- OT: Lesetipp - Jacques, 25.08.2005, 19:01
- Re: OT: Lesetipp - thoughtful, 25.08.2005, 20:09
- Re: Lesetip - Leseprobe - thoughtful, 25.08.2005, 20:21
- ja dann tauscht halt! ;) (d. oben bitte nicht klicken!) (o.Text) - BillyGoatGruff, 25.08.2005, 20:45
- Re: Lesetip - Leseprobe - thoughtful, 25.08.2005, 20:21
- Re: OT: Lesetipp - thoughtful, 25.08.2005, 20:09
Re: OT: Lesetipp
-->>Ayn Rand: Wer ist John Galt.
>Eigentlich wollte ich mir einen Kommentar zu diesem Buch verkneifen.
>Dennoch und nur ganz kurz:
>Eine Erklärung der Autorin über die Treibbfedern des (Nicht-)Wirtschaftens.
>
>Gruss
>jacques
Ei, ei, ei, mein Lieblingsbuch
Nachfolgend Rezensionen aus AMAZON (wenn es dort nicht zu bekommen ist dann über den verlag.
Amazon - Leserrezensionen Durchschnittliche Leserbewertung: *****
Zahl der Rezensionen: 6
adlib@gmx.de aus Freiburg, 22. November 1999
Welcome to Randworld!
Atlas shrugged ist zweifellos ein spannend geschriebenes Buch. Dafür gibt's auch die drei Sterne von mir. Ich habe die 1100 Seiten Dünndruck auf Englisch in einer Woche gelesen, mit einem langweiligen Buch funktioniert das nicht. In dem Bereich aber, der mit Sicherheit Frau Rands Hautpanliegen war, der 'Philosophie' die dahintersteckt, sieht das ganz anders aus. Die Autorin entwickelt ihre Vorstellung von dem, wie die Welt aussehen und Menschen sich verhalten sollten. Kreative, integrierte, freie Menschen. Rand entwirft dazu eine Zeit, in der die USA als Hort der Reste eines Kapitalismus, der die arme, dem Sozialismus anheimgefallene Restwelt miternähren muß. Sie zeigt den Niedergang anhand der größten Eisenbahngesellschaft der USA auf deren stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dagni Taggart eine der Hauptfiguren ist. Dagni und eine Handvoll anderer werden als Idealbider für menschliches Handeln entworfen; sie entwickeln sich von den Letzten die versuchen, dem allgemeinen Niedergang aus Liebe zu dem von ihnen Geschaffenen entgegenzuwirken, zu denen, die diese Verantwortung ablegen und in einem selbstgeschaffenen Idealstaat nur ihren eigen Interessen folgend den reinsten Kapitalismus zelebrieren.
Gut, Ayn Rands offensichtlich brennender Haß auf alles, was auch nur den Anflug von Sozialismus zeigt, wurzelt wohl in ihren Erfahrungen mit der kommunistischen Revolution in Rußland. Und das Gefühl, die USA seien so etwas wie die 'Eltern' der Welt, die ständig für ihre unmündigen 'Kinder' (lies: alle anderen Staaten) zu sorgen hätten und nur Undank für all die Mühen und Kosten ernteten, ist anscheinend ein in diesem Land weitverbreitetes Gefühl. Aber das macht die Konzept von Rands 'Objektivismus' nicht besser.
Ich habe vor einiger Zeit 'The Foutainhead' gelesen, was mir eigentlich gut gefallen hat. Wenn man die Unsäglichkeiten herausfiltert, bleibt eine wahre Essenz. Unsäglichkeiten wie der Umstand, daß die weibliche Hauptfigur (eben schöpferisch, unabhängig, intergriert) von der (dito) männlichen vergewaltigt werden muß, um Liebe entstehen zu lassen (jemand hat den Protagonisten Roak einen Soziopathen genannt - nicht ganz zu unrecht). Aber die Grundidee von der Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Hauptpersonen - die gleiche wie in Atlas Shrugged - ist in der Radikalität, wie sie gezeichnet und gefordert wird herausfordernd und zu einem großen Stück einfach richtig. Die Weigerung, sich dem Urteil und den Forderungen der anderen zu unterwerfen, und nur dem zu folgen, was dem eigenen Erfassen der Erfordernisse und der eigenen schöpferischen Energie entspricht, ist ein zentrales Element wirklicher Freiheit, sofern man dabei nicht über Leichen geht, was ein offenes und korrektes Wahrnemen erfordert. Und genau da funktionieren die Figuren von Rand nicht mehr. Ihnen geht ein Element ab, das für mich untrennbar zu integriertem, freien Menschsein gehört: Gelassenheit. Die Figuren in Rands Büchern sind im Befolgen ihrer Grundsätze in unterschiedlichem, aber niemals zu geringem Maße Fanatiker. Außerdem scheint für die Autorin Liebe und die Fähigkeit dazu untrennbar mit Macht und Unterwerfung zu tun (und wenn man wissen will wieviel das mit Liebe tzu tun hat, empfehle ich das einschlägige Buch von Erich Fromm). Die Halb- bis Ganz- Vergewaltigungen, die sie als sexuelle Höhepunkte beschreibt, wirken auf mich reichlich aufgeregt pubertär - und ebenfalls wenig erwachsen und frei (man muß nur die Szene der Folterung Galts lesen, um zu sehen, daß da mit dem Sex etwas komisch ist...).
Und was ihre wirtschaftspolitischen Konzepte anbelangt - jeder, der Francisco d'Anconias Loblied auf den amerikanischen Industriellen als dem Idealtypus des freien, tätigen Menschen gelesen hat, sollte begriffen haben, daß wir uns hier in Randworld befinden. Woher sie die Idee gewonnen hat, ausgerechnet diese Bevölkerungsgruppe könne das repräsentieren, was sie entwirft, ist mir schleierhaft (mir fallen da eher solch sympathische Vorbilder wie Murdoch, Berlusconi oder Gates ein). Aber nun gut, in Randworld mag's solche geben.
Was mich streckenweise wirklich geärgert hat: man muß mir nicht alles fünfzehn Mal erklären. Die Autorin ist so von ihrem Anliegen gefesselt, daß sie offensichtlich sichergehen will, daß auch der letzte kapiert hat, worum es hier geht. Um aber auch nichts dem Zufall zu überlassen läßt sie die zentrale Figur John Galt (der mir in seiner geradezu Gottähnlichkeit ziemlich wiederwärtig war) in einer zig Seiten (fast 80 wenn ich mich richtig erinnere) langen Rede alles noch mal wiederholen und erklären. Ich habe die ganze Rede überblättert. Und nichts verpaßt, davon bin ich überzeugt.
