- LaRouche zur Immo-Blase - Cujo, 05.12.2005, 23:22
- Re: LaRouche zur Immo-Blase - klingonenjoerg, 06.12.2005, 04:46
- Re: LaRouche zur Immo-Blase - manolo, 06.12.2005, 09:20
- Re: LaRouche zur Immo-Blase - klingonenjoerg, 06.12.2005, 04:46
LaRouche zur Immo-Blase
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Besondere Erwähnung verdienen hier Spanien und Irland. Denn wie der neueste Weltwirtschaftsausblick der OECD hervorhebt, finden sich in diesen beiden Ländern neben Großbritannien die relativ zur jeweiligen Volkswirtschaft gefährlichsten Immobilienblasen. Irland zählte noch vor ein paar Jahren zu den ärmeren Ländern Europas. Doch dies hat sich, zumindest nach offiziellen Zahlen, radikal geändert. Gemessen am Bruttoinlandprodukt pro Kopf ist Irland heute nach Luxemburg das reichste Land Europas, noch vor Großbritannien und deutlich vor Deutschland. Wegen jährlicher Wachstumsraten von durchgängig knapp 10 Prozent wurde Irland gelegentlich als"keltischer Tiger" bezeichnet.
Natürlich hat längst nicht jeder Ire etwas vom neuen Reichtum abbekommen. Dieser konzentriert sich auf zwei Bereiche. Zum einen wurde eine große Zahl von ausländischen Großunternehmen mit äußerst großzügigen Steuernachlässen auf die Insel gelockt. Fast alle großen Namen der amerikanischen Computer- und Softwareindustrie (IBM, Dell, Gateway, Intel, Microsoft, Oracle, Sun) haben sich in Irland niedergelassen und dort meist auch ihre Europazentren eingerichtet. Dadurch ist Irland plötzlich nach den USA zum zweitgrößten Softwareexporteur der Welt aufgestiegen. Der zweite Boombereich in Irland ist der Immobiliensektor. Angetrieben durch ausländisches Kapital und inländische Hypothekenschulden wachsen die Häuserpreise in Irland gegenwärtig so rasant wie sonst kaum irgendwo auf der Welt. Die jährliche Wachstumsrate liegt bei 25 Prozent. Allein in den letzten drei Jahren haben sich die durchschnittlichen Häuserpreise in Irland verdoppelt.
Im neuen Bericht zur"Finanzstabilität" weisen irische Zentralbank und Finanzaufsicht auf die dramatische Lage hin. Gleich zu Beginn wird"das Risiko eines unerwarteten und plötzlichen Falls von Wohnungspreisen, kombiniert mit einem Anstieg in der Default-Rate bei Hypothekenschuldnern" als das zur Zeit größte Risiko für das irische Bankensystem beschrieben. Die private Schuldenvermehrung ist außer Kontrolle. Im Bericht heißt es, die private Verschuldung, die noch vor zehn Jahren geringfügig war, habe im Jahre 2003 schon 115% des Bruttoinlandprodukts erreicht, ein Jahr später waren es 134% und Ende 2005 vermutlich mehr als 160 Prozent."Der am meisten beunruhigende Aspekt der Verschuldung im privaten Sektor ist die sich weiter beschleunigende Rate, mit der die ohnehin hohe Verschuldung wächst." Bei den privaten Haushalten machen Hypotheken 80% der Verschuldung aus. Hier beträgt die jährliche Wachstumsrate, gewissermaßen im Gleichschritt mit den Häuserpreisen, rund 25 Prozent. Im Unternehmenssektor wächst die Verschuldung in einigen Sektoren sogar noch deutlich schneller. Wie der Bericht betont, weiteten sich die Schulden irischer Bauunternehmen und Immobiliengruppen im Jahre 2004 um über 40% aus. Inzwischen hat sich hier die jährliche Wachstumsrate weiter auf 45% beschleunigt.
Die Lage in Spanien ist ähnlich. Auch hier gibt es schwindelerregende Anstiege bei Häuserpreisen und privater Verschuldung im Verein mit einer extremen Aufblähung des Bausektors. Seit 1997 haben sich Fertigstellungen neuer Wohnungen in Deutschland von knapp 600 000 auf 250 000 mehr als halbiert. Dagegen verdoppelte sich die Zahl neuer Wohnungen in Spanien von 230 000 im Jahre 1993 auf beständig weit über 400 000 seit dem Jahre 2001. Im Jahre 2004 wurden gar 700 000 neue Wohnungen gebaut, mehr als in Deutschland, Frankreich und Italien zusammen. Bei dem jetzigen Tempo des Bausektors gibt es in Spanien bald mehr Wohnungen als Einwohner. Noch wachsen die Häuserpreise mit einer Jahresrate von knapp 20 Prozent. Doch die spanische Zentralbank räumt inzwischen ein, daß mindestens ein Viertel der heutigen Preise rein spekulativer Natur sind. Im Februar 2005 hatte der jährliche Landesbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) über Spanien für Aufsehen erregt. Denn dort wurde die spanische Immobilienblase als höchst gefährlich eingestuft und zugleich der Regierung vorgeworfen, mit generösen Steuernachlässen bei Hypothekenkrediten die Blase weiter anzufachen.
Die Verschuldung der privaten Haushalte in Spanien wächst gegenwärtig mit einer Rate von jährlich 24 Prozent. Ein gewisser Teil der Liquidität, die sich in der spekulativen Blase am spanischen Immobilienmarkt niedergeschlagen hat, mag auch aus dem EU-Haushalt stammen. In dem auslaufenden Siebenjahresplan 2000-2006 war Spanien mit insgesamt 50 Mrd. Euro der bei weitem größte Nettoempfänger. Im neuen Haushalt 2007-2013, falls es einen solchen geben wird, werden davon nach aktuellem Stand nur noch 5 Mrd. Euro, also ein Zehntel, übrig bleiben. Ein gewisses spanisches Pendant zum irischen Computer- und Softwaresektor bildet das Bankensystem. Nach Börsenwert ist dieses nach Großbritannien längst das zweitstärkste Europas. Einzelne spanische Banken bringen es nach weltweiten Übernahmen, insbesondere in Lateinamerika, inzwischen auf einen Marktwert, der etwa dem Gesamtwert aller deutschen Banken, die Deutsche Bank eingeschlossen, entspricht.
Diese Blasenbildungen in der europäischen Peripherie sind keine dauerhafte Erscheinung. Sie werden in Kürze platzen und verheerende volkswirtschaftliche Auswirkungen haben. Ein genuines Wirtschaftswachstum in Europa ist nur dann möglich, wenn es von den industriellen Kernzonen, das heißt insbesondere von Deutschland, ausgeht. Unter den Bedingungen der gemeinsamen Währung, noch dazu mit der speziellen radikal-liberalen Konstruktion des Euro, findet Wachstum nur in einer Art von innereuropäischem Kannibalismus statt. Die deutsche Binnenwirtschaft versinkt in der Depression, während sich in europäischen Randzonen abenteuerliche Blasen bilden. Nicht die Europäische Union, aber ihr heutiges Korsett muß gesprengt werden.
bueso.de

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