- Geldschöpfung nüchtern betrachtet - Frank, 27.08.2005, 09:51
- Re: Geldschöpfung nüchtern betrachtet - thoughtful, 27.08.2005, 11:28
- Re: Geldschöpfung nüchtern betrachtet - thoughtful, 27.08.2005, 21:54
- Autoritäten haben immer Recht, stimmts? Nur nicht selber denken! (o.Text) - Frank, 27.08.2005, 22:56
- Re: sie sind ein kleiner Stänkerer ohne Bildung. (ot) (o.Text) - freeman, 27.08.2005, 23:12
- Re: sie sind ein kleiner Stänkerer ohne Bildung. (ot) (o.Text) - thoughtful, 28.08.2005, 00:36
- Re: sie sind ein kleiner Stänkerer ohne Bildung. (ot) (o.Text) - freeman, 27.08.2005, 23:12
- Autoritäten haben immer Recht, stimmts? Nur nicht selber denken! (o.Text) - Frank, 27.08.2005, 22:56
- Re: Geldschöpfung nüchtern betrachtet - freeman, 28.08.2005, 14:05
Re: Geldschöpfung nüchtern betrachtet
-->>In der Bundesbank-Publikation „Die Banken als Geldproduzenten“ (vielleicht kann noch mal jemand den Link setzen)
Vermutlich meinen Sie diesen Link: http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_04.pdf
Gr. th.
wird klipp und klar beschrieben, was unter Geldschöpfung zu verstehen ist. Allerdings gibt es dabei einige kleine Unschärfen/Ungereimtheiten.
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>Was ist unter Geldschöpfung zu verstehen?
>Von Geldschöpfung spricht man dann, wenn ein bei der Bank A aufgenommener Kredit teilweise (d. h. reduziert um die notwenige Einlage bei der ZB und eventuell um eine Barauszahlung, die nicht wieder auf einer Bank eingezahlt wird) bei der Bank B eingelegt wird. Diese Einlage kann dann von Bank B wiederum teilweise als Kredit angeboten werden, so dass ein Teil des Geldes auf Bank C eintrifft usw. Daher auch der Begriff „multiple Geldschöpfung“, doch multipliziert wird hier gar nichts. Ein- und dasselbe Geld erhöht die Bilanzsumme bei mehreren Banken, indem es diese durchläuft.
>Dieser Vorgang ist vollkommen plausibel. Handelt es sich um elektronisches Geld, ist er sogar unvermeidlich, denn dieses kann sich nur in Banken aufhalten. Möglich ist sogar, dass der Kredit, vermindert um die notwendige Einlage bei der ZB, bei der selben Bank wieder eingelegt wird! Hoffentlich klar ist auch, dass dabei kein neues Geld entstanden ist. Salopp formuliert: Es gibt auf keiner Geschäftsbank einen Knopf, mit der sie - unter welchen Voraussetzungen/Bedingungen auch immer - Geld erzeugen kann.
>Ein Beispiel zum besseren Verständnis: Oma O. schafft 5.000 Euro Bargeld vom Sparstrumpf zur Sparkasse auf ihr Sparbuch. Das Bargeld wandert dort zunächst in den Tresor. Handwerker H. erhält kurz darauf einen Kredit über 4.000 Euro, den er sich bar auszahlen lässt, um sich zuhause über das knisternde Geld zu freuen. All diese Scheine stammen aus Omas Sparstrumpf. Am nächsten Tag schafft H. das Geld auf sein Girokonto bei der Sparkasse. Diese kann nun davon wiederum etwa 3.000 Euro verleihen. Will H. später das Geld, ist genügend Reserve da. Sie bilanziert nun als Einlagen von den Nichtbanken O. und H. 5.000+4.000=9.000 Euro.
>Liest man Postings, zeigt sich, dass der Begriff „Geldschöpfung“ (engl. fractional banking) oft missverstanden wird. Irrtümlich wird angenommen, die Geschäftsbanken könnten Geld erzeugen. Pseudowissenschaftliche Theorieansätze von intellektuellen Spinnern tragen zu diesem Mythos bei. Aber auch die BuBa-Darstellung ist völlig irreführend tituliert, recht reißerisch und obendrein nicht astrein.
