- Lebenslügen unserer Gesellschaft (1): Die Börse macht uns alle reich! - Simplici, 27.12.2000, 13:25
- Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien... - tofir, 27.12.2000, 14:03
- Re: Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien... - JüKü, 27.12.2000, 14:22
- Re: Das Umdenken hat begonnen - und bei den (Ver)brokern - tofir, 27.12.2000, 16:02
- Dann sind Banken, wie früher, wieder unter sich und die Welt ist wieder normal. (owT) - mangan, 27.12.2000, 17:47
- Re: Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien... - JüKü, 27.12.2000, 14:22
- Das Umdenken hat begonnen - auch bei den Medien... - tofir, 27.12.2000, 14:03
Re: Das Umdenken hat begonnen - und bei den (Ver)brokern
Von Bloomberg:
US-Broker Schwab kürzt Gehälter und gibt unbezahlten Urlaub
San Francisco, 22. Dezember (Bloomberg) - Der Einbruch an der US-Börse zeigt jetzt auch Auswirkungen auf Brokerhäuser. Charles Schwab Corp.der grösste Online-Broker, hat als erster der Branche ein Sparprogramm aufgestellt, nachdem die Kosten dem Umsatz davongelaufen sind. Die beiden Vorstandsvorsitzenden Charles Schwab und David Pottruck sind mit gutem Beispiel vorangegangen und haben ihr Gehalt auf die Hälfte reduziert. Auch die anderen Führungskräfte müssen im nächsten Jahr Gehaltseinbußen hinnehmen. Zusätzlich legt das Brokerhaus den Mitarbeitern nahe, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Parallel dazu hat das US-Magazin Forbes in seiner jährlichen"Platin 400"- Liste Schwab zum" Unternehmen des Jahres 2000" gekürt. Begründet wurde die Auszeichnung mit der Bereitschaft, unter der Leitung des Namensgebers und Vorstandschefs Charles Schwab Risiken einzugehen. So habe Schwab 1975 als Discount-Broker begonnen und wandelte sich 1992 mehr zu einem Vermögensverwalter, bei dem Anleger in Fonds investieren können. Im nächsten Schritt wandte sich Schwab dem elektronischen Handel zu. Inzwischen werden mehr als 85 Prozent aller Transaktionen bei Schwab online durchgeführt. Die neueste Richtung hat Schwab mit der Wendung hin zur Beratung sehr vermögender Kunden eingeschlagen, so das Forbes- Magazin.
Die Sparmaßnahmen bei Schwab wurden in der letzten Woche beschlossen, nachdem Finanzvorstand Christopher Dodds erklärte, dass es,schwierig" werden würde, die Gewinnprognosen für das vierte Quartal zu erfüllen. Der Vorstand teilte den Mitarbeitern in einem Memorandum mit, er versuche,,in einem ungünstigen Umfeld gute Geschäftsergebnisse zu erzielen".
Weitere große Finanzunternehmen dürften dem Beispiel von Schwab folgen. Die Investmentbanken Morgan Stanley Dean Witter & Co. und Goldman Sachs Group Inc. haben bereits angekündigt, dass sie weniger Neueinstellungen vornehmen und die Gehälter begrenzen wollen, um das abflauende Geschäft im Investmentbanking auszugleichen.,Schwab ist das erste Unternehmen an der Wall Street, das ausdrücklich in der Ã-ffentlichkeit auf die schlechte Marktsituation eingeht", erklärt Amy Butte. Die Analystin von Bear Stearns Cos. bewertet die Schwab-Aktie mit,kaufen".
Während bei Schwab das verwaltete Vermögen und die Transaktionen von Kunden immer weniger werden, sind die Ausgaben kräftig gewachsen. Die Kosten ohne Zinsen sind im dritten Quartal um 39 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar gestiegen, während der Umsatz lediglich um 30 Prozent zulegte. Die Belegschaft wuchs im gleichen Zeitraum um 31 Prozent auf 25.400 Mitarbeiter.,Hier können sie noch eine Menge einsparen", urteilt Richard Strauss, Analyst bei Goldman Sachs.,Wenn Schwab in Schwierigkeiten ist, liegt es meistens an den Kosten und nicht am Geschäft." Mit 596 Millionen Dollar macht der Personalaufwand mehr als die Hälfte aller Kosten bei Schwab aus. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben sie 62 Prozent zugelegt. Der Anstieg liegt teilweise in der Übernahme von U.S. Trust Corp. und CyberCorp. begründet. Schwab- Sprecher Glen Mathison machte keine Angaben, wie viel das Unternehmen mit seinen Maßnahmen einsparen wolle. Schwab hat zuletzt 1994 im großen Stil Personal abgebaut.
Die beiden Vorstandsvorsitzenden Charles Schwab und David Pottruck verzichten ab dem 1. Januar auf die Hälfte ihres Gehalts, das 1999 noch bei 800.004 Dollar lag. Executive Vice Presidents müssen für Januar und Februar auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichten, Senior Vice Presidents auf zehn Prozent, und andere Mitarbeiter der Direktorenebene erhalten fünf Prozent weniger. Außerdem will Schwab die Gehaltserhöhungen für leitende Angestellte für unbestimmte Zeit aussetzen und auch keine rückwirkenden Zahlungen leisten. Bonuszahlungen für leitende Angestellte sollen nur noch in Aktienoptionen geleistet werden. Andere Angestellte, die ihre Bonuszahlungen im Mai erwarten, sollen nur 95 Prozent des sonst üblichen Betrages erhalten.,Diese Leute sind ziemlich clever, und ich hoffe, sie wissen, was sie da tun" kommentierte Alan,Ace" Greenberg, der 73-jährige Chairman von Bear Stearns in einem Interview die Massnahmen.
Angestellte können außerdem bis zu 20 Tagen unbezahlten Urlaub im ersten Quartal nehmen. Überstunden werden nur noch bezahlt, wenn sie,unbedingt notwendig für das Geschäft" sind und einer der Senior Vice Presidents des Unternehmens sie zuvor genehmigt hat. Die Maßnahmen betreffen die Belegschaft von Schwab sowie von CyberCorp., dem Tochterunternehmen für Kunden, die aktiv an der Börse handeln. US Trust, der sich an vermögende Privatkunden wendet, will einen eigenen Kostensenkungsplan erstellen.
Ende November verwaltete Schwab nach eigenen Angaben Anlagekapital in Höhe von 861 Milliarden Dollar, während es Ende Oktober noch 944 Milliarden Dollar waren. Provisionspflichtige Transaktionen fielen um 16 Prozent auf 194.000. nach 230.000 pro Tag im Oktober. Im November 1999 wurden pro Tag 202.900 Transaktionen abgewickelt. Damit ist das tägliche Handelsvolumen im November zum ersten Mal seit 1995 im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen.
Mit einem Anstieg von 9,1 Prozent in diesem Jahr dürfte die Schwab-Aktie den geringsten Kursgewinn seit 1994 verbuchen. Am Donnerstag fiel sie um 31 Cent auf 27,81 Dollar und wird jetzt zum 45fachen des Gewinns gehandelt.
E*Trade Group Inc., der zweitgrößte Online-Broker in den USA hat noch keine Kostensenkungspläne bekanntgegeben. Unternehmenssprecherin Kim Brooks erklärte, das Unternehmen könne aufgrund der neuen Richtlinie der amerikanischen Wertpapieraufsicht nichts über diese Pläne sagen. Die Richtlinie verbietet es Unternehmen, kursrelevante Informationen zunächst einem ausgewählten Personenkreis zugänglich zu machen, bevor sie an die Ã-ffentlichkeit gelangen.
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Das Lied des Jahres 2003 von Reinhard May: Es gibt keine Broker mehr.
Gruss
tofir
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