- Der Siegeszug von TOYOTA - Der Einarmige Bandit, 05.01.2006, 14:53
- Danke fĂĽr diese perfekte Analyse - meinen Respekt (o.Text) - LOMITAS, 05.01.2006, 14:59
- Danke! Was man mit einer Hand so alles erreichen kann!:-)) (o.Text) - Der Einarmige Bandit, 05.01.2006, 15:14
- Re: Danke fĂĽr diese perfekte Analyse - meinen Respekt / dito! *applaus* (o.Text) - - Elli -, 05.01.2006, 15:35
- Analogie und Ausblick: Motorradmarkt - fridolin, 05.01.2006, 15:35
- Schöne Aussichten für Deutschland - oekognom, 07.01.2006, 01:34
- Re: Schöne Aussichten für Deutschland - klingonenjoerg, 07.01.2006, 16:33
- Re: Hat hoffentlich nichts mit Vögeln zu tun.:-)) Gute Besserung! (o.Text) - Student, 07.01.2006, 17:51
- Re: Schöne Aussichten für Deutschland - klingonenjoerg, 07.01.2006, 16:33
- Schöne Aussichten für Deutschland - oekognom, 07.01.2006, 01:34
- Re: Der Siegeszug von TOYOTA - klingonenjoerg, 05.01.2006, 17:58
- Noch ein Detail, dass in Europa sehr fuer TOYOTA spricht... - Pulpo, 06.01.2006, 14:19
- Mythos Dacia, Anmerkungen zu Toyota - oekognom, 07.01.2006, 01:11
- Danke fĂĽr diese perfekte Analyse - meinen Respekt (o.Text) - LOMITAS, 05.01.2006, 14:59
Der Siegeszug von TOYOTA
-->Hallo Forum!
Ich möchte mich mit diesem Posting heute dem Phänomen TOYOTA widmen. In den
letzten Ausgaben einiger deutscher und österr. Automobilzeitschriften wurde
des öfteren die Stärke der Japaner (v.a. Toyota) und der Schwäche und dem
Niedergang der US-Autoindustrie (GM und Ford) angesprochen.
Ich erlaube mir einige Kommentare (alle quotable) aus den Zeitschriften zu
bringen.
In einer der letzten November Ausgaben des deutschen Magazins"AUTO MOTOR
SPORT" schrieben die Journalisten dieses Blattes, dass bis 2007 vermutlich
schon bis Ende 2006 Toyota zu größten und erfolgreichsten Automobilkonzern
aufsteigen wird.
Dass auch die Finanzmärkte dies so sehen belegt der Umstand, dass der
Börsenwert von Toyota heute (und jetzt aufpassen!) schon so hoch ist wie der
Börsenwert von GM, Ford, Volkswagen und DaimlerChrysler zusammen!
Unglaublich ist aber Realität.
Sind doch die genannten Firmen alle in der Krise. GM schreibt
Riesenverluste, muĂź 30.000 Arbeiter und 12 Fabriken in Nordamerika
schliessen. Auch Ford muĂź jĂĽngsten Agenturmeldungen zufolge 30.000 Arbeiter
und 10 Fabriken in Nordamerika schliessen. VW und Daimlyer Chrysler kriechen
ebenfalls auf dem Zahnfleisch daher.
Die Stadt Flynt Michigan, wo GM einmal ein groĂźes Werk mit 28.000
Angestellten hatte und aus der der US-Regisseur Michael Moore kommt, ist
heute nur noch eine"Geisterstadt" mit stark rückläufiger Einwohnerzahl.
Der Investor Kerkorian hat schon 10% der Anteile von GM unter seiner
Kontrolle. Ich hoffe er weiss was er damit tut oder hofft der gar auf
staatliche UnterstĂĽtzung aus Washington weil er glaubt GM wird nicht im
Stich gelassen.
Toyota war auch nicht so dumm seine finanziellen und sonstige Ressourcen fĂĽr
zweifelhafte FirmenĂĽbernahmen zu vergeuden wie wir es gerade bei deutschen
firmen wie Daimler Benz und Volkswagen gesehen haben. Stattdessen setzte
Toyota auf organisches Wachstum und forcierte die eigene Marke anstatt
andere marode Autobauer zu kaufen.
Das österr. Magazin Autorevue schreibt in ihrer Dezemberausgabe (quotealbe):
"...Toyota ersparte sich die Merger-Mania (BMW-Rover, Daimler Chrysler) und
setzte lieber auf eine langsame, aber gesunde Expansion der eigenen Marken."
Auch wurden bei Toyota die Zulieferbetriebe besser behandelt als bei anderen
Autokonzernen:
Autorevue (quotealbe):
"Statt bei Zulieferen ständig die Preise zu drücken und sie damit in
Niedriglohnländer zu zwingen, verlangt man hohe Termintreue und Qualität."
Was passiert wenn die Zulieferer zu hart angefasst werden sehen wir an der
hohen Fehleranfälligkeit bei deutschen Premiummarken (z.B. Mercedes) die
dann auf die Zulieferbetriebe abgewälzt werden oder an der Pleite des
US-Zulieferers Delphi.
