- was steckt hinter der Irankrise - Virgo, 13.03.2006, 23:15
- Re: was steckt hinter der Irankrise - thoughtful, 14.03.2006, 01:08
- Re: was steckt hinter der Irankrise - moneymind, 14.03.2006, 12:07
- Sehr interessant... Quelle? (o.Text) - Billiboy72, 14.03.2006, 12:36
- Re: was steckt hinter der Irankrise - Billiboy72, 14.03.2006, 13:50
- Re: was steckt hinter der Irankrise - thoughtful, 14.03.2006, 01:08
was steckt hinter der Irankrise
-->Bei einem EIRNA-Seminar in Berlin machte Lyndon LaRouche deutlich, daß die Irankrise
künstlich herbeigeführt wurde und die Gefahr besteht, daß sie zum Zünder des
Zusammenbruchs des Weltfinanzsystems werden könnte. Nur ein allgemeines
wirtschaftliches Wiederaufbauprogramm bietet einen Ausweg. Erster Schritt dazu müsse die
Entmachtung von US-Vizepräsident Dick Cheney sein.
Die Diskussion um Hintergründe und Implikationen der Krise um das iranische
"Atomprogramm" standen auf dem Programm eines Strategieseminars der
Nachrichtenagentur Executive Intelligence Review (EIR) am 2. März in Berlin. In vielen
Institutionen der Hauptstadt - von Regierungskreisen bis zu den diversen Denkfabriken - hatte
im Vorfeld des Seminars der ungewöhnliche Denkansatz des amerikanischen
Oppositionspolitikers und Herausgebers von EIR, Lyndon LaRouche, zu lebhaften
Diskussionen geführt.
LaRouche hatte am 3. Februar öffentlich in Washington erklärt, ein Krieg gegen den Iran sei
lediglich der Zünder, die Bombe, die dadurch explodieren würde, sei das globale
Finanzsystem. Es ist im allgemeinen nicht üblich, militärstrategische und ökonomische
Probleme als komplexes Ganzes zu betrachten - genau dies ist aber im Fall einer kompetenten
Beurteilung der Irankrise notwendig, denn die simplen Erklärungsmodelle versagen
angesichts einer hochkomplexen, multidimensionalen Krisenlage vollkommen.
Dies war gewissermaßen der Kern der Erkenntnis, den die 70 ausgewählten Besucher des
Seminars mitnehmen konnten, zu denen 15 Vertreter von Botschaften aus dem Nahen Osten,
Asien und Afrika sowie zahlreiche Diplomaten, Professoren, Politiker, Geschäftsleute und
Journalisten gehörten, die mit der Region vertraut sind.
Globalisierung und Dauerkrieg
Lyndon LaRouche eröffnete das Seminar mit einer schonungslosen Lagebeurteilung der
amerikanischen Wirtschaft und des Weltfinanzsystems. Die amerikanische Ã-konomie
sei angesichts der Immobilienblasen, dem Kollaps der Autoindustrie und der
Infrastruktur ein einziges Desaster, und das Weltfinanzsystem, das in den 70er Jahren
das System von Bretton Woods ablöste, stehe vor dem Kollaps. Der einzige Ausweg
wäre, langfristige staatliche Kreditlinien in erheblichem Umfange für den Wiederaufbau
der amerikanischen Infrastruktur, insbesondere in den Bereichen Transport und
Energie, bereitzustellen - so wie es dem eigentlichen Geist des Amerikanischen Systems
entspricht und unter Franklin D. Roosevelt in den 30er Jahren Amerika aus der
Depression geführt hat. Die Anwendung dieser Prinzipien in Europa und Asien, so
LaRouche, sei die einzige strategische Perspektive für Frieden.
Langfristige Investitionen in die Produktion von Trinkwasser, die Herstellung neuartiger
Rohstoffe sowie eines modernen Infrastrukturnetzes auf eurasischer Ebene bildeten die
wirkliche Herausforderung des 21. Jhs."Wir können als Staatengemeinschaft diese
Herausforderung nur durch eine vom wissenschaftlichen Fortschritt angetriebene Entwicklung
neuer Technologien bewältigen, wobei dem Einsatz der Kernenergie eine zentrale Rolle
zukommt", betonte LaRouche.
Damit war das Thema gesetzt: Der Iran hat nicht nur das Recht auf die friedliche Nutzung der
Kernenergie, sondern zur langfristigen Friedenssicherung ist dies sogar die Voraussetzung.
Worum geht es also wirklich bei dem Säbelrasseln gegen den Iran? Bastelt der Iran an der
Atombombe? Ist das"Mullah-Regime" eine ernsthafte Bedrohung für Israel oder gar Europa?