>Geld ist kein Wegwerf- oder Einweg-Produkt. Ein 100-Euro-Schein kann theoretisch benutzt werden, um Löhne im Wert von 100.000 Euro zu zahlen oder Waren im Wert von 100.000 Euro umzusetzen. Ebenso kann er Kredit im Wert von viel mehr als 100 Euro schaffen und die Bilanzsummen der Banken entsprechend erhöhen. Tut der Schein das, spricht man von Umlauf. Gleiches gilt für elektronisches Geld. Hier fällt es allerdings etwas schwerer, anzuerkennen, dass dieses nicht „einfach so“ geschaffen werden kann - aber es ist so. Würde dies einem EDV-Spezialisten gelingen, hätte er illegal elektronisches Falschgeld erzeugt. Keine Bank macht dies geschäftsmäßig.
>Es wäre vielleicht noch anzumerken, dass bei der Geldmenge M3 gewissermaßen Äpfel und Eier addiert werden, nämlich Geld und beispielsweise der Wert von Wertpapieren, wie Aktien. Steigt der DAX, steigt auch M3! Inwieweit die Bilanzsummen der Banken hier auch erfasst werden (wird in der Broschüre behauptet), ist mir nicht bekannt, aber hier auch unerheblich. Das echte Geld in M3 erhöht sich durch Geldschöpfung nicht.
>
>Unschärfen/Ungereimtheiten
>Selbst dem Verfasser der Broschüre unterlaufen einige kleine Schnitzer bei der Beschreibung dieses doch so einfachen und keineswegs geheimnisvollen Vorgangs.
>1) „... bleibt noch die Frage offen, woher denn das viele Giralgeld kommt.“
>Dies ist, wie oben gezeigt, wohl nicht unbedingt „eines der interessantesten, aber auch schwierigsten Kapitel des Geld- und Kreditwesens“. Die Geldschöpfung mag vorrangig mit Giralgeld erfolgen (daher auch der Begriff „Giralgeldschöpfung“), ist aber im Prinzip auch mit M2 und M3 möglich.
>2) „... wie Giralgeld durch Einzahlung von Bargeld auf Girokonten entsteht. Bei dieser ‚passiven’ Form der Giralgeldschöpfung...“
>Zahle ich einen 100-Euro-Schein auf mein Girokonto ein, wandert der Schein in den Tresor der Bank, während auf meinem Konto 100 Euro verbucht werden. Mit der Einzahlung habe ich also mein Geld teilweise verleihbar gemacht (darum in Zinshoch-Zeiten auch Zinsen auf Giralgeld). Das als passive Form von Giralgeldschöpfung zu bezeichnen, ist schon sehr abenteuerlich. Auch der Begriff „aktive Geldschöpfung“ ist mithin bloße Schaumschlägerei.
>3) „... deutet aber schon die Höhe des Giralgeldvolumens darauf hin, dass das Bankensystem in der Lage ist, durch Gewährung von Krediten aktiv Giralgeld entstehen zu lassen...“
>s. oben und bedenke: Von Aktivität des Bankensystems kann hier nicht die Rede sein, kein Kreditnehmer, keine Geldschöpfung! Die sogenannte Geldschöpfung „geschieht“ vielmehr den Banken, sie können diese praktisch weder vermeiden noch befördern.
>4) „So kann eine Giralgeldschöpfung immer dann nicht eintreten, wenn die bereitgestellten Einlagen vollständig als Bargeld abgehoben werden.“
>Einlagen heißen Einlagen, weil sie eingelegt und nicht abgehoben werden. Und zudem zu kurz gedacht: Sobald das Bargeld zu irgendeiner Bank gelangt, ist die „Geldschöpfung“ perfekt, wie oben am Beispiel O. und H. gezeigt, genau wie mit elektronischem Geld.
>
>Wer’s noch nicht glaubt...
>... betrachte die Aktiva und Passiva der deutschen Kreditinstitute (Stand April 2004): Vergleicht man die Aktiva „Barreserve“ (bei der ZB) und „Kredite“ mit den Passiva „Verbindlichkeiten“ und „Inhaberschuldverschreibungen“, so ergibt sich eine Differenz von rund 254 Mio. Euro entsprechend 4 %. Diese Differenz wird jedoch nicht auf Knopfdruck bei den Banken produziert, sondern aus deren „Kapital und Rücklagen“ und „Sonstigen Passiva“ bestritten, die Banken verleihen also in bescheidenem Umfang auch eigenes Geld.
>
>Fazit
>Die kommentarlose Verwendung von beeindruckenden Schlagworten wie „aktive Geldschöpfung“ deutet auf unqualifizierte Wichtigtuer hin, von denen es in jedem Forum mehr als genug gibt. Sie wissen selbst nicht, wovon sie sprechen. Man merke sich diese Typen und sei skeptisch gegenüber ihren Postings!
>F.
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