- Zusammenfassung der gestrigen Ereignisse aus einem Politblog - XERXES, 27.07.2006, 08:09
- Sehr aufschluĂreich auch die"Seven Basic Propaganda Devices" der WUJS - Spartakus, 27.07.2006, 10:09
- FĂŒr sowas gibt es doch das Internet-Archiv (o.Text) - NaturalBornKieler, 27.07.2006, 11:56
- Frage und Antwort... kurz und knapp - Valerie, 27.07.2006, 10:48
- Deutsche Politik und Medien flankieren und unterstĂŒtzen den tausendfachen Mord - Taktiker, 27.07.2006, 11:39
- Daten sammeln fĂŒr WAS? - Valerie, 27.07.2006, 11:51
- Das weiĂ man, wenn es soweit ist - Taktiker, 27.07.2006, 11:54
- Du Optimist! ;-) - Valerie, 27.07.2006, 11:58
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- Ob Wolfssohn es wagen wĂŒrde? - Taktiker, 27.07.2006, 11:51
- Presseschau: die pathologische RealitÀtsverweigerung der deutschen Medien - Sorrento, 27.07.2006, 11:58
- Re: Presseschau: die pathologische RealitÀtsverweigerung der deutschen Medien - weissgarnix, 27.07.2006, 13:22
- Danke fĂŒr den Lesetipp - ABER, WICHTIG: Kein Vollzitat! Das gibt Zoff! (o.Text) - Valerie, 27.07.2006, 15:23
- Und auf CNN gibts aufwĂ€ndige Animationen darĂŒber, weshalb sie zivile GebĂ€ude... - Valerie, 27.07.2006, 15:43
- Sehr aufschluĂreich auch die"Seven Basic Propaganda Devices" der WUJS - Spartakus, 27.07.2006, 10:09
Zusammenfassung der gestrigen Ereignisse aus einem Politblog
-->Israel hat einen BeobachterstĂŒtzpunkt der Vereinten Nationen zerstört und dabei vier UN-Mitarbeiter aus Ă-sterreich, Kanada, Finnland und China getötet. Wie immer bei Kriegsverbrechen leugnet Israel alles und spricht von einem âVersehenâ. An Dreistigkeit nicht zu ĂŒberbieten ist Danny Ayalon, Israels Botschafter in Amerika. Er verlangte von UN-GeneralsekretĂ€r Kofi Annan tatsĂ€chlich âeine Entschuldigungâ, weil Annan es gewagt hatte Israel zu verurteilen und den Angriff einen absichtlichen zu nennen.
Die Fakten sprechen fĂŒr Annan. Die Gegend um den StĂŒtzpunkt der UN wurde bereits sechs Stunden lang unter israelisches Artilleriefeuer genommen. Deshalb meldeten sich die darin stationierten UN-Mitarbeiter ganze zehn Mal bei der israelischen Armee, um diese darauf aufmerksam zu machen dass sie nicht von der Hisbollah und noch nicht mal libanesische Zivilisten seien, die man sonst so bombardiert. Das hĂ€tten sie lieber bleiben lassen sollen, denn dann feuerten die Israelis eine lasergelenkte Bombe auf das UNO-GebĂ€ude. Und das entlarvt in Kombination mit den etlichen Warnungen das âVersehenâ als eine LĂŒge. Um eine lasergelenkte Bombe ins Ziel zu lenken, benötigt man einen AufklĂ€rer vor Ort, der das Ziel mit einem Laser âmarkiertâ und so der Bombe zeigt wo sie hin muss. Irgendein israelischer Soldat war also in der NĂ€he des UN-GebĂ€udes, sag es direkt an und hielt den Laser darauf.
Was plant Israel oder hat es schon getan, das internationale Beobachter nicht sehen sollen?
