- Warten auf die Lemminge - Greenspan zum US Leistungsbilanz-Defizit - lesenswert! - Popeye, 17.11.2005, 10:45
- raus aus dem Dollar sagen mittlerweile schon gewisse Bankberater - BillyGoatGruff, 17.11.2005, 13:00
- Re: raus aus dem Dollar sagen mittlerweile schon gewisse Bankberater - Popeye, 17.11.2005, 13:09
- Re: raus aus dem Dollar sagen mittlerweile schon gewisse Bankberater - LOMITAS, 17.11.2005, 13:36
- bin kein Greenspeak-Experte, scheint wirklich rätselhaft - BillyGoatGruff, 17.11.2005, 13:42
- Der Euro wird mit dem Dollar gemeinsam in die Hölle fahren - politico, 17.11.2005, 14:04
- Re: raus aus dem Dollar sagen mittlerweile schon gewisse Bankberater - Popeye, 17.11.2005, 13:09
- Re: Scheint mir eher das übliche Greisen-Genuschel zu sein - dottore, 17.11.2005, 14:00
- Was heißt schon"risk-adjusted"? - Popeye, 17.11.2005, 15:17
- Re: Was heißt schon"risk-adjusted"? - CRASH_GURU, 17.11.2005, 16:19
- Was heißt schon"risk-adjusted"? - Popeye, 17.11.2005, 15:17
- raus aus dem Dollar sagen mittlerweile schon gewisse Bankberater - BillyGoatGruff, 17.11.2005, 13:00
Re: Scheint mir eher das übliche Greisen-Genuschel zu sein
-->Hi @Popeye,
>Alan Greenspan: Stability and economic growth - the role of the central bank
Zu diesem Thema nuschelt er nur wenig bzw. garnix. Die bekannten"Ausbügelungen" und"Rettungen" (seit 1987) sind olle Kamellen und für eine ZB nicht gerade große Kunst.
Zu den (gut gepickten, Danke!) Zitaten:
>“Of course, deficits that cumulate to ever-increasing net external debt, with its attendant rise in servicing costs, cannot persist indefinitely. At some point investors will balk at furtherfinancing.
Das alte Problem: Kauft Rest der Welt ("investors") keine US-Titel mehr, bedeutet das im ersten Schritt: USD eher südwärts. Zweiter: US-Renditen steigen, damit US-Zinssätze, damit Rezessionsgefahr, was dem Rest der Welt auch nicht jubeln lassen dürfte. Klassische catch-22-Situation.
>Such a development would be particularly likely should risk-adjusted rates of return on assets outside the United States rise relative to investment opportunities in the United States.
Guter Aspekt. Irgendwie zumindest an den Aktienmärkten nicht zu übersehen (Nikkei/Dax > Dow), bei den Rentenwerten noch nicht entschieden. Was heißt schon"risk-adjusted"? Da - zumindest bei Staatstiteln - das Schnellvergreisungsrisiko (nach Heinsohn) in den meisten Staaten außerhalb der USA größer ist als dort, muss da noch genauer nachgedacht werden.
>Even if such returns on U.S. assets stay high, the rise of concentration risks in foreign official and private portfolios could still induce investors to slow their accumulation of dollar Claims and thereby delimit the size of the financeable U.S. current account deficit.
Auch die alte Frage: Was kommt zuerst - das Habi-Def via current account oder die"Finanzierung" desselben? Werden Defizite"auf Vorrat" finanziert?
Ich denke mal, die US-Importeure (und deren Kunden) schauen nicht erst lange nach, ob überhaupt"Geld" vorhanden ist, womit sie die Importe bezahlen können, sondern sie importieren (aufgrund letztlich der Kundenwünsche) erst und beschaffen sich dann mit Hilfe der Importpapiere Selbiges. Wie der US-Kunde auch erst kauft und dann schaut, wie er's finanziert.
>“I doubt, however, whether, given the current size of global financial markets, locking togethertwo major currencies such as the dollar and the euro is feasible any longer. Over time, the required large domestic adjustments would be quite unlikely to be accepted by the majority of residents of eitherthe United States orthose of the euro area.”
Die"domestic adjustments" hätten besser erklärt werden sollen. Wer adjustiert und wie? Konsumenten, die weniger kaufen? Fed, die zum Würger wird? Wechselkurs, der jetzt gerade etwas anders läuft als er sollte? Steuererhöhungen, um weniger Titel plazieren zu müssen?
Wie schaut's eigentlich mit den sonstigen Teilen der US-Zabi aus, z.B. returns ex foreign investments?
Der Habi-Saldo z.B. BRD/USA liegt bei ca. 25 Mrd Euro. In I/II 05 sind ca. 16 Mrd Kapitalausfuhr gen USA geflossen. Passt schon. Die BRD-Unternehmen haben gg. USA im Juli 05 52 Mrd Forderungen aus Finanzbeziehungen und 47 Mrd Verbindlichkeiten. Peanuts. Die Musik spielt also mehr im Osten (die Länder wurden hier schon mal als sog."Finanzkolonien" der USA bezeichnet).
