- ZB-"Satz": Zinnß oder Usara? - Student, 17.11.2005, 13:46
- Re: USURA - absolut d'accord + Dank! - dottore, 17.11.2005, 14:51
- Zu Bagehot - Zandow, 17.11.2005, 17:56
- Re: Digitale Schnittstelle oder durch die Bücher quälen - Student, 17.11.2005, 19:05
Re: USURA - absolut d'accord + Dank!
-->Hi Student,
mit der"Steuer" bin ich nicht der einzige. Selbst ein etwas schwieriger Forums-Gast a.D. sieht es so. Doch Dein Scharfsinn trügt Dich nicht. Kann ein Abgabengut (GZ/STZM) von den Zensiten (Steuerzahlern) nur gegen eine (Unter-)Abgabe beschafft werden, wie die"Geldsysteme" heute*) konstruiert sind, haben wir es nicht mit dem originären Zinnß zu tun, sondern einwandfrei mit Wucher. Die ZB zahlt bekanntlich keine Grundsteuer usw., ihr ist auch keine (korporative)"Poll Tax" auf ihr"Kapital" auferlegt (auch wenn es in vielen ZBs, z.B. SNB sog."Garantiedvidenden" gibt). Also alles etwas fließend. Man übt halt noch.
Den Beweis kann man gut mit Hayek und seinem"entstaatlichten Geld" führen. Bei dem würde - Banken-Polypol (= atomistische Konkurrenz) vorausgesetzt - der Kurs (Preis) des Geldes logischerweise auf die Herstellkosten der Noten fallen. Siehe dazu den Beweis von Otmar Issing (EZB), über den hier schon gepostet wurde.
Usura ist ein Derivat des Zinnßes, klar. Bei z.B. der Buba ist es auch etwas verzwickt. Denn zum einen zahlt sie Zinnß, da ihr Gewinn (nach Rücklagen usw.) zu 100 % vom Bund besteuert wird - also an diesen abzuführen ist. Zum anderen kassiert sie Usura und zwar a) vom Staat selbst (= 1 % auf die"Ausgleichsforderung" ex Erstausstattung - die wiederum der Staat laufend kassiert, da die 1 % in Ergebnisrechnung und Bilanz eingehen), und b) von den Banken als ihren Geschäftspartnern, die dann wiederum bei ihren Kunden usurieren, allerdings nur in der Höhe Zinsmarge abzüglich Sach- und Personalkosten.
Oder so: Zinnß setzt ein Monopol voraus (Staat), bei Usura haben wir es mit einer"intermediären" Gruppe zu tun (Oligopol, kann aber auch ein Kartell, also Gruppen-Monopol sein, vgl. schon die Usuristen aus Cahors, auch die"Lombarden", beide hohes / spätes MA, sodann die sog."Juden", die sich schon babylonisch verorten lassen).
*) Die berühmten"Tempelbanken" haben dieses Geschäft - ausweislich zahlloser Tontafeln (habe selber solche: Tempel verleiht Silber, ein Dritter bürgt mit Land) - in Mesopot betrieben. Sie waren Thesaurierungsplätze und wer sich das in Parität zu den Erst-Ablieferungsgütern (Gerste! Dann diese als"Scheidemünze, vgl. die Studien von Prof. Johannes Renger, Berlin) gesetzte Silber beschaffen musste, kam an ihnen kaum vorbei.
Der Niedergang der Tempelbanken setzte ein, als immer mehr Silber in Erscheinung trat (ex privaten Bemühungen). Ähnelt auch dem Goldstandard, bei dem die ZBs bis 1914 eine immer geringere Rolle spielten, da sich das GZ unschwer privat erstellen ließ (die bekannten"Goldrushs"). Sie waren dann exakt, was Walter Bagehot in"Lombard Street" so gut analysiert hatte: "Lender of last resort".
Heute sind die ZBs quasi"lender of first resort".
Gruß!

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