- Wort z.Sonntag:Ein Brite über uns (Deutsc.)"Lernt Euch endlich selbst zu lieben" - Alana, 10.09.2005, 12:23
- Re: Wort z.Sonntag:Ein Brite über uns (Deutsc.)"Lernt Euch endlich selbst zu lie - Cujo, 10.09.2005, 12:31
- Re: vor allem - bonjour, 10.09.2005, 15:48
- Re: da fehlt was - bonjour, 10.09.2005, 15:54
- Re: vor allem - bonjour, 10.09.2005, 15:48
- Re: Wort z.Sonntag:Ein Brite über die Deutschen - Theo Stuss, 10.09.2005, 16:07
- Re: Wort z.Sonntag:Ein Brite über uns (Deutsc.)"Lernt Euch endlich selbst zu lie - Cujo, 10.09.2005, 12:31
Re: Wort z.Sonntag:Ein Brite über die Deutschen
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Ihr seid lieber arbeitslos in Eurer Heimatstadt, als Euch 200 Kilometer zu bewegen und einen Job zu haben. Und so endet Ihr in Ignoranz über Euer eigenes Land: seine Naturwunder, seine versteckten Schönheiten.
Komisch, es gibt natürlich keine Pendler in Deutschland, die hunderte von Kilometern fahren
Ihr beklagt fremde Klischees über Deutschland, aber ich habe noch nie so viele halsstarrige Stereotype gehört wie von Deutschen über andere Deutsche. Der durchschnittliche Rheinländer besucht Berlin ein einziges Mal in seinem Leben - und haßt es. Für einen Düsseldorfer ist es einfacher, nach Mallorca zu fliegen, als nach Bayern zu reisen.
Welcher Engländer kennt den wirklich Schottland? Welcher Waliser liebt Kent? Mein Freund in London, Notar, sagt mir, er könne ich Schottland nicht arbeiten. Anderes Rechtssytem. Noch nicht einmal Nordirland wäre drin.
Die Deutschen sind auf der Flucht vor sich selbst. Kein Wunder, daß sie über ihre Identität verwirrt sind - oder daß sie romantische Bilder zur Beschreibung ihrer Heimat suchen. Sie haben keine echte Neugier auf ihr Land.
Darum holen englische Fußballfans auch jetzt immer die englische Flagge heraus und verstecken den britischen Union Jack. Noch nie Peter Hitchens gelesen? The aboltion of Britain?
Für die Briten scheint es, daß der Deutsche ungewöhnlich sentimental ist. Ihr Deutschen brecht auf eine Art und Weise in Tränen aus, heiße Tränen, die an einer gefrorenen Oberfläche herabkullern, wie wir es nicht tun. Ihr weint in der Oper, nachdem Ihr einen Rosamunde-Pilcher-Film im Fernsehen gesehen habt, wenn jemand stirbt; manchmal rühren die Tränen von Selbstmitleid her, aber sie kommen immer von Herzen und waren, bis jetzt, privat.
Mann, oh Mann, was haben wir da nicht gesehen, als Diana starb,"die Königin der Herzen". Und diese Rufe: We will never forget you!
Das ist etwas, was wir Briten bewundern können, einen Schritt hinter das verzerrte Bild von der strengen, unnachgiebigen Rasse. Jetzt allerdings scheint diese feste Grenze zwischen öffentlicher und privater Emotion - ein wichtiger Teil der deutschen Identität - verwischt worden zu sein. Deutsche hängen an ihren physikalischen Grenzen (sie verlassen nur selten ihren Kiez), respektieren aber nicht länger ihre emotionalen Grenzen.
Und die Briten? Wieviel Dialekte gibt es allein in England? Wahrscheinlich deshalb, weil Briten in ihrem Land dauernd umziehen.
Es war schon erstaunlich, einen deutschen Kanzler zu sehen, der vor 21 Millionen Zuschauern seiner Frau eine Liebeserklärung machte. Er machte ein Fernsehspektakel aus dem intimsten Teil seines Lebens.
Abgucke! Hat dochschon Reagan gemacht und Ferkel hat auch bei dem abgekupfert
Mit seinem Liebesbekenntnis hat er bewiesen, daß er Teil des amerikanisierten Nachmittagsfernsehtheaters ist.
Das ist bis jetzt der einzige Satz, den ich unterschreiben kann.
Die Briten bewundern viele deutsche Qualitäten: die Effizienz, die Disziplin, die Ernsthaftigkeit, mit der Diskussionen geführt werden, die Sauberkeit, die Fähigkeit, aus der Mittelmäßigkeit zu wachsen und allein durch Willensstärke zu gewinnen.
Gegenvorschlag! Laßt uns doch in Ruhe. Wir haben noch nicht einmal eine gemeinsame Grenze mit euch.
Zeitweise erschrecken uns eben diese Qualitäten auch, und wir definieren uns selbst über den Gegensatz zu ihnen.
Ach, eben waren Briten doch so antisentimental, so sachlich
Wir bewundern und fürchten den Vergleich mit den Deutschen. Und uns verwirren nach wie vor die deutschen Selbstzweifel.
Wenn man Hitchens Buch gelesen hat, dann scheinen die Briten an diesen Zweifeln zu partizipieren: Sieht so eine Siegermacht aus? Kann man als Sieger so auf den Hund kommen? Die Zeit des zweiten Weltkrieges, laut Hitchens die Zeit der Fremdbesatzung durch die USA. Der Sieg des WK II, ein Söldnersieg mit britischem Blut zugunsten der USA. Man lese nur die ersten Seiten von Hitchens Buch, ein gewöhnlicher Fahrgast der londoner U-Bahn wder 50er wird als Beobachter in die heutige Zeit versetzt.
Es ist gut und überfällig, daß die Deutschen offen beginnen, Stolz auf ihre Errungenschaften auszudrücken. Wenn Ihr nur jetzt noch lernen könntet, Euch selbst und nicht nur Eure Ehefrauen zu lieben, könnten wir vielleicht eine gemeinsame Sprache finden.
Vielleicht sind unsere Ehefrauen auch noch hübscher als die euren und sie können wohl auch besser kochen. Aber ich danke für diesen Knochen, den ein Angelsachse uns zuwirft. Man braucht uns wohl noch im Krieg gegen den Terror.

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