- OT: US_Heuschrecke Texas Pacific lässt British Airway's grounden! - Emerald, 12.08.2005, 22:29
- Re: OT: US_Heuschrecke Texas Pacific, noch etwas Vorgeschichtliches: - Emerald, 12.08.2005, 22:41
Re: OT: US_Heuschrecke Texas Pacific, noch etwas Vorgeschichtliches:
-->Gate Gourmet zahlt Schulden nicht (09.01.2005)
Die ehemalige Swissair-Tochter fordert bessere Konditionen von Darlehensgebern
Der Airline-Caterer Gate Gourmet hat die Rückzahlung einer Kredittranche nicht geleistet. Die
Ratingagentur Standard & Poor's hat am Freitag Gate Gourmet mit dem Wert «D» als nicht
kreditwürdig eingestuft.
Birgit Voigt
Steckt Gate Gourmet finanziell in grossen Schwierigkeiten? Seit die ehemalige Tochter der Swissair
nach deren Zusammenbruch im 2002 notfallmässig an die amerikanische Risikokapital-Firma Texas
Pacific Group verkauft wurde, veröffentlicht der weltweit zweitgrösste Catering-Service kaum noch
Unternehmenszahlen. Die Meldung von Standard & Poor's vom Freitag hört sich deshalb hochdramatisch
an. Gate Gourmet habe auf Ende Jahr hin fällige Rückzahlungen für einen Kredit von 372 Millionen
Franken sowie Zinsen für ein 268 Millionen teures Darlehen nicht bezahlt und auch eine zusätzliche
Frist von einer Woche ungenutzt verstreichen lassen. Die Ratingagentur senkt deshalb die Bonität
von Gate Gourmet für langfristige Verbindlichkeiten auf den schlechtesten Grad «D» für «Default» -
in Zahlungsverzug.
Kann nicht oder will nicht?
Die Zahlungsweigerung von Gate Gourmet scheint aber nicht aus Mangel an Mitteln entstanden zu
sein. Auch der Analyst Melvyn Cooke von Standard & Poor's konstatiert: «Die flüssigen Mittel von
Gate Gourmet hätten ausgereicht, um die Schuldenrückzahlung termingerecht durchzuführen.» Offenbar
streitet sich die Führung von Gate Gourmet mit ihren Kreditoren um Zahlungsmodalitäten. Bereits
seit 2003 - so Standard & Poor's - fordert der Caterer von seinen Kreditgebern bessere
Konditionen. Die Begründung für das Begehren liegt auf der Hand. Die Situation im Fluggeschäft
trifft auch die Zulieferer in voller Brutalität. Die Tatsache, dass Gate Gourmet vor wenigen
Monaten die Lieferungen für die US-Airline Delta kurze Zeit einstellte, um den Grosskunden zur
Begleichung seiner Rechnungen zu zwingen, zeigt, mit welch harten Bandagen gekämpft wird. Der
Spardruck der Fluggesellschaften führt bei den Essenslieferanten zu tendenziell sinkenden Umsätzen
und permanentem Margendruck. Bei gleich bleibend hohen Finanzierungskosten bleibt da für die
texanische Besitzerin der Gate Gourmet logischerweise immer weniger übrig. Doch die beinharten
Amerikaner wollen offenbar dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen und fordern von den
Kreditgebern Zugeständnisse. «Durch die Zahlungsweigerung wird Druck aufgesetzt, und dies ist Teil
der Taktik der Texaner. Die beherrschen das Spiel. Der Ruf von Gate Gourmet ist ihnen nicht
wichtig», charakterisiert ein Bankeninsider die Situation. Gate Gourmet bestätigte auf Anfrage
der «NZZ am Sonntag», dass Verhandlungen stattfänden: «Im Rahmen eines alljährlichen Treffens
kamen wir mit unseren Bankengruppen im Dezember 04 zusammen. Teil der diskutierten Themen waren
unter anderem Möglichkeiten, unser Geschäft mit mehr finanzieller Flexibilität zu gestalten. Die
unterbreiteten Vorschläge sind unseres Erachtens keine ungewöhnlichen Massnahmen. Gate Gourmet
verfügt über genügend Liquidität für das normale Tagesgeschäft.»
Das in Bankenkreisen als ziemlich ungehobelt eingeschätzte Vorgehen ist nur ein Indiz dafür, dass
bei Gate Gourmet gerade die Weichen für die Zukunft radikal neu gestellt werden.
Die Firma erlitt nach den dramatischen Einbrüchen im 2002, ausgelöst durch den Untergang der
Swissair, auch 2003 nochmals einen Umsatzrückgang von 16% auf 2,3 Milliarden Franken. 22 000
Menschen arbeiten noch bei dem Unternehmen.
Bald ein US-Unternehmen
Im Juni 2004 stellte Texas-Pacific-Boss David Bonderman den Weggenossen und ehemaligen US-Airways-
Chef David Siegel als neuen CEO für Gate Gourmet an. Sechs Monate später, zum Jahreswechsel,
räumte Siegel in den Führungsetagen des Caterers praktisch sämtliche Kader ab und besetzte 15
Positionen neu. Die Mehrheit der Neuankömmlinge stammen aus den USA. Zur Begründung für den
massiven Austausch heisst es intern, man wolle sich in einigen Bereichen strategisch verstärken.
Nebst dem Kerngeschäft, das derzeit branchenweit keine guten Aussichten hat, sollen offenbar
Bereiche wie das globale Supply-Chain-Management und das Logistik-Know-how zu
Dienstleistungsangeboten für Dritte ausgebaut werden.
Wie lange Gate Gourmet nach dieser Umbauphase noch als Schweizer Unternehmen figurieren wird, ist
höchst unsicher. CEO Siegel selbst hält sich dem Vernehmen nach jedenfalls deutlich mehr in der US-
Tochterniederlassung auf als in der Schweiz. De facto hat das Unternehmen bereits heute nur noch
seinen offiziellen Sitz in der Schweiz. Das Entscheidungszentrum scheint in die USA abzuwandern.
Information von NZZ

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