- Böses Erwachen bei Rohstoff-Zertifikaten: Viele Derivate liefen hinterherhinkend - certina, 27.02.2006, 19:01
Böses Erwachen bei Rohstoff-Zertifikaten: Viele Derivate liefen hinterherhinkend
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Kursentwicklung vieler Derivate enttäuscht Anleger
Experten rieten zu wechselkursgesicherten Indexpapieren
Clevere Anleger setzten auf Zertifikate - mit diesem Slogan ging und gehe die Branche landauf landab auf Kundenfang. Die Argumentation sei so einfach wie einleuchtend:
Während es bei Investmentfonds immer wieder zu Enttäuschungen komme, weil das Gros der Fondsmanager schlechter als der Markt abschneide, könne dies einem Zertifikate-Anleger nicht passieren. Schließlich bildeten die derivativen Produkte ganze Indizes oder einzelne Rohstoffe originalgetreu ab. Damit führen Investoren immer so gut wie der Vergleichsmaßstab.
Doch nun erlebten auch Zertifikate-Anleger ihre Enttäuschung. Zumindest dann, wenn sie sich im Segment der boomenden Rohstoffprodukte tummelten. Denn einzelne Zertifikate hätten sich sich wesentlich schlechter als der zugrundeliegende Rohstoffpreis entwickelt.
Besonders markant sei die Differenz bei den jüngst in Mode gekommenen agrarischen Commodities wie Weizen, Mais oder Kaffee.
Beispiel: Wer Anfang 2005 auf einen Anstieg bei Mais spekuliert hätte, hätte durchaus einen richtigen Riecher gehabt. Denn die Notierungen stünden heute 20 Prozent höher. Pech nur, wer das Mais-Endloszertifikat der ABN Amro im Depot gehabt hätte. Damit liege er aktuell rund fünf Prozent im Minus. Etwas weniger krass sei die divergierende Entwicklung bei Weizen verlaufen. Als man vor einem Jahr das Weizen-Zertifikat gekauft hätte, sei es noch eins zu eins mit dem Markt gelaufen -. inzwischen partizipiere man nur noch mit etwas über 70 Prozent am Kursanstieg, beklagt sich selbst Vollprofi Winfried Walter vom Vermögensverwalter Albrech & Cie.
Selbst für ihn als gelerntem US-Broker sei das nicht nachvollziehbar.(Anmerkung: Hat wohl ein paarmal gefehlt - in der Ausbildung
Die Branche verweise immer wieder darauf, dass die Rohstoff-Zertifikate niemals genau den Basiswert abbildeten. Der Rohstoffmarkt sei ein physischer Markt, sagt Stefan Gresse von der ABN Amro. Wollte man die Notierungen wirklich eins zu eins nachbilden, müsse man Ã-l, Weizen oder Kaffee wirklich einlagern, was nicht wirtschaftlich sei. Statt dessen decke man sich am Terminmarkt ein.
Doch genau da begännen die Probleme. Lägen die Terminkontrakte wie derzeit beim Ã-l oder Kaffee über den aktuellen Kassanotierungen, kauften die Profis zuungunsten der Zertifikate-Anleger ein. Da die Terminkontrakte überdies zeitlich begrenzt seien, die Zertifikate in der Regel aber endlos liefen, müssten die Institute sich immer wieder neu am Terminmarkt eindecken, sie rollierten von dem auslaufenden in einen neuen Kontrakt. Und sei der neue Kontrakt abermals teurer als der auslaufende, dann häuften sich eben die Verluste.
Die Situation unterscheide sich bei den einzelnen Rohstoffen. Je höher die Terminmarktkurse im Vergleich zum Kassamarkt seien, desto schlechter für die Anleger. Dies erkläre auch die unterschiedlichen Partizipationsraten. So würden Anleger aktuell lediglich zu 73 Prozent die Aufwärtsentwicklung bei den Kaffeepreisen mitmachen. Bei Kupfer hingegen lägen die Terminmarktkurse deutlich unter den Spotnotierungen, so dass Investoren überdurchschnittlich an der Performance des Metalls teilhaben würden. Die meisten Anleger meinten, dass sich das Zertifikat immer auf den Spotpreis beziehe, doch das sei ein Irrglaube, auf den man immer wieder hinweise, sagt ABM-Amro-Mann Gresse.
Tatsächlich seien gerade Privatanleger in den vergangenen Jahren in die Zertifikate geströmt. Denn am Rohstoffboom ließ sich mit den leicht handelbaren Papieren einfach teilhaben.
Experten rieten nun, statt auf einzelne Rohstoffe lieber auf Rohstoffindizes wie den Goldman Sachs- oder den Jim-Roger-Index zu setzen. Denn bezögen sich die Derivate auf einen solchen Index, dann bewegten sie sich halt wie der Basiswert. Darüber hinaus müssten die Investoren ja auch die Wechselkursentwicklung im Blick haben, da die Rohstoffe überwiegend in Dollar gehandelt würden. Wer dieses Risiko auch noch ausschalten wolle, müsse aussschliesslich währungsgesicherte Produkte kaufen.

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