- Kultur und Gewalt? - Aleph, 22.06.2006, 21:27
- Kultur und Gewalt? Kultur oder Gewalt? - prinz_eisenherz, 22.06.2006, 22:06
- Re: Kultur, Gewalt sind 'Frucht vom Baum der Erkenntnis' - Uwe, 22.06.2006, 23:14
- Jaeger/Sammler/Farmer - Endless Winter, 23.06.2006, 01:24
- ADHS-Schwindel - MausS, 23.06.2006, 06:48
- Alternativen? - Endless Winter, 23.06.2006, 08:28
- Re: Alternativen? - Inge, 23.06.2006, 08:52
- Re: Alternativen?...die gibt es - Isis, 23.06.2006, 08:52
- Re: ADHS-Schwindel - Inge, 23.06.2006, 08:51
- Re: ADHS-Schwindel - MausS, 23.06.2006, 10:26
- Alternativen? - Endless Winter, 23.06.2006, 08:28
- ADHS-Schwindel - MausS, 23.06.2006, 06:48
- Bereits Jäger uns Sammler kannten Landbesitz. - eesti, 23.06.2006, 08:56
- Re: Besitz ist nicht Eigentum - Holmes, 23.06.2006, 09:20
- Bereits Jäger und Sammler kannten Landbesitz. Wohl kaum. - prinz_eisenherz, 23.06.2006, 17:29
- Re: Kultur und Gewalt? - Inge, 23.06.2006, 08:50
- Re: Wegzüchtung von Tötungshemmung? Inge - Holmes, 23.06.2006, 09:49
- Re: Wegzüchtung von Tötungshemmung? Inge - SchlauFuchs, 23.06.2006, 14:02
- Re: Wegzüchtung von Tötungshemmung? SchlauFuchs - Holmes, 23.06.2006, 17:33
- Re: Wegzüchtung von Tötungshemmung? Inge - SchlauFuchs, 23.06.2006, 14:02
- Re: Wegzüchtung von Tötungshemmung? Inge - Holmes, 23.06.2006, 09:49
- Re: Kultur und Gewalt? - Holmes, 23.06.2006, 10:18
- Re: Kultur und Gewalt? - dottore, 23.06.2006, 13:15
- Re: Kultur und Gewalt? - Fürst Luschi, 25.06.2006, 00:06
- Re: Kultur und Gewalt? - Corleone, 25.06.2006, 14:40
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- Kultur und Gewalt? Kultur oder Gewalt? - prinz_eisenherz, 22.06.2006, 22:06
Re: Kultur und Gewalt?
-->Hi Aleph,
sehr gute Fragen.
...die Frage, ob jegliche kulturelle Entwicklung der Menschen von Gewalt begleitet war.
Gehen wir einmal einen Schritt zurück. Ist nicht schon die Tierwelt ebenfalls voll mit Gewalt? Von Raubtieren mal ganz abgesehen, führen selbst harmlos wirkende Bäume Bodenkriege, in dem sich Gifte absondern, die andere Bäume töten. Gewalt ist nicht erst seit dem Menschen in der Welt, also auch keine kulturelle Erfindung, also auch kein Sündenfall.
Ich denke da insbesondere an den Übergang von der Sammler-Jäger-Generation zur Generation der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft bedingte die Züchtung von Nutzpflanzen und Haustieren. Darin sehe ich neben der Entdeckung des Feuers einen entscheidenden kulturellen Fortschritt der Menschheit.
Das würden einige Urvölker wie z.B. die Buschmänner oder die Aborigines eventuell ganz anders sehen:-)
Denken wir nur daran, dass das Paradies im Allgemeinen als eine Art Urwald dargestellt wird, in dem sich der Mensch einfach alles nehemn kann, was er haben will, ohne dafür vorher arbeiten zu müssen. Wie eben die Jäger/Sammler.
War Macht und Gewalt zu diesem Zeitpunkt, also vor Entdeckung der Metalle, maßgebend für die Entwicklung des Ackerbaus und der Viehzucht?
Ich empfehle dazu:"Jared Diamond - Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften." Besonders das Kapitel über die Entwicklung der Kleptokratie.
Ich denke, dass die Erfindung von Gartenbau und Viehzucht nicht auf Befehl entstand, denn Viehzucht machen auch Nomadenvölker und für einen kleinen Garten braucht man auch keine komplizierte Infrastruktur. Landwirtschaft mit Bewässerungsanlagen erfordern aber eine komplexe Infrastruktur und daher auch ein Abgabensystem, um die Wartung dieser Anlagen zu finanzieren.
Ich sehe im Moment die Machtfrage sehr"dialektisch" bzw. als Dilemma. Komplexe Gesellschaften, wie wir sie im Moment erleben, sind ohne zentrale Machtssysteme und Abgabenzwang nicht machbar. Anarchische Systeme sind zwangsläufig wesentlich simpler und nicht so leistungsfähig und einem hirarchischen System in direkter Konfrontation unterlegen. Sprich: man kann sich gerne auf eine Landkommune zurückziehen, aber diese wird keine Solarzellen und nicht mal eine Metallfabrikation zustande bringen können. Aussteiger, die sich ihre Klamotten zusammenbetteln, sind nicht wirklich aus dem System ausgestiegen, sondern immer noch von ihm abhängig. Bettelmönchorden sind ebenfalls von der nicht-mönchisch-lebenden Umwelt abhängig.
Für Menschen unseres Kulturkreises ist aber der Einstig in ein Urvolk erstens wahrscheinlich sehr schwer bzw. unmöglich und zweitens wird dieses Phänomen niemals eine Lösung für die Massen sein können, weil dafür der Platz nicht reicht.
Wenn also die dottore'schen Thesen hinkommen, dann sind Kulturen in einem zyklischen Wandel begriffen und eine unendliche Stabilität ist nicht machbar. Abgabensysteme haben unglaubliche Blütezeiten, aber auch diese wären nur eine bestimmte Zeit, dann scheitert das System an seiner eigenen Dynamik (bzw. seinem eigenem Erfolg). Dann haben die anderen Systeme ihre Chance und es geht wieder von vorne los. Siehe den Aufstieg Europas im 18/19 JH und jetzt den (Wieder-)Aufstieg Chinas. Was hoch steht, muss fallen. Wer ganz unten liegt, für den kann es nur aufwärts gehen. Alles nur eine Frage der Zeit.
Beste Grüsse,
Holmes

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