>“Given that we have yet to experience difficulties in funding a current account deficit that exceeds 6 percent of our GDP, what are the limits to the foreign markets' absorption of Claims on U.S. residents?”
Die Limits kennt der liebe Gott. Was mir aber gut gefällt ist der Ausdruck "claims on U.S. residents". Mit einem Kanonenboot (wie früher) sind solche claims kaum zu realisieren. Was in der Pipeline steckt - wer weiß?
Vielleicht kommt es zu einem ZB-Agreement ähnlich aktuell beim Goldmarkt. Die ausländischen ZBs verpflichten sich, die Titel zu halten (macht auch Sinn, von wegen Zinserzielung) und stocken gar noch auf (siehe Levi-Strauss).
Noch ist es besser, die US-Titel (höherverzinslich) zu kaufen und den Kurs zu hedgen, als in Schweizer Eidgenossen (2,17 %) zu gehen oder anderes Kleinkruppzeug.
>“Irrespective of how globalized our economy may become, other things equal, people will still accord nearby Investments a Iower risk premium.”
Die Risk-Premia laufen eher entlang der Rating-Kurven - und da schaut's für die USA noch relativ am besten aus (siehe die schon mal gepostete S&P-Analyse).
Das mit"global" und gleichzeitig"nearby" passt nicht zusammen. Ich glaube auch die meisten hier im Forum fahren ihre Depots eher"global" als"nearby" - bei dieser Gelegenheit besonderen Dank an die Decision-Insights von @Emerald und den Hard-Core-Gold-Freaks und @Elli sowieso.
>“Of the more than $30 trillion equivalents of cross-border banking and international bond Claims reported by the private sector to the Bank for International Settlements for the end of the first quarter of 2005, 41.8 percent were in dollars and 39.8 percent were in euros. Adjusting for exchange rate changes, the dollar's share was 4 percentage points less than three years earlier, and the euro's share was more than 5 percentage points greater.
Das hat sicher was, allerdings ist der Bezugszeitpunkt nicht gerade erhellend (3 Jahre - also trough - gegen heute).
>Monetary authorities have been somewhat more inclined to hold dollar obligations. At the end of the first quarter of 2005, of the $3.8 trillion equivalents held as foreign exchange reserves, more than three-fifths were held in dollars and approximately one-quarter in euros. Since early 2002, the dollar's share has been little changed after adjusting for movements in exchange rates.”
Das oben angesprochene Problem (Osten usw.). Die NZBs der Euro-Zone werden kaum USD kaufen.
>“What could be the potential consequences should the dollar's Status as the world's reserve currency significantly diminish, especially if foreign investors reduce their rate of accumulation of Claims on U.S. residents?
Ja, das"if" ist spannend. Aber wann ist"if"?
>Most analysts would contend that U.S. interest rates were Iowered by the world's accumulation of dollars. Accordingly, in the event of a significant diminishing of the dollar's reserve currency Status, U.S. interest rates would presumably rise.”
Binse. Gretchenfrage: Gehen die US-Renditen hoch und der USD fällt (da die Bond-Erlöse zur Kasse repatriiert werden). Oder steigt er (weil die Renditen höher liegen und die Kohle wieder westwärts wandert)?
>“Although I doubt that the U.S. dollar will lose its Status as the world's reserve currency any time soon, there are, in my judgment, lessons to be learned from the experience of Sterling as it faded as the world's dominant currency.”
Auch ein guter Aspekt. Der Todeskuss für den Sterling gaben die Streikenden im Inland, die Schatzkanzler Churchills harten Kurs Mitte der 20er nicht mitmachen wollten. Die Abwertung gegen Gold war dann nicht mehr weit (September 1931 als erste im großen Reigen).
Damit war der Sterling keine"Reservewährung" mehr.
Die Verlust der Notenbanken waren immens, der ZB-Chef von Holland hatte sich deshalb sogar erschossen. Das haben wir bei den grottenschlechten Abschlüssen der Euro-ZBs und der EZB besonders für 2004 nicht beobachten können. Selbst Duisenberg soll eines natürlichen Todes gestorben sein.
Die Frage ist eben: Abwerten (= Verluste auf den ZB-Aktivseiten) gegen was? Der USD hat gegen seine ATLs noch Luft. Und selbst wenn die Asiaten Dollars kübeln: dann machen sie sich ihre ZBs kaputt. Von den Export- und damit Beschäftigungseffekten ganz zu schweigen.
Der japanische ZB-Chef wird sich schamvoll verbeugen, der chinesische wird erschossen, der koreanische (und ähnliche asiatische) greifen nochmal in die Kasse und verschwinden via Brasilien (Gesichtsoperation) auf die Virgin Islands.
Kurzum: Greenspan hat es sich zu leicht gemacht mit dieser Rede. Und seit Bernanke vorm Senat sein"Inflationsziel" aus der Mappe holte ("Ich bin doch ein ganz Braver!") schaut's eher nach einem Da Capo aus.
Usque ad finem.
Dank + Gruß!

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