- Frohe Weihnachten mit einem Geschenk für Jürgen und die anderen Zweifler - R.Deutsch, 22.12.2000, 20:40
- Re: G€LD.... - Die Nervensäge Ricoletto, 22.12.2000, 21:32
Frohe Weihnachten mit einem Geschenk für Jürgen und die anderen Zweifler
Damit ihr über Weihnachten was zu kauen habt. Mir ist bei Deiner schönen Lampe das Licht aufgegangen, daß ich über dieses Thema jetzt streiten lasse, statt selbst zu streiten. Und wie gesagt frohes Fest an Alle.
Die leidige Buchgeld-Debatte: ein letzter Versuch
zur Güte
[ Freiwirtschaft - Marktwirtschaft ohne Kapitalismus ]
Geschrieben von Benjamin Franksen am 09. November 2000 22:05:04:
Liebe Freunde einer neuen Geldordnung
(und Kritiker der gegenwärtigen),
ich weiß, dass die ganze Diskussion um Buchgeld und dessen Schöpfung durch die Geschäftsbanken vielen von
euch zum Halse raus hängt. Angesichts der Qualität, die diese Diskussion stellenweise erreicht hat, ist das auch
kein Wunder, da sich die Positionen inzwischen derart verhärtet haben, dass keinerlei Annäherung mehr möglich
scheint.
Trotzdem möchte ich diejenigen von euch, die - evtl. in Anlehnung an die z.T. durchaus ernstzunehmenden
Argumente von Herrn Creutz - die Geldschöpfung der Geschäftsbanken anzweifeln oder gar als Unfug ansehen,
bitten, noch einmal in Ruhe zuzuhören oder vielmehr zu lesen, bevor ihr euch womöglich endgültig frustriert aus der
Debatte zurückzieht, was schade wäre.
Diejenigen von euch, die der gegenteiligen Ansicht sind, bitte ich, sich zu vergegenwärtigen, wie leicht eine im
Kern sachlich korrekte Aussage durch polemische Übertreibung aber auch durch ausschließliche Betrachtung von
singulären Einzelvorgängen, losgelöst vom Gesamtkontext, in ihr Gegenteil nämlich kompletten Blödsinn, verkehrt
werden kann.
Zur Sache.
(1) Was ist als Geld anzusehen und was nicht?
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Das ist offensichtlich nicht zuletzt eine Frage der ökonomischen Weltanschauung (in Punkto Geld). Ich kenne dazu
im wesentlichen drei theoretische Positionen:
(a) Der funktional-tauschtheoretische Standpunkt (Klassik und Neoklassik, aber auch Gesell): Geld ist, was
immer als universelles(!) Tausch- und Zahlungsmittel *tatsächlich* verwendet wird, unabhängig von seiner
sonstigen Beschaffenheit.
(b) Der staatlich-rechtliche Standpunkt: Geld ist das, was der Staat (bzw. ein öffentliches Organ wie die ZB) als
gesetzliches Zahlungsmittel bestimmt und in Umlauf bringt. Eine Variante ist die Vorstellung, dass immer das als
Geld anzusehen ist, was der Staat für Steuerzahlungen akzeptiert.
(c) Der deckungs-theoretische Standpunkt (Heinsohn und Steiger): Geld ist ein verbrieftes Anrecht auf Eigentum,
das durch Belastung von Eigentum in Form von Kredit in Umlauf kommt. Die Deckung durch das Eigentum des
Gläubigers muss dabei nicht notwendig von jedermann einlösbar sein (wie bei unserem heutigen ZB-Geld).
Je nach Definition zählen Giroguthaben (jederzeit fällige, d.h. in Bargeld umwandelbare Guthaben) bei
Geschäftsbanken als Geld oder auch nicht.