Eine andere Stelle, die mich an die Grenze de Durchhaltevermögens gebracht hat, was die Beschreibung ihres Idealstaates, in den sich alle ihre Idealmenschen zurückgezogen haben, um nicht mehr für das Allgemeinwohl, das nicht den Wert ihrer Arbeit zu schätzen weiß, tätig zu sein. Eine geradezu erstickende Atmosphäre eines Eden, bevölkert von Übermenschen, die ihre moralische Überlegenheit im Praktizieren des rüdesten Kapitalismus manifestiert sehen. Der Dollar ist hier nicht nur weithin über dieses Tal leuchtenndes Wappenzeichen, sondern vor allem der Lebenszweck und Sinn von Allem was geschieht. Randworld eben.
Trotz allem würde ich empfehlen dies Buch zu lesen, besser noch den Foutainhead, der um einiges weniger festgefahren und belehrend wirkt. Es sin spannend geschriebene Bücher, man kann trotz der Überzeichnung der Protagonisten mit ihnen mitfühlen. Und die Ideen von Freiheit und Selbstbestimmtheit sind bedenkenswert, so man sie herausfiltert. Das gilt ebenso (allerdings ist hierbei das Filtern noch wichtiger) für ihre wirtschafts- und sozialpolitischen Ideen. Doch was die Zentralfigur anbelangt, kann ich auf die Frage"Who is John Galt?" nur antworten:"Who cares?"
alex@gmx.de
Es ist meines Erachtens nicht nur Anmaßung und Überheblichkeit, es ist pure Dummheit, wenn jemand wie
adlib@gmx.de aus Freiburg, 22. November 1999
Welcome to Randworld
hier eine Rezension eines Buches abliefert, das er im Wesentlichen nicht gelesen hat.
”adlib” schreibt u. a.:
”... Um aber auch nichts dem Zufall zu überlassen läßt sie die zentrale Figur John Galt (der mir in seiner geradezu Gottähnlichkeit ziemlich widerwärtig war) in einer zig Seiten (fast 80 wenn ich mich richtig erinnere) langen Rede alles noch mal wiederholen und erklären. Ich habe die ganze Rede überblättert. Und nichts verpaßt, davon bin ich überzeugt....”
Die Rede des John Galt ist in dieser gewählten Redeform die Erklärung des Objektivismus, der Philosophie Ayn Rands und das Hauptkapitel des ganzen Buches, um das alles andere herumkonstruiert wurde. Die fiktiv handelnden Helden sind in ihrer Konzeption wichtig, um den Objektivismus überhaupt zu verstehen. Wer dieses Kapitel nicht gelesen hat, kann das Werk nicht verstehen und sollte keine Rezension verfassen. Ayn Rand meinte zu Anfang sie würde dieses Hauptkapitel in drei Monaten schreiben können. Letztlich hat es aber 3 Jahre Zeit in Anspruch genommen.
Ayn Rand studierte Philosophie an der Universität in Leningrad und emigrierte in die USA als ihr die Kommunisten nach dem Leben trachteten (siehe: Ayn Rand, a sense of life; the companion book by Michael Paxton). Ihre Philosophie baut voll auf Aristoteles auf. Sie selbst beschreibt ihre Philosophie wie folgt: ”My philosophy, in essence, is the concept of man as a heroic being, with his own happiness as the moral purpose of his life, with productive achievement as his noblest activity, and reason as his only absolute.”
Die Anlage des Romans mit novellistischem Überraschungseffekt ist brillant, die aufgebaute Spannung atemberaubend. In der deutschen Ausgabe heißt es im Klappentext sehr treffend: ”Um sie (die Hauptfigur Dagny Taggart) herum bricht alles zusammen. Eine von Machtgier, Niedertracht und Mißgunst zerfressene Gesellschaft versinkt im Chaos ihrer vernunftverachtenden Unmenschlichkeit.”
Das Werk zeigt in spannenden Dialogen was passiert, wenn einmal die Leistungselite eines Landes streikt. Es bricht dann eben alles zusammen. Der ursprüngliche Titel des Buches sollte auch"The Strike" heißen. Ayn Rands Ehemann, Frank O'Connor brachte sie aber auf die Idee den Buchtitel mit"Atlas Shrugged" zu benennen.
Das Werk ist im Grundprinzip die erstaunliche Geschichte eines Mannes, der sagte, daß er den Motor der Welt anhalten würde, was er auch bewerkstelligte. Das Werk ist auch im Prinzip die Geschichte nicht über die Tötung des Körpers des Menschen, sondern über die Tötung und Wiedergeburt des menschlichen Geistes. Mit diesem in der Philosophie anerkannten Werk und der unsterblichen Frage:"Wer ist John Galt?" fand Ayn Rand die perfekte künstlerische Form ihrer Vision der Existenz des Menschen Ausdruck zu verleihen.
Dieses Buch ist nichts für Neider, Sozialisten (die Haupttriebfeder des Sozialismus ist Neid), Umverteiler und Überreglementierer, also nichts für unsere, uns seit Jahren gängelnde, widerwärtige Politikerkaste der Parasiten und Plünderer.
Es ist geschrieben für die freiheitsliebenden (radikal Liberale) Tatmenschen, die nicht auf Kosten anderer leben wollen, bereit sind ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und für jene, die vielleicht zum Umdenken bereit sind. Daher auch der wichtige Eid des John Galt: ” Ich schwöre bei meinem Leben und meiner Liebe zum Leben: Ich werde nie für andere leben, und ich werde nie von anderen erwarten, daß sie für mich leben.” Wem das zu egoistisch klingt, der möge sich mit der grundlegenden Philosophie Ayn Rands befassen, wie sie auch in ihrem Werk ”The Virtue of Selfishness” niedergelegt ist.
Um das Werk"Wer ist John Galt?" richtig verstehen zu können, ist es m. E. hilfreich sich mit der Philosophie des Objektivismus näher zu befasssen. Die hierzu interessanten Werke von Ayn Rand sind:"The Romantic Manifesto","For the New Intellectual","The Early Ayn Rand","Anthem","Introduction to Objectivist Epistemology","The New Left","The Night of January Sixteenth","Philosophy: Who Needs It","Americas Persecuted Minority","Apollo and Dionysis","The Voice of Reason","Return of the Primitive”,"The Ayn Rand Lexicon" (der Philosophie des Objektivismus) und viele Essays ("Ayn Rand Letters"). Darüber hinaus gibt es einiges an Sekundärliteratur über Ayn Rand; vor allem von Prof. Dr. Leonard Peikoff, der ihre Ideen von Kalifornien aus weiter in die Welt trägt, z. B."The Russian Radical","Objectivism: The Philosophy of Ayn Rand","The Ominous Parallels".
Das Ayn-Rand-Institute in Marina del Rey, California fördert die Verbreitung der philosophischen Grundlagen von Ayn Rand an Universitäten und diversen zugehörigen Instituten. Einführende Informationen findet man im Internet unter http://www.aynrand.org/
Eine gute Beurteilung des Lebenswerks von Ayn Rand findet man in:"The Philosophic Thought of Ayn Rand" herausgegeben von Prof. Dr. Douglas J. Den Uhl und Prof. Dr. Douglas B. Rasmussen.