Es ist ja nicht so als ob nicht schon genĂŒgend Verbrechen bekannt wĂ€ren: Israel zerstört libanesische Krankenwagen wĂ€hrend sie auf Rettungsmissionen sind. Ein Krankenwagen wurde sogar mitten auf das auf sein Dach gemalte Rote Kreuz getroffen. Als ob dieses international genĂŒgend bekannte Zeichen den israelischen Luftwaffepiloten als Zielscheibe gelten wĂŒrde. In dem gelinkten Video finde ich besonders interessant, wie selbst hartgesottene Nachrichtensprecher (die ja nun LĂŒgen gewohnt sind) drauf und dran sind, die Fassung zu verlieren und dem Interviewpartner der israelischen Armee den Hals umzudrehen wenn er scheinheilig von Israels moralischer Armee erzĂ€hlt.
Ebenso bestĂ€tige die Menschenrechtsgruppe âHuman Rights Watchâ den illegalen Einsatz von so genannter Cluster-Munition gegen Zivilisten. Auch das ist wohlgemerkt ein Kriegsverbrechen.
Bereits zweimal hat Israel jetzt an der Grenze zu Syrien zwei Hilfslieferungen mit Medikamenten und Lebensmitteln bombardiert, wĂ€hrend die libanesichen Opfer in den KrankenhĂ€usern ohne Strom und Wasser langsam aber sicher sterben. Die Lage der Zivilisten ist so schlecht, dass die UNO fĂŒr die nĂ€chsten drei Monate und fĂŒr 800.000 BedĂŒrftige im Libanon 150 Mio. $ an Hilfsgeldern veranschlagt.
Sterben tun auch an der zweiten Front, die ein wenig ins mediale Abseits gerĂŒckt ist, die PalĂ€stinenser. Heute waren es alleine 24, darunter ein Kind und zwei SĂ€uglinge. Insgesamt starben in der neuesten Offensive der Israelis mehr als 140 PalĂ€stinenser.
Und Israel hat nicht vor, mit den Kriegsverbrechen aufzuhören. Nachdem bereits der israelische Premierminister Ehud Olmert von einer âlangen Zeitâ sprach, schĂ€tzt jetzt auch General Udi AdaM der IDF die LĂ€nge der Kampfhandlungen auf âmehrere Wochenâ. Diese haben in so kurzer Zeit so viele Menschenleben gefordert, wieviele mĂŒssen noch sterben bevor jemand Israel Einhalt gebietet?
Amerika jedenfalls tut dies nicht, und hilft ĂŒberaus gern bei kĂŒnftigen Kriegsverbrechen. Wie bereits gestern berichtet sorgte Washington (anstatt endlich mal alle amerikanischen StaatsbĂŒrger aus dem Libanon zu holen) fĂŒr die beschleunigte Lieferung von 100 GBU-28 (so genannten bunkerbrechenden) Bomben. Diese befinden sich gerade auf einer Zwischenlandung in GroĂbritannien und werden dann am Wochenende nach Israel geflogen. Hoffentlich hat die UNO bis dahin alle Stellungen gerĂ€umt und alle libanesischen Krankenwagen gleich mitgenommen.
Die neuen Bomben stellen insofern eine neue Dimension des durch Israel herbeigefĂŒhrten Grauens dar, als dass sie mit einer Uranummantelung versehen sind. In Folge einer Explosion solch einer Bombe werden Unmengen radioaktiver Uranstaub in die Luft gewirbelt. Dieser fliegt im Ăbrigen ĂŒber kurz oder lang auch nach Europa.
AuĂenministerin Rice pfeift so lange nach der deutlichen Zurechtweisung aus Tel Aviv ganz nach Israels Pfeife. Bei den KrisengesprĂ€chen in Rom widersprach sie UNO-GeneralsekretĂ€r Kofi Annan, der auch den Iran und Syrien in die diplomatischen BemĂŒhungen und GesprĂ€che einbinden will - Rice lehnt das ab.
Im Libanon wurde ein israelisches Spionagenetzwerk festgenommen, dass anscheinend Ziele fĂŒr die Luftwaffe markiert hatte.
Innerhalb Israels wĂ€chst mit jedem Tag die Friedensbewegung, auch ein Abgeordneter und Colonel der Reservisten Ă€uĂern ihre Unzufriedenheit mit dem Krieg.
