- Die Krise des deutschen Rentensystems am Beispiel von Daimler Chrysler - Der Einarmige Bandit, 01.12.2005, 17:14
- Re: Vorruhestands-Irrsinn - Holmes, 01.12.2005, 17:57
Die Krise des deutschen Rentensystems am Beispiel von Daimler Chrysler
-->Hallo Forum!
Jüngsten Zeitungsmeldungen zufolge plant Daimler Chrysler eine umfassende Frühverrentungsaktion. Insgesamt sollen so um die 8.500 Arbeitsplätze abgebaut werden. Arbeiter und Angestellte ab 53 Jahren sollen frühverentet werden und dafür 80% ihres letzten Nettogehaltes erhalten.
Für die Betroffenen mag die Sache finanziell ganz vorteilhaft sein, zeigt aber doch schon deutlich wie"pervers" und"entartet" der Kapitalismus in der Endphase der Aufschuldungsorgie bereits ist. Von einer Leistungsorientierung kann man hier nicht mehr sprechen, denn fürs Nichtstun bzw. Nichtarbeiten auch noch Gehalt zu bekommen widerspricht eigentlich dem Leistungsprinzip im Kapitalismus.
Was mich an der Sache aber noch mehr stört ist der Umstand, dass Daimler Chrysler damit natürlich versucht Personalkosten auf den Staat umzuwälzen nach dem Motto"Gewinne privatisieren und Kosten verstaatlichen"
Strategische Managementfehler wie sie bei Daimler Chrysler in letzter Zeit offen zu Tage getreten sind und die viel Geld kosteten sollen also teilweise durch eine Kostenüberwälzung auf Vater Staat abgemildert werden. Wo bleibt da das"Entrepreneurship"?
Abgesehen davon stelle ich mir die Frage wie da Arbeitnehmer bis 65 oder gar 67 Jahren arbeiten sollen und eine entsprechende Anzahl von Versicherungsjahren für die Rente/Pension ansammeln sollen wenn bei Daimler Chrysler selbst 53 jährige schon zu"alten Eisen" gehören?
Sind doch die Vertreter des deutschen Großkapitals immer die ersten die längere Arbeitszeiten und höhere Rentenantrittsalter fordern. Der Spagat kann nicht funktionieren.
Die Krise des deutschen Rentensystems ist also auch durch die Personalpolitik von Großkonzernen mitverursacht. Das sollte man fairnishalber auch mal erwähnen. Der Trend zur Frührente die die Rentensysteme schwer belastet ist also nicht nur auf der Arbeitnehmerseite verursacht sondern in vielen Fällen von der Arbeitgeberseite verursacht.
Was auf der Mikroebene (einzelne Firma) finanziell durchaus Sinn macht muß auf der Makroebene (Gesamtstaat) mittelfristig in die finanzielle Katastrophe führen denn die Kostenverlagerung zur öffentlichen Hand kann nicht ewig möglich sein.
Wie fühlt man sich eigentlich als ein Mensch im Alter von 50plus mit dem Wissen, dass man am Arbeitsmarkt nicht mehr sehr"sexy" ist? Sowas nenne ich Vergeudung von"Human Resources".
Gruß
der einarmige Bandit

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