- Bernanke stürzte die Analysten (und wahrscheinlich sich) in tiefer Verwirrung - certina, 23.07.2006, 12:32
Bernanke stürzte die Analysten (und wahrscheinlich sich) in tiefer Verwirrung
-->Zinsaussichten irritieren Analysten
Kursgewinne nach Rede von Fed-Chef Bernanke wieder dahin
Der amerikanische Notenbankpräsident Ben Bernanke hat die Finanzmärkte am letzten Mittwoch kurzfristig wieder wachgerüttelt. Nach seinem Statement vor dem US-Kongreß war der Dax um rund 150 Punkte nach oben geschossen, und auch der Dow Jones reagierte entsprechend. Doch die Freude währte, wie erlebt, nur kurz. Zum Ende der Woche waren die Gewinne zum größten Teil wieder dahin, und viele Experten seien nun wieder genauso ratlos wie vor Bernankes Aussagen, berichten die Auguren.
Er versuche immer noch zu verstehen, was am Mittwoch eigentlich passiert sei, sagt Tim Drayson von ABN Amro. Bernanke hätte gesagt, daß die Abschwächung des Wirtschaftswachstums zu einer Verringerung des Preisauftriebs führen werde. Die Anleger hatten davon aber zunächst offenbar nur den zweiten Teil des Satzes richtig wahrgenommen. Denn bislang waren die Märkte vor allem durch die Angst vor Inflation geprägt. Bernanke schien in dieser Hinsicht also Entwarnung zu geben, und die Aktienkurse stiegen.
Am Donnerstag und Freitag sei dann aber der erste Teil des Satzes wieder vermehrt in den Blickpunkt der Händler geraten. Eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums dürfte aber auch eine Verringerung der Gewinne vieler Unternehmen bedeuten.
Die Börsen-Analysten seien deswegen derzeit uneinig, wie es nun mittelfristig weitergehe und wie sich Anleger verhalten sollten. Andrew Garthwaite von Crédit Suisse betont das nahende Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA. Angesichts der zurückgehenden Inflationsgefahren dürfte Bernanke den Leitzins nur noch einmal erhöhen."In allen sechs vorangegangenen Fällen wiesen nach dem Höhepunkt bei den Zinssätzen drei US-Sektoren eine überdurchschnittliche Wertentwicklung auf", sagt er. Diese seien defensive Branche wie Medikamentenhersteller, Getränkeproduzenten und Lebensversicherungen.
Die Investmentbank Morgan Stanley befragte angesichts der derzeitigen turbulenten"Einen-Tag-rauf-einen-Tag-runter-Situation" an den Börsen intern 58 ihrer Top-Anlageexperten, welche Investitionen sie in der gegenwärtigen Lage für die aussichtsreichsten halten. 45 Prozent antworteten darauf mit"Ã-l" was zu erwarten war. Weniger zu erwarten war jedoch, daß knapp ein Viertel, genau 22 Prozent, den US-Dollar bevorzugten. 19 Prozent setzen auf Gold, und immerhin jeder zehnte rät dazu, Schweizer Franken zu kaufen.

gesamter Thread: