- Lebenslügen unserer Gesellschaft (1): Die Börse macht uns alle reich! - Simplici, 27.12.2000, 13:25
- Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien... - tofir, 27.12.2000, 14:03
- Re: Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien... - JüKü, 27.12.2000, 14:22
- Re: Das Umdenken hat begonnen - und bei den (Ver)brokern - tofir, 27.12.2000, 16:02
- Dann sind Banken, wie früher, wieder unter sich und die Welt ist wieder normal. (owT) - mangan, 27.12.2000, 17:47
- Re: Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien... - JüKü, 27.12.2000, 14:22
- Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien... - tofir, 27.12.2000, 14:03
Re: Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien...
>Aus der Neuen Zürcher Zeitung:
>27. Dezember 2000
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>Weniger Zeit für die Börse verwenden
>Robert J. Shiller zu Risiken und Überschwang
>sev. Die Überbringer schlechter Nachrichten sind häufig nicht gern gesehen. Bei Yale-Professor Robert J. Shiller ist das anders. Er vermag sein Publikum mit seinen wenig optimistischen Prognosen für die Finanzmärkte sehr wohl in den Bann zu ziehen. Obwohl die starken Kursverluste an den US-Börsen die Begeisterung für Aktien bereits deutlich gedämpft haben, sind die meisten Anleger nach Ansicht des Bestsellerautors von «Irrationaler Überschwang - Warum eine lange Baisse an der Börse unvermeidlich ist» nämlich immer noch viel zu zuversichtlich. Wie deutlich sich seine Einschätzung von derjenigen anderer unterscheidet, lässt sich anhand seiner langfristigen Prognose für den amerikanischen Aktienmarkt erahnen. Wer heute breit in diesen Markt investiere, habe eine realistische Chance, nach zehn bis zwanzig Jahren ohne Gewinne dazustehen, erklärt Shiller, der seine ökonomischen Provokationen häufig mit einem gewinnenden Lachen beginnt.
>Konkrete Prognosen für das kommende Jahr möchte Shiller allerdings nicht abgeben, denn er ist der festen Überzeugung, dass viele Menschen den Aktienmärkten zu viel Aufmerksamkeit widmen und dabei ihre Zeit verschwenden. In der heutigen Gesellschaft seien viele Menschen zu sehr von «Spielernaturen» beeindruckt, die schnell und einfach viel Geld verdienten. Shiller fühlt sich dabei an den Goldrausch im letzten Jahrhundert erinnert. Von der Suche nach Gold getrieben, hätten viele Menschen Beruf, Familie und Freunde vernachlässigt. Der Ã-konom plädiert stattdessen dafür, nicht ständig die Börsenzu beobachten, sondern sich stärker Aufgaben zuzuwenden, die am langfristigen Erfolg ausgerichtet sind.
>Shiller, der mit einer Psychologin verheiratet ist, treiben dabei vor allem Fragen um die Absicherung von Risiken und die Verteilung der Einkommen um - obwohl das weniger «fun» sei als über die schnelllebigen Aktienmärkte zu reden. Heute sei es wesentlich schwieriger, das eigene Lebenseinkommen abzuschätzen, als früher. Als Vertreter der verhaltenstheoretisch begründeten «Behavioural Finance» vertritt er die Meinung, dass die Menschen künftige Risiken als zu gering einschätzen. Das wiederum führe beispielsweise in den USA dazu, dass häufig nur eine unzureichende Altersvorsorge betrieben werde. Die Menschen müssten lernen, bessere fundiertere Entscheidungen zu treffen. Solange dies aber nichtder Fall sei, seien deshalb weitgehende Privatisierungen im Bereich der sozialen Sicherheit mit Risiken verbunden, vor allem wenn individuell entschieden werden könne, wie und wo die Ersparnisse für das Alter angelegt werden könnten.
>Die Absicherung von Risiken ist für Shiller auch sonst ein wichtiges Thema, das ihn zu einiger Kreativität inspiriert. So gründete er 1991 ein Unternehmen, mit dem er in Kooperation mit dem Chicago Board of Trade, der damals grössten Terminbörse der Welt, einen Futures-Markt für Einfamilienhäuser aufbauen wollte. Der Hintergrund für diese Initiative war, dass viele amerikanische Eigenheimbesitzer, die ihr Haus während einer Boomphase im Immobilienmarkt gekauft hatten, nach dem folgenden Rückgang der Immobilienpreise stark verschuldet waren. Häufig überstieg die Hypothek der Liegenschaft deren aktuellen Marktwert, so dass sich die Besitzer einen verlustbringenden Verkauf nicht hatten leisten können und somit auch in ihrer beruflichen Mobilität eingeschränkt waren. Shiller wollte mit seiner Idee vom Terminmarkt eine Lösung anbieten, um dieses Problem zu beheben. Erfolgreich war das Projekt allerdings nicht. Mittlerweile hat das Unternehmen mit 20 Angestellten ein anderes Geschäftsfeld gefunden und bietet über das Internet eine kommerzielle Wertanalyse von Häusern an. Für den Yale-Professor ist es wichtig, neben seiner Lehrtätigkeit noch einen Fuss in der Unternehmenswelt zu haben, denn damit behalte er den Bezug zur Realität, zur «normalen» Welt.
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>Bald werden einige Leute anderes im Kopf haben, als die Börse!
>Gruss
>tofir
>
Genau so sehe ich es! Börse ist ein Auslaufmodell für die breite Masse.
n-tv wird es in einigen Jahren nicht mehr geben, Euro am Sonntag auch nicht, und wie die ganzen"Anlegerzeitschriften" so heißen. Mein Abo sicher auch nicht mehr, aber vielleicht dieses Forum.
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