- OT: ein verdammt teurer Mis-Print! - Emerald, 11.12.2005, 08:14
OT: ein verdammt teurer Mis-Print!
-->Tippfehler kostet Mizuho 290 Millionen Franken
Kritik am Krisenmanagement der Tokio Stock Exchange
tf. Tokio, 9. Dezember
Eine folgenschwere Fehlmanipulation eines japanischen BörsenhĂ€ndlers hat Kritik am Krisenmanagement der Tokio Stock Exchange (TSE) laut werden lassen. Passiert war die fehlbare Befehlseingabe am Donnerstagmorgen knapp eine halbe Stunde nach Börseneröffnung. Ein HĂ€ndler des Brokerunternehmens Mizuho Securities Co., das zu Japans zweitgrösster Finanzgruppe, Mizuho Financial Group, gehört, wollte eine einzige Aktie des am Donnerstag erstmals an der Börse gehandelten Personalvermittlers J-Com Co. zum Preis von 610 000 Yen verkaufen. Stattdessen tippte er in seinen Computer den Befehl, 610 000 Aktien desselben Unternehmens zum Preis von 1 Yen zu verkaufen. Zwei Minuten spĂ€ter wurde der Fehler zwar bemerkt. Mehrere Versuche, den Verkaufsauftrag rĂŒckgĂ€ngig zu machen, scheiterten jedoch. Wie die Mizuho Financial Group am Freitag mitteilte, kostet der Fehlgriff die Bank mindestens 27 Mrd. Yen (290 Mio. Fr.); dies entspricht rund 4% des im laufenden GeschĂ€ftsjahr erwarteten Gewinns.
Dass beim Verkaufsauftrag etwas nicht mit rechten Dingen abgelaufen sein konnte, ist offensichtlich: Zum einen war die Zahl der zum Verkauf angebotenen Aktien 42-mal höher als die Zahl sĂ€mtlicher ausstehender Papiere von J-Com. Zum anderen lancierte das Unternehmen sein BörsendĂ©but mit einem IPO-Preis von 610 000 Yen. Einige Marktbeobachter zeigten sich daher am Freitag ziemlich ĂŒberrascht, dass die TSE nicht einen Sicherheitsmechanismus hat, um solche offensichtlich unsinnigen AuftrĂ€ge automatisch abzulehnen. KopfschĂŒtteln löste zudem der Umstand aus, dass die TSE-Offiziellen selbst nach Kenntnisnahme des «Mistrade» den Handel mit der betroffenen Aktie nicht sofort einstellten, um zunĂ€chst die UmstĂ€nde der Transaktion abzuklĂ€ren. Stattdessen wurde der reichlich turbulente Handel mit der J-Com-Aktie wĂ€hrend des ganzen Tages fortgesetzt.
Am Freitag rangen sich die Börsenverantwortlichen schliesslich zum Entscheid durch, den Handel mit J-Com einzustellen. Es gelte, eine Destabilisierung des Marktes zu verhindern, lautete die BegrĂŒndung. Eine solche Destabilisierung hatte aber bereits am Vortag stattgefunden. Nach dem verhĂ€ngnisvollen Verkaufsauftrag waren die Valoren von J-Com innert dreier Minuten um das maximal zulĂ€ssige Limit von 15% eingebrochen. Nach der Bemerkung der Fehlmanipulation begann Mizuho mit dem RĂŒckkauf der Papiere, was den Titel wiederum um das maximal zulĂ€ssige Limit von 15% emporschnellen liess. Auf diesem Niveau verharrte die Aktie angesichts der Flut an Kaufordern bis zum Handelsschluss. Laut dem fehlbaren Brokerhaus gelang es zwar, eine grosse Mehrheit der zuvor verkauften - und physisch nicht vorhandenen - Titel zurĂŒckzuerwerben, alle Papiere konnten aber nicht erstanden werden. Das Settlement des ungewollten Short-Selling muss von Mizuho laut Börsenregeln bis spĂ€testens Dienstag abgeschlossen sein.

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