Auch die strategische Ausrichtung der Japaner war viel weiser als bei
deutschen Autobauern:
"Statt Entwicklungskapazität in Super-Sportwagen [z.B. das 1001PS Monster
von Bugatti; Danke, Herr Piech!] und dramatische Hightechlösungen mit
zweifelhaften Nutzen zu vergeuden, hatten [bei Toyota] stets Produktivität
und Zuverlässigkeit allererste Priorität."
Volkswagen hätte wirklich besser daran getan seine Wurzeln nicht zu
verleugnen und Geld und technologische Ressourcen nicht in größenwahnsinnige
Projekte wie Bugatti oder VW Phaeton zu stecken. Manchmal habe ich bei VW
den Eindruck, dass das Topmanagement und die Ingenieure und Techniker wie
verspielte Kleinkinder sind, die lieber eigenen technologische
Verrücktheiten nachhängen als kundenorientierte Lösungen mit gutem
Preis/Leistungsverhältnis zu entwickeln.
Ausserdem hängen die Japaner mit Elektromotoren und Hybridantrieb die
Deutschen auch technologisch immer stärker ab.
Gefragt nach dem Secret of Success von Toyota kommt man bei der autorevue zu
dem SchluĂź:
"Es waren aber ohnehin nicht die hochtrabenden Pläne und kühne Visionen, die
Toyota an die Spitze führten, sondern unspektakuläres Management-Handwerk.
Man leistete sich in den letzten Jahren einfach keine gravierdenden Fehler,
weder in der Unternehmens- noch in der Modellpolitik, ganz nach dem alten
Fussballtrainer-Motto: Flach spielen, hoch gewinnen"
Es gilt eben die Devise:"Steter Tropfen höhlt den Stein!"
Toyota jahrzehntelang gut und solide gearbeitet und kann nun die FrĂĽchte des
Erfolgs geniessen. Gemessen an Toyota ist die US-Autoindustrie schon heute
gescheitert und die deutsche Autoindustrie ist ebenfalls gerade daran unter
die Räder zu kommen.
Die Situation von GM und Ford in den USA zeigt auch einen Umstand ganz klar,
der in diesem Forum noch nicht angesprochen wurde, der mir aber ganz wichtig
erscheint, nämlich, dass das US-Wirtschaftsmodell (das anglo-sächsische
Kapitalismuskonzept) gerade im Scheitern begriffen ist, während sich das
japanische Modell durchsetzt.
DarĂĽberhinaus muss man Sagen, dass sich die USA auf den Lorbeeren des Sieges
über Japan im 2. Weltkrieg ausgeruht haben während die Japaner wieder fast
bei Null anfangen mußten und viele Beschränkungen und sonstige Restriktionen
auferlegt wurden. Auch hatten die Japaner niemals das Privileg das die USA
und ihre Unternehmen durch die Dominanz des US-Dollar hatte. Am Beispiel
Toyota zeigt sich, dass die Japaner bessere Industrie-Unternehmer sind als
die USA.
Es zeigt sich auch sehr gut, dass der US-Kapitalismus stark finanzlastig
orientiert ist und auf"Buy low sell high", also eine starke
Händlermentalität aufweist, während der japanische Kapitalismus stark
produktionsorientiert ist und versucht gute Produkte auf den Markt zu
bringen und dadurch den wirtschaftlichen Erfolg sucht. In den USA muĂź
sicherlich auch die Verschuldungsmentalität berücksichtigt werden die aus
debitistischer Sicht die realwirtschaft mittel- und langfristig schädigt
aber die Finanzwirtschaft (alias Wall Street) natĂĽrlich stark profitieren
lässt. Die massiven Umstrukturierungs- und Demontagemassnahmen von GM und
Ford sind alle weitgehendst auf Veranlassung von"beratenden"
Investmentbanken bzw. deren Analysten hin erfolgt.
Abgesehen davon ist die Schwäche der US-Automobilbauer auch dadurch
begrĂĽndet, dass die Sozialkosten (Arztkosten, Betriebspensionen etc.) nicht
vom amerk. Staat ĂĽbernommen wurden sondern direkt von den
Automobilherstellern zu tragen sind. Auch die US-Flugindustrie leidet unter
hohen Sozialskosten.
Einen starken Staat der Sozialsleistungen anbietet ist als doch keine so
schlechte Angelegenheit, denn wenn es keinen Staat gibt der sich darum
kĂĽmmert mĂĽssen es die Firmen selbst tun und GM und Ford sind gerade dabei an
diesen Sozialkosten und Rentenverpflichtungen, die natĂĽrlich von den
Arbeitern und Angestellten durchaus zu recht und unter regulären Bedingungen
erworben wurden, Bankrott zu gehen.
Also ein bisschen Staat der Soziales regelt so wie in Europa und Japan ist
doch ganz brauchbar.
GruĂź
der einarmige Bandit
P.S. Die Absatzzahlen des Billig-Autos Dacia Logan, einer Tochterfirma von
Renault, dass in Rumänien gebaut wird, haben sich im Jahr 2005 verdoppelt.
Damit dürfte sich in den nächsten 5 Jahren das Strassenbild dramatisch
ändern. Am Ende bleiben 90% Billigautos und der Rest Luxuslimousinen wie
Ferrari, Porsche und Maibach.

gesamter Thread: