- Herr Schramm verrät: so finde man den richtigen Anlageberater (nie...) - manolo, 08.07.2006, 12:25
- Re:Bäckermeister Frick: Für die einen d e r Berater - für die anderen Scharlatan - wettervogel, 08.07.2006, 13:46
- War der nicht früher bei der Berenberg-Bank und sollte man den seit seinen - LenzHannover, 08.07.2006, 23:17
Herr Schramm verrät: so finde man den richtigen Anlageberater (nie...)
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Kolumne - in der DIE WELT, ja, ja - ist ja gut
von Michael Schramm
"Frage nicht einen Gelehrten - sondern einen Erfahrenen." Dieses arabische Sprichwort paßt wie kein anderes auf die Auswahlverfahren für gute Wertpapierberater. Viele Anleger suchen beim Lesen der Research-Unterlagen ihrer Bank immer noch nach dem todsicheren Tipp. Ich muß Sie enttäuschen: Den gibt es nicht.
In vielen Häusern dient das Research mittlerweile schwerpunktmäßig dazu, den institutionellen Anlegern für ihr Handeln eine intellektuelle Begründung zu liefern. Oder im Privatkundengeschäft die Prozeßrisiken für Falschberatung gering zu halten. Lediglich erfahrene Wertpapierberater vermögen aus den zum Teil bis zu 100 Seiten umfassenden Analyserechnungen noch einen Mehrwert für ihre konkrete Markteinschätzung zu ziehen. Je größer der Researchapparat eines Instituts, desto kritischer gilt es, die Ursprungsmotivation einer Studie zu hinterfragen.
Ist denn das Research der großen Investmentbank nichts wert? Nun ja, bitte fragen Sie sich, mit welcher Motivation diese Empfehlungen entstehen. Sales-Research ist die Antwort. Bei allen Banken mit großen Primär-Research-Abteilungen finanziert sich der Analyse-Mitarbeiter durch das Erarbeiten von Investmentideen. Nicht aber unbedingt unter Performance-Gesichtspunkten. Vielmehr kann die Plazierung eines Aktienpaketes oder ein M&A-Deal des Investment-Banking dahinter stehen. Und selbst nach einer objektiven Analysearbeit muß die Kaufstudie nicht als aktuelle Handlungsempfehlung verstanden werden. Jeder Analyst hat eine Vorgabe, jede Woche eine bestimmte Anzahl an Studien nach Bilanzanalyse-Methoden zu erstellen. Wie die Börse dazu steht, interessiert den Analysten nicht. Dabei ist die Marktpsychologie doch ein entscheidender Faktor für das erfolgreiche Agieren auf dem Parkett. Heißt das also, ich kann mit den ganzen Bank-Empfehlungen nichts anfangen?
Nein, Sie brauchen nur einen Übersetzer. Erst der Vergleich mehrerer Analysen mit ihren unterschiedlichen Annahmen und daraus abgeleiteten Ergebnissen ist zielführend. Dies machen in professioneller Form insbesondere Fondsmanager, Vermögensverwalter und Journalisten. Auch Anlageberater der alten"Couleur" sind sehr gute Sparringspartner wenn sie durch den Arbeitgeber nicht durch Umsatzvorgaben zu Produktverkäufern degradiert wurden.
In einer Welt mit immer komplexeren Finanzstrukturen ist also die erste Herausforderung, den besten Berater hierfür zu finden. Doch die sind schwer zu finden. Das kann ich auch als Arbeitgeber bestätigen. Mir haben dabei drei Fragen an Beraterkandidaten geholfen: Was machen Sie mit Ihrem eigenen Geld? - Nicht, weil man alles genauso anlegen sollte, aber weil es Ihnen Einblicke gibt, ob jemand eigene Erfahrungen gesammelt hat oder nur über angelesenes Wissen verfügt. Was war Ihre größte persönliche Schieflage an der Börse und was haben Sie daraus gelernt? - In schwierigen Marktphasen nützt Ihnen kein akademischer"Schlauberger", sondern nur jemand, der selbst Erfahrungen mit Disziplin und Schieflagen gemacht hat.
Und die dritte Frage: Was war Ihr größter Erfolg an der Börse? - Dabei schauen Sie dem Beraterkandidaten in die Augen und suchen Sie Begeisterung und Leidenschaft für das Thema Kapitalmarkt. Denn den Job können Sie nicht wie ein Sachbearbeiter mit 38-Stunden-Woche erledigen. Wenn Sie jetzt das Funkeln in den Augen Ihres Gegenüber sehen, haben Sie den Vollblut-Börsianer gefunden.
Ich gratuliere und hätte gern die Telefonnummer.
Der Autor ist Partner bei Hauck & Aufhäuser

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