- Yukos - oder die Frage: Kann eine Staat Geld waschen? - dottore, 18.07.2006, 13:30
- Re: Staaten können"kriminelle Handlungen" begehen - Holmes, 18.07.2006, 15:39
- Re: Da verdienen nur die Anwälte, sonst niemand. Der ganze Quatsch nur weil - André, 18.07.2006, 15:45
- Re: BP ist jetzt grösster Einzel-Aktionär von Rosneft, - Emerald, 18.07.2006, 15:59
- Re: Politische Justiz gegen Moskau gar nicht so absurd - André, 18.07.2006, 16:50
- Re: Bei Schröder / Yukos haben sie mit dem Völkerrecht argumentiert. - monopoly, 18.07.2006, 16:09
- Re: Yukos - oder die Frage: Kann eine Staat Geld waschen? - Tarantoga, 18.07.2006, 18:44
- Re: Staatsmafiaqualitaetsskala - Tassie Devil, 19.07.2006, 16:14
Yukos - oder die Frage: Kann eine Staat Geld waschen?
-->Hi,
die Yukos-Anwälte haben sich etwas Nettes ausgedacht:
Sie klagen auf Bruch des britischen Anti-Geldwäsche-Gesetzes gegen die Financial Services Authority (FSA) und die Londoner Börse (LSE), falls sie weiter grünes Licht für die Plazierung von Rosneft-Aktien bzw. den Handel damit (soll Morgen an der LSE starten) erlauben.
[Der Hintergrund der Yukos-Affäre = Kauf auf einer"Scheinauktion" des wichtigsten Yukos-Assets Yuganskneftegaz durch die Rosneft wird als forums-bekannt vorausgesetzt].
Die Anwälte: Von dieser Aktion stünde nichts im Rosneft-Prospekt; es handle sich aber um einen"kriminellen Akt", der nach britischem Crime Act untersucht werden müsse, sowie um entsprechende Geldwäsche, frei nach dem Motto: Ich nehme dir deine Firma weg (hier: Moskau) und verhökere sie gegen Cash als Teil meiner"Holding" dann auf dem freien Kapitalmarkt (hier: LSE).
In Moskau sind die Rosneft-Titel zu $ 7,55 gefloated worden."Strategische" Käufer waren u.a. BP (für $ 1 Mrd, Petronas, Malaysia, für 1,1 Mrd und Abramovich (Chelsea usw.) nahm sich $ 300 Mio. Die russische Börse kann kaum wg. Geldwäsche gegen die eigene Regierung vorgehen.
Aber wie schaut's aus mit anderen Börsen?
Standpunkt der FSA einstweilen: Selbst wenn die Auslassungen der Yukos-Anwälte korrekt seien, würde es sich beim Yuganskneftegaz-Vorgang um"acts of state" handeln (hier der Russsichen Föderation) und so etwas könne nicht von einem britischen Gericht verhandelt werden.
Klartext: Staaten können"kriminelle Handlungen" begehen; dies müsse dann aber der Rest der Welt als"Staatsakte" respektieren.
Der Staat als kriminelle Vereinigung (Tilly) bietet allenthalben neuen Anschauungsunterricht, hier im hinreißenden Duett Rußland / UK.
Der Rosneft-IPO steht übrigens bei $ 10,4 Mrd (fünftgrößter aller Zeiten überhaupt). Rosneft ist damit mit knapp 80 Mrd zu bewerten.
Was eigentlich, wenn jemand Rosneft-Aktien kauft: Macht er sich der Beihilfe zur Geldwäsche (StGB 261) schuldig? So einen Straftatbstand gibt's im deutschen Strafrecht nicht, dafür aber den der Begünstigung (257):
"(1) Wer einem anderen, der eine rechtswidrige Tat begangen hat, in der Absicht Hilfe leistet, ihm die Vorteile der Tat zu sichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."
Hat auch was + Gruß!

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