- Für ALLE Wachstums und Vollbeschäftigungd Fanatiker - hoerby, 06.09.2005, 07:32
Für ALLE Wachstums und Vollbeschäftigungd Fanatiker
--><font color=#FF0000>DER LOHN DER ANGST</font>
http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1763&MenuID=8&MagID=65&sid=su622061141793115192
I. Die Maßnahme
Wer heute nicht ans Paradies glaubt, kommt nicht in den Himmel, sondern nach Eidelstedt. Dort, im kleinbürgerlichen Stadtteil im Nordwesten Hamburgs, wird noch hochgehalten, was immer weniger bringt: Erwerbsarbeit.
Dort kämpfen die letzten Helden der Vollbeschäftigung für den Endsieg der Vollerwerbsgesellschaft. Der Arbeitslose, an sich ein funktionsloses Glied der Arbeitsgemeinschaft aller Deutschen, soll nicht verlernen, worauf Wohl und Wehe des Vaterlands gebaut sind: Arbeiten. Koste es, was es wolle.
Und das geht nach den Aufzeichnungen eines Arbeitslosen so: „Zuerst haben wir alle Arbeitsbekleidung erhalten. Blaue Latzhosen und eine Jacke, auf der groß draufsteht: HAB Eidelstedt - Hamburger Arbeits-Beschaffung Eidelstedt heißt das.“ Die Montur müsse sein, erklärt der Fallmanager der Bundesagentur für Arbeit, die mit 58 Milliarden Euro Jahresbudget rund fünf Millionen „Kunden“, wie die Erwerbslosen neuerdings heißen, verwaltet. Schließlich soll der Bürger draußen sofort merken, dass etwas geschieht. Aber was? Das ist noch unklar, wie vieles, Dialektik des modernen Sozialstaats eben. An die Ein-Euro-Jobber, die hier für ihren künftigen Einsatz üben sollen, werden jedenfalls dicke Monturen ausgegeben, obwohl sie in Innenräumen für den Ernstfall trainieren - „damit sie sich schon mal an Arbeitskleidung gewöhnen“. Gewöhnung ist überhaupt das A und O des Arbeitslebens, und deshalb rücken die Erwerbslosen im Alter von 40 bis 55 Jahren bereits um........ weiter
II. Die Arbeitslüge
....Sie heißen Tick, Trick und Track. In fast jedem Abenteuer, das sie bestehen müssen, finden sie die richtige Lösung. Die drei Jungenten sind gewiss nicht faul. Aber sie kennen den Unterschied zwischen Arbeit und Tätigkeit, zwischen sturer Routine und kreativem Problemlösen. Sie sind eine Entscheidungselite, und sie können das auch sehr klar ausdrücken. Ihr Motto lautet: „Wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, ist verrückt.“...., weiter
III. Die Mühe
......Seit der Apostel Paulus sein „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ verkündete, ist die tägliche Mühe zur Pflicht geworden. Im sechsten Jahrhundert gründet Benedikt von Nursia den einflussreichsten Orden der Kirchengeschichte, den der Benediktiner. Ora et labora heißt deren Motto - beten und arbeiten. Sonst nichts..... weiter
IV. Was ist „neue Arbeit“?
In Branchen, in denen stupide körperliche (und einfache geistige) Arbeit durch Maschinen und Systeme ersetzt werden, etwa in der Informations- und Kommunikationstechnologie, schuften die Gestalter dieser Automations-Verfahren besonders intensiv. Ein 14-Stunden-Tag gilt hier als normal, so viel also, wie noch vor fünf Generationen den Proletariern der frühen Industriegesellschaft abverlangt wurde........
Das ist die wirkliche „neue Arbeit“, eine Tätigkeit, die körperliche oder auch nur routinemäßige Arbeit ersetzt. Diese Arbeitseliten, die es auch in der fortschrittlichen Produktion, in der Biotechnologie und anderen Automationsbranchen gibt, werfen zwei Schatten: einen echten, der sie als Liquidatoren der Arbeit erscheinen lässt. Schemenhaft aber wird eine zweite Kontur sichtbar: die des Vorbilds, das wie verrückt schuftet, das die Arbeit noch hochhält -......weiter
V. Arbeitslosigkeit ist Erfolg
xDie Automation ist Segen, nicht Fluch. Sie ist höchst erfolgreich, wenngleich die Auswirkungen im alten Sozialsystem nicht mehr ankommen können. Denn die Quelle des alten Sozialstaates war Arbeit, die man in Geld tauschte. Heute wird Arbeit durch technologischen Fortschritt immer mehr überflüssig; Erträge und Profite entstehen dadurch, dass wir arbeiten lassen. Warum ist es so schwer, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen?