Vertreter von (a) müssen zumindest in unserem heutigen Geldsystem Giroguthaben als Geld ansehen, da man ja
Waren z.B. per Überweisung von einem Girokonto auf ein anderes bezahlen kann und dies auch in großem
Maßstab tatsächlich geschieht. Einige Menschen sind zwar der Ansicht, dass Giroguthaben in einer Freiwirtschaft
(was auch immer man jetzt darunter verstehen mag) *nicht* mehr als Zahlungsmittel benutzt würden oder
jedenfalls nicht mehr im gegenwärtigen Umfang. Die Argumente hierfür mögen einleuchtend sein oder nicht, fest
steht: im jetzigen System werden sie so verwendet, sind also nach Theorie (a) als Geld
anzusehen.
Vertreter von (b)(strikte Variante) sehen Giroguthaben bei Geschäftsbanken nicht als Geld an, da sie nicht
gesetzliches Zahlungsmittel sind und nicht vom Staat oder einem seiner Organe herausgegeben werden.
Andererseits akzeptiert der Staat Buchgeld für Steuerzahlungen, was in der abweichenden Variante dafür spricht,
dass sie doch Geld sind.
Vertreter von (c) sehen Giroguthaben als Geld an oder auch nicht, je nach dem ob es vollständig durch Eigentum
des Gläubigers (i.e. der Banken) und des Schuldners abgedeckt ist. Sie sehen Punkt (a) als sekundäre Funktion
des Geldes an, die sich erst aus Punkt überhaupt ergibt. Die Vertreter der Auffassung (c) sehen nur in Kreditgeld
eigentliches Geld und glauben zumeist nicht an die Möglichkeit, Geld *ohne* Kredit zu schaffen.
Ich möchte anfügen, dass die Frage, welcher Teil der Geldmenge, wenn überhaupt, zur Preisbildung der
Endprodukte beiträgt, an dieser Stelle keine Relevanz hat.
**********
Damit es irgendwie weitergeht, benutze ich für das folgende eine pragmatische Geld-Definition, nämlich die
(offizielle) Definition der Geldmenge M1: Geld ist demnach alles Bargeld, was nicht Bankreserve ist, plus die
Summe der Girokonten von Nichtbanken bei Geschäftsbanken.
Diese Definition halte ich für sinnvoll, weil hierdurch der allergrößte Teil der Zahlungsmittel zusammengefasst
werden, die in der Praxis in der Realwirtschaft unmittelbar zu Zahlungszwecken verwendet werden *können*.
[Die Möglichkeit zum Überziehen der Konten müsste eigentlich mitgerechnet werden. Aber da die Zinsen für
solche Überziehungen extrem hoch sind, glaube ich nicht, dass man durch Nichtbeachtung dieser Möglichkeit
einen zu großen Fehler macht. Das Bezahlen durch Kontoüberziehung ist einfach eine verdammt teure
Angelegenheit, so dass
ich vermute, dass die meisten Leute es zu vermeiden bestrebt sind. Ich denke, die Möglichkeit zur Überziehung
hat vor allem den Effekt, die aus dem Vorsichtsmotiv stammende Kassenhaltung einzuschränken.]
Ich ordne mich damit im wesentlichen unter die Vertreter von (a) ein, d.h. ich vertrete den tauschfunktionalen
Standpunkt, auch wenn ich von ihm nicht restlos überzeugt bin. Übrigens ist dies auch die Definition der
Geldmenge, die Herr Creutz benutzt.
Wer anderer Ansicht ist und Giroguthaben lieber nicht als Geld im engeren Sinne ansehen will, der ersetze im
Folgenden"Buchgeld" durch"Giroguthaben" und M1 durch"Geld plus Geldersatz". Natürlich kann dann von
keiner Geldschöpfung durch Geschäftsbanken die Rede sein, es muss dann heißen"Geldersatzschöpfung".
(2) Gibt es eine Buchgeldschöpfung der Geschäftsbanken?
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Dazu muss man erst mal klären, was unter dieser (angeblichen?) Geldschöpfung genau zu verstehen ist. Ich
möchte die wesentlichen zwei Sichtweisen einer solche Schöpfung diskutieren, und dabei in einen geeigneten
Kontext stellen, um die immer wieder auftretenden Missverständnisse auszuräumen. Beide sind nämlich sowohl
richtig als auch falsch, je nach dem, wie man sie interpretiert.
(a) [Dieser Punkt wurde insbesondere von Robert Fischer anhand einer endlosen Reihe von sehr blumigen
Beispielen gut verdeutlicht ;] Buchgeldschöpfung wird hierbei als der (singuläre) Vorgang angesehen, in dem eine
Bank an einen Kunden einen Kredit vergibt, wobei sich die Bilanz der Bank wie folgt ändert: auf der Aktivseite
(Forderungen) kommt das Rückzahlungsversprechen des Kunden hinzu, auf der Passivseite (Verbindlichkeiten) in
gleicher Höhe ein neugeschaffener Betrag an Giroguthaben des Kunden. Letztere Verlängerung der Passivseite ist
Buchgeldschöpfung, da hierbei M1 zunimmt.
Der inverse Vorgang ist die Kreditrückzahlung (als ebenfalls singulärer Vorgang) eine Buchgeldvernichtung, wenn
für die Rückzahlung Buchgeld, also Giroguthaben (bei der selben Bank) verwendet wird.
Bei dieser Betrachtungsweise liegt das Augenmerk auf den"atomaren", singulären Vorgängen, bei denen tagtäglich
Giroguthaben entstehen und vergehen.
So weit so gut.
Verschiedene Beiträge von Leuten, die (zu Recht) vor den Folgen des gegenwärtigen Kreditgeldsystem warnen
(v.a. Gerhard Margreiter, Robert Fischer aber auch andere) erwecken leider immer wieder den falschen
Eindruck, als wäre der oben geschilderte isoliert stattfindende Vorgang der Geldschöpfung etwas, was sich auf
lange Sicht in beliebiger Höhe von den Banken fortsetzen ließe, *ohne* auf der anderen Seite einen
entsprechenden Ausgleich zu schaffen. (Vorausgesetzt wird nur, dass genügend Kreditnehmer bereit seien,
Schulden zu machen.)
Es muss hier mal ganz deutlich und klar gesagt werden: dies ist eine qualitativ völlig andere Aussage und meiner
Ansicht nach FALSCH! Wenn DAS die Behauptung einer Geldschöpfung der Banken ist, dann ist das blanker
Unsinn.
Die Tatsache, dass - einzeln betrachtet - diese Vorgänge genau in oben beschriebenen Weise stattfinden, ist
KEIN Beweis dafür, dass die Banken auf die dauer BELIEBIG viele solcher Vorgänge akkumulieren können,
ohne entsprechende ausgleichende Vorgänge in Gang zu setzen, die die Geldmenge wieder reduzieren.
Dafür sorgen die - auch von Robert schon mehrfach erwähnten, aber leider nicht in den richtigen Kontext zu
seinen anderen Aussagen gesetzten -"Golden Rules of Banking" bzw. die Kontrolle des Bundesaufsichtsamts für
das Kreditwesen. Bei dem oben geschilderten Schöpfungsvorgang verschiebt sich nämlich das Verhältnis der
Laufzeiten zwischen Aktiva und Passiva, dergestalt dass die Passivseite mehr kurzfristig fällige (Girokonten), die
Aktivseite aber mehr langfristig fällige Posten (Kredite) enthält. Dieses Ungleichgewicht MUSS von der Bank
durch andere Transaktionen zumindest zu einem gewissen Teil wieder AUSGEGLICHEN werden. Zum
Beispiel dadurch, dass in gleicher Höhe Giroguthaben in Sparguthaben oder Wertpapiere umgewandelt wird. Der
zeitliche Rahmen, in dem dieser Ausgleich stattzufinden hat, ist so weit ich weiß detailiert vorgeschrieben.
