- Ist der Spiegel der neue Stürmer? - Spartakus, 17.01.2006, 15:16
- Re: Nein, der war nicht immer so. Da hat ein Umdenken stattgefunden (o.Text) - Theo Stuss, 17.01.2006, 15:25
- Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? - Das_Orakel_aus_Oberlahnstein, 17.01.2006, 15:39
- Re: Seit Augstein weg ist, ist der Spiegel Sch.... (o.Text) - Tempranillo, 17.01.2006, 15:46
- Re:...eiße (m.Text) - Per_Jakobsson, 17.01.2006, 15:57
- Re:...eiße (m.Text) - albert, 17.01.2006, 17:08
- Re:...eiße (m.Text) - Per_Jakobsson, 17.01.2006, 15:57
- Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? - Baldur der Ketzer, 17.01.2006, 16:21
- Danke Baldur - Spartakus, 17.01.2006, 16:41
- Das Gefährliche dabei ist... - MI, 17.01.2006, 16:32
- Augstein, nicht Aust (o.Text) - MI, 17.01.2006, 16:44
- Re: Das Gefährliche dabei ist... - Spartakus, 17.01.2006, 16:45
- Re: Spiegel = Pamphlet der 5. Kolonne = Verfechtzer fremder Interessen (o.Text) - André, 17.01.2006, 16:34
- Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? - Elmarion, 17.01.2006, 17:43
- Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? - prinz_eisenherz, 17.01.2006, 20:18
- Danke, dewegen bin ich hier - Spartakus, 17.01.2006, 21:37
- Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? - apoll, 18.01.2006, 10:46
Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer?
-->Hallo Spartakus,
mir kommt dabei immer so ein Gedanke.
Früher, als angebliche in Deutschland noch alles so spießig und verkrustet war, ohne jetzt die Namen zu nennen, an denen man sich mit besonderer Wonne seine Schwarte gerieben hatte, da war der Fall noch klar. Da gab es die Rechten, die von der CDU/ CSU, die Kriegstreiber, die Revisionisten, die ewig Gestrigen. Und als Gegenposition zu denen, besonders in den Zeiten nach 1968, da wusste man beim Spiegel wo der Feind stand. Und wenn man es mal nicht so genau wusste, dann, so hatten es die Verantwortlichen beim Spiegel, der Augstein, der Böhme und der Gaus, zu ihrer Zeit, auch offen ausgesprochen, im Zweifel war man Links. Basta!
Das war die eine Seite und darüber haben sie sich ihren Ruf als kritisches Magazin erworben. Ich sage dir, auch schon zu der Zeit gab es eine Menge kritisches aus den sog. linken Zirkeln zu berichten, nur nicht der Spiegel. Denn grundsätzlich links, im Zweifelsfalle links, bedeutete in einem eindeutigen Falle, Schweigen im Spiegel. Nun sind Zeitungen mit einer klar erkennbaren politischen Ausrichtung, in einer Demokratie, nicht von Übel, eher die Regel. Das musst man erkennen und objektiv berücksichtigen.
Auf dieser linken Seite nun standen, nach der Meinung des Spiegels, die Fortschrittlichen, die Friedenskämpfer, die Antifaschisten, die Antikapitalisten und was deren Wortschatz noch so alles hergibt. Ein elementarer, selbstherrlicher Programmpunkt in diesen Zirkeln war, der Spiegel als Hauspostille immer dabei, das es niemals wieder geschehen darf, das ein deutscher Soldat einen Fuß, zu welchen Handlungen auch immer, auf fremden Boden setzen darf. Jeder, der auch nur in der Richtung einen schlechten Traum hatte, war sofort als Altnazi verdächtig. Leicht überzeichnet, aber das war die vor Moral triefenden Position dieser politischen Gruppierungen.
Nun jedoch passierte etwas, was sich keineswegs mehr in dieses Schubladendenken einordnen ließ. Nur zwei Kernbereiche mal herausgegriffen.