In den Zeiten des Wirtschaftswunders stieg die Produktivität allein zwischen 1948 und 1965 um fast 300 Prozent. Nach Abzug der Sonderkonjunktur erlebte die Bundesrepublik zwischen 1970 und 1995 immer noch eine Produktivitätsverdoppelung. Das geschah aber bereits vor dem Hintergrund steigender Massenarbeitslosigkeit und des Zusammenbruchs großer Teile der alten Industrien, also gebremst.
Tatsächlich ist es keineswegs nötig, dass in Deutschland noch 26,5 Millionen unselbstständig Erwerbstätige ihrer Erwerbsarbeit nachgehen. Lothar Späth und der frühere McKinsey-Manager Herbert A. Henzler haben im Jahr 1993 eine Berechnung angestellt: Was würde passieren, schöpfte man das technisch machbare Automationspotenzial in der Bundesrepublik voll aus? Die Antwort: Eine Arbeitslosigkeit von 38 Prozent wäre normal. Eindrucksvoll bestätigte eine weitere Studie der Universtität Würzburg im Jahr 1998 die Annahme der Autoren: Allein im Bankensektor liegt das Automationspotenzial bei mehr als 60 Prozent, im Handel immer noch bei mehr als der Hälfte des gegenwärtigen Beschäftigungsstands. In diesen und vielen anderen Sektoren ist es nur eine... weiter
VI. Das Recht auf Zuchthaus
VII. Das Recht der Bürger
VIII. Tätigkeit
IX. Arbeiten unter Polizeischutz
X. Ein echter Arbeitsmarkt
XI. Der Preis der Vernunft
Bleibt die Frage, was das kostet. Selbst wenn man nur das heute gesetzlich festgelegte Existenzminimum - 7664 Euro pro Jahr und Kopf - als Mindesteinkommen garantierte, machte das für 82 Millionen Bundesbürger die gewaltige Summe von 620 Milliarden Euro aus: rund 200 Milliarden mehr, als der Staat an Steuereinnahmen zusammenkratzt. Auf den ersten Blick scheint das vollkommen unfinanzierbar. Doch die gesamten Sozialausgaben der Bundesrepublik betragen bereits heute jährlich mehr als 720 Milliarden Euro. Zieht man davon die Aufwendungen für die Krankenversicherung ab, verbleiben 580 Milliarden Euro für Leistungen, die ein Grundeinkommen langfristig ersetzen könnte. Und all jene, die weiterhin in Erwerbsarbeit blieben, würden nur potenzielle Empfänger des geregelten Einkommens ohne Arbeit werden. Tatsächlich ist nur nicht finanzierbar, dass alles so bleibt, wie es ist.
7664 Euro, vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger, sind überdies nicht das Paradies, nicht mal ein kleines Stück davon. Aber es wäre ein großer Schritt weg von dem alten Aberglauben, dass der Mensch nur etwas wert ist, wenn er leidet.
Wie verrückt dieses Dogma ist, wussten nicht nur Tick, Trick und Track. Schon in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts schrieb ein gewisser Paul Lafargue, der Schwiegersohn von Karl Marx, ein kleines, kluges Buch über „Das Recht auf Faulheit“. Darin beklagte sich Lafargue bitter über die Dummheit seiner Genossen, die nichts im Kopf hatten, als das Recht auf Arbeit zu fordern. Und er knöpft sich jene guten Christenmenschen vor, die allen, die nicht arbeiten wollen, das Recht auf Essen verweigerten:<font color=#FF0000></font> „Jehova, der bärtige und sauertöpfische Gott, gibt seinen Verehrern das erhabenste Beispiel idealer Faulheit: Nach sechs Tagen Arbeit ruht er auf alle Ewigkeit aus“ und weiter: „Das Proletariat hat sich (…) von dem Dogma der Arbeit verführen lassen. Hart und schrecklich war seine Züchtigung.“[/b][b]
Der britische Mathematiker Bertrand Russell greift, fast 70 Jahre nach Lafargues Tod, in seinem Essay „Lob des Müßiggangs“ die Gedanken des Marx-Schwiegersohns auf. „Mit den modernen Produktionsmethoden ist die Möglichkeit gegeben, dass alle Menschen behaglich und sicher leben können. Bisher sind wir noch immer so energiegeladen arbeitssam wie zur Zeit, da es noch keine Maschinen gab. Das war sehr töricht von uns. Aber sollten wir nicht auch irgendwann mal gescheit werden?“
Die Arbeit hoch? Nein. Kopf hoch. --

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