- Suizid ist der direkte Weg in den Tod. Warum einen 60 Jahre langen Umweg machen? - Prosciutto, 16.07.2005, 23:58
- Re: Use sunscreen! - MattB, 17.07.2005, 00:16
- und Morgen werdet Ihr fragen warum, weshalb und wofür? - hoerby, 17.07.2005, 07:56
- Re: Vielleicht hast Du zu wenig Probleme und daher zuviel Zeit? - Theo Stuss, 17.07.2005, 10:54
- Re: Suizid ist der direkte Weg in den Tod. Warum einen 60 Jahre langen Umweg mac - Hanse, 17.07.2005, 11:25
- Re: Ja, das könnte ein Anfang sein - Theo Stuss, 17.07.2005, 11:34
- Der Sinn des Lebens - ---Elli---, 17.07.2005, 15:10
- Re: Der Sinn des Lebens - freeman, 17.07.2005, 15:22
- Re: Der Sinn des Lebens - Cujo, 17.07.2005, 23:11
- Werbung ist hier doch nicht erwünscht..... - - Elli -, 18.07.2005, 10:56
- Re: Der Sinn des Lebens - rosenkreuzer, 18.07.2005, 09:33
- Re: Der Sinn des Lebens / danke....... - - Elli -, 18.07.2005, 11:00
- Re: Der Sinn des Lebens - chiron, 18.07.2005, 11:28
- Re: Der Sinn des Lebens / @chiron - - Elli -, 18.07.2005, 14:51
- @Elli - chiron, 18.07.2005, 15:06
- Re: Der Sinn des Lebens / @chiron - - Elli -, 18.07.2005, 14:51
- Ein Sinn erschließt sich wohl erst aus einer Kette von vielen Leben - und dann - Heller, 17.07.2005, 18:36
- Re: Ein Sinn erschließt sich wohl erst aus einer Kette von vielen Leben - und da - Cujo, 17.07.2005, 20:25
- Mich hat es damals voll erwischt. - offthspc, 17.07.2005, 20:24
- Re: Mich hat es damals voll erwischt. - Cujo, 17.07.2005, 20:32
- Den merk ich mir ;) thx (o.Text) - offthspc, 17.07.2005, 21:05
- Re: Mich hat es damals voll erwischt. - Cujo, 17.07.2005, 20:32
- was willst du denn gerne merken? - Toby0909, 18.07.2005, 10:12
- "ich folge Dir nach"? - Amanito, 18.07.2005, 13:42
- paar Worte - beni, 18.07.2005, 14:51
- Selbstmord ist die Umkehrung des Tötungswunsches - Nachfrager, 18.07.2005, 16:00
- Re: Ich kenne da jemanden - LOMITAS, 18.07.2005, 17:07
- Prosciutto, ich glaube, ich kenne Dein Problem - Gundel, 19.07.2005, 13:18
- Re: Suizid ist der direkte Weg in den Tod. Warum einen 60 Jahre langen Umweg mac - Cujo, 19.07.2005, 15:40
- Zwischenstand - Prosciutto, 25.07.2005, 01:18
- Re: Zwischenstand... (einfach mal etwas abwarten!!!) - MattB, 25.07.2005, 01:41
- Re: Zwischenstand II - *Zusammenfassung* - LenzHannover, 27.07.2005, 02:05
- kleiner Einwand re. 3.-Welt-Einsatz - BillyGoatGruff, 27.07.2005, 09:11
- Re: Zwischenstand II - *Zusammenfassung* - LenzHannover, 27.07.2005, 02:05
- Re: Zwischenstand - albert, 25.07.2005, 02:33
- Re: Zwischenstand - Prosciutto, 25.07.2005, 03:13
- Re: Zwischenstand - Oldy, 25.07.2005, 04:06
- Re: Zwischenstand - Prosciutto, 25.07.2005, 04:21
- Re: Zwischenstand - Oldy, 25.07.2005, 05:56
- Re: Zwischenstand - freeman, 25.07.2005, 20:15
- Re: Zwischenstand - Prosciutto, 25.07.2005, 04:21
- Re: Zwischenstand - Oldy, 25.07.2005, 04:06
