- Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - weissgarnix, 29.08.2005, 18:44
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - Todd, 30.08.2005, 09:00
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - weissgarnix, 30.08.2005, 10:27
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - Todd, 30.08.2005, 11:11
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - weissgarnix, 30.08.2005, 12:12
- Das ist doch das Schöne - @dottores Machttheorie ist trivial - FOX-NEWS, 30.08.2005, 12:30
- Re: Das ist doch das Schöne - @dottores Machttheorie ist trivial - weissgarnix, 30.08.2005, 13:09
- Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? - FOX-NEWS, 30.08.2005, 14:40
- Re: Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? - weissgarnix, 30.08.2005, 14:47
- Re: Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? - FOX-NEWS, 30.08.2005, 15:04
- Re: Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? - weissgarnix, 30.08.2005, 15:09
- Re: Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? - FOX-NEWS, 30.08.2005, 15:04
- Re: Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? - weissgarnix, 30.08.2005, 14:47
- Warum einfach, wenns auch kompliziert geht? - FOX-NEWS, 30.08.2005, 14:40
- Re: Das ist doch das Schöne - @dottores Machttheorie ist trivial - weissgarnix, 30.08.2005, 13:09
- Das ist doch das Schöne - @dottores Machttheorie ist trivial - FOX-NEWS, 30.08.2005, 12:30
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - weissgarnix, 30.08.2005, 12:12
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - Todd, 30.08.2005, 11:11
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - MausS, 30.08.2005, 13:59
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - weissgarnix, 30.08.2005, 10:27
- Ein einfacher logischer Fehlschluß - - MausS, 30.08.2005, 09:50
- Re: Ein einfacher logischer Fehlschluß - - weissgarnix, 30.08.2005, 10:53
- Was ist eine Drohung? - FOX-NEWS, 30.08.2005, 12:25
- Re: Was ist eine Drohung? - weissgarnix, 30.08.2005, 12:50
- Re: Liegestuhl-Ã-konomie - Holmes, 03.09.2005, 02:34
- Re: Was ist eine Drohung? - weissgarnix, 30.08.2005, 12:50
- Was ist eine Drohung? - FOX-NEWS, 30.08.2005, 12:25
- Re: Ein einfacher logischer Fehlschluß - - weissgarnix, 30.08.2005, 10:53
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - Fürst Luschi, 30.08.2005, 13:54
- Re: Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse" - Todd, 30.08.2005, 09:00
Macht? - Welche Macht? vgl. Beispiel aus Popitz"Machtprozesse"
-->Dottore,
nach Lektüre Deines Aufsatzes möchte ich mich Deiner Theorie mal von einer anderen Seite nähern: der des unterstellten Machtprozesses. Im Endeffekt behauptest Du eine sehr vordergründige Form von Macht, nämlich die der Unterdrückung durch Waffengewalt, aus der sich alles weitere ergibt. Zudem ist die Machtinstanz von quasi ultimativer Legitimation, ergo benötigen wir für alles weitere gleich im allernächsten Schritt irgendwelche Herrscher, Söldner, etc. Dies vorausgeschickt, wird jegliche Suche von"Privatem" in Deiner Theorie natürlich sehr, sehr schwierig.
Mein Einwand ist nunmehr, dass Knappheitsphänomen und Geld - wiewohl man beide als Konsequenz von Machtprozessen auffassen kann (wie in der Literatur auch vereinzelt geschehen) - weder auf"Eigentum" im von Dir behaupteten formalen Sinne zurückgehen müssen, noch das die"Macht" unbedingt in die"öffentliche" Sphäre des"ultimativen Herrschers" fallen muss (sinngemäß zu verstehen, gilt auch für Regionalfürsten, Bischöfe, etc.)
Ich gebe nachfolgend einen Machtprozess wieder, wie er von Heinrich Popitz in"Prozesse der Machtbildung" beispielhaft beschrieben und analysiert wurde, um zu zeigen, dass es sehr wohl auch im Privaten, ohne Rekurs auf"Eigentum" zu einer Verknappung von Gütern und damit zu einer"Initialzündung von Wirtschaften" kommen kann. Sogar zur Bildung eines"Tributsystems", wenn man so will...
Popitz' Beispiel lautet wie folgt:
Auf einem Kreuzfahrtschiff gibt es eine bestimmte Anzahl Liegestühle, die den Passagieren ohne weitere Einschränkung zur Nutzung überlassen sind. Wenn ein Liegestuhl frei wird, so ist es Usus, dass sich der nächste Nutzer schnell findet. Ein Reservierungs- oder Belegsystem gibt es nicht. Aufgrund des regelmäßigen Umschlags kommt es auch nicht zu Engpässen, obwohl rein rechnerisch nur für rund 1/3 aller Passagiere ein Liegestuhl vorhanden ist.