Für mich ist Ayn Rand eine der großen Lichtgestalten unseres Jahrhunderts.
Alexander de V.
Falk J. Lucius (fjl@luciusnet.de) aus Köln, 22. Oktober 1999
Nichts für Sozialromatiker
Ein Schinken, aber was für einer! Wenn ich das Buch gelesen hätte, als es mir vor etwa 25 Jahren empfohlen wurde (damals hieß es noch »Atlas wirft die Welt ab«), hätte ich vermutlich nur die Hälfte von dem verstanden, was seine Bedeutung ausmacht. Man muß wohl erst durch ein großes Stück dieser uns umgebenden alltäglichen, von Menschen geschaffenen Hölle (die nichts anderes tun als es gut mit uns meinen) gegangen sein, um dahinterzusteigen. Und es ist bedeutend.
Das Buch ist ein Roman und zugleich ein philosophisches Manifest, sehr gut lesbar und sehr spannend. Die Vorwürfe an die Autorin, sie hätte zu eindimensionale Charaktere geschaffen, trifft nicht zu. Die Personen sind differenziertester Gedanken und Gefühle fähig, sie lernen (einige wenigstens) und sie verändern sich. Die Sprache ist modern und zugleich bilderreich. Nun aber zum Inhalt: Worum geht es eigentlich?
Hauptperson ist Dagny Taggart, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der größten Eisenbahngesellschaft der Vereinigten Staaten in einer nicht näher bezeichneten Zeit, die in der Zukunft zu liegen scheint, aber in vielen Zügen an unsere sozialstaatliche Gegenwart erinnert. Sie erlebt, wie Leistung diskreditiert und Bedürftigkeit zu einem Wert an sich erhoben wird. Sie erfährt, wie eine Umverteilung von Wohlstand zum Zusammenbruch gesellschaftlicher Normen führt. Sie muß sehen, wie ihre besten Freunde aus der Industrie einer nach dem anderen durch Gesetze und Verordnungen zur Aufgabe gezwungen werden. Alles um sie herum bricht zusammen, und niemand scheint den Verfall aufhalten zu können oder auch nur zu wollen, während korrupte Politiker und opportunistische Unternehmer sich sinnlos bereichern und das Land gleichzeitig immer mehr in Armut versinkt. Die achselzuckende Redensart »Wer ist John Galt?« wird von denen im Munde geführt, denen alles egal zu sein scheint, und Dagny Taggart nimmt den Kampf gegen diese Gleichgültigkeit auf, bis sie gezwungen wird anzuerkennen, daß ihr Leben ihr selbst gehört und niemand das Recht hat von ihr zu fordern, sie müsse für andere leben.
Während die Geschichte erzählt wird, finden wir ganz nebenbei Antworten auf Fragen, die uns bewegen oder bewegen sollten, wie etwa: Was sind die wirklichen moralischen Werte, nach denen man leben sollte? Welche Bedeutung haben Verstand und Gefühl? Und auch untergeordnete Probleme werden gestellt und finden überraschende Lösungen, beispielsweise: Ist Geld (Gelderwerb, Geldbesitz) etwas Schlechtes? Was haben ein Künstler und ein Industrieller gemeinsam? Woran erkennt man menschliche Größe?
Dieses Buch wird nicht jeder lieben, eher nur wenige. Hassen werden es diejenigen, die in ihrem sogenannten Beruf keinerlei Werte schaffen, sondern nur die Werte verbrauchen, die andere geschaffen haben. Von denen wird der Vorwurf kommen, den man seit Erscheinen des Romans immer wieder gehört hat und sogar in so renommierten Werken wie der »Encyclopaedia Britannica« nachlesen kann: Er sei ein Manifest des ungehemmten Egoismus und ein Plädoyer für ungezügelt freie Marktwirtschaft. Die Leuten, die das behaupten, können sich diese Ausgabe tatsächlich sparen. Es ist wahrlich kein Buch für Sozialromatiker.
Uneingeschränkt empfehlen kann man es hingegen denjenigen, die wirkliche Werte hervorbringen und dafür bisher nur die soziale Ächtung als Ausbeuter oder Streber oder Nestbeschmutzer empfangen haben: innovativen, erfolgreichen Unternehmern; großen, einsamen Künstlern; wahrheitsliebenden, radikalen Denkern. Und natürlich all denjenigen, die für diese Personen Sympathie empfinden.
Will jemand behaupten, so eine Haltung sei anachronistisch, nicht zeitgemäß? So eine Behauptung zeigt nur, daß die apokalyptische Entwicklung, die Ayn Rand ausgemalt hat, bereits begonnen hat. Nicht zeitgemäß? Im Gegenteil: »Atlas Shrugged« (so der Originaltitel) ist zwar ein Buch aus den 50er Jahren, seine Zeit wird aber erst noch kommen.
Eine Leserin oder ein Leser aus München, 26. September 1999
Einer der besten Romane der Weltliteratur
Ein wundervolles, großartiges Buch. Mit nichts vergleichbar. Nervenzermarternd spannend. Literarisch brilliant. Philosophisch genial. Mir gehen die Superlative bei diesem Buch aus. Wer den Wert und den Nutzen der Vernunft liebt, die Freiheit des Einzelnen, die Rechte des Individuums, den Nutzen der wissenschaftlichen Forschung und des technischen Fortschritts, die Schönheit der Kunst -- all das, was die Menschheit und jeden einzelnen von uns über das dumpfe, gewalttätige, kollektive Siechtum in Höhlen und auf Bäumen hinausgebracht hat, der wird dieses Buch lieben und seine Autorin verehren. Ein Meisterwerk und zurecht ein Kultbuch!
Andreas J. Kroll (ajkroll@hotmail.com) aus Neuss, Deutschland, 16. September 1999
Wirklich etwas besonderes...
Wie wohl auch andere bin ich auf die mir bis dato völlig unbekannte Ayn Rand durch ihre"Rolle" in"G.A.S." von Matt Ruff gestoßen. Der Authentizität willen, habe ich das Buch zunächst auf Englisch gelesen und war - trotz der komplizierten Sprache und der reinen Masse der 1100 (winzig beschriebenen) Seiten von Anfang an fasziniert. Ob man die enthaltenen Thesen in ihrer ganzen Radikalität teilt, sei dahingestellt, in jedem Fall aber handelt es sich bei"Atlas Shrugged" um einen der besten Romane, die ich je gelesen habe. Ich werde mir nun mit Genuß nochmals die deutsche Version einverleiben
Christoph Lampert, Mathematik (uzs237@uni-bonn.de) aus Bonn, 9. August 1999
Unterhaltsames Pamphlet des Kapitalismus
"Wer ist John Galt?" heißt der Untertitel des Buches, doch für einen nicht ganz so in der Philosophie und Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts bewanderten Leser heißt die Frage zunächst:"Wer ist Ayn Rand?"
