- Mein Berufswunsch: Journalist. Muss man ihn begraben, wenn man gehörlos ist? - Prosciutto, 25.07.2005, 13:07
- Nachtrag: Eingescannter Leserbrief - Prosciutto, 25.07.2005, 13:20
- Re: Nachtrag: Eingescannter Leserbrief - Plutarch, 25.07.2005, 13:42
- Re: Computer und Menschen - Holmes, 25.07.2005, 14:28
- Versuch es halt mal damit - Toby0909, 25.07.2005, 14:36
- Re: Nachtrag: Eingescannter Leserbrief - kenne sehr nette Informatiker - BillyGoatGruff, 25.07.2005, 14:52
- Re: Mein Berufswunsch: Journalist. Muss man ihn begraben, wenn man gehörlos ist? - NaturalBornKieler, 25.07.2005, 14:29
- Re: Nein - dottore, 25.07.2005, 15:05
- Dottore, ich antworte mal an seiner Stelle - Gundel, 30.07.2005, 06:39
- Re: Berufswunsch: Journalist. Wunsch und Wirklichkeit - Christian, 25.07.2005, 15:13
- Nachtrag: Eingescannter Leserbrief - Prosciutto, 25.07.2005, 13:20
Re: Nein
-->Hi Prosciutto,
im Journalismus geht für jemand, der Dein Handikap hat, vieles natürlich nicht. Journalismus ist ein extrem kommunikativer Beruf. Außerdem muss Kommunikation aus Gründen der Aktualität sehr schnell erfolgen.
Nun, was wäre dennoch möglich?
1. Layout. Das liegt in vielen Bereichen im Argen. Ich meine nicht das laufende Tages-Layout in einer Redaktion, sondern jenes, das unter dem schönen Wort"Relaunch" zusammengefasst wird, also eine grundlegende Neugestaltung eines Publikationsorgans. Du kaufst Dir also einen Packen Zeitungen oder Zeitschriften und schaust sie Dir an. Was könntest Du verbessern? Gänzlich anders machen? Das Ergebnis dann an die betreffende Redaktion schicken und auf die Reaktion warten. Kreative Layouter sind rar.
2. Werbung, quasi indirekter Journalismus bzw. Umgehen mit Bild und Text. Erfinde eine Kampagne, z.B. für bisherige Nicht-Werber oder Werber, deren Auftritt Deiner Meinung nach zu verbessern wäre. Dann an die Betreffenden schicken.
3. Wissenschaft. Das ist die große Wachstumsbranche im Journalismus. Gerade mittlere und kleinere Publikationen können sich keine eigenen Wissenschaftsredakteure leisten und die Agenturen, die solches speziell anbieten, sind gefragt. Dazu müsstest Du die wichtigsten Standard-Publikationen (Science, Nature, medizinische Fachzeitschriften aller Art, usw., usw.) sorgfältig durchgehen; die meisten gewähren auch direkten Vorab-Zugriff auf die noch kommenden Beiträge (lässt sich per e-mail regeln). Ein ensprechender Service für mehrere Zeitungen/Zeitschriften sollte erfolgreich sein: Deine Beiträge würden dann in mehreren zugleich erscheinen (sog."Bauchladen") und Du könntest Dir auch schöne Marktnischen heraussuchen.
4. Neuerscheinungen. Verlage anschreiben und nach kommenden Büchern fragen. Diese sich dann als Fahnen oder in Pre-Print-Versionen kommen lassen und daraus entsprechende Artikel stricken. Erscheinungs-Termine werden mit den Verlagen agestimmt.
5. TV-Programme. Dazu diese rechtzeitig im Voraus durchflöhen und bei interessanten Stoffen um die Unterlagen bitten. Diese dann aufbereiten und an die Redaktionen schicken. Diese würden sie dann zum Sendetermin ins Blatt heben.
6. Geschäftsberichte. Werden von vielen Firmen sehr lieblos gehandelt und könnten enorm verbessert werden. Firma schickt Dir die Zahlen, Statements, usw. und Du sorgst dafür (Fotos anfordern oder sich selbst gute Optiken einfallen lassen), dass die Inhaber (Aktionäre) zur GV etwas Feines in Händen halten.
7. Ausstellungen. Dazu brauchst Du kein Hörgerät, sondern ein gutes Auge, Kenntnisse (leicht recherchierbar), Urteilskraft und Schreibkunst.
In jedem Fall beim VSJ sich als"Freier" anmelden. Den"Freien" geht es zwar insgesamt nicht so besonders, aber wer was kann und wer Einfälle hat oder Marktnischen besetzt, kann sich nicht beklagen.
Grundsätzlich arbeitest Du"extern", was aber nicht bedeutet, dass Du nicht regelmäßig bei Deinen Kunden vorbeischauen könntest.
Wenn Du mit all den Punkten oben durch bist, wirst Du Dich wundern, wie interessant die Zeit doch sein kann - mit Erfolgen und mit Misserfolgen. Und warum darauf verzichten?
Und nicht warten, sondern gleich mit dem Nächstbesten beginnen. 100 Franken in die Tasche, zum nächsten großen Kiosk - und dann mal schauen, was"die Journalisten" so drauf haben (und was nicht).
Irgendein"Studium" brauchst Du nicht (Zeitverschwendung). Allerdings Begabung und die scheinst Du ja zu haben. Das mit"einem Job" schlag Dir aus dem Kopf. Die Stoffe, die zu anzubieten hast, entscheiden.
Los, los - und Input holen!
Und jetzt: Zum Thema"Wissenschaft" haben die Standard-Nachrichtenagenturen (DPA, AP, RTR, AFP, DDP usw.) seit dem 20. (!) Juli buchstäblich nicht eine einzige (!) Meldung über ihre Dienste ("Ticker") laufen lassen. Also eine ganze Woche lang hat kein Mensch auf Erden etwas erforscht, entdeckt, vorgetragen, gemutmaßt, publiziert, usw.???
Und das bei ca. 20.000 wissenschaftlichen Zeitschriften allein, die stetig erscheinen, bei ununterbrochen laufenden Kongressen an irgendeinem Ort der Welt???
Die Basis des Journalismus ist Neugier. Da kann jemand wie Du diesen Pennern aber mächtig auf die Sprünge helfen.
Alles Gute, Gruß + los!

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