07.2005, 13:04
- Re: Noch so einer... Schöpfen kannst Du aus dem Suppentopf - wenn was drin ist! - freeman, 22.07.2005, 20:38
- Noch so einer... Schöpfen kannst Du aus dem Suppentopf - wenn was drin ist! - Frank, 22.07.2005, 13:04
- Re: @freeman - speziell für Dich/psychologisch interessant - freeman, 21.07.2005, 22:02
- Re: @freeman - speziell für Dich - freeman, 21.07.2005, 21:52
- Re: @freeman - speziell für Dich/psychologisch interessant - Frank, 21.07.2005, 21:52
- Re: @freeman - speziell für Dich - R.Deutsch, 21.07.2005, 17:28
- Re: Arten von Geld. - freeman, 21.07.2005, 16:04
- Re: Arten von Geld. - R.Deutsch, 21.07.2005, 15:57
Re: @freeman - speziell für Dich
-->Das Rätsel Geld
Geld ist ein uraltes faszinierendes Rätsel, dessen Lösung kaum jemand interessiert. Wer will schon wissen, ob Geld nun eine abstrakte Information ist, die aus dem Nichts entsteht oder ein konkreter Gegenstand, der erarbeitet werden muss. Man benutzt Geld einfach so lange es funktioniert. Erst wenn es nicht mehr funktioniert und wieder mal eine Finanzkatastrophe ins Haus steht, wie jetzt vielleicht der Untergang des Dollar, gerät das Thema Geld in den Brennpunkt der Diskussion.
Aber weil solche Finanzkatastrophen in der Geschichte schon ziemlich häufig vorgekommen sind, wurde doch auch schon viel darüber diskutiert, so dass zum Thema Geld eigentlich alles schon gesagt und aufgeschrieben wurde - wir müssen es nur neu für uns entdecken.
Ich will hier mal ein kleines gedankliches Gerüst beschreiben, das unsere Altvorderen gezimmert haben und das, wie ich denke auch heute recht nützlich ist, um darin geldtheoretische Fragen aufzuhängen, zu verknüpfen und sich selbst zu erklären. In seinem Lehrbuch: Die Grundlagen der Nationalökonomie von 1950 unterscheidet Walter Eucken drei Arten der Geldentstehung:
A Ein Sachgut wird zu Geld
B Geld entsteht bei Lieferung einer Ware oder Leistung von Arbeit als Gegenleistung
C Kreditgeber schaffen Geld
In diesen simplen Sätzen steckt Wissen und Erfahrung vieler Philosophen, Wissenschaftler und Banker aus vielen Jahrhunderten und ich möchte mal behaupten, wer sich die Mühe macht, dieses Gerüst zu verstehen, ist auch in der Lage das Geldrätsel für sich selbst zu lösen.
Dieses Gerüst ist etwa das, was man als neoliberale Geldtheorie bezeichnet und was auch die Bundesbank unterschreiben würde. Deshalb eignet es sich vielleicht ganz gut als Ausgangspunkt, um andere, völlig abweichende Meinungen, die ja auch hier im Heft vorgetragen werden, beurteilen und einordnen zu können. Es gibt ja durchaus Leute, die sagen, was die Bundesbank und die Neoliberalen so schreiben sei Unsinn. Deshalb ist es nützlich, ein gedankliches Gerüst zu haben, für ein eigenes Urteil. Wenden wir uns also einmal kurz den einzelnen Punkten des Gerüstes zu.
A Ein Sachgut wird zu Geld
Hier wird ein konkreter Gegenstand (Vieh, Korn, Muscheln, Felle Zigaretten etc.) zum Tauschen benutzt. Weil der Gegenstand von (fast) allen begehrt und akzeptiert wird, kann er zum Zwischentauschmittel - zu Geld - werden. Der subjektive Wert dieses Gegenstandes steigt dann, weil er eben nicht nur als Fell oder Zigarette benutzt werden kann, sondern auch als Tauschmittel. Der Besitzer des Gegenstandes ist tauschbereit (liquide), weil er ihn als Geld jederzeit gegen etwas Anderes tauschen kann. Das Tauschmittel hat deshalb einen höheren subjektiven Wert (Tauschwert) als nur den Gebrauchswert als Fell oder Zigarette.