Ayn (rhymes with 'mine') Rand wurde 1905 in Rußland und emigrierte 1925 in die USA. Geprägt von schlechten Erfahrungen im Kommunismus wurde Rand eine radikale Gegnerin desselben: Die gründete die philosophische Schule des 'Objektivismus' (an Selbstunterschätzung litt sie wohl nie) und predigte fortan in Vorträgen und Büchern den totalen Kapitalismus ohne staatliche Beschränkungen oder soziale Komponente.
"Atlas Shrugged" ist ihre Lebensbotschaft. Obwohl es in Romanform geschrieben ist, scheint durch jede Zeile des Buches Rands Philosophie hindurch: Staatliche Eingriffe sind Gift für das Land, Gleichmacherei sorgt dafür daß es allen schlechter geht. Nur der uneingeschränkte Kapitalismus, der die logische Konsequenz aus Vernunft und Menschenverstand darstellt, kann Wohlstand für alle sicherstellen.
Sie"beweist" dies im Buch durch ein einfaches Szenario. Was, wenn die Fähigen, die Macher, die Industriellen sich nicht weiter durch Staat und Gewerkschaften gängeln ließen? Was, wenn einmal die Arbeitgeber in den Streik träten? Der Motor des Staates würde stehenblieben. Das Land würde untergehen.
Man muß nicht Kommunist sein, um an diesen Thesen Mängel zu finden. Eigentlich erscheint vieles eher amüsant in seiner Radikalität. Doch was mich am meisten verwundert hat:"Atlas Shrugged" ist ein gutes Buch! Ayn Rand versteht es, Spannung aufzubauen. Sie erschafft interessante Personen, originelle Szenen und Konflikte."Atlas Shrugged" liest sich gut und man hört nicht auf, bis die Guten endlich gesiegt haben. Lesenswert, wenn man Toleranz und Humor mitbringt.
Tip: Ich habe das Buch entdeckt, weil Ayn Rand als äußerst amüsante Figur in"G.A.S. Trilogie der Stadtwerke" von Matt Ruff erscheint. Sehr empfehlenswert! Und in"Illuminatus!" (R.A. Wilson) taucht ein Buch"Telemachus sneezed" auf. No comment... (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
alfred.maresch@a-city.de aus Augsburg, 4. August 1999
Sehr interessant und lesenswert!
Oberflächlich betrachtet beschreibt der Roman die Geschichte einer Eisenbahngesellschaft. Tatsächlich aber geht es um die Frage, ob die Ansprüche des Einzelnen an die Gesellschaft sich durch seine Bedürftigkeit oder durch seine Leistungsfähigkeit begründen: Bis zu welchem Maß hat der Staat / die Gesellschaft das Recht, die Leistungsfähigen und Leistungsbereiten zu Gunsten der Leistungsschwachen zu belasten. Das Buch hat, obwohl im Jahr 1958 erstmals erschienen, höchste Aktualität im Hinblick auf die derzeit geführte Diskussion über die Finanzierbarkeit und die Erträglichkeit bzw. Berechtigung des Wohlfahrtsstaates. Es beinhaltet viele interessante Gedanken und läßt trotz seiner Länge beim Lesen keine Langeweile aufkommen.
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Die Philosophie des Objektivismus
Wenige amerikanische Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts haben so viele Kontroversen provoziert, wie die Romanschriftstellerin und Philosophin Ayn Rand. Als Autorin von Der ewige Quell und Wer ist John Galt? und zahlreicher anderer Romane, Dramen und Sachbücher, erdachte Rand ein philosophisches System, beruhend auf “dem Konzept des Menschen als heroisches Wesen, mit seinem eigenen Glück als dem moralischen Zweck seines Lebens, mit produktiver Leistung als seiner edelsten Aktivität, und Vernunft als seinem einzigen Absolutum”, wie sie es in Wer ist John Galt? ausdrückte. (1992, 1170-71). Sie bot einzigartige Einsichten zur Quelle und Natur des Wissens, der Kunst, Ethik und Politik dar. Sie mied die zeitgenössischen Antworten auf jedem dieser Gebiete menschlicher Interessen, und schuf eine originelle Philosophie, die sie “Objektivismus” nannte.
In dem Bereich der Politik zum Beispiel, war Rand erklärtermaßen eine “Radikale für den Kapitalismus”. Sie bekämpfte vehement den regulierenden Wohlfahrtsstaat, der von den Sozialdemokraten und der sozialistischen Linken befürwortet wird. Aber als eine erklärte Atheistin, lehnte sie die religiösen Ansichten traditioneller Konservativer ab und war unbeirrbar in ihrer Befürwortung von Bürgerrechten und dem Recht auf Abtreibung.
Rand betrachtete die moderne Sozialdemokratie und den Konservatismus als Scheinalternativen, deren vermeintliche Gegnerschaft ihre geteilte Ignoranz bezüglich der integrierten Natur des Menschen verschleiert. Sie argumentierte, dass Sozialdemokraten typischerweise versuchen, die materielle Produktion zu kontrollieren, während sie die intellektuelle Freiheit verteidigen. Sie billigen die Auslöschung ökonomischer Freiheiten durch den Staat, um einen, von Rand als falsch betrachteten Begriff sozialer Gerechtigkeit zu fördern. Im Gegensatz dazu, wollen die Konservativen, dass der Staat den “Anstand” der Bürger reguliert. Obwohl sie häufig die wirtschaftliche Freiheit verteidigen, suchen sie das moralische Leben des Individuums, durch Appelle an Glauben und Tradition zu kontrollieren
Nach Rand, gewähren Sozialdemokraten und Konservative nur jenen Aktivitäten die Freiheit, die sie jeweils als unwichtig betrachten, und sie versuchen jene Bereiche zu bestimmen, von denen sie glauben, zentral für das menschliche Leben zu sein. Letztlich, erörterte Rand in Philosophy: Who Needs It, sind beide autoritär, weil sie Zwang durch die Macht des Staates zur Unterdrückung der individuellen Autonomie und einer freien Gesellschaft verwenden: “Beide Lager teilen die gleiche Prämisse - die Geist-Körper-Dichotomie - entscheiden sich aber für die jeweils gegenüberliegende Seite dieses tödlichen Trugschlusses... Kein Lager sieht die Freiheit als einen Wert an. Die Konservativen wollen das Bewusstsein der Menschen beherrschen; die Sozialdemokraten ihre Körper.” (228-29).