Eines Tages, nach einem Passagierwechsel, passiert es, dass einige Passagiere ihren einmal in Besitz genommener Liegestuhl nicht wieder freigeben, sondern mit einem"Belegzeichen" markieren und gegenüber anderen Passagieren verteidigen. Bei Abwesenheit halfen sich die"Besitzer" insoweit, als die anwesenden darauf aufpassten, dass belegte Liegestühle nicht durch"Nicht-Besitzer" gekapert würden.
In weiterer Folge etabliert sich eine klare Klassentrennung in"Besitzer" und"Nicht-Besitzer", die Besitzer"vermieten" Liegestühle an Nichtbesitzer gegen"Tribut" und rekrutieren aus selbigen außerdem eine Art"Wächterklasse", die für sie die Bewachung der Liegestühle übernahm und der im Gegenzug ein (eingeschränktes) Nutzungsrecht eingeräumt wurde. Das System war nach einiger Zeit akzeptiert und stabil, zumindest bis zum nächsten größeren Passagierwechsel.
In der Analyse des Phänomens kommt Popitz zu folgenden Betrachtungen:
1) Die Liegestuhlbesitzer (i.e. die"Privilegierten") haben die größere Chance, sich schnell und wirkungsvoll zu organisieren. Ihr gemeinsames Interesse ist nicht notwendig intensiver, aber organisationsfähiger.
2) Die gegenseitige Unterstützung, die Kooperation drängt sich für die Besitzern unmittelbar auf."Indem wir dem anderen Besitzer helfen, helfen wir gleichzeitig uns selbst und dem Prinzip."
3) Da ihr Besitz noch nicht legitimiert ist, ist Kooperation notwendig, in dieser Kooperation bieten sie sich: Stellvertretung, Schutz, Bestätigung, individuelle und gemeinsame Interessen decken sich
4) Hingegen ist das primäre Handikap der Nichtbesitzenden in ihrer ungenügend explizit formulierten Alternative zu sehen: zwar besteht das Interesse, die"Besitzer" zu verdrängen, doch ist fraglich, wie die Situation hiernach geregelt werden soll:"Die Einigkeit darüber, daß die bestehende Ordnung ungerecht sei, schafft noch kein Einverständnis, welche Neuordnung gerecht wäre." Es ist mehr als fraglich, ob es nach erfolgter"Revolution" möglich sein könnte, noch einmal in den Ausgangszustand zu verfallen, d.h. alle Stühle für alle Passagiere zugänglich zu machen
Im Beispiel ist ohne Zweifel ein Machtprozess Ursache für eine Güterverknappung, sowie damit einhergehend die Bildung eines Prozess des"Wirtschaftens" in Form von Liegestuhlvermietung gegen Obolus. Mithin passiert genau das, was Deine Theorie behauptet. Allerdings ist das Beispiel bar jeglicher Form von"Eigentum": die"Besitzer" haben kein Eigentum an den Liegestühlen, genaugenommen sind sie zunächst nicht mal Besitzer sondern lediglich"Inhaber". Das"Ober-Eigentum" liegt beim Reeder bzw. in seiner Vertretung dem Kapitän des Schiffs. Obwohl Popitz nicht darauf eingeht, wäre denkbar, dass dieser eingreifen hätte können, doch die Frage wäre dann wie? und vor allem: wären die"Besitzer" dann nicht doch besser weggekommen, als die Nichtbesitzer, alleine aufgrund der quasi normativen Kraft des Faktischen?
Das obige Beispiel liesse sich sicherlich auf zahllose, reale Prozesse in jeder beliebigen Epoche übertragen, gerade weil es kein großes Bedürfnis an Institutionen zeigt: der"Obereigentümer" ist nicht wirklich präsent,"Eigentum" nicht benötigt,"Söldner" (i.e."Wächter" von extern) eher kontraproduktiv und von Drohung oder gar"Waffengewalt" weit und breit nix zu sehen. Wichtige von dir behauptete Voraussetzungen sind also nicht vorhanden, dennoch"zündet" der Prozess des Wirtschaftens und läuft stabil. Die"Macht" die hier im Spiel ist, beruht lediglich auf der überlegenen Koordinationsfähigkeit einiger Akteure, die sich beim Booten des Systems in nichts von den übrigen Teilnehmern unterscheiden.
Gruss,
weissgarnix

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