- Markteinschätzung - Marco Feiten, 04.05.2006, 12:20
Markteinschätzung
-->Mein jüngstes Emailupdate:
Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei beeindruckende Bilder einer Diamantenmine in Russland. Ich habe ein ähnliches"Loch" schon mal in Chile gesehen - Chuquicamata, die größte Kupfermine der Welt. Es dauert Stunden bis ein LKW unten ist... Bilder davon finden Sie hier:
http://images.google.de/images?hl=d...Chuquicamata&sa=N&tab=wi
Aber das hier in Russland stellt wohl alles in den Schatten.
Zu meinem letzten Update vom 27.04.2006 gab es verschiedene Fragen. Insbesondere traf die von mir anvisierte Erholung des US-Dollar auf völliges Unverständnis. Auch dass ich positiv über einen angehenden Juniorproduzenten (Palladon) berichtete, während ich gleichzeitig"substanzielle Rückschläge" bei Rohstoffen ankündigte, war für einige Leser/innen nicht nachvollziehbar.
Ich werde immer dann skeptisch, wenn etwas für jeden offensichtlich ist. In 2002/2003 war z.B. für die Mehrheit klar, dass die US-Wirtschaft wohl den Weg Japans gehen würde. Erstaunlich, dass sich binnen so „kurzer Zeit“ eine Angst um 180 Grad drehen kann, denn heute rechnet so gut wie niemand mehr mit Deflation, sondern mit einer sich beschleunigenden Inflation. Eben diese gestiegenen Inflationserwartungen sind für die Notenbanken überaus kritisch, weshalb sie die Zinsen anheben. In Anbetracht der hohen Verschuldung, der Immobilienblase, etc. wird argumentiert, dass die Notenbanken die Zinsen gar nicht mehr viel weiter anheben können. Prinzipiell ist dem zuzustimmen und deckt sich mit dem, was ich in den vergangenen Jahren immer wieder dargestellt habe. Trotzdem macht mich die Einhelligkeit dieser Ansicht stutzig. Ich erachte es nicht als Selbstzweck ein „contrarian“ zu sein, doch meine Erfahrung war regelmäßig die, dass wenn „alle“ etwas über eine künftige Entwicklung zu wissen schienen, man relativ sicher sein dürfte, dass genau das nicht passieren würde - zumindest nicht kurz- bis mittelfristig.
Heute sind sich so gut wie alle Anleger sicher dass
- die Rohstoff- und Edelmetallhausse ungebrochen weiter laufen wird
- der US-Dollar weiter abwerten wird
- China die USA als Weltmacht ablösen wird und
- die Notenbanken weiter inflationieren werden bzw. müssen.
Natürlich entspricht das auch meinem langfristigen Szenario, doch ich frage mich eben, ob es nicht einer neuen Wende im mittelfristigen Zeitfenster bedarf, d.h. einer Art „Wiederbelebung des Deflationsszenarios“. Zumindest erscheint es mir vernünftig anzunehmen, dass kein Bullenmarkt ohne substanzielle Rückschläge, d.h. Korrekturen von 20-30%, vonstatten geht. Das Sentiment für Rohstoffe und Edelmetalle erschien mir selten euphorischer als derzeit. Geradezu täglich habe ich neue Börsenbriefe in der Emailbox, die „neue Rohstoffperlen“ ausfindig gemacht haben wollen.
Aus meiner Sicht ist es an der Zeit, wieder etwas Skepsis zu mehren, also das oben aufgezeigte Bild in Frage zu stellen. Mir ist selbst nicht ganz klar, wie es dazu kommen könnte, aber ich kann mir vorstellen, dass ein nicht unwesentlicher Rückfall an den Aktienmärkten die Anleihenmärkte stabilisieren könnte - irgendwohin muss das Geld schließlich. Wäre ich nun Ben Bernanke, würde ich den nächsten Zinsschritt 50 Basispunkte ausfallen lassen. Das würde die Märkte sicher deutlicher belasten. Der US-Dollar könnte damit einen Squeeze erfahren, denn derzeit würde ich schätzen, dass nicht unwesentlich große Summen short im US-Dollar platziert sind. Auch die Rohstoffe dürften mit diesem Schritt deutlich zurückkommen, ebenso sämtliche Emerging Markets. Dies wäre dann gleichbedeutend mit dem Ende des Zinsanhebungszyklusses, sodass sich die Märkte wohl recht schnell wieder fangen dürften.
Natürlich ist das eher Spekulation denn Prognose, doch ich halte es aus oben ausgeführten Gründen für wahrscheinlich, dass irgendein Vorgang das oben dargestellte „sichere Szenario“ in Frage stellen wird. Langfristig wird es aus meiner Sicht dennoch dabei bleiben, d.h. sollte ein kräftiger kurz- bis mittelfristiger Rückschlag bei Rohstoffen und Edelmetallen kommen, wäre dies eher als Kauf- denn als Verkaufschance zu sehen. Aber man sollte es dann vermeiden, zu früh wieder bullish zu werden.
Im Übrigen sollte jedem sensiblen Investor aufgefallen sein, dass es verschiedene Brüche in der Bullenfassade gibt. Die Börse in Dubai hat inzwischen 50% von Hoch verloren, Microsoft hat in kürzester Zeit um 15% nachgegeben und damit ein langfristiges Verkaufssignal generiert. An vielen Stellen zeigt sich ein plötzliches Hochschnellen der Volatilität. Ich deute das als Warnsignal. Zugegebenerweise bin ich etwas unsicher was die Edelmetalle betrifft. Der Markt ist sehr eng und es wäre vorstellbar, dass beim oben aufgezeigten Szenario eine Fluchtbewegung in Edelmetalle stattfindet, die jene in ungeahnte Dimensionen treibt. Dennoch glaube ich auch hier eher an einen anstehenden Shake-Out. Langfristige Investoren bleiben jedoch in physischen Edelmetallen investiert.
Ein letztes Wort zu Palladon: Natürlich handelt es sich um einen Rohstofftitel, doch hier findet sich die besondere Situation, dass das Unternehmen womöglich noch in diesem Jahr zwei Minen in Produktion bringen wird und zudem über exzellentes Explorationspotenzial für Goldprojekte in Nevada/USA und Argentinien verfügt, dies aber nicht annähernd eingepreist ist. Selbst Rückschläge an den Rohstoffmärkten werden daher aus meiner Sicht wenig bedeutsam sein, wenn Palladon zum Produzenten von Eisenerz und Kupfer aufsteigt. Wem das unplausibel erscheint, dem steht es frei das Investment entsprechend durch Stopp-Loss abzusichern.
Mit besten Wünschen,
Marco Feiten
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