- Comeback der 'decision-making computer'? - dottore, 19.07.2006, 13:29
- Re: decision-making VS. game theory - Holmes, 19.07.2006, 13:46
- Re: decision-making VS. game theory - Burning_Heart, 19.07.2006, 17:34
- Das Programm hat versagt... - Zandow, 19.07.2006, 19:31
- Re: Das Programm hat versagt... - Burning_Heart, 19.07.2006, 22:11
- Re: decision-making VS. game theory - Holmes, 19.07.2006, 13:46
Das Programm hat versagt...
-->Hi dottore,
"Das Programm hat versagt." klingt doch besser als"Ich habe versagt."
> Der Computer ist nicht zur Verantwortung zu ziehen.
Man schiebt im Falle von Verlusten (LTCM ist ja nun das beste Beispiel dafür) die Verantwortung auf das Programm.
Bei solcherlei Programmen zum Traden sorgt ein fundamentaler Irrtum zwangsläufig zu Verlusten:
Ein Handelsprogramm, auch wenn es nicht starr sondern flexibel oder gar lernfähig ist, stellt nicht anderes als eine Maske da, die man über den Markt legt. Mit Hilfe des Backtesting wird diese Maske dann solange optimiert, bis das Handelsergebnis aus dem Test (rückwirkend!!!) den Vorstellungen entspricht. Je flexibler das Programm nun ist und je mehr Faktoren zu Tradingentscheidung eingebaut sind, um so"schmaler" ist das Programm. Schmal mein hier folgendes: Da die Faktoren ständigen Veränderungen unterworfen sind, genügt eine klitzekleine Änderung, um das Handelsergebnis in den Verlust zu führen. Die variablen Faktoren müssen also in einer möglichst großen Bandbreite schwanken können, ohne daß es zu Verlusten kommt. In den meisten Backtesting-Programmen besteht die Möglichkeit, sich diese Breite (oder Schmale) graphisch darstellen zu lassen (bei CQG sogar dreidimensional!, hatte vor Jahren selbst meine helle Freude damit). Je schmaler und spitzer der Graph, der die Breite (innerhalb derer Gewinn anfällt) ist, um so größer die Gefahr, in den Verlust zu rutschen.
Ziel bei der Erstellung von Tradingprogrammen ist nun, diese Breite so groß wie nur irgend möglich zu gestalten. Eine Ausdehnung der Breite allerdings muß mit sinkenden Gewinnen erkauft werden. Trotz eines wie auch immer definierten Optimums bleibt das Programm eine Maske auf dem Markt!
Nur wenn sich die Kurse innerhalb (!) dieser Maske bewegen, da mag die Maske flexibel sein wie sie will, es bleibt eine Maske, entsteht Gewinn. Je komplizierter und schmaler nun das Programm, um so heftiger der Verlust, wenn die Kurse die Maske doch verlassen. Und daß sie das tun, ist gesetzmäßig, also unausweichlich! Denn die Maske (das Handelsprogramm) stellt nix anderes dar, als die mathematische Erfassung der Vergangenheit und ihre Fortschreibung in die Zukunft. Ist schon die mathematische Erfassung der Vergangenheit eine Illusion, so wird ein Handelsprogramm bei Betrachtung des Gegenübers (ein Trade besteht immer aus zwei Seiten!) vollkommen zur Absurdität.
Sehr bekannt war vor ca. 10 Jahren das Handelsprogramm des Schweizers Olson (basierend auf Chaostheorie, Fraktale und künstlicher Intelligenz). Er hat für viel Geld sein Programm an Banken, Hedge-Fonds und Versicherungen vermietet und galt zeitweise als Wunderkind der Branche. Als sein Programm die Renditeerwartungen seiner Kundschaft nicht mehr erfüllt hat (< 1% p.a.!), ist er jämmerlich untergegangen. Seit dem nix mehr zu hören von ihm. (Naja, der hat seine Knete aus der Vermietung seines Wunderprogramms rein.)
Auch LTCM hat mit solcherlei Prognosemodellen, also Handelsprogrammen, gearbeitet.
Wer darf sich nun den Mißerfolg bei LTCM an die Brust heften? Die Herren Nobelpreisträger? Nö. Versagt hat das Programm!
Bis zum nächsten Knall!
Gruß, <font color=#008000>Zandow</font>

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