Umgekehrt (das geht vor allem an Gerhard Margreiter) verringert eine Umwandlung von Giro- zu Sparguthaben
zunächst auch nur *kurzfristig und isoliert betrachtet* die Geldmenge. Denn dadurch, dass sich nun auf der
Passivseite mehr längerfristige Posten befinden als vorher, steigt wiederum der Rahmen, in dem die Bank Kredit-
und damit Buchgeldschöpfung betreiben kann, ohne die Regeln der Bankaufsicht zu verletzen.
Es versteht sich von selbst, dass diese Bankregeln nur auf mittlere Sicht gelten, nicht aber für den einzelnen
Vorgang. Dadurch, und durch die Tatsache, dass die Obergrenze der Buchgeldschöpfung auf längere Sicht streng
begrenzt ist, nicht aber die Untergrenze (die nämlich u.a. auch von der Bereitschaft des Publikums Kredite
aufzunehmen abhängt) wird dann auch klar, dass die Geldmenge von der ZB nur mittelbar gesteuert werden kann
(nämlich über die kurzfristigen Zinssätze im Refinanzierungsgeschäft mit den Banken) und dass der Effekt von
Zinsänderungen der ZB immer eine gewisse Zeit braucht, um sich auf die Geldmenge auszuwirken.
[Die Statistiken, die Herr Creutz u.a. anführt, belegen eindrücklich, dass die Geldmenge M1 in Deutschland nur in
annähernd gleichem Maß wächst, wie das BIP. Dass Herr Creutz hierin einen Beleg dafür sieht, dass die
Buchgeldschöpfung *überhaupt* nicht stattfindet, ist bedauerlich, aber auch nicht gänzlich unverständlich,
angesichts der zu Missverständnissen einladenden Polemiken seitens der Buchgeldkritiker und der dadurch
verursachten Konfusion. Ein weiterer Grund für diese Konfusion liegt in der äußerst lückenhaften Darstellung der
Geldentstehung wie sie sich üblicherweise in den Lehrbüchern findet. Hier wird fast nie deutlich ausgesprochen,
dass heutzutage ALLES Geld durch Verschuldung in Umlauf gerät (Münzen ausgenommen).]
(b) Nach der anderen Sichtweise der Buchgeldschöpfung ist diese ein längerfristiger und mehrstufiger Vorgang,
der dadurch entsteht, dass die Banken nur einen Teil der Giroguthaben (wie auch immer diese ursprüglich
entstehen) in Form von Mindestreserven (bei der ZB) und Überschussreserven (bar im Tresor)"halten", den Rest
aber weiterverleihen können, bzw. in Wertpapieren anlegen (sog. Theorie der Multiplen Geldschöpfung). Diese
Sichtweise betrachtet die Vorgänge der Buchgeld- und Kreditschöpfung auf mittlere bis lange Sicht und versucht,
die theoretische Obergrenze dessen zu berechnen, um welchen Faktor die
Banken auf lange Sicht die ZB-Geldmenge durch Buchgeldschöpfung vermehren können.
Es läuft darauf hinaus, dass die Geldschöpfung der Banken durch zwei Faktoren limitiert ist: die Reserven, die die
Bank halten muss, also die Barreserven plus gesetzlich vorgeschriebenr Mindestreserve >R< (heutzutage fast
vernachlässigbare 2%, in manchen Ländern schon auf Null) und die sog."Bargeldquote", d.h. der prozentuelle
Anteil der Girokonten, der im Durchschnitt von den Eignern bar abgehoben wird >B<. Man kann dann
theoretisch den sogenannten Geldschöpfungsmultiplikator
1
------------
B + R(1-B)
herleiten, der das maximale Verhältnis von M1 zur Bargeldmenge angibt. (Die Einzelheiten der Rechnung kann
man in jedem Lehrbuch über VWL nachlesen.) [Siehe auch das allerletzte P.S. ganz unten.]