Die Vorherrschaft dieser sozialdemokratisch-konservativen Polarität in der amerikanischen Politik, war für Rand ein Zeichen für den intellektuellen Bankrott der Nation. Sie legte dar, dass in der Abwesenheit einer vollen philosophischen Revolution, keine echte politische Renaissance zu erreichen sei. Rand sah sich als die intellektuelle Quelle einer solchen Transformation. Sie bestätigte gegenüber Alvin Toffler 1964 in einem Playboy-Interview, dass sie “die kulturelle Tradition von zweieinhalb Jahrtausenden herausforderte” (3).
Rands Philosophie, umfassend in ihrer Reichweite, lehnte die “Geist-Körper-Dichotomie” in all ihren Erscheinungsformen ab. Dieses generationenalte Doktrin, setzt einen unvereinbaren Gegensatz zwischen dem menschlichem Bewusstsein und der materiellen Welt voraus, zwischen Ideen und der Wirklichkeit, zwischen Theorie und Praxis, Logik und Erfahrung, Vernunft und Gefühl, Moral und Praktikabilität. Nach Rand's Ansicht, erfordert ein bereichernder Begriff des integrierten Menschen, ein Verständnis der essenziellen Interdependenz von Körper und Geist.
DIE PHILOSOPHIE DES OBJEKTIVISMUS
In ihrer Arbeit präsentierte Rand den Objektivismus als ein integriertes System mit Implikationen für jeden bedeutenden Zweig der Philosophie. In der Metaphysik (dem Studium der Natur der Existenz), argumentierte Rand zu Gunsten einer objektiven Wirklichkeit. In der Epistemologie (dem Studium der Natur und der Mittel des Wissen), brachte sie die Gültigkeit der Sinneswahrnehmungen und die Wirksamkeit der menschlichen Vernunft, in Übereinstimmung. In der Ästhetik (dem Studium der Natur und der Funktion der Kunst), untersuchte sie die begriffliche Basis der Kunst und ihrer Rolle im menschliche Leben. In der Ethik (dem Studium der Natur und der richtigen Prinzipien der Moral), befürwortete sie “rationales Selbstinteresse”. Und in der Politik (dem Studium der leitenden Prinzipien eines angemessenen Gesellschaftssystems), favorisierte sie Individualismus und Laissez-faire-Kapitalismus.
Rands System gründet auf den Prinzipien des philosophischen Realismus. Sie glaubte, dass eine objektive Realität existiert, dass sie ist was sie ist, unabhängig davon, was menschliche Wesen von ihr denken oder fühlen. “Existenz” aber ist nicht lediglich eine abstrakte Kategorie. Zu existieren, bedeutet etwas spezifisches zu sein; alles was existiert, hat eine eindeutige Natur. Bewusstsein ist das Instrument zur Erfassung der Identität der Elemente, die existieren.
Epistemologie
In ihrer Introduction to Objectivist Epistemology, entwickelte Rand ihre Sicht vom Bewusstsein, und stellte ihre Theorie der Begriffsbildung und Definition vor. Sie betrachtete Bewusstsein als eine aktive Fähigkeit, die drei interaktive Ebenen umfaßt: die sinnliche, die wahrnehmungsmässige, und die begriffliche. [Empfindungen, (Sinnes-) Wahrnehmungen, Begriffe] Da der Verstand keine isolierten Empfindungen im Gedächtnis behalten kann, erörterte Rand, ist das Fundament des menschlichen Wissens die Sinneswahrnehmung. Sie unterstützte die Meinung, dass die “Form”, oder Weise in der wir Gegenstände wahrnehmen, ein Produkt der Mittel ist, durch die wir wahrnehmen. Dieser wichtige Aspekt ihrer Theorie, kurz dargestellt in “Excerpts from the Epistemology Workshops”, einem Anhang zur zweiten, erweiterten Auflage von Introduction (1990), wird gründlicher von David Kelley in The Evidence of the Senses (1986) ausgeführt. Es ist einer von einer ganzen Anzahl origineller Lehrsätze des Objektivismus, die Rand niemals vollständig in Schriftform ausarbeitete, und nur in ihren auf Band festgehaltenen Vorträgen gefunden werden können oder in Kursen, die von ihren Mitarbeitern gegeben wurden. Rand's Nachlassverwalter haben begonnen, einiges von diesem Material zu veröffentlichen, und Leonard Peikoff, der Bevollmächtigte des Nachlasses, hat seine Absicht bekundet, alles, einschließlich ihrer 1958 gehaltenen Vorträge über belletristisches Schreiben und ihren 1969 gehaltenen Vorträgen über das Verfassen von Sachbüchern, zur rechten Zeit freizugeben.
Rand hob eindeutig die Rolle des Bewusstseins und der Vernunft im menschlichen Leben hervor. Ihrer Ansicht nach, ist Vernunft eine begriffliche “Anlage, die das Material identifiziert und integriert, das von [den] Sinnen bereitgestellt” wird (Virtue of Selfishness, 20). Es keine lediglich logische Fähigkeit, sondern eine, die im praktischen Leben anwendbar ist. Rand betonte, dass das Denken eine willensmässige Aktivität sei, und dass unsere Fähigkeit uns zu konzentrieren, um auf eine höhere Ebene des Bewusstseins zu gelangen - was sie, epigrammatisch, als die Wahl “zu denken oder nicht zu denken” ausdrückte (Atlas, 1012) - die primäre Ursache [der ursprüngliche Grund] in der Kognition sei. Da jeder von uns die Fähigkeit hat, dem Denken auszuweichen, liegt diese grundlegende Entscheidung an der Basis aller menschlichen Vernunft und Moralität.
Höchst maßgebend ist Rands Überzeugung, dass menschliches Wissen gültig ist, dass Begriffe ein objektives Verhältnis zwischen Bewusstsein und Existenz konstituieren. Sie sind weder “intrinsisch” (d.h., in der Realität, unabhängig vom Bewusstsein bestehend), noch sind sie “subjektive” Einbildung (d.h., ausschließlich im Geiste, ohne jegliche Beziehung zur externen Welt). Die Aufgabe der Epistemologie besteht darin, die “Regeln der Erkenntnis” zu erläutern, abgeleitet sowohl von der Natur der Existenz, als auch der des Bewusstseins (Introduction, 82).
Rand behauptete, dass für menschliche Wesen, der Verstand das “Hauptinstrument des Überlebens” ist (Atlas, 1012). Aber der Verstand ist keine ausschließlich analytische Fähigkeit. Er schließt unterbewusste, emotionale Bestandteile ebenso ein, wie bewusst durchdachte. Auch ist er interdependent mit dem Körper.
Während Rand die Rolle der Vernunft betonte, lehnte sie die Auffassung ab, dass es einen inhärenten Gegensatz zwischen Vernunft und Gefühl gebe. In ihren Romanen schilderte sie die Leidenschaft für das Leben, als Kennzeichen ihrer Charaktere. Ihre rationalen Akteure verfolgten ihr eigenes Glück als höchsten Zweck, und romantische Liebe als einen zentralen Wert. Dies war Rand's Art, die Wichtigkeit der Gefühle, in einer völlig integrierten Existenz zu dramatisieren.
