- Persönliches Strategiepapier 2001:"Lieber ein Ende mit Schrecken..." - Engulfing, 08.01.2001, 10:03
Persönliches Strategiepapier 2001:"Lieber ein Ende mit Schrecken..."
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Szenarienfindung
Es wird nun immer spannender zu verfolgen, wie sich die Fed (bzw. deren Mitglieder) zu Themen wie Inflations- bzw. Rezessionsrisiken positionniert. In diesem Zusammenhang ist natürlich entscheidend, wie sich die Aktien- und Rohstoffmärkte über die nächsten Wochen und Monate hinweg entwickeln. Sollten sich beide signifikant und rasch erholen, besteht für die Fed kaum Anlass zu mehr als zwei bis drei zusätzlichen Zinssenkungen. Denn eines muss man sich stets vor Augben halten... Alan Greenspan kann mit einer starken Abschwächung des Wirtschaftswachstums leben. Lediglich ein Abgleiten in massiv rezessive Gefielde würde der US-Notenbank gegen den Strich gehen. Am wahrscheinlichsten ist ein weiteres Schwächeln bzw. Stagnieren der Leitindices, bei stabilen Energiepreisen. Dies dürfte dann im Verlaufe der kommenden Wochen und Monaten vorerst zu Zinssenkungen von 75-150 Basispunkten führen, welche jedoch kaum mehr als temporär positive Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben würden.
Denn der Grund liegt darin, dass die Zinsen bei den Unternehmensanleihen - aufgrund der zunehmend pessimistisch eingeschätzten Eigenfinanzierungskraft - nur unterproportional von solchen Schritten betroffen wären, was die Spreads zw. Corporate- und Treasury-Bonds weiter steigen lassen dürfte.
Dies würde schliesslich unweigerlichzu einer Verschärfung an den Anleihemärkten führen, da die schrumpfende Eigenkapitalbasis in Zusammenspiel mit der abnehmenden Wirtschaftsaktivät verheerende Auswirkungen auf die Mittelflussrechnungen haben wird. Denn Schulden müssen - trotz rückläufiger Gewinne - zurückbezahlt werden, sofern diese nicht wo anders als Abschreibungen erscheinen. Die Folge: Produktionskürzungen, Entlassungen, etc....
Je nach dem wie sich die massgeblichen Wirtschaftsindikatoren entwicklen, wird diese Tendenz noch über mehrere Monate hinweg anhalten. Entscheidend wird sein, wie intensiv und nachhaltig sich das risikoaversive Verhalten der Investoren auf die Liquiditätslage der Unternehmen und somit deren Aktien- und Anleihenotierungen auswirken wird.
Es ist davon auszugehen, dass die Renditedifferenzen zw. Staats- und Unternehmensanleihen nicht bloss in Übersee zunehmen werden. Auch in Europa - und sogar in Japan, wo dieser Zustnad schon fast nicht mehr schlimmer werden kann - werden die Bonitäten mit hoher Wahrscheinlichkeit mittel- bis langfirstig zurückgehen.
Erstaunlicherweise dürften diese Entwicklungen in einem disinflationären Umfeld zustande kommen. Mit anderen Worten erwarte ich weiterhin merklich nachlassende Wirtschaftsaktivität bei wieder tendenziel sinkenden Inflationsraten und Zinssätzen. Was hingegen sehr schwer abzuschätzen ist, ist das Tempo, mit der diese Verschiebungen stattfinden werden. Da die Fed aufgrund der prekären Situation an der Inflationsfront wohl eher zögerlich denn offensiv die Zinsschraube lockern wird, scheint ein äusserst langwieriges und zermürbendes Abgleiten der US-Wirtschaft in eine langfristig stagnierende bis leicht rückläufige Wirtschaftsperiode, während der es in einer weiteren Phase vornehmlich um die Bekämpfung deflationärer Erscheinungen gehen dürfte.
Die Fed wird nach aussen wohl weiterhin starke Signale setzen. Faktisch kann und darf die Notenbank jedoch die Inflationsgefahren nicht ausser Acht lassen. Das kurz- bis mittelfristige Geschehen dürfte weiterhin extrem volatil bleiben, wobei der übergeordnete Trendverlauf in sämtlichen Indizes klar gen Süden gerichtet bleiben dürfte. Vorübergehende Kurschübe werden immer dann auftreten, wenn eine extrem überverkaufte Marktkonstellation mit aufkeimender Hoffnung an ein Softlanding einhergehen. Zu Sturzflügen wird es höchstwahrscheinlich immer dann kommen, wenn kurzfristig überkaufte Situationen mit enttäuschenden Unternehmens- und Wirtschaftszahlen zusammenfallen.
Es bleibt abzuwarten, für welchen Weg sich die Fed tatsächlich entscheidet. Wie auch immer... der Markt hat das letzte Wort. Und es darf vermutet werden, dass diese Antwort anders ausfallen wird als im Herbst 1998.
<ul> ~ Augurius - Your Personal Analyst</ul>
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