Ein Grund dafĂŒr könnte sein, dass viele Israelis eventuell genau wissen dass die vorgehaltenen Ziele von Olmert und seiner IDF ĂŒberhaupt nicht zu erreichen sind. Ăber die drei entfĂŒhrten Soldaten will ich jetzt gar nicht reden, aber auch eine andere Forderung ist absolut absurd. Israel und viele westliche Politiker reden ja bekanntlich viel davon, dass der Iran und Syrien insgeheim die Hisbollah unterstĂŒtzen und diese doch gefĂ€lligst zu einer Einstellung der Angriffe auf Israel bewegen sollen. Das Pronlem mit dieser Forderung ist, sie ist unmöglich machbar. Weder der Iran noch Syrien haben nĂ€mlich wirklich Macht ĂŒber die Hisbollah oder könnten ihr konkrete Befehle geben. Dieser Ansicht ist Henry Crumpton, der Antiterrorkoordinator im amerikanischen AuĂenministerium:
âSyrien kann noch mehr tun um die Hisbollah zu schwĂ€chen, zum Beispiel die Waffenlieferungen in den Libanon unterbinden. Aber Syrien ist nicht in der Lage, die Miliz komplett zu verdrĂ€ngen. Kontrolle ĂŒber die Hisbollah hat Syrien nicht. Der Iran hat zwar noch einen gröĂeren Einfluss auf die Hisbollah, aber sogar er besitzt sie nicht komplett.â
Unter diesen Gesichtspunkten wĂ€re eine Beteiligung Syriens und des Iran an den GesprĂ€chen eine Ă€uĂerst sinnvolle Idee, aber wie gesagt lehnt US-AuĂenministerin Rice dies kategorisch ab.
Jetzt in loserer Reihenfolge einige interessante Dinge ĂŒber die ich gestolpert bin.
Zum einen gibt es eine indirekte BestĂ€tigung dafĂŒr, dass neben Israel auch Amerika möglichst gerne eine Ausweitung des Krieges auf Syrien hĂ€tten. Ich zitiere das Sicherheitspolitikmagazin Janeâs Intelligence Weekly via die Jerusalem Post:
âUS-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zieht in ErwĂ€gung, mit einem Angriff auf StĂŒtzpunkte der Hisbollah nahe der syrischen Grenze im Libanon eine militĂ€rische Konfrontation mit Syrien zu provozieren.â
Hört sich ziemlich nach dem an, was Israel gerade tut oder?
Dass der jetzige Krieg nur ein âTestlauf fĂŒr verschĂ€rfte Konfrontation Iran - USAâ ist, meint auch Walter Posch vom Institute for Security Studies (EUISS) der EuropĂ€ischen Union im GesprĂ€ch mit derStandard.at.
Die nĂ€chsten zwei Dinge haben mit dem Internet zu tun. Eine israelische Firma hat das Programm âMegaphone Desktop Toolâ entwickelt, mit dem IsraelunterstĂŒtzende Internetnutzer massenhaft Foren und Kommentarseiten sowie Umfragen mit âpro-israelischen Nachrichtenâ vollmĂŒllen können. Die Software benachrichtigt den Nutzer automatisch ĂŒber neue Umfragen oder Nachrichten im Internet, so dass auch wirklich jeder UnterstĂŒtzer abstimmt. Wenn der Grund dafĂŒr richtig ist, dann stimmen die Leute auch so ab. Solch ein Programm ist das beste Zeichen dafĂŒr, dass nur besonders ignorante (und damit sehr wenige) Menschen Israel uneingeschrĂ€nkt unterstĂŒtzen. So uneingeschrĂ€nkt und nicht auf eigenen Gedanken basierend (mit anderen Worten: Eingetrichtert), dass die IsraelunterstĂŒtzer auf vorgefertigte, automatisch erstellte Jubeltexte zurĂŒckgreifen anstatt ihre eigene Meinung verstĂ€ndlich zu artikulieren. Sponsoren des Programms sind die âWorld Union Of Jewish Studentsâ, der âWorld Jewish Congressâ, CJPAC (der kanadische Bruder des amerikanischen AIPAC), die âWorld Zionist Organisationâ, und âZionism On The Webâ.