Sie betrachtete Emotionen als Reaktionen, die von einer bewussten Einschätzung dessen herrührte, “was die Werte des Menschen befördert oder sie bedroht, was für ihn ist, oder gegen ihn.” Sie legte jedoch dar, dass “Gefühle keine Erkenntniswerkzeuge sind”, d.h., dass sie an sich, die Gültigkeit unterbewusster Bewertungen nicht garantieren können (Virtue of Selfishness, 27).
Ästhetik
Zentral an Rands Verständnis der Gefühle war ihre Überzeugung, dass das Unterbewusstsein ein Mechanismus für die spontane Integrierung von Erfahrungen, und die Automatisierung von Wissen sei. Diese erweiterte Konzeption wurde am eindeutigsten in ihren Essays über die Natur und Funktion der Kunst ausgedrückt.
Torres und Kainhi (2000) zeigten auf, dass Rand's Ästhetik sogar von objektivistischen Philosophen weit gehend vernachlässigt worden ist, die dazu neigten, sich auf andere Aspekte ihres Gedankenguts zu konzentrieren. Die Hauptprinzipien ihrer Ästhetik können in einer Serie von Essays gefunden werden, die als erste vier Kapitel in The Romantic Manifesto veröffentlicht wurden. Das Buch ist viel mehr als Eine Philosophie der Literatur, wie sein Untertitel suggeriert. Es beinhaltet einen beträchtlichen Beitrag zur Philosophie der Kunst. Rands Ästhetik ist hauptsächlich eine Erforschung der Natur der Kunst und ihrer Rolle im menschlichen Leben.
Gemäß Rand, liegt “die Quelle der Kunst in der Tatsache, dass das Erkenntnisvermögen des Menschen begrifflich ist” (17). Alle Formen der Kunst - Gemälde, Skulpturen, Literatur, Musik und mit ihnen verwandte darstellende Künste - sind die Mittel, durch die man eine Sicht von sich selbst und der Natur der Existenz in sein bewusstes Gewahrsein bringt.
Rand definierte Kunst als “eine selektive Neuschöpfung der Wirklichkeit, gemäß der metaphysischen Werturteile eines Künstlers” (19). “Metaphysische Werturteile” sind Einschätzungen der Welt, die für das menschliche Leben relevant sind. Beispiele für metaphysische Werturteile sind, dass die Welt “stabil, verlässlich” und “(er-) kennbar” ist, oder, dass die Welt “ein unverständliches Chaos” sei (Philosophy: Who Needs It, 3). In der Kunst werden solche “metaphysischen Werturteile” oft stillschweigend getroffen, oder unterbewusst, in Form eines “Lebensgefühls” -was Rand als “eine emotionale, unterbewusst integrierte Bewertung des Menschen und der Existenz” charakterisierte (25). Das “Lebensgefühl” ist in seiner Wichtigkeit entscheidend, sowohl für die künstlerische Schöpfung, als auch für ästhetische Reaktionen. Der Künstler übersetzt eine breite Abstraktion in konkrete Form, während der Empfänger die Abstraktion durch eine Wahrnehmung der konkreten Form erfasst, in der sie ausgedrückt ist (35). Rand erklärt in The Romantic Manifesto: “Kunst bringt die Begriffe des Menschen auf die Wahrnehmungsebene seines Bewusstseins und gestattet es ihm, sie direkt zu erfassen, als ob sie Wahrnehmungen seien.” (20).
Da Kunst die wichtigen Werte des Lebens konkretisiert, bekämpfte Rand den Großteil zeitgenössisch-avantgardistischer Kunst. Ihrer Ansicht nach, war Moderne Kunst unverständlich, und könne daher nicht der Funktion dienen, menschliche Erfahrungen zu integrieren. Ihre nichtobjektiven und nichtrepräsentationalen Formen, behauptete Rand, könnten “das Bewusstsein des Menschen nur desintegrieren” (76).
Torres und Kamhi schließen, dass sie trotz ihres polemischen Tons und ihrer gelegentlich willkürlichen Geltendmachung persönlichen künstlerischen Geschmackes, eine eindrucksvolle Antwort auf die Grundfragen der Ästhetik gab: “Was ist Kunst?” und, “Welchem Zweck dient sie?”
Mit dem Begreifen der integrierten Funktion der bewussten und unterbewussten Dimensionen des Geistes in Kunst und Leben, argumentierte Rand, könne keine Person der Notwendigkeit entfliehen, die Glaubenssätze zu analysieren und zu verstehen, die ihren Gedanken, Gefühlen, Handlungen und Institutionen zu Grunde liegen. Sie betonte, dass der Mensch einer wichtigen Entscheidung [Alternative] gegenübersteht: ob er von bewussten, artikulierten Überzeugungen und Werten geleitet werden will, die von seinem Verstand gewählt und validiert wurden, oder durch unterbewusste, stumme [wortlose] Impulse, deren Basis und Folgen weit gehend unbekannt und unanalysiert bleiben (30).
Ethik
Menschliche Wesen sind nicht Geschöpfe reinen Instinkts; sie sind durch ihre Natur rationale und begriffliche Lebewesen, die wählen müssen zu denken, falls sie ihre Leben erhalten wollen. Laut Rand, ist die Beziehung zwischen Werten und Tatsachen, Moralität und Praktikabilität, integriert. Ihr nach, ist der Begriff des Werts, im Begriff des Lebens inbegriffen. Das Leben erfordert von Lebewesen, dass sie im Angesicht der Alternative zu leben oder zu sterben, Handlung initiieren.
Für Rand, ist der Erhalt von genuin menschlichem Leben, ohne die rationale Verfolgung objektiver Werte, nicht möglich. Was menschliche Wesen sind - rationale Tiere - determiniert, was sie tun sollen (Virtue of Selfishness, 17). Falls sie sich entscheiden zu leben, müssen sie auf philosophische und moralische Prinzipien artikulieren und nach ihnen handeln, die praktische Bedeutung für ihr Überleben haben.
Daher ist gemäß Rand, Ethik “eine objektive, metaphysische Notwendigkeit für das Überleben des Menschen.” Und da die Identität jeder Lebensform die Mittel ihres Lebenserhaltes diktiert, ist menschliches Leben - d.h., “des Menschen Überleben qua Mensch” - der objektive Maßstab moralischer Werte. Rands Ansicht nach, ist “das, was richtig für das Leben eines rationalen Wesens ist, gut; das was es negiert, bekämpft oder zerstört, ist das böse” (23).