Auch hier: so weit so gut.
Leider wird an diesem Punkt in vielen Darstellungen gerade der entscheidende Teil der Gleichung weggelassen,
nämlich die Bargeldquote, und nur noch auf den Reservesätzen herumgeritten. Gerade letztere sind aber in der
heutigen Praxis im Vergleich zur Bargeldquote sehr klein (2% in Deutschland), so dass man als sinnvolle
Vereinfachung
1
---
B
schreiben kann (wenn R Null ist oder sehr klein im Vergleich zu B), was natürlich eine Trivialität ist! Der
Geldschöpfungsmultiplikator ist gleich dem Verhältnis von gesamter Geldmenge zu Bargeldmenge, wer hätte das
gedacht!
Die Vereinfachung
1
---
R
wäre hingegen nur sinnvoll, wenn B Null wäre oder sehr klein in Vergleich zu R. In diesem Fall, der aber in
Wirklichkeit nicht der Fall ist, wäre die Geldmenge M1 extrem empfindlich gegenüber kleinen Anderungen der
Reservesätze und der Multiplikator bei kleinen Sätzen extrem groß.
Erhöht man hingegen - in Gedanken - den Mindestreservesatz auf 100% (R=1), so sieht man sofort, dass danach
keinerlei Buchgeldschöpfung mehr möglich ist, da der Multiplikator dann zu
1
----------- = 1
B + 1 - B
wird, was mir im Ergebnis irgendwie auch spontan einleuchtet: Das was an Giralgeld entsteht, verschwindet an
Bargeld durch Einlagerung bei der ZB. Herr Creutz erweckt nun leider immer wieder den Eindruck, als ob DAS
die gängige Realität wäre (wenn er es auch selten explizit ausspricht).
Andererseits sollte jetzt klar sein, warum Herr Creutz in den Statistiken keinen nennenswerten Einfluss der
Änderung der Mindestreservesätze auf die Buchgeldmenge erkennen kann (und die Mindestreserve daher in
einigen Ländern bereits ganz abgeschafft wurde). [In den Lehrbuchbeispielen wird - siehe oben - fast immer mit
einem gegenüber der Praxis viel zu hohen Reservesatz gerechnet (10 oder gar 20%), während die Bargeldquote
oft unterschätzt wird. Der prinzipielle Einfluß der beiden Faktoren kommt dadurch in der Rechnung besser zum
Vorschein. Die wirklichen Zahlen werden oft nicht eingesetzt.]
Worauf läuft das hinaus?
Auf längere Sicht entscheidet bei den gegenwärtigen niedrigen Reservesätzen zu einem großen Teil die
Bargeldquote, d.h. die real existierenden Zahlungspraktiken der Wirtschaftssubjekte (Käufer und Verkäufer)
darüber, welcher Anteil an M1 aus Buchgeld und welcher aus Bargeld besteht, und damit darüber, wie hoch die
Buchgeldschöpfung der Banken maximal ausfallen kann.
Dass die Banken *sehr daran interessiert* sind, den Bargeldverkehr möglichst zu verringern und durch
Buchgeldverkehr zu ersetzen, ist klar: Denn der Gewinn durch die Zinsen, die auf das von den Banken
geschaffene Buchgeld zu zahlen sind, gehören der Bank, während die Zinsen für das Bargeld an die ZB gehen
(und von da - zumindest in Deutschland - an den Staat). Wenn die Bargeldquote sehr niedrig wäre, dann würden
diese Gewinne auf jeden Fall erheblich größer ausfallen, als es zur Zeit der Fall ist. Auch hier empfehle ich den
Blick in Statistiken, in diesem Fall über die Gewinn- und Verlustrechnungen der Banken, wie sie auch Herr Creutz
anführt.
Fazit
=====
Kann man nun in der Tat von einer Geldschöpfung der Banken sprechen?
