- Handelskrieg EU-USA - Taktiker, 20.12.2000, 14:54
Handelskrieg EU-USA
EADS lässt den A380 aufsteigen. Die Amerikaner drohen mit Handelskrieg
Die Entscheidung ist von historischer Tragweite. Fast genau drei Jahrzehnte nach der Gründung hat Airbus den Bau des größten Flugzeugs der Welt beschlossen. Europa fördert die Entwicklung mit Milliarden schwerer staatlicher Unterstützung. Und Amerika droht mit einem Handelskrieg.
Nachdem Singapore Airlines, Qantas, Air France, Emirates Airlines, die US-Leasinggesellschaft ILFC und Virgin Atlantic insgesamt bereits 50 Maschinen fest bestellt haben, strotzt die Konzernmutter EADS vor Optimismus und Selbstbewusstsein. Nach dem letzten Stand der Planungen soll der A3XX, kĂĽnftig A380, im Jahr 2004 zum Jungfernflug starten und ab 2005 an Kunden ausgeliefert werden.
Mit einem Investitionsaufwand von 12 Mrd.$ wollen die Europäer neue Standards in der Mega-Jumbo-Klasse setzen und das bereits seit Jahrzehnten bestehende Monopol des US-Konzerns Boeing brechen. Bisher galt die Boeing 747, die 1970 erstmals vom Boden abhob, als Maß aller Dinge. Zwar wiegt der A380 vollbeladen 40% Prozent mehr als das Boeing-Modell, kann aber fast 50% mehr Passagiere befördern und mit einer Tankfüllung die Strecke von rund 14.000 km - 1500 km mehr als die Konkurrenz - zurücklegen. Als Antwort auf den Super-Airbus hat Boeing bis jetzt lediglich vergrößerte Modelle aus der 747-Familie angekündigt.
Unangeachtet der Freude weht dem Newcomer aber schon jetzt ein scharfer Wind um die Airbus-Nase. Der scheidende US-Präsident Bill Clinton auf dem letzten EU/USA-Gipfeltreffen die finanziellen Hilfen für Airbus kritisiert, die nach Meinung der Amerikaner den Wettbewerb verzerren. Unverholen drohen die Amerikaner schon mit Handelsbeschränkungen für Importe aus Europa.
Die stark Export abhängigen Europäer sind alarmiert. Sie vertreten die Auffassung, dass die dem Flugzeugbauer gewährten Darlehen sich innerhalb der Modalitäten bewegen, die in entsprechenden Verträgen zwischen den USA und Europa fixiert sind. Die Gelder, die Airbus für den A380 erhalten wird, müssen innerhalb von 17 Jahren zu marktüblichen Konditionen zurückgezahlt werden, heißt es.
Ob Clinton oder sein republikanischer Nachfolger, der selbsterklärte „Hardliner“ George W. Bush, tatsächlich auf die Politik der Stärke setzen und den Knüppel aus dem Sack holen, muss abgewartet werden Am 11. Januar haben die Kontrahenten nochmals die Chance, ihre Differenzen auszuräumen. Allerdings lässt die Heftigkeit der amerikanischen Reaktion schon jetzt einen Schluss zu. Der einst belächelte Boeing-Herausforderer Airbus wird endlich auch in den USA ernst genommen. Dem Vernehmen nach soll Boeing noch nicht einen Auftrag für den vergrößerten Jumbo vorliegen haben.
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