- Re: Zwischenstand - Prosciutto, 25.07.2005, 03:13
- Liebeskummer? - Spartakus, 25.07.2005, 03:25
- Vielleicht... - Prosciutto, 25.07.2005, 03:34
- Re: Vielleicht... - NaturalBornKieler, 25.07.2005, 10:39
- Vielleicht... - Prosciutto, 25.07.2005, 03:34
- Re: Zwischenstand - Emerald, 25.07.2005, 07:21
- Re: Zwischenstand - Prosciutto, 25.07.2005, 10:53
- Re: @Prosciutto, glaubst Du im Ernst, gegen die Entscheidung der - Uwe, 25.07.2005, 07:27
- Dein Weg ist noch lange nicht zu Ende - Morpheus, 25.07.2005, 08:50
- Ein Vorschlag für heute - BillyGoatGruff, 25.07.2005, 09:51
- Danke. - Prosciutto, 25.07.2005, 10:20
- Re: Danke. - BillyGoatGruff, 25.07.2005, 10:52
- Danke. - Prosciutto, 25.07.2005, 10:20
- Re: Zwischenstand / Bremer Stadtmusikanten - Student, 25.07.2005, 09:51
- Re: Zwischenstand / Bremer Stadtmusikanten - Prosciutto, 25.07.2005, 10:13
- Re: Zwischenstand / Bremer Stadtmusikanten - chiron, 25.07.2005, 10:25
- Re: Zwischenstand / Bremer Stadtmusikanten - Prosciutto - nereus, 25.07.2005, 11:05
- Re: Zwischenstand / Bremer Stadtmusikanten - Prosciutto, 25.07.2005, 10:13
- Geschichte meiner Mutter (lang) - Karl52, 25.07.2005, 11:49
- Re: Zwischenstand - Amanito, 25.07.2005, 12:07
- Re: Zwischenstand - Amanito, 25.07.2005, 12:10
- Vielleicht auch ein Problem? Zu viel Wohlstand und zu gescheite Eltern. - Prosciutto, 25.07.2005, 12:30
- Re: Vielleicht auch ein Problem? Zu viel Wohlstand und zu gescheite Eltern. - Uwe, 25.07.2005, 13:03
- ein paar Gedanken: - Yak, 25.07.2005, 22:15
- Wenn ich Gott wäre, dann... - chiron, 25.07.2005, 13:01
- Ich bin Atheist - und ob ich Hilfe brauche, weiss ich selber nicht. - Prosciutto, 25.07.2005, 13:12
- Re: Ich bin Atheist - und ob ich Hilfe brauche, weiss ich selber nicht. - Emerald, 25.07.2005, 14:09
- Re: Ich bin Atheist - und ob ich Hilfe brauche, weiss ich selber nicht. - ackid, 25.07.2005, 19:33
- Ich bin Atheist - und ob ich Hilfe brauche, weiss ich selber nicht. - Prosciutto, 25.07.2005, 13:12
- Re: @Prosciutto - i. A. eines Lesers - - Elli -, 25.07.2005, 14:34
- Re: Zwischenstand - Diogenes, 25.07.2005, 15:10
- Depression - Trixx, 25.07.2005, 16:12
- Re: Zwischenstand - Medizinmann, 25.07.2005, 17:47
- Re: Zwischenstand - daxput, 25.07.2005, 23:04
- Re: Zwischenstand... (einfach mal etwas abwarten!!!) - MattB, 25.07.2005, 01:41
- Re: Suizid ist der direkte Weg in den Tod. Warum einen 60 Jahre langen Umweg machen? - Corleone, 25.07.2005, 18:19
- Re: Suizid ist der direkte Weg in den Tod. Warum einen 60 Jahre langen Umweg machen? - Denker, 25.07.2005, 20:21
Geschichte meiner Mutter (lang)
-->Ich weiß nicht, lieber Prosciutto, ob Dir das weiterhilft, aber laß Dir einfach mal die Geschichte meiner Mutter erzählen, die Ende Januar im gesegneten Alter von 93 Jahren in Frieden entschlafen ist.
