- Selenz-Kommentar zur Benennung des Generalsekretärs bei SPD - Aleph, 07.11.2005, 20:22
- Blödheit kommt weiter... - prinz_eisenherz, 08.11.2005, 00:08
Blödheit kommt weiter...
-->## mehr und mehr wundert mich in der Politik nichts mehr. Kann mir jemand erklären, warum gerade Nichtgebildete in der Politik Karriere machen? ##
Hallo,
Na ja, sagen wir es einmal so die, die sich da so an die Spitze einer Partei durchboxen sind nicht ungebildet im Sinne von unheilbar blöd. Wer sich in einer Partei bis soweit nach oben gearbeitet hat, verfügt zumindest über ein erhebliches Maß an Bauernschläue. Die können durchaus aus ihren Fehlern lernen und auch dazulernen. Meist zwar nicht das Richtige für eine gute Arbeit als Politiker, aber um populär zu werden und zu bleiben, dazu reicht es hin.
Aber, sind das nicht genau die Aushängeschilder in unserer Gesellschaft, die weiß Gott nicht nur in der Politik zu finden sind? Wenn ein Vorstandsmitglied der größten deutschen Bank, nach einem überaus peinlichen Gerichtsverfahren, an den laufenden Kameras des Fernsehens, breit grinsend, mit einem Siegeszeichen vorbeitänzelt, dann passt der durchaus in diese Reihe.
Was zeichnet diese Menschen, in allen Bereichen unserer Gesellschaft aus, wie haben sie ihre ersten Erfolge eingeheimst?
An Hand meiner eigenen Berufspraxis, eine zeitlang mit Einstellungsgesprächen und Bewerbungsritualen für Führungspositionen befasst, konkret Assessment Center genannt, denke ich dabei an den Teil dieses Verfahrens, der Selbstpräsentation genannt wird.
Was wird hier gefordert, wie gehen dabei die erfolgreichen Kandidaten vor?
Tatsächlich, man glaubt es kaum, wird hierbei den Teilnehmern eingeflüstert, sie sollen diesen Teil des Bewerbungsgespräches vorher so üben, mit besonderen Gesten und Körperhaltungen, um damit sog. Sympathiewellen vor sich herzuschieben. Ich kürze diesen widerlichen, aus den USA stammenden, Prüfungsteil hier ab und behaupte, es handelt sich um reine Schmierenschauspielerei. Eigentlich sollte dieser Teil der Auswahl, den Charakter, eine gewisse Natürlichkeit des Kandidaten, zeigen und belohnen. Herausgekommen ist aber ein Minibühnenspektakel wie bei einer Modeschau, wo jeder sein Aussehen und seine Verkleidungskunst darstellt. Und wehe es tritt wirklich jemand so auf, wie es das Verfahren eigentlich mal angestrebt hat. Dabei ist der Kandidat etwas unsicher, auf eine seltsame, verkrampfte Art witzig, und es sprudeln auf einmal alte Familiengeschichten nur so aus ihm heraus. Dazu lockert er sich, er zeigt ein starkes Selbstbewusstsein in Richtung der Prüfungskommission. Das bedeutet seinen Untergang. Im Zusammenhang mit Politikern besonders wichtig, wehe er hat körperliche Merkmale, die nicht annähernd in die markellosen, zeitgemäßen Schönheitsvorstellungen hineinpassen, dann hat er eigentlich schon verloren. Bei den Politikern und enigen anderen Persönlichkeiten, die letztlich ihre Positur nur über die ihre Präsenz in der Ã-ffentlichkeit gewinnen, kommt noch ein gerütteltes Maß an Unterhaltungswert hinzu.
Nehmen wir den Schröder, den Gysi oder den Lafontaine. Alle drei, was Klugheit, was eine weise, erfolgreiche politischen Arbeit betrifft, können als Nieten bezeichnet werden. Man erinnere sich an die ersten zwei Jahre vom Schröder, das was der da gezeigt hatte, das war ein Assessment Center, eine Selbstpräsentation, eine von der oben genannten schlechtesten Sorte, aber die konkreten Sympathiewerte dieser Herren sind nicht zu verachten.
Der tatsächliche Katalysator dabei ist zweifellos das Fernsehen bez. die fotogeile Presse. Umsätze, Einschaltquoten, mit einer geschliffenen Rede oder Analyse sind in diesen 30 - Sekunden - Medien nicht zu erzielen. Vor diesem Hintergrund werden, trotz nachgewiesener Unfähigkeit, nur um ihrer Unterhaltungswertes willen, diese Herren permanent dem staunenden, passiven Publikum präsentiert.
Ich bin keineswegs ein CDU - Wähler und doch kann man am Beispiel von Helmut Kohl oder aktuell, Angela Merkel, nur wegen ihren etwas außerhalb der Norm geratenen Äußeren, diese sich selbst verstärkende Medienerniedrigung, leicht nachvollziehen. Der Dicke, die Birne, die Hässliche u.s.w. So, und noch viel schlimmer, wurden und werden die Rauchzeichen in den bilderproduzierende Medien, dem zur Inaktivität verurteilten Publikum präsentiert. Das Ganze ist eine sehr schlimme Zeiterscheinung und lässt sich mit einem Werbespruch auf den Punkt bringen:
„Frech kommt weiter.“
Da steht nicht Klugheit kommt weiter, Bildung kommt weiter, Ehrlichkeit kommt weiter, persönlicher Mut kommt weiter. Frech kommt weiter wird in die Gehirne, besonders der jungen Menschen, transportiert.
Ein praktischen Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit war der Abgeordnete von den Grünen, der Werner Schulz. Der stellt sich freimütig im Bundestag hin und verweigert seiner Partei die Gefolgschaft bei dem verfassungswidrigen Vorhaben zu den Neuwahlen.
Was passiert?
Aus seiner eigenen Partei, die Partei der selbsternannten Anständigen, der Generation, die ihre Väter für ihren Opportunismus verachtete und alles besser und anders machen wollte, die fallen wie die Bestien über den Mann her. Über einen aus ihren eigenen Reihen, der genau das verkörpert, womit die Grünen einmal angetreten sind. Auch in dieser Partei haben sich die Rotzfrechen, aber ansonsten geistig Unterbelichteten, an die Spitze geputscht. Die Kelly, der Bastian und der Gruhl, um nur wenige Namen aus dieser Partei zu nennen, die wirklich Anständigen, die waren bald in den Augen der Bruthalos, die Störenfriede und Hemmschuhe auf dem Weg an die Macht. Am Ende bleiben solch merkwürdigen Gestalten wie der Fischer, der Cohn Bendit oder, oder, oder.....übrig.
Mit Bildung, mit Geduld, mit Erfahrung, oft erst ausreichend im mittleren oder höheren Alter besonders ausgeprägt, ist z.Z. gegen die jungen Egomanen nicht zu gewinnen.
schönen Abend
eisenherz

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