Zur Frage der eigentlichen Motive hinter einem möglichen Angriff auf den Iran sagte
LaRouche folgendes:"Ein Angriff auf den Iran würde den Ã-lpreis auf 200-300 $ treiben,
dies würde zu globalem Chaos führen. Das ist es, was die Leute um Dick Cheney und die
Finanzinteressen in London erreichen wollen! Sie wollen einen neuen Kreuzzug' gegen eine
Milliarde Muslime, der sich zu einem permanenten Krieg der Religionen auf dem Globus
ausbreiten würde." Wie kann jemand dies wollen und warum? So wurde vielfach aus dem
Publikum gefragt.
LaRouche entgegnete:"Die meisten Leute suchen nach einfachen Erklärungen, aber wir
müssen ein historisch-strategisches Verständnis einer hochkomplexen Lage entwickeln. Hier
geht es nicht um einen Krieg zwischen zwei Nationen, sondern wir müssen verstehen, daß es
globale Mächte sind, wie zur Zeit des Römischen oder Babylonischen Empires, die heute
unter dem Begriff der"Globalisierung" ihre Macht durchsetzen wollen. Sehen wir uns die
Hedgefonds an, die systematisch die Volkswirtschaften zerstören. Ein Angriff auf den Iran
hätte nichts mit dem Iran zu tun, der Iran ist nicht die Ursache, sondern lediglich das
Angriffsziel. Denn wenn ein Land über Hochtechnologie verfügt, kann es sich leichter gegen
die Globalisierung wehren. Darum geht es: Die Finanzinteressen Londons und die Kreise um
Dick Cheney sind bereit, die Zivilisation zu zerstören, um ihre Form der Globalisierung, die
man auch als,Universalfaschismus' bezeichnet, durchzusetzen."
Aus diesem Grund sei der entscheidende erste Schritt zur Friedenssicherung, den Rücktritt
Dick Cheneys vom Amt des US-Vizepräsidenten herbeizuführen. Dies hätte weitestreichende
strategische Implikationen, so LaRouche, im Sinne einer massiven Schwächung der privaten
Finanzinteressen um George Shultz, der eigentlichen grauen Eminenz hinter Cheney und den
Neocons.
Was wissen wir über den Iran und sein Atomprogramm?
Natürlich wäre die überwältigende Mehrheit in Deutschland nur allzu froh über einen
Rücktritt Cheneys, allerdings fehlt noch weitgehend ein historisches Verständnis jener
globalen, namentlich britischen Empire-Mächte, die vom Siebenjährigen Krieg im 18. Jh.
über den Ersten Weltkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg Europa wiederholt in die
Selbstzerstörung hineingetrieben haben und die nun mit dem Thema Iran einen globalen
asymmetrischen Krieg vorbereiten. Zu leicht zeigt man lediglich auf"die Amerikaner" und
verfehlt damit den wichtigsten Punkt.
Insofern war es sehr instruktiv, von Oberst a.D. Jürgen Hübschen über die Konsequenzen
eines US-geführten Angriffs auf den Iran zu hören. Hübschen, der als Militärattaché an der
deutschen Botschaft in Bagdad tätig gewesen war, sprach nach LaRouche und beschrieb die
Folgen eines (höchstwahrscheinlich nuklearen) Luftangriffs auf den Iran:"Das NATOBündnis
würde auseinanderbrechen, die transatlantische Partnerschaft wäre endgültig kaputt,
und die USA müßten überall auf der Welt ihre Truppen zurückziehen." Hübschen schloß
deswegen noch längst nicht aus, daß jemand wie Cheney (im Sinne der erwähnten globalen
Mächte) wahnsinnig genug wäre, trotzdem einen solchen Angriff zu befehlen. Die einzige
politische Lösung des Konflikts besteht für Hübschen in folgenden Punkten:
1. Der Westen und insbesondere die USA müssen mit dem Iran als gleichberechtigtem Partner
verhandeln.
2. Der Westen muß dem Iran eindeutig das Recht auf die Nuklearanreicherung zugestehen.
3. Dem Iran müsse eine Brücke gebaut werden, um freiwillig dieses Recht nicht in Anspruch
zu nehmen.
4. Diese"Brücke" könnte u.a. eine Sicherheitsgarantie der USA sowie weitreichende Formen
wirtschaftlicher Zusammenarbeit sein.
Oberst Hübschen wies im übrigen auf einen sehr entscheidenden Punkt hin, den die Menschen
angesichts der diversen Medienkampagnen zum iranischen Atomprogramm genau bedenken
sollten: Wir wissen gar nichts! Es wurden weder überzeugende Beweise für ein iranisches
Atombombenprogramm vorgelegt, noch ist der Stand der jetzigen Forschungen und
Experimente im Iran bekannt. Diese Sichtweise wurde von einem Vertreter des Deutschen
Atomforums im Publikum unterstützt. Er erläuterte die technischen Voraussetzungen sowohl
für die Urananreicherung als auch zum Bau einer Bombe. Das Fazit war: Von der
Anreicherung ist der Iran noch weit entfernt, von der Bombe noch ewig weit. Dies war
nochmal eine ganz deutliche Unterstützung für LaRouches These, daß der Iran nicht der
Grund für einen möglichen globalen asymmetrischen Krieg, sondern höchstens der Auslöser
sei.