Als die mit weitem Abstand praktischsten Tauschgegenstände haben sich seit Jahrtausenden Gold und Silber erwiesen und sie könnten auch ohne Probleme heute wieder als Geld praktische Verwendung finden, aber aus bestimmten Gründen wird das politisch derzeit nicht gewünscht. Wir können also getrost den Fall A erst einmal vergessen. Es gibt heute (scheinbar) kein Warengeld mehr, kein Sachgut mehr, das als Geld Verwendung findet. Scheinbar muss man dazu sagen, denn Gold ist ganz zweifellos auch heute noch Geld und zwar nicht nur weil die Notenbanker das selbst so sagen, sondern auch, weil fast alle Notenbanken neben Papiergeld nach wie vor noch Gold als „Währungsreserve“ halten. Wenn Gold nämlich kein Geld mehr wäre, würde es vielleicht bei 30 oder 40 Dollar pro Unze stehen und nicht bei 400 Dollar. Aber gehen wir einfach einmal von der Tatsache aus, dass es heute kein Warengeld mehr gibt, sondern nur noch die beiden anderen Geldarten B und C und schauen wir uns genauer an, was es damit auf sich hat.
B Geld entsteht bei Lieferung einer Ware oder Leistung von Arbeit als Gegenleistung
Arbeitsteiliges Wirtschaften ist Austausch von Leistung und Gegenleistung. Wenn die Gegenleistung nicht sofort erfolgt, wie beim Warengeld, sondern für später versprochen wird, entsteht ein Kreditverhältnis. Man lässt „anschreiben“, die Rechnung bleibt zunächst offen. Damit dieses Leistungsversprechen nicht in Vergessenheit gerät, wird es seit alters her in irgendeiner Form notiert. Der Bäcker schreibt es in ein Buch (anschreiben) oder der Schuldner stellt einen Schuldschein aus. Es gibt und gab zahlreiche Formen, in denen so ein Schuldversprechen festgehalten und notiert wurde. Auf Kerbhölzern, Tontafeln, Zetteln in Form von Schuldscheinen, Wechseln, Anleihen, in Büchern oder heute auch elektronisch in Computern. Eigentlich handelt es sich nicht um Geld wie beim Warengeld sondern um Kredit. Aber weil diese Schuldscheine meist in einem begrenzten Kreis wie ein Gegenstand weitergereicht wurden (umlauffähig gemacht wurden) spricht man auch hier von Geld. Eigentlich wird aber Kredit (eine Schuld) weitergereicht und man sollte genauer von Kreditgeld sprechen. Eine besondere Eigenschaft dieses Kreditgeldes ist es nämlich, dass es aus dem Nichts entsteht und wieder ins Nichts verschwindet, im Gegensatz zu dem Warengeld Gold z.B., das zunächst durch Arbeit (Goldschürfen) entsteht und dann ewig umläuft, und nicht wieder verschwindet.
Kreditgeld (Schuldgeld) lebt nur so lange, wie die Schuld besteht. Erlischt die Schuld, stirbt auch das Kreditgeld (der Schuldschein oder Wechsel wird zerrissen). Dieses Kreditgeld (Schuldgeld) gibt es, seit es Menschen gibt und wohl auch schon lange bevor es Warengeld gab. In jeder Gesellschaft gibt es Schuldbeziehungen, die irgendwie notiert werden und wenn diese Notizen weitergereicht werden (die Schuld an einen Anderen abgetreten wird), spricht man von Kreditgeld. Neben dieser Form von Kreditgeld, das es schon immer gab und immer geben wird, hat sich aber im 17/18. Jahrhundert eine weitere recht heimtückische Form von Kreditgeld entwickelt, der wir uns nun einmal zuwenden wollen.