Mehrere von Rands Interpreten haben über die Natur ihres Wertmaßstabes debattiert. Manche betrachten ihn als rein “survivalistisch”, während andere ihre Geltendmachung betonen, dass das “menschliche Leben” nicht ein lediglich “momentanes oder... rein physisches Überleben” bedeutet, sondern ein bereichertes, integriertes, “durchgehendes Ganzes” (24). Den Uyl und Rasmussen sehen diese letztere Interpretation als eine Folge von Rands essenziell aristotelischer Sichtweise, in der der Wert des Lebens durch persönliches Gedeihen und Selbstaktualisierung ausgedrückt wird, den Aristoteles eudaimonia nannte
In dem Essay “The Objectivist Ethic” in The Virtue of Selfishness: A New Concept of Egoism (1964), detaillierte Rand die grundlegenden moralischen Prinzipien des Objektivismus:
“Wert ist das, wofür man handelt, um es zu erlangen und/oder zu erhalten - Tugend ist der Akt, durch den man es erlangt oder behält. Die drei Hauptwerte der objektivistischen Ethik - die drei Werte die zusammen das Mittel zur und der Realisierung seines höchsten Wertes sind, seinem eigenen Leben - sind: Vernunft, Entschlusskraft [!], Selbstwertgefühl, mit ihren drei korrespondierenden Tugenden: Rationalität, Produktivität, Stolz.” (25)
Für Rand sind diese Werte und Tugenden unterschiedliche Aspekte einer einzigen moralischen Gesamtheit. Die Integrierung von Verstand und Körper erkennend, erörterte sie, dass sich der rationale, zielstrebige und schöpferische Charakter menschlicher Handlungen im Akt materieller Produktion offenbart."Produktion”, betonte Rand in Capitalism, “ist die Anwendung von Vernunft auf das Problem des Überlebens” (16). Und weil menschliches Überleben nicht bloß physisch ist [?], müssen die Menschen auch handeln, um “die Werte des Charakters die [ihr Leben] erhaltenswert machen”. So “wie der Mensch ein Wesen selbsterschaffenen Reichtums ist, so ist er ein Wesen selbsterschaffener Seele” (Atlas, 1020). In Rands Wortgebrauch, bezieht sich “Seele” nicht auf eine mystischen Kapazität, sondern auf menschliches Bewusstsein in all seiner Komplexität.
Rand befürwortet ein Ethos rationaler, wohlwollender Selbstsucht. Sie argumentierte in The Virtue of Selfishness, dass falls das menschliche Leben der Wertmaßstab ist, dann muss jede Person Nutznießer(in) ihrer eigenen moralischen Handlungen sein (ix). Rand sagte in “The Objectivist Ethics”, John Galt's Motto in Atlas wiedergebend, dass “der Mensch um seiner selbst Willen leben muss, weder sich selbst anderen aufzuopfern, noch andere sich selbst. Um seiner selbst Willen zu leben bedeutet, dass die Vollendung seines eigenen Glückes des Menschen höchster moralischer Zweck ist” (27).
Rand's Konzept des Egoismus erteilt sowohl altruistischer Selbstaufopferung als auch dem konventionellen Begriff der Selbstsucht eine Absage. Altruismus ist keine mitfühlende Moral; seine implizite Prämisse ist, dass Individuen nicht Selbstzwecke sind, sondern als Mittel zur Wohlfahrt anderer dienen müssen. Ein solche Vorschrift zur Selbstverleugnung untergräbt die Unabhängigkeit, Integrität und Ehrlichkeit jedes Individuums - legte Rand dar - und führt nicht zu sozialer Gerechtigkeit, sondern zu einer Rationalisierung von Ausbeutung.
Rand bekämpfte auch die “viehische” Selbstsucht, die das Opfer anderer zum eigenen Nutzen postuliert. Wie Ellsworth Toohey in Der ewige Quell feststellt: “Jedes System der Ethik, die Opfer predigte, wuchs zu einer Weltmacht heran und beherrschte Millionen von Menschen. Der Mann, der mit Ihnen über Opfer spricht, spricht über Sklaven und Herren. Und beabsichtigt der Herr zu sein” (637-38).
Rand identifizierte freiwilligen Handel als das einzig rationale, gerechte und moralische Prinzip für alle erwachsenen menschlichen Beziehungen. Alle Formen menschlicher Interaktion - materieller Tausch, Kommunikation, Freundschaft und Liebe - sollen nicht ausbeutend und nicht aufopfernd sein. Individuen sollten sich als “unabhängige Gleichberechtigte” verhalten, Werte für Werte handeln, und das Unverdiente weder suchen noch gewähren (Virtue of Selfishness, 31).
Politik
Rand's politisches Projekt ist der abschließende Aspekt ihrer systematischen Philosophie. Es zielt auf die Etablierung einer idealen Gesellschaft, die Individuen dazu befähigt, ihre einzigartigen Potentiale zu aktualisieren [verwirklichen?]. Für Rand hängt individuelles Wachstum und Kreativität von angemessenen sozialen Bedingungen ab. Zu diesem Zweck, befürwortet Rand eine freie Gesellschaft, die auf dem Prinzip individueller Rechte basiert. Da Individuen ihren eigenen rationalen Eigennutz verfolgen müssen um ihr Leben zu erhalten, ist für sie eine Gesellschaft erforderlich, die ihre Fähigkeiten schützt, dies zu tun. Rand bekämpfte die Initiierung physischer Gewalt, da sie sich nicht mit der Kapazität eines Individuums verträgt, nach seinen eigenen rationalen Urteilen zu handeln (32). Individuelle Rechte - das Recht auf Leben, Freiheit, Eigentum und dem Streben nach Glück - sichern die individuelle Freiheit in einem sozialen Kontext. Rand führte in The Virtue of Selfishness aus:
“Das Recht auf Leben ist die Quelle aller Rechte - und das Recht auf Eigentum ist ihre einzige Implementation [Verwirklichung]. Ohne Eigentumsrechte sind keine anderen Rechte möglich. Da der Mensch sein Leben durch seine eigenen Anstrengungen erhalten muss, hat der Mensch der kein Recht auf das Produkt seiner Anstrengung hat, hat keine Mittel zur Erhaltung seines Lebens. Der Mann, der produziert, während andere über seine Produkte verfügen, ist ein Sklave” (94).
In einer Sammlung von Essays mit dem Titel Capitalism: The Unknown Ideal entwickelte Rand ihren Standpunkt, dass der Kapitalismus “eine Gesellschaftsform, basierend auf der Anerkennung individueller Rechte” ist (19). Sie bezog sich auf den Kapitalismus als einem “unbekannten Ideal”, weil Sie glaubte, dass er nie in reiner Form existiert hat, und, dass er immer von Regierungsinterventionen verschiedenen Ausmaßes unterdrückt worden ist.
