- Von Stilwechseln und Wendezeiten - Anregungen für die kommenden Tage - Simplici, 22.12.2000, 14:22
- Sehr schöner Artikel! Ein echter MEILENSTEIN! - Taktiker, 22.12.2000, 15:21
- Re: Berlin hatte in den 20ern! nicht danach sozusagen die 'TIme of Life', bisher - Georg, 23.12.2000, 00:11
- Drum lieb ich dieses Board - Uluwatu, 22.12.2000, 15:24
- Re: Von Stilwechseln und Wendezeiten - Anregungen für die kommenden Tage - JüKü, 22.12.2000, 16:52
- Sehr schöner Artikel! Ein echter MEILENSTEIN! - Taktiker, 22.12.2000, 15:21
Re: Berlin hatte in den 20ern! nicht danach sozusagen die 'TIme of Life', bisher
Der Charakter und auch die Historie, bzw. auch die Stärke dieser Stadt liegt nach meiner Meinung in der charmanten Antizipierung von Trends,
u.a. die flapsigen Bezeichnungen von Bauwerken, man könnte dies auch geographisch: Mitte Europas, historisch: Der recht liberale 'Alte Fritz', militärische Amibitionen einmal herausgenommen,
begründen.
Einen eigenen Stil zu kreieren gelang immer nur für kurze Zeit, nämlich oft als Abschluss einer Epoche (20er, Ende 70er->eher unrühmlich).
Man sollte vielleicht die Antizipierung, bzw. den Pragmatismus als Maxime sehen, vielleicht auch als kreative Quelle sehen.
Tagestouristen werden dort wie sonst kaum woanders als Bewunderer 'Potemkimscher Dörfer' gesehen, die sich eben nicht die Mühe machen, die Dynamik erfassen zu wollen.
Aber da dürften wir (mit Verlaub) Börsianer wohl kein Problem damit haben
mfg
>Genau diese Thematik begeistert auch mich!
>Was steht hinter den Kursen?
>Wie diagnostiziere ich das aktuelle Befinden in Kunst & Kultur?
>wenn ich über den potsdamer platz in berlin gehe, dann sehe ich viele parallelen zu den 20ern. auch in der mode, showbiz, architektur, einrichtung: es ist frappierend.
>Einerseits sehr sachliche Elemente, klar, kantig, einfarbig, grob. Das ordne ich der kommenden eppoche zu: sich beschränkend, schnörkellos, eher funktional. damenmode mit schmalen linien, nichts augeblasenes, die simplen dessins der 50er und 60er jahre. einrichtung spartanisch: sofa, schrank, bett verlieren sich in überdimensionierten zimmern. jedes ding hat genau EINE funktion. witzigerweise sind das genau die sachen, die mir gefallen. bin ich da"meiner zeit voraus"? ;-)
>andererseits das übertriebene, exzessive, glitzernde, völlig überflüssige. zu sehen in der Mode mit den vielen glanzstoffen, glitzerstaub auf der haut, lämpchen an der kleidung, lack und perldessins. big brother im tv zur"unterhaltung", künstliches als kunst (britney spears, boygroups), nichtigkeiten (bobbeles ehe, alex & jenny elvers) machen die nachrichten.
>einerseits zur schau getragener, bzw. imitierter luxus, andererseits spartanität und kokette bescheidenheit. sehr konträre stile, die sich aktuell noch gut vermengen. aber die waage wird kippen. die imitationen des luxus müssten demnach einem vollends sachlichen stil weichen.
>was wird das für eine zeit sein, in der eine glitzerjacke oder glitzerstaub auf der haut nur noch als hochalbern und eindeutig unecht empfunden werden?
>es müsste wohl eine zeit sein, in der die möglichkeit der authentizität des offensichtlichen imitats ziemlich abwegig ist. das klingt wenig beschwingend.
>unsere jetzigen klamotten könnten dann so ca. in 30 jahren wieder IN sein, wenn unsere kinder die nächste bubble backen, einen neuen rausch begründen.
>werden wir dann noch sowas wie einen dow jones haben oder vielleicht DEN Weltindex, weil nationale Eigenheiten völlig verschwunden sein werden?
>Eine hochspannende Zeit, in der wir leben!
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