- Nicht nur für Nereus: Bibelstunde um Macht, Markt, Geld, Kredit und Sozialhilfe. - Histrio, 28.08.2005, 07:56
- Damit haben wir auch die praktische Widerlegung der Machttheorie - Diogenes, 28.08.2005, 12:04
- Nachtrag; Eigentum - Diogenes, 28.08.2005, 14:18
- Re: Leider falsch, Morris Silver & HS dito - dottore, 29.08.2005, 15:25
- Re: Leider falsch, Morris Silver & HS dito - Diogenes, 29.08.2005, 16:33
- Re: Nochmal Josef - dottore, 29.08.2005, 19:09
- Re: Nochmal Josef - Diogenes, 29.08.2005, 21:42
- Re: Nochmal Josef - bernor, 30.08.2005, 12:43
- Re: Was machte"ein jeder" in Ägypten? - dottore, 30.08.2005, 18:59
- Re: Nochmal Josef - dottore, 29.08.2005, 19:09
- Re: Leider falsch, Morris Silver & HS dito - Diogenes, 29.08.2005, 16:33
- Re: Leider falsch, Morris Silver & HS dito - dottore, 29.08.2005, 15:25
- Re: Damit haben wir auch die praktische Widerlegung der Machttheorie - Histrio, 28.08.2005, 15:53
- Re: Damit haben wir auch die praktische Widerlegung der Machttheorie - freeman, 28.08.2005, 22:43
- Re: Wie belastbar ist die Strebe, gezimmert aus 'Bibelstoff', Diogenes? - Uwe, 29.08.2005, 05:39
- Re: Was schreibt Herodot über die ägyptische"Landzuteilung"? - dottore, 29.08.2005, 12:02
- Wir zimmern nicht, wir basteln nur *g* - Diogenes, 29.08.2005, 14:58
- Ob Folgendes zur Erhellung beiträgt? (Vorsicht Spiegel ;-) - Histrio, 29.08.2005, 16:44
- Heißen Dank - Diogenes, 29.08.2005, 22:02
- Nichts scheint so zu sein, wie es zu sein scheint. ;-) - Histrio, 29.08.2005, 22:45
- Kleiner Tip? Ja, hier vielleicht. (besonders @ Diogenes.) - Histrio, 06.09.2005, 21:22
- Heißen Dank - Diogenes, 29.08.2005, 22:02
- Ob Folgendes zur Erhellung beiträgt? (Vorsicht Spiegel ;-) - Histrio, 29.08.2005, 16:44
- Nachtrag; Eigentum - Diogenes, 28.08.2005, 14:18
- Re: Nicht nur für Nereus: Bibelstunde um Macht, Markt, Geld, Kredit.. - Histrio - nereus, 28.08.2005, 12:37
- Du hast Recht, nereus, ich stellte ja auch bereits fest, dass uns Welten trennen - Histrio, 28.08.2005, 13:54
- Re: Nicht nur für Nereus: Bibelstunde... / Wem gehört das"Eigentum"? - bernor, 29.08.2005, 00:55
- Damit haben wir auch die praktische Widerlegung der Machttheorie - Diogenes, 28.08.2005, 12:04
Re: Leider falsch, Morris Silver & HS dito
-->Hi Diogenes,
>"Da brachten sie Josef ihr Vieh, und er gab ihnen Brot als Entgelt für ihre Pferde, Schafe, Rinder und Esel."
"Sie" sind Josefs Brüder. Sie leben mit Josef in Kanaan:
Dazu:"This ceremony, called 'the donation of the field', symobilzed the monarch's assumption of legal title over the Two Lands [Ober- und Unterägypten] and was an important part of his ceremonial revitalization as well as his rule."
Auch im Neuen Königreich (1550-1070 BC) war es nicht anders, denn damals
"a related ritual act in which the divine confirmation of royal ownership (!) of Egypt was confirmed occurred when the king offered the symbol of Maat to the gods [Maat = kleine in den Tempeln niedergelegte Figur der betreffenden Gottheit]:
[img][/img]
Goelet:"By this gesture, the king returned the symbol of universal order [von Privateigentum keine Rede; die Ordnung war die Machtstruktur] to the deities who had entrusted (!) him with its maintenance (!), and thereby, the right (!) to all Egypt's land."
In einem (noch) späteren Tempel-Relief überreicht der Pharao ein symbolisches Feld (sht) den Göttern:
"The king must return parcels of land to the deities who had transferred the land to him."
Im Brooklyn Museum of Art ist diese Szene auf einer Stele gezeigt (vgl. K. A. Kitchen, Two Donation stelae..., 1969/70). Die"Maat-Federn" (siehe oben Kopf) stecken in Land wie groß? Etwas mehr als ein Handteller, gefüllt mit Erde.