Walter Goodman, der für Book Week schreibt, wertete diese “Ideal”-Vorstellung vom Kapitalismus, als eine Apologie für die Reichen ab. In Goodman’s Sicht, bedeutete der Ruf nach “Laissez-faire”, dass der Objektivismus “im Dienste der besseren Klassen” stünde (2). Rand aber leugnete solche Beschuldigungen kategorisch. Sie erläuterte, dass nicht der freie Markt, sondern Regierungsinterventionen die grundlegende Ursache von sozio-ökonomischer Ungerechtigkeit und Instabilität sind, einschließlich Militarismus, [staatlich geschützte] Monopole, Geschäftszyklen [?], Inflation, Arbeitslosigkeit und soziale Fragmentation. In einem solchen System, kann nur der Staat Privilegien verteilen, die einige Gruppen auf Kosten anderer profitieren lassen. Rand erkannte in The Voice of Reason, dass historisch, “Die Versuche besondere ökonomische Privilegien von der Regierung zu erhalten, von Geschäftsleuten unternommen wurden... die die Ansicht der Intellektuellen vom Staat, als ein Instrument ‘positiver’ Macht teilten, der dem ‘öffentliche Wohl’ diente, und die ihn mit der Behauptung anriefen, dass das Gemeinwohl Kanäle erforderte oder Eisenbahnen oder Subventionen oder Schutzzölle” (96). Sie vertrat die Meinung, dass solche Ungerechtigkeiten allein durch einen reinen Kapitalismus beendet werden könnten.
Unter reinem Kapitalismus, stellte sich Rand eine freiwillig finanzierte Regierung vor, die in ihrer Funktion - dem Schutz der individuellen Rechte durch eine Polizei, eine reine Freiwilligenarmee und gesetzliche Gerichtshöfe - streng begrenzt ist. Sorgfältig definierte, private Eigentumsrechte würden sicherstellen, dass die Menschen die Produkte ihrer Anstrengungen behalten können, während sie für jede Einmischung in die Rechte anderer verantwortlich gemacht werden.
Rand lehnte jede Betonung ökonomischer Freiheiten auf Kosten intellektueller, politischer, oder geistiger Freiheiten, ab. In For the New Intellectual, begrüßte sie eine bereichernde Vorstellung einer freien Gesellschaft: “Intellektuelle Freiheit kann nicht ohne politische Freiheit existieren, politische Freiheit kann nicht ohne ökonomische Freiheit existieren; ein freier Geist und ein freier Markt sind Folgesätze” (25).
Gemäß Rand, war die Entstehung des Kapitalismus der logische Höhepunkt einer säkularen, aristotelischen Weltsicht. Sie betonte, dass während der industriellen Revolution die praktische Wirksamkeit der Vernunft unwiderlegbar demonstriert wurde, wurde das aufstrebende kapitalistische System von seinen frühsten Anbeginn nicht nur durch einen räuberischen Staat behindert, sondern auch durch eine altruistische Kultur, die stillschweigend Menschenopfer billigte. Der fundamentale “innerer Widerspruch” Amerikas, behauptete Rand, hat in dem Versuch gelegen, das Streben nach individuellem Glück mit einem altruistischen Moralkodex zu verbinden (Virtue of Selfishness, 95). Der Kapitalismus kann auf einer solchen kulturellen Grundlage nicht überleben, argumentierte sie; es erfordere einen völlig rationalen, säkularen Ethos, unverdorben durch religiösen Mystizismus oder Altruismus.
Dirigismus erfordere in Gegensatz dazu eine Kultur, die auf die “Vernichtung des rationalen Potentials des Menschen” ausgerichtet ist (The New Left, 165). Er ist abhängig von einer folgsamen, hoffnungslosen und stagnierenden Bevölkerung. Da “denkende Menschen nicht beherrscht werden können”, und “ehrgeizige Menschen nicht stagnieren”, muss der Dirigismus das Antirationale institutionalisieren (Voice of Reason, 247). Unter Dirigismus breitet sich Irrationalität im gesamten Leben aus, einschließlich Kultur und Politik. Jede Sphäre reflektiert und verstetigt den Krieg gegen Vernunft, Freiheit und Individualismus. Sogar das Bildungswesen wirkt der Integrierung von Wissen entgegen, weil es “antibegriffliche” Lernmethoden und die Zersplitterung [Fragmentation] des Lehrplans pflegt (The New Left, 228).
Da Vernunft und Freiheit ineinander greifen, untergräbt ein kultureller Krieg gegen die Vernunft unvermeidlich die Freiheit. Daher war es unvermeidlich, dass die Vereinigten Staaten in einen Neofaschismus degenerieren würden, in dem Gewalt den Handel “als das Grundelement und ultimativen Schiedsrichter in allen menschlichen Beziehungen” ersetzt. Rand erklärt in einer Passage, die in der posthum veröffentlichten Ayn Rand Column veröffentlicht wurde, dass der “wirkliche Krieg” der neofaschistischen “Mischökonomie” nicht zwischen Klassen stattfinde, sondern innerhalb von ihnen. Die genuin produktiven Individuen innerhalb jeden Berufs - diejenigen, die legitime Werte schaffen - werden “den Aneignern” geopfert, die ihre Position durch politischen Einfluss erreichen (11-12). Solch eine Mischökonomie, “lässt den schlimmsten Typ des ‘Räuberreichen’ profitieren, den Reichen-durch-Berühmtheit, den Reichen-durch-politisches-Privleg” (Capitalism, 218). Es fördert “Parasitismus, Vetternwirtschaft, Korruption und Gier nach dem Unverdienten” (168-70).
Rand hat festgestellt, dass solange Regierungen über die Möglichkeit verfügen, Privilegien zu verteilen, die Bürger aus Notwehr Interessengruppen [Pressure Groups] bilden werden (Voice of Reason, 133-34). Solche Interessengruppen gehen über rein ökonomische Interessen hinaus. Tatsächlich splittern, Rands Ansicht nach, staatliche Intervention die Gesellschaft auf zahllosen Wege auf - entlang materiellen, rassischen, ethnischen, sexuellen, generationalen und andere Grenzen. Sie erzeugen dadurch eine kollektivistische Mentalität, womit “jede Gruppe beides wird, Sklave und Versklaver jeder anderen Gruppe” (Ayn Rand Column, 23-25).
Rand weigerte sich, den gegenwärtigen Zustand als unveränderlich zu akzeptieren. Alle menschlichen Institutionen, argumentierte sie in Philosophy: Who Needs It, müssen kritisch beurteilt werden, und “dann angenommen oder abgelehnt und, wenn notwendig, verändert werden” (33). Ihre Vision war eine radikal Neue Politik, die die Begrenzungen zwischen Links und Richts transzendieren würde. Aber dieses Projekt war bloß eine Seite ihrer charakteristischen und umfassenden Sichtweise der menschlichen Existenz. Zu guter letzt betrachtete Rand den Objektivismus, als notwendige Voraussetzung einer vollen philosophischen und kulturellen Renaissance.
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