Die Innenpolitik, hier der Innenminister der SPD, Schily, ehemaliges Mitglied bei den Grünen, die wiederum in einer Koalition mit der SPD. Dieser tieflinke Mensch, vollzog einen solchen Schwenk in Richtung Kontrolle, Überwachung und Repression, in der Innenpolitik, das hätte sich kein Politiker der konservativen Parteien vorher jemals gewagt, ohne nicht zu riskieren, von der geballten Medienmacht des Spiegels und den durchmarschierten 68zigern beim TV, mit den wüsteste Titulierungen, an den Pranger gestellt zu werden.
Zu den Soldaten. Ausgerechnet die Regierung aus SPD und den Grünen, einem sozialdemokratischen Verteidigungsminister und einem grünen Außenminister, diesen Politikern konnte die Versendung von deutschen Soldaten, an alle Brennpunkte der Erde, gar nicht schnell genug gehen. Überall war man, mit den üblichen, fadenscheinigen Entschuldigungen mit dabei. Von der Form her betrachtet, die dabei zu Tage tretende mangelnde Zivilcourage, das Duckmäusertum, genau diese Haltung, die sie ihren Vätern immer vorgehalten hatten. Auf fast allen andern Gebieten geschah Vergleichbares.
Nun also meine Frage, zum Spiegel und seinen Freunden. Über welches wirklich wichtige Thema will diese Zeitung noch kritisch berichten, ohne sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, das die vom Spiegel mit Sympathie und Verständnis begleiteten Parteien, es keineswegs besser, konsequenter und mutiger gemacht haben, als die verdammten Spießer von der CDU/ CSU?
Aktuell, bei der Teilnahme von Grünenpolitikern an Diskussionen, nach dem Ausscheiden aus der Regierung, aus den Ministerämtern, merkt man den Konservativen an, wie sie sich den so richtig heiß laufen lassen, was man alles machen müsste und unbedingt vermieden werden muss, um irgendwann, mit leicht süffisanten Ton, sich die Frage gefallen lassen zu müssen:„Aber liebe Frau, sie waren doch sieben Jahre an der Regierung, warum haben sie es dann nicht so gemacht, zumindest auf den Weg gebracht?“ Worüber also soll sich der Spiegel noch profilieren?
Ein kleiner Text schon älter und hier, glaube ich, schon mal eingestellt soll das grundsätzliche Problem dabei etwas erhellen:
Wer besitzt und kontrolliert die großen Medien?
Vor Jahren, 1953, sagte der frühere Chef vom Dienst der New York Times, John Swinton, als er gebeten wurde, einen Trinkspruch auf die unabhängige Presse vor dem New Yorker Presse-Club auszubringen (Das Folgende ist Teil seines Toasts):
„Es gibt nichts dergleichen wie eine freie Presse in Amerika in diesem Augenblick der Weltgeschichte. Sie wissen es und ich weiß es. Es gibt keinen unter ihnen, der es wagen würde, seine ehrliche Meinung zu schreiben, und falls sie es täten, wissen sie im voraus, daß sie niemals gedruckt erscheinen würde.
Ich werde wöchentlich dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus dem Blatt herauszuhalten. Andere unter ihnen bekommen ein ähnliches Gehalt für ähnliche Dinge, und falls einer unter ihnen so verrückt wäre, seine ehrliche Überzeugung zu schreiben, würde er auf der Straße stehen und sich einen neuen Job suchen müssen. Falls ich es zulassen würde, daß meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe dieser Zeitung erschiene, würde ich meine Beschäftigung innerhalb von 24 Stunden verloren haben. Und es ist durchaus möglich, daß ich es nicht überleben würde.
Es ist das Geschäft des Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, dreist zu lügen, die Dinge zu verdrehen, zu verleumden, zu Füßen des Mammons zu kriechen und das Land und seine Rasse zu verkaufen - um sein tägliches Brot. Sie wissen es und ich weiß es. Wäre es nicht eine Narretei, auf eine unabhängige Presse zu trinken? Wir sind Werkzeuge und Vasallen der Reichen hinter der Bühne. Wir sind hüpfende Stiefelknechte, sie ziehen die Strippen und wir tanzen. Unsere Talente, unsere Chancen und unser Leben sind alles das Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte, Huren. Nicht mehr.“
(Zit nach: Labor`s Untold Story, von Richard O. Boyer und Herbert M. Morais, veröffentlicht von United Electrical, Radio & Machine Workers of America, NY, 1955/1979.)
bis denne
eisenherz

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