- Wie kam der Ackerbau nach Europa? - Popeye, 11.11.2005, 16:18
- Re: Wie kam der Ackerbau nach Europa?/Weiterer Meilenstein i. d. Sammlung (o.Text) - Elli (Boardmaster)--, 11.11.2005, 19:02
- Dagegen - Spartakus, 11.11.2005, 19:44
- Re: Dagegen - Popeye, 11.11.2005, 20:22
- Re: Dasselbe findest du auch bei Telepolis, ABER - Fremdwort, 12.11.2005, 12:35
- Re: Wie kam der Ackerbau nach Europa? - dottore, 13.11.2005, 13:09
- Re: Wie kam der Ackerbau nach Europa? - Popeye, 13.11.2005, 13:27
- Re: Ver Sacrum - Söldner und Münzen - dottore, 13.11.2005, 15:09
- Re: Wie kam der Ackerbau nach Europa? - Popeye, 13.11.2005, 13:27
Re: Ver Sacrum - Söldner und Münzen
-->Hi @Popeye,
>>Ob die Bandkeramiker nun Einwanderer oder Bekehrte waren, sei nach wie vor unentschieden. Immerhin beweisen die Mainzer Befunde: Die frühen Bauern seien halt doch ausgestorben (jedenfalls DNA-mäßig). Nur ihre Viecher seien geblieben. Resümee des SPIEGEL:"Die heutigen Europäer bleiben gleichsam als Waisen der Geschichte zurück. Ihre Herkunft bleibt im Ungewissen."
>Das widerspräche zumindest diesen Befunden, die eigentlich als gesichert gelten?!
Das kann ich nicht beurteilen, sorry. Ich hatte nur schnell mal den SPIEGEL zitiert (d.h. im Punkt"Science" versucht, vom Generalverdacht, es merke keiner, in Schutz zu nehmen).
>>Den Ver-Sacrum-Hinweis halte ich auch für wichtig und für die derzeit noch passabelste Erklärung. Das Phänomen der Jungspund-Exilierung spielt sicher auch bei den (späteren) Klöstergründungen eine Rolle. Aber wie schon richtig angemerkt: Mehr Fragen offen als Antworten derweilen zur Hand.
Ver Sacrum und Söldner ist sehr interessant. Heinsohn hatte darauf schon vor Jahren kurz verwiesen, es aber nicht weiter verfolgt. Für die"Verstoßenen" war es vermutlich produktiver, Machtgebilde zu stützen als selbst den Buckel auf dem Acker krumm zu machen.
>Aber eine Diplomarbeit ist es allemal wert.
>Lit.:
>I Figli di Marte: Mobilita, Mercenari e Mercenariato Italici in Magna Grecia e Sicilia von G. Tagliamonte
Danke, das ist eins von vielen verdienstvollen Werken, die den Schalmaien-Freaks nicht zupass kommen. Zu dem Söldner-Komplex ist eine kurze Ausarbeitung von Nutzen. Einige Stellen daraus:
"In the absence of specific terminology for mercenaries, allusions in the sources to men who provided auxiliary assistance on the battlefield appeared in terms of a ritualized foreign friendship (xenia) between foreigners (xenoi) and an allied relationship (symmachia) that blurred what may have been real mercenary activities in the seventh to the fifth centuries BCE."
"Coinage appeared in the Greek cities at the end of the Archaic age and with coinage came new terminology for those who received it as a wage (misthos), reward and recompense for military service.
There may be a relationship between the appearance of coinage in western Asia Minor and the emergence of mercenaries from this region in the latter half of the seventh century BCE."
Diesen Aspekt möchte ich teilen, wie schon andernorts festgehalten. Zumindest die Münzen (und das daraus bis heute"entwickelte" Geld) sind ein klassisches Machterhaltungsattribut. Weiter:
"There is little doubt that coinage facilitated the growth of mercenary service, for the great mercenary armies of the fourth century BCE could not have emerged without coins. Geoffrey de Ste Croix [The Class Struggle in the Ancient Greek World, 1981] described ancient Greek mercenaries in this era as the first instance of large scale hired labour in antiquity."
Trifft sich mit meiner Meinung: Der erste"Arbeitsmarkt" ist nicht der für Lohnarbeiter, sondern eben der für Söldner. Und:
"The first Greek mercenaries appeared in the Near East in the Archaic Age, possibly as individuals serving the Assyrian Kings."
Womit die Kette zurück zum mesopotamischen Machtbereich geschlossen wäre. Dabei hatten wir zunächst keine assyrischen Münzen. Die Münze muss also Folge des Machterhaltungs- und -gewinnungseinsatzes gewesen sein.
"In about 664 BCE, thirty thousand [30.000!] Carians and Ionians from western Asia Minor found service with the Saite dynasty of the Egyptian Pharaohs (Herodotus, 2.163; Plato, 187b; Diodorus Siculus, 1.66.12)."
Auf 664 BCE werden bestenfalls allererste Prägungen (noch ohne konkretes Münzbild) datiert, die"geriffelten" oder die einfachen ohne weitere Kennung, wie wir sie auch bei den "Regenbogenschüsselchen" finden, z.B. (ex Lanz demnächst:
[img][/img]
Stater-Standard (6,8 g).
"Around 590 BCE, Alcaeus's brother took service in Babylon and won renown and reward. As the Greek communities coalesced into poleis so mercenary service appeared more frequently.
The autocrats, often called tyrants, who emerged at the head of these new states in the seventh and sixth centuries BCE used hired soldiers to establish and defend their regimes. Peisistratus used the money he minted from silver mines in Thrace to hire mercenaries to seize power at Athens in 546 BCE (Aristotle, Athenaiôn Politeia, 15.1-3). Mercenaries were associated strongly with autocracy and tyranny in antiquity (e.g. Aristotle, Politics, 1311a)....!"
Da reimt sich eine Menge gut zusammen.
Dank + Gruß!

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