C Kreditgeber schaffen Geld
Das Prinzip dieses Geldes lässt sich am Besten aus der Geschichte verstehen. Weil es beschwerlich war, größere Mengen Goldmünzen mitzunehmen, lagerte man sein Gold bei Goldschmieden ein, die dafür Lagerscheine ausstellten und diese Lagerscheine wurden als Geldnoten weitergereicht, für die man aber jederzeit Gold abholen konnte. Irgendwann merkten die Goldschmiede, dass nur ein Bruchteil abgeholt wurde und das meiste Gold immer nur im Tresor lag und das brachte sie auf die Idee, mehr Banknoten zu drucken als Gold im Tresor war und diese zusätzlichen Banknoten zu verleihen. Damit war die Idee geboren, wie Kreditgeber Geld aus dem Nichts zaubern können. Aber anders als im Fall B, bei dem ja der Kreditnehmer als Gelderzeuger sich durch seine Unterschrift zu einer späteren realen Gegenleistung verpflichtet, muss hier der Gelderzeuger, also die Bank als Kreditgeber selbst keine reale Gegenleistung erbringen. Die Bank selbst hat das Geld, das sie verleiht, gleichsam aus dem Kopierer gezogen, sie hat nie selbst dafür eine Leistung erbracht, und sie muss auch für das Geld, das sie verleiht, nie selbst eine Leistung erbringen, sie muss den versprochenen Umtausch in andere Güter heute selbst nicht mehr vornehmen, anders als früher im Goldstandard, als sie noch Gold für ihr Geld rausrücken musste. Geld ist heute allein gedeckt - durch Geld.
Dieser Punkt wird meist nur schwer verstanden oder einfach nicht für möglich gehalten.
Die meisten Menschen glauben immer noch, wenn sie 1000 Euro für 2 % aufs Sparbuch einzahlen, würde die Bank diese 1000 Euro für 6 % verleihen und 4 % sei die Marge, von der die Bank lebt. In Wahrheit legt die Geschäftsbank die 1000 Euro als Mindestreserve zurück und erzeugt 10.000 Euro aus dem Nichts, die sie für 6 % verleiht. Das geschieht, indem die Bank einfach die Soll- und Haben Taste am Computer drückt, womit die Bank sich selbst zugleich zu Schuldner und Gläubiger erklärt (Bilanzverlängerung). Damit ist allerdings nur das Prinzip beschrieben. In der Praxis läuft dieser Vorgang etwas komplizierter ab und nicht eine einzelne Bank, sondern nur das Bankensystem insgesamt im Zusammenspiel mit der Zentralbank kann auf diese Weise Geld aus dem Nichts erzeugen. Genauer - die Zentralbanken erzeugen es und die Geschäftsbanken multiplizieren es.
Das Bankensystem erzeugt gleichsam Anspruchszettel auf Bruttosozialprodukt, aber diese Anspruchszettel müssen zurückgegeben werden. Irgendjemand muss versprechen, die geliehenen Zettel zurückzugeben, damit sie überhaupt als Geld in Umlauf kommen. Und weil dieser jemand die Zettel nicht selber drucken kann, muss er sie, wenn er sie für eine Leistung ausgegeben hat im Markt erst durch eine eigene Leistung wieder beschaffen. Es wird also auch in diesem System Leistung und Gegenleistung ausgetauscht. Aber im Fall C sind die Banken am Leistungsaustausch selbst nicht mehr beteiligt. Sie stellen selbst kein Bruttosozialprodukt mehr zur Verfügung, sie vermitteln nur und stellen gleichsam Vermittlungsformulare (leihweise) zur Verfügung und genau an dieser Stelle entsteht das große schwarze Loch. Vermittlungsformulare kann man nämlich (anders als Gold oder Leistungen) beliebig erzeugen und Versprechen auf Rückgabe der Formulare kann man auch beliebig abgeben.
Aber selbst in diesem System ist immer noch eine Bremse eingebaut, nachdem man die Goldbremse ausgebaut hat. Selbst dieses „Geld aus dem Nichts“ im Fall C kann nicht einfach verteilt oder vom Hubschrauber abgeworfen werden. Es kommt nur durch Verschuldung in die Welt. Irgendjemand muss immer noch wenigstens ein Versprechen auf Rückgabe der Zettel abgeben, damit dieses Geld in Umlauf kommt, auch wenn das Versprechen noch so unglaubwürdig ist, wie z. B. im Falle des Staates, der einfach verspricht, künftige Generationen würden es zurückgeben.
Aber Sie ahnen es wahrscheinlich schon - ja es gibt Stimmen, die wollen auch diese Bremse bei der Gelderzeugung noch abschaffen. Die Freigeldanhänger z.B. wollen einfach ein „Währungsamt“ einrichten, welches das Geld druckt und über die Staatsausgaben gerecht verteilt. Wenn der Staat schon die Geldhoheit hat, dann kann er sich ja auch das Geld gleich selbst drucken, ohne dafür Zinsen zahlen zu müssen. Wenn man den Gedanken weiterspinnt, kommt man sehr schnell zu der Forderung, dass jeder sein Geld am Computer selbst druckt, weil so die Armut am schnellsten beseitigt wird. Natürlich darf jeder nur soviel drucken, wie er wirklich braucht.