Ich denke ja, denn eins ist ganz klar und geht auch aus den Bankbilanzen eindeutig hervor: Den Giroguthaben der
Kunden steht KEINE entsprechende Menge an Bargeldreserven der Banken gegenüber, auch nicht, wenn man
die Mindestreserven und überhaupt alle Giroguthaben der Banken bei der ZB mitrechnet.
Die nötige Sicherheit, genügend Liquidität zur Verfügung zu haben, erreichen die Banken, indem sie entsprechend
viel Geld in frei handelbare, aber verzinsliche Wertpapiere hoher Bonität (z.B. Staatsschuldverschreibungen)
anlegen, die jederzeit verkauft und damit zu geld gemacht werden können. Notfalls kauft auch die ZB solche
Papiere.
Nun müssen andererseits ja IRGENDWIE die Zahlen auf die Girokonten gelangen. Der unter (a) beschriebene
Vorgang bietet denn auch die Erklärung, wie dies im Detail geschieht. Es gibt also eine Geldschöpfung der
Geschäftsbanken, wenn man darunter das Entstehen von Giroguthaben versteht, denen keine gleich hohen
Bargeldreserven gegenüberstehen, so dass die gesamte Geldmenge (M1) größer ist, als die von der ZB
herausgegebene Geldmenge.
ABER: Die Geldschöpfung der Banken ist STRIKT LIMITIERT durch eine Reihe von Faktoren:
(i) die Bargeldmenge (genauer: Zentralbankgeldmenge),
(ii) die Bereitschaft der Realwirtschaft zur Kreditaufnahme,
(iii) die Bargeldquote,
(iv) die Vorschriften (und Kontrollen) der Bankaufsicht,
(v) die Mindestreservevorschriften + Kassenhaltung der Banken.
Es ist also falsch zu sagen, dass die Banken NACH BELIEBEN Geld schöpfen könnten. Ebenso falsch ist aber
die Behauptung, es gäbe ÜBERHAUPT KEINE Buchgeldschöpfung.
Ich hoffe, durch die Gegenüberstellung der Sichtweisen (a) und (b) etwas mehr Klarheit hergestellt zu haben. Über
viele Details, kann man sicher vortrefflich streiten und sollte es auch. Sich aber extremistische, polemische oder
einfach nur undifferenzierte Äußerungen, die auf eine der beiden Aussagen des vorigen Absatzes hinauslaufen, an
den Kopf zu werfen, führt bloß zu sinnlosem Gerede um den heißen Brei herum (resp. der Tanz ums goldene
Kalb) und macht zudem die ganze Diskussion um eine neue Geldordnung in der Ã-ffentlichkeit lächerlich.
Ben
P.S.: Einiges in meiner Darstellung ist vereinfacht - aus Gründen der Kürze und Verständlichkeit und nicht zuletzt
aufgrund mangelnder Detailkenntnisse meinerseits. Ich hoffe, dadurch keine entscheidenden Fehler gemacht zu
haben.
P.P.S.: Auf den Zusammenhang mit der Gesell'schen Umlaufgebühr bin ich absichtlich nicht eingegangen, um den
Rahmen nicht zu sprengen. P.P.P.S.: Nach dem Durchsehen ist mir der Gedanke gekommen, dass man die
Vorschriften der Bankaufsicht bzw. die"Golden Rules" eigentlich irgendwie in der Multiplikatorgleichung mit
unterbringen müsste.
--
"Yes," don Juan said,"It's a very sad thing but, you see, your situation is also very sad, and if you believe that you
are in better condition than the Yaqui Indians you are mistaken. In general the human condition is in a horrifying
state of chaos. No one is better off than another. We are all beings that are going to die and, unless we
acknowledge this, there is no remedy for us."
Antworten:
Der aus der Buchgeldschopfung resultierende Aufschuldungsprozeß Gerhard Margreiter 11.11.2000
14:26 (0)
[ Freiwirtschaft - Marktwirtschaft ohne Kapitalismus ]
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