- GELD-THEMA - Noch ein Literaturtipp: - dottore, 26.12.2000, 14:44
GELD-THEMA - Noch ein Literaturtipp:
Von Marc Meyer, einem klugen Schweizer (Uni Basel, LSE, 1990-97 Strategie-Analyst bei der - damaligen - SBG (heute UBS), über den der Zürcher Tagesanzeiger fragte:"Ein Kopernikus der Geldtheorie?" usw.) hat unter dem Titel
"Geld - eine Obligation der Notenbank"
eine Diss. geschrieben (erhältlich auch unter ISBN 3-9520364-2-0), die just auf das abhebt, was Fakt ist: Geld ist - da ein Passivum der NB - niemals etwas, das so locker-flockig und netto durch die Lande flattert.
Er räumt nebenbei gründlich mit den gängigen Theorien auf, die immer wieder aufgetischt werden ("Umlaufsgeschwindigkeit","Geldmenge","Zinsen", die die NB macht usw.).
Die NB ist z.B. grundsätzlich ein Schuldner, der seine Zinsen nicht bezahlt (wir hatten das auch schon mal, siehe Monopolprämiendebatte).
Mehr Geld bedeutet nicht fallender Zins, es gibt auch so etwas wie eine Liquiditätspräferenz gar nicht, wozu auch, es sei denn ich muss (!) Liquidität wirklich haben (alter Keynes-Irrtum:"Da der Zinsfuss die Belohnung für die Aufgabe der Liquidität ist...ist es offensichtlich, dass es sich bis zu einem Punkt lohnt, einen gewissen (oh, oh!) Betrag von Zinsen für die Annehmlichkeit (oh, oh!) der Liquidität zu opfern (oh, oh!)...").
Dazu gleich noch ein von ihm gebrachtes Zitat von Adam Smith:
"Duch diese Operationen (Entwertung der Landeswährung) setzten sich die Fürsten und Regierungen instand, dem Scheine nach ihre SCHULDEN zu bezahlen und ihre VERPFLICHTUNGEN mit einer geringeren Menge Silber, als sonst nötig gewesen wäre zu erfüllen. Es war allerdings nur dem Scheine nach so; denn ihre GLÄUBIGER wurden in Wirklichkeit um einen Teil dessen, was ihnen zukam, betrogen."
Seit Smith sind in der sog."Geldtheorie" immer nur Mätzchen aufgefahren worden, in der Tat. Beim Geld geht's nicht um die Frage"Tauschen" oder"Liquidität" usw., sondern einzig und allein darum, ob und wie ich weniger zurückzahlen kann als ich eigentlich schuldig bin.
Und da der STAAT als größter Schuldner da am schlechtesten ausschaut, hat er sich alles dazu Nötige inzwischen einfallen lassen - das"gesetzliche Zahlungsmittel" war sein Meisterstück.
Hübsch schließlich noch Meyers Versenkung der berühmten Qunatitätsgleichung M x V = P x Q (wie sie bei Oldy immer so stramm nachzulesen war). (Geld mal Umlaufstempo = Preisstand mal BIP).
Meyer dazu:"Genau so absurd wie die Aussage: Bei zunehmenden Volumina an den Obligationen- oder Aktienmärkten würden die Kurse generell falllen."
Auch seine Analyse des"Multiplikator"- und"Divisoreffektes" ist hübsch zu lesen, was Dr. Niquet interessieren müsste, aber der ist in letzter Zeit leider unauffindbar.
Insgesamt: Nicht alle Fragen beantwortet, auch ist das Board in vielen Punkten längst weiter gekommen, aber ein sehr guter Ansatz, über das Thema"Geld" doch noch einmal richtig und zwar von vorne nachzudenken.
Gruß
d.
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