Die Debitisten wiederum sagen, Geld sei nur das, was man dem Staat schuldet. Der Staat erklärt einfach irgendetwas zum „Abgabegut“ und bestimmt dessen Wert und Menge und weil die Menschen dieses Abgabegut zum Termin abliefern müssen, fangen sie an zu wirtschaften, um sich dieses Abgabegut zu besorgen. Wenn man diesen Gedanken zu ende denkt, braucht man eigentlich gar kein Geld mehr. Es genügt die Peitsche in der Hand des Sklavenaufsehers.
Neben dem Monopolygeld der Freigeldfreunde und dem Zwangsgeld der Debitisten gibt es natürlich noch zahlreiche andere Ideen zur Geldentstehung und zur Geldtheorie, die teilweise hier im Heft auch beschrieben werden, die aber eben alle außerhalb dieses Gedankengerüstes der Liberalen liegen. Meist geht es nur darum, noch leichter noch mehr Geld aus dem Nichts zu erzeugen, ohne lästige Bremsen aus der realen Güterwelt und frei nach dem Satz, den Goethe den Fürsten zu Mephisto sprechen lässt: „Es fehlt an Geld - nun gut - so schaff es denn“.
Fazit
Von den drei Geldentstehungsarten wurde A (vorübergehend) ganz abgeschafft, B gibt es nach wie vor und wird es immer geben und C - fiat money - ist heute die dominierende Form der Geldentstehung, über die immer schneller immer mehr Geld produziert wird. Alle Experimente mit C also fiat money endeten bisher immer in einer Finanzkatastrophe und das wird wohl auch diesmal wieder so sein. In der Regel wurde nach einer Finanzkatastrophe A wieder eingeführt, weil man erneut entdeckt hatte, dass man Wohlstand nicht drucken kann und mehr Geld nicht mehr Wohlstand bedeutet. Geld muss letztlich immer mit einer realen Leistung verbunden sein, und kann nur aus erspartem Einkommen durch Konsumverzicht entstehen. Das Versprechen auf Leistung genügt nicht. Eine versprochene Wurst macht uns nicht satt.
Es kann also durchaus sein, dass Geld in den kommenden Jahren wieder enger mit der realen Güterwelt verbunden wird, und wir eine Renaissance von Gold und Silber als Geld erleben, so wie es bisher immer der Fall war, nach Kreditexzessen und Währungszusammenbrüchen.
Genau dieser Prozess ist in Form der sog. DGC (digital gold currencies) weltweit bereits im Gange. Dabei liegt Gold und Silber in privaten Lagerhäusern und der jeweilige Eigentumsanspruch wird digital, über Handy, Debitkarte oder Internet übertragen. Es gibt bereits zahlreiche digitale Goldwährungen, wie e-gold, GoldMoney, E-Bullion etc., mit denen man heute schon weltweit bezahlen kann. Damit entsteht, noch weitgehend unbemerkt, wieder ein einheitliches, warenbasiertes Weltgeld, wie früher, auf das sich dann auch wieder Kreditbeziehungen aufbauen können, die dann wieder in der realen Güterwelt verankert und mit einem realen Schuldinhalt (Gold oder Silber) definiert wären.
Der häufig vorgetragene Einwand, das ginge nicht, weil nicht genug Gold vorhanden sei, ist schlicht falsch. Die Weltwirtschaft kann mit jeder beliebigen Geldmenge abgewickelt werden, mit 1000 Tonnen Gold genauso gut wie mit 100.000 Tonnen, das ist nur eine Frage der Nullen. Selbst auf nur einer Tonne Gold könnte man ein Weltgeldsystem aufbauen, weil man mit moderner Technik Gold heute selbst im atomaren Bereich digital übertragen kann.
Es wäre nur gut, wenn das staatliche Geldmonopol jetzt aufgeweicht würde und auch beim Geld wieder Wettbewerb entstünde, so dass sich am Ende das beste Geld im Markt durchsetzen kann.

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