Geboren 1911, hat sie den ersten Weltkrieg nur am Rande miterlebt, wohl aber hautnah den sog. Steckrübenwinter 1919. Vater in franz. Kriegsgefangenschaft, Heimkehr 1920, macht seine Schreinerei wie selbstverständlich wieder auf, schlägt sich und seine Familie irgendwie durch, großer Garten, da wird auch mal ein Schwein schwarz geschlachtet...
Vater stirbt 1929 an Zucker, zwischendurch ist einer ihrer Brüder bei einem Unfall um Leben gekommen. Trotzdem macht sie das Gymnasium zu Ende, geht bei einem Juden in die Lehre, damals schon ein Wagnis. Muß ein hochanständiger Mensch gewesen sein (warum auch nicht???), jedenfalls ist in meiner Vaterstadt ein Platz nach ihm benannt. Einer von denen jedenfalls, die mit der Waffe in der Hand mitgeholfen haben, die Separatistenaufstände niederzuschlagen.
Jedenfalls wird sie auch durch diesen Mann in ihrem Drang nach Freiheit und in ihrer liberalen und sozialen Prägung bestärkt. Muß eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein.
Irgendwann legen die lokalen Nazi-Größen dem Mann nahe, auszureisen; er darf sein gesamtes Vermögen mitnehmen (!) wegen Freibrief von Göring wg. Separatisten und so.
Sie wechselt zwangsläufig den Arbeitgeber, lernt dort meinen Vater kennen, zieht ihn in den Bann ihres eigenen Freiheitsdranges, obschon er eigentlich diametral gepolt ist.
Mein Vater wird dann nacheinander zum Arbeitsdienst, zur Wehrmacht eingezogen, Frankreichfeldzug; kurzes Intermezzo, dann Rußland. 1941 schenkt sie Zwillingen das Leben, davon einer, den sie durchpäppeln muß.
1942 kommt mein Vater schwerverwundet (Bauchdurchschuß) auf Heimaturlaub, sie pflegt ihn so gut es geht, ist glücklich mit ihm, obschon sie genau weiß, daß er wieder nach Rußland muß.
Noch 1942 schenkt sie nocheinmal Zwillingen das Leben, die aber - erster herber Schlag - die Strapazen der Luftangriffe nicht überleben. Evakuierung, und immer die Angst um ihren Mann: kommt er zurück?
Er kommt! 1943, ist geradenoch der Hölle von Stalingrad entkommen, Heimaturlaub, Kind Nr.5 Anfang 1944.
Der Krieg ist zu Ende, General Model hatte befohlen, alle Soldaten vor der Kapitulation zu entlassen, deswegen fast keine Gefangenen an der Westfront, darunter auch mein Vater. Kind Nr.6.
Kind Nr.5 stirbt 1948 an einer Vergiftung - der zweite Schlag, ihr Mann, da Ritterkreuzträger und damit eo ipso"Kriegsverbrecher" auf der Flucht, und wieder die Ungewissheit"Kommt er zurück?"
Er kommt!
Schwarzmarktzeit, Fringsen, auch mal mit der Nachbarschaft in einer Nacht ein ganzes Feld Zuckerrüben"abernten" und in Sirup verwandeln (die letzten Reste wurden 1955 entsorgt). 1948 Tabakanbau (sehr warmer Sommer) sehr gut für den Schwarzmarkt!
Währungsreform, ihr Mann kommt endlich zurück, der Wiederaufbau fängt an, Hoffnung keimt allenthalben. 1950 entschließen die beiden sich, ein Haus zu bauen, das dann 1953 fertig ist. Zwischendurch kommt Kind Nr.7 zur Welt (ich). Es folgen glückliche Jahre, mein Vater verdient gut, macht im"Wirtschaftswunder" Karriere; 1955 Kind Nr.8.
Meine Kindheit und ich denke, auch die meiner Geschwister dürfen getrost als"glücklich" bezeichnet werden. Vater zwar streng, durchaus auch autoritär, aber fördernd, ergänzt durch eine bisweilen nachsichtige Mutter, die uns Kindern den"Hang zum Zweitbuch" sehr früh beibringt, die auch mal Sozialverhalten einfordert und vorlebt....
