- GB-Immo-Markt redivivus + paar grundsätzliche Gedanken - dottore, 15.11.2005, 13:36
- Re: lender of last resort - too big to fail - moral hazard - Holmes, 15.11.2005, 13:52
- 1929er Ereignisse - fridolin, 15.11.2005, 13:59
- Re: 1929er Ereignisse - Cujo, 15.11.2005, 14:24
- Re: GB-Immo-Markt redivivus + paar grundsätzliche Gedanken - dottore - nereus, 15.11.2005, 16:19
GB-Immo-Markt redivivus + paar grundsätzliche Gedanken
-->Hi,
aus dem DT Erfreuliches. Der GB-Haus-Boom scheint wieder richtig loszugehen:
"Househunters are at last starting to come out of the woodwork
The number of people asking about buying a house last month rose at the sharpest rate for two years, suggesting that the property market is beginning to pick up.
The Royal Institution of Chartered Surveyors said it was the fourth consecutive increase. Around 20pc more chartered surveyors reported an increase in interest in October than a fall.
At the same time, the number of completed property deals rose for the fifth month in a row, and estate agents have the lowest amount of unsold property on their books since January.
House prices are still falling, according to the survey, but at the slowest pace for 15 months. John Frost, a chartered surveyor in Ashford, Middlesex, said the last month has been"busier than September," but that"many offers are lower than vendor expectations, and many new buyers are not in a proceedable position."
There have been several other signs of a strengthening housing market. The annual growth rate of the Nationwide index of house prices rose for the first time in 14 months in October, from 1.8pc to 3.2pc, and the number of mortgage approvals has risen from a low of 76,000 just under a year ago to 107,000 in September. The market has been buoyed by August's cut in interest rates.
There has been a fierce debate on whether the Bank of England should cut interest rates to stimulate growth, or raise them to control inflation. [Das hier schon des öfteren angesprochene Problem: Was soll die ZB bei sektoralen Inflas tun? - zur Erinnerung nochmals das Paper, das @Marco Feiten präsentiert hatte].
Today, the Office for National Statistics will release the latest inflation figures but yesterday it emerged that the cost of goods leaving factories, a key component of the overall inflation rate, fell by 0.1pc in October."
Das Problem der Dichotomie (besser: Polytomie) der Märkte und der darauf zu beobachtenden Preisentwicklungen dürfte uns noch weiter beschäftigen.
Ein historischer Rückblick: Ab den 1920er Jahren hatten wir in den den USA zunächst einen stark fallenden, dann im wesentlichen stabilen CPI. Gleichzeitig machten zwei bubbles die Runde:
1. Der Florida Land Boom (bis 1925/6 - dann Crash).
2. Der bekannte Aktien-Boom mit Crash Oktober 1929.
Und was machte die Fed? Nüscht, es schien auch alles gottgegeben. Erst als es ins 29er Jahr ging kam es zu einer interessanten Episode (der starke Mann der Fed, Ben Strong, war 1928 verblichen). Es ging um die Frage, Fed-Sätze rauf oder nicht. Einer der Teilnehmer meinte (sinngemäß, habe die Protokolle mal selbst vor Jahren eingesehen): Das würde der Wall Street das Genick brechen. Darauf ein anderer: "And I would be glad of that!"
Damals hatte es den Fedlern noch gestunken, wie"mühelos" sich andere reich machen konnten. Wie erinnerlich kam dann auch der - mit"Preisentwicklungen" in Main Street in keiner Weise zu begründende - Diskont-Spike, die kurzen Raten zogen kräftig an - und PENG!
Was aber werden die ZB-Fritzen heute machen, wenn sich außerhalb der immer so sorgsam betrachteten"Lebenshaltungskosten" ("Inflationsziel" - oje!) die bekannten Bubbles bis hin zu den Derivaten immer höher schaukeln? Im Gegensatz zu den 20ern (die Aktien mal außen vor) haben die Leute inzwischen auf breiter Front kapiert, was Leveragen bringt und das Leveragen von Leveragen.
Man muss sich doch bloß die schier unüberschaubare Vielfalt"moderner Finanzmarktinstrumente" ansehen, die so schön "Produkte" heißen, um dem Blödmann zu suggerieren, es handle sich nicht um Luft aus Luft, sondern um etwas ganz"Reales".
Was, wenn die"core inflation" wieder südwärts weist, die Zahl der Arbeitslosen hoch bleibt oder steigt (selbst im"Finanzprodukte"-Sektor wird eher abgebaut, schließlich hat man schlau programmierte Main Frames) und"man" also"gezwungen" ist, mit den"Leitzinsen" moderat daherzukommen? Dann macht das Leveragen noch mehr Sinn und zum Schluß wird's heißen: Jetzt können wir gar nichts mehr machen, da sonst das Gesamt-Gebilde kollabiert.
Ich darf nochmals in Erinnerung rufen, dass wir es nur bei straight-Titeln an den Welt-Kapitalmärkten mit einer Summe von 120 Billionen Dollar zu tun haben, der Derivate-Markt hat schon das Dreifache dieses Volumens. Dazu kommt noch, was zwischendrin herumschwirrt.
Alles lässt sich noch weiter aufpumpen, klar. Einzelausfälle à la LTCM lassen sich mit ZB-Hilfen"ausbügeln". Da dies allen klar ist, dass die ZBs einen größeren GAU"nicht zulassen" werden, wird weiter gezockt - schon aus Konkurrenzgründen.
Die"Finanzindustrie" zockt auf die Notenbanken. Die helfen schon, falls"was" passiert. Die"Realwirtschaft" zockt auf die"Sozialsysteme". Die helfen schon, wenn per Entlassungen die Kosten gesenkt werden"müssen".
Irgendwann werden sich die"Sozialsysteme" (als jene, die schneller unter Druck zu setzen sind) nicht mehr über den albernen Umweg"Staatsverschuldung" (Gläubigergeld) bedienen, sondern den Direkt-Zugang zur Notenbank suchen (Schuldnergeld). Das"große Ganze" hat schließlich Vorrang. Die Verfassungsgerichte werden klein beigeben, einschließlich EU-Gerichtshof.
Schließlich sitzen dort Herrschaften in pompösen Roben, die auch lieber selbst und für sich Geld sehen wollen als keins.
Wann und wo es"bricht" - wer weiß? Jedenfalls ist das"Demokratie"-Gewebe inzwischen schon so dünn, dass man durchgucken kann.
Spannend, spannend. Stay alert + Gruß!

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