Goelet schließlich:"All the king's subjects realized that this image of the offered field also (!) symobolized the redistributive (!) nature of their economy... all performed on behalf of the monarch as the gods's chief administrator."
In den immer häufiger auftretenden Schwächephasen der Pharaonen (hier schon besprochen) kamen die Tempel mehr und mehr in Vorhand ("slowly became the affective administrators of Egypt" - die Parallele zum europäischen König/Kaiser-Kirche-Problem ist völlig eindeutig).
Zuletzt vollzogen die Pharaonen nur noch Rituale, während die machtpolitischen Tatsächlichkeiten längst zugunsten der Priesterschaften vorangeschritten waren zur"preeminence of the temples (!) in the economy and the governance (!) of the land."
So und nicht anders ist es gelaufen. Die Tempel bewirtschafteten nun ihrerseits nicht ihr (!) Land mit Hilfe ihrer Priester sie hatten (wie auch die europäische Kirche) nicht die Möglichkeit, mit Leibeigenen zu operieren, sondern mussten Land"verleihen", um Erträge daraus zu erwirtschaften.
Diese Land-"Verleihung" ähnelt dem europäischen feudum (noch der Papst"verlieh" ganze Königreiche), es kam jedoch zu keiner Ausbildung von abgabenfreien Obereigentümern (logisch, denn das waren immer Tempel/Priesterschaft selbst). Das Land kam immer nur kurzfristig an Pächter (Besitzer), vgl. B. Menu, Le régime juridique des terres en Ègypte pharaonique. Moyen Empire et Nouvel Empire, 1971.
Auch die von Morris Silver so rechthaberisch und von oben herab (ist doch alles klaro, Handel gibt's heute, es hat ihn also immer schon gegeben) als"Beweis" für"ancient trade" am Nil (Boote und so) gezeigte ägyptische Handelsszene, um deren Kommentierung @Popeye gebeten hatte (siehe @Popeyes Schatzkammer in den Links) behandelt mitnichten"freien Handel", sondern das:
"The redistributive economy was made possible and actually structured in many of its aspects by the river." An den Zwischen- und Endpunkten der reinen (!) Redistributionswirtschaft Ägyptens lagen die"granaries", die Silos, die staatlichen Läger, usw., usw. - zum Rein & Raus.
Im Papyrus Lansing wird das so beschrieben (Auszug ab 8,8):
"I am teaching you... to... hold the palette freely... to become a trusty of the king to cause you to open treasuries and granaries (!), to cause you to receive from the entrance.. to cause you the divine offerings on festal days (!)... while your bark is on the Nile and you are provided with aparitors, moving [not trading!] freely and inspecting... Behold you hold a powerful office, by the king's gift (!) to you..."
Also:
>Das Vieh und das Land waren Eigentum der Ägypter,
Nein. Die Ägypter waren Eigentum des Pharao.
>nicht des Pharaos. Es waren freie Bürger.
Ganz falsch, siehe eben.
>Josef hätte sicher nicht gekauft, was dem Pharao bereits gehört hatte, noch hätten die Ägypter verkaufen können, was ihnen nicht gehört hatte.
>Wir haben es also mit Privateigentum zu tun.
Dafür existiert nicht mal ein Wort. Dagegen haben wir nìwt als eines der am meisterscheinenden (Stadt, Kapitale, Pyramide). Dies in den frühesten, gerade noch lesbaren Texten im Zusammenhang mit hwt ("estate" Grundeigentum), oder auch hwt-ntr = Tempel.
Der"Bauer" (von wegen"freier Bürger") erscheint als shty (zu sht = Feld, dem König zu eigen, siehe oben) als knieend vor dem feld.
>Erst durch die Not wurde der Pharao Eigentümer von Land und Vieh und die Ägypter (und Israeliten) zu Sklaven.
Die autochtonen Subsistenz-Ägypter wurden von einem Stamm, Eroberer-Clan o.ä. (oder mehreren) genauso unterworfen und in das oben beschriebene"Dem-Phararo-gehört-alles"-System gezwungen wie es überall sonst in der Welt auch gelaufen ist, von China (müsste noch detaillierter untersucht werden) über Mesopotamien (Beleglage absolut eindeutig) bis nach Amerika. Die dortigen, entsprechenden Vorgängen hatten wir anhand von Oaxaca ("Origin of War") lang und breit besprochen.
Es tut mir leid, Diogenes, aber auch Dein"Notlagen"-Modell (siehe die Pachtkürzungen, die noch bei Herodot zu finden sind) entspricht ebensowenig den historischen Abläufen wie der Ansatz von HS (der"in Not geratene" Eigentümer schafft"privates Geld" unter Verpfändung ausgerechnet (!) seines in Not liegenden Eigentums - Glückwunsch an den Pfandnehmer!) falsch ist.
Gruß!

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