Die ersten Zwillinge verlassen die Familie, suchen sich außerhalb eine eigene Existenz, erfolgreich, also auch ein Grund, glücklich zu sein. Allerdings auch zunehmende Entfremdung von ihrem Mann, anyway, soll bei langen Ehen vorkommen.
Dann 1979 Schlag Nummer drei: Kind Nr.8 stürzt im Gebirge ab! Da war sie bereits 68 Jahre alt, hatte eigens noch Pflaumen gepfückt für Kuchen (mein Bruder, Nr.8, wollte an dem Wochenende nach Hause kommen).
Sie hat lange daran geknabbert, ihr jüngstes Kind beerdigen zu müssen.
Aber sie berappelt sich, ihr Optimismus kommt wieder, die ersten Enkelkinder machen ihr Freude, sie zeigt ihnen z.B., wie man auf einem Treppengeländer runterrutscht (!) und sonstige"Zeitvertreibe".
Trotz der innerlichen Trennung von ihrem Mann, - die beiden hatten sich insoweit arrangiert, daß ein Nebeneinander-Leben auch eine Form der Gemeinschaft sein kann -, auch dies eine offenbar glückliche Zeit.
Weitere Enkelkinder folgen, auch diese ihr eine Freude.
Mein Vater wird bettlägrig, sie pflegt ihn (alleine!) solange, bis die Ärzte ihr sagen"lange machen Sie das nicht mehr, Frau XXX!" Sie gibt ihren Mann schweren Herzens in ein Pflegeheim, erholt sich in den folgenden Monaten von den Strapazen der Pflege, macht sogar den Garten ("Schmeckt ja doch besser als dieses gedüngte Zeugs").
1997 binnen weniger Tage Schlag vier und fünf: erst stirbt einer der ersten Zwillinge an Herzversagen, gerade mal 56 Jahre alt, wenige Tage drauf ihr Mann. Da ist sie schon 86 Jahre alt.
Auch das steckt sie weg, blüht nochmal auf, bekommt trotz ihres Alters nacheinander ein künstl. Hüftgelenk und Kniegelenk ("Jetzt kann ich endlich wieder ohne Krücke laufen!").
Wieder einige Jahre des Glücks, sie knüpft alte Kontakte wieder neu, lebt, sie liest, wie immer schon, viel, mehr als je zuvor eigentlich, schmeißt ihren Haushalt ohne Putzfrau ("Ich mach' ja alleine nicht soviel Dreck, und die Weisheit des Alters läßt mich über manches hinwegsehen!").
Ihren Neunzigsten erlebt sie heiter und vergnügt, den Vertreter der Stadt nimmt sie liebevoll-ironisch derart auf den Arm, daß der nach 'ner knappen halben Stunde das Weite sucht, freut sich königlich, daß der heutige Chef der Firma meines Vaters sie nicht vergessen hat und sie mit"Tante YYY" anredet; immerhin hatte auch der auf ihrem Schoß gesessen, damals, nach dem Krieg, neben ihren leiblichen Kindern. Er bleibt erheblich länger als der Official der Stadt, mehr eben als Pflichtübung eines Beamtenarsches.
Altersbedingt werden in der Folge Verfallserscheinungen unübersehbar, mit denen sie sich aber so gut es geht arrangiert... Nach dem dritten (!) Schlaganfall wird auch sie zum Pflegefall, erlebt aber noch ihren 93. Geburtstag im Kreise der Familie, freut sich über vier Enkelkinder und einen Urenkel, will aber eigentlich nicht mehr leben. Das erste Mal, daß meine Mutter nicht mehr optimistisch ist.
Ende Januar 2005 ist sie dann in Frieden entschlafen. Der Notarzt kam gottseidank zu spät.
Lieber Prosciutto, auch hinterm Horizont geht's weiter. Ich habe versucht, epische Breite zu vermeiden, gleichwohl Stationen eines Lebens aufzuzeigen, das so eigentlich nur Mahnung sein sollte, es nachzutun. Vielleicht hilft es Dir ein wenig.
Gruß, Karl

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