Helga Zepp-LaRouche: Dialog der Kulturen
Am Nachmittag wurde das Seminar mit einem Vortrag der Büso-Bundesvorsitzenden Helga
Zepp-LaRouche fortgesetzt. Ihr Thema war der deutsche Beitrag zur Entschärfung der Krise.
Zwei grundlegende Tabus müßten gebrochen werden, die uns momentan daran hindern,
sowohl nach außen wie auch nach innen den"Kampf der Kulturen" zu verhindern:
1. Eine erfolgreiche Integration der Muslime in unsere Gesellschaft hat die Überwindung der
Massenarbeitslosigkeit und der sozial-ökonomischen Krisenlage zur Voraussetzung. Dies
kann nur gelingen, wenn Deutschland sich aus den Fesseln des Maastricht-Vertrags und der
Europäischen Währungsunion befreit.
2. Einen wirklichen Dialog der Kulturen kann es nur auf Grundlage der Anerkennung
universeller Prinzipien geben. Dazu müssen die kulturellen Paradigmen der 68er Generation,
wie z.B. Existentialismus und Relativismus, aufgegeben werden.
Zepp-LaRouche unterstrich dieses Argument mit dem Verweis auf die Schrift De pace fidei
des großen Kardinals Nikolaus von Kues aus dem 15. Jh. Dieser hatte in Reaktion auf die
gewaltsame Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 diesen Dialog Über
den Frieden im Glauben geschrieben."Die Vertreter der verschiedenen Religionen erscheinen
vor Gott", erläuterte Frau Zepp-LaRouche diesen Dialog,"um sich darüber zu beschweren,
daß Gott statt einer verschiedene Religionen geschaffen habe, die nun miteinander im Streit
liegen. Gottes Antwort lautet:,Als Philosophen wißt ihr, daß es nur eine Wahrheit gibt. Und
so ist es auch mit der Religion: Über allen verschiedenen Auslegungen der Religion existiert
die eine, wahre Religion.' Wie Nikolaus von Kues damals müssen wir heute erst einmal nach
den universellen Prinzipien der Einheit und Wahrheit suchen. Wenn wir diese gefunden
haben, dann können wir uns auch über die Vielfalt der Religionen und Kulturen freuen, ohne
daß dies zu Konflikten führen muß", betonte Zepp-LaRouche.
Die beiden letzten Redebeiträge des Seminars kamen aus Ägypten und den USA. Prof.
Mohammad Selim von der Universität Kairo mußte leider in letzter Minute seine persönliche
Teilnahme absagen, seine Rede wurde aber verlesen. Er wies darauf hin, daß die Kriegspläne
der Neocons gegen den Iran in der konkreten Form seit dem Januar 2005 existieren.
Schließlich sprach Prof. Clifford Kiracofe, ein früherer Berater des außenpolitischen
Ausschusses des US-Senats. Er machte ein weiteres Mal den Unterschied zwischen der
ursprünglich republikanischen Tradition und der imperialen Denkweise in den USA deutlich.
Das Empire-Konzept bzw. die Idee der"imperialen Präsidentschaft", wie es die Neocons jetzt
unter Bush/Cheney durchzusetzen versuchen, geht auf die Zeiten des Kalten Krieges unter
Truman und vor allem Richard Nixon zurück. Schon damals habe man mit gefälschten
Geheimdientsberichten wie im Irakkrieg den Vietnamkrieg eskaliert bzw. die Bedrohung
durch den Warschauer Pakt in geradezu paranoider Weise stark übertrieben. Die Methoden
der Neocons sind also eigentlich nicht neu - warum fällt ein Teil der Ã-ffentlichkeit immer
wieder darauf herein?
Eine solche Komplexität strategischer, historischer und ökonomischer Konzepte zum
Verständnis aktueller globalpolitischer Konflikte wird in der deutschen Hauptstadt selten
geboten. Da ist es nicht verwunderlich, wenn einige Teilnehmer zum Teil kritisch bzw.
skeptisch auf manche These reagierten. In einem waren sich die meisten jedoch einig: Wir
befinden uns am Ende eines historischen Zyklus, und wir werden die zahlreichen, miteinander
verknüpften Krisen nur meistern, wenn wir bereit sind, Tabus zu brechen und die Axiome des
Denkens zu verändern. Vor allem müssen wir uns von den Axiomen der Technikfeindlichkeit
und des Existentialismus lösen. Wenn dies gelingt und gleichzeitig mit dem Rücktritt Cheneys
die Wende in den USA eingeleitet würde, dann kann die Kriegsgefahr gebannt werden.

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