Diese Sponsoren und die unverhohlene Meinung der Firma, zu welchen Zwecken ihr Programm genutzt werden soll (Give Israel Your United Support), werfen leider wieder ein schlechtes Licht auf die jĂŒdische Gemeinschaft. Warum assoziiert sich der jĂŒdische Studentenverband mit den Zionisten? Warum nicht mit den gegen den Krieg demonstrierenden Israelis? Kann es nicht Judaismus ohne Zionismus geben?
Nicht alle Juden sind Zionisten, und wenn man solche Flaggenschwenkerei sieht versteht man wirklich diejenigen Juden, die gegen den Krieg der IDF protestieren und warum es ihnen wichtig ist, hervorzuheben dass sie Juden sind.
Auch mit solchen Propagandaprogrammen und den sie unterstĂŒtzenden Organisationen wird der Unmut ĂŒber Israel nur steigen, und das wird sich irgendwann negativ auf die Juden auswirken. Israels Politik schadet Israels Bevölkerung.
Diesen Unmut ĂŒber Israel werden Zionisten auch weiterhin als Antisemitismus brandmarken, aber es gibt mehr und mehr Menschen die sich davon nicht abschrecken lassen. In einer Umfrage auf dieser Seite zum Thema Antisemitismus waren 90% (von 1000 abgegebenen Stimmen) der Meinung, dass Antisemitismus âein Ausdruck ist, den IsraelunterstĂŒtzer missbrauchenâ um Israelkritiker zu delegitimieren.
AbschlieĂend gehe ich noch auf internationale Reaktionen besonders aus Deutschland ein:
Die durch die Tötung der UN-Soldaten betroffenen LĂ€nder haben sich vor Allem Ă-sterreich und China ehrlich zu der Sache geĂ€uĂert. Ă-sterreich nannte den Mord âvollkommen inakzeptabelâ, China war noch konsequenter und bestellte kurzerhand den israelischen Botschafter zum Rapport und verlangte âeine grĂŒndliche Untersuchung, eine Entschuldigung an China und an die Familie des Opfers sowie Hilfe fĂŒr die chinesische Seite bei der Bestattungâ.
So sieht eine angemessene Reaktion auf israelische Morde aus, wenn es sich um ein Land handelt in dem es keine Israellobby wie die AIPAC gibt!
In Deutschland bin ich allerdings wieder auf schockierend israelhörige Stimmen gestoĂen:
Die Bundesregierung âzeigte sich indessen mit der Reaktion Israels zufrieden, das den tödlichen Angriff auf den UN-Posten bedauert hatteâ. Die FDP geht in Person ihres âAuĂenexpertenâ Markus Löning so weit, der UNO gleich selbst die Schuld in die Schuhe zu schieben: âWeder die Uno noch die internationale Gemeinschaft hĂ€tten darauf geachtet, dass die Resolution 1559 zur Entwaffnung der radikal-islamischen Hisbollah-Milz umgesetzt wurde, sagte er der Netzeitungâ. Wenn der Herr Löning schon so gerne UNO-Resolutionen zitiert, wie wĂ€re es mit der Nummer 242 und dem RĂŒckzug Israels in die Grenzen vor 1967? Herr Lönging sollte sich auch mal fragen, warum denn die Hisbollah nicht zu ĂŒberwĂ€ltigen ist, wo sie doch bereits âin hohem MaĂeâ vom israelischen Geheimdienst infiltriert ist?
Der âHistorikerâ Michael Wolffsohn gibt in den Stuttgarter Nachrichten seine Tiraden gegen Kofi Annan zum Besten:
Dieser sei âein Vertreter eines organisierten internationalen Mainstreams gegen Israelâ. Ja, es gibt tatsĂ€chlich einen internationalen Meinstream gegen Israel (weil pro-Frieden in diesem Fall automatisch gegen Israel ist) und den hat Israel sich auch wohlverdient. Wenn Israels Aggressionen nicht mehr solche Bilder erzeugen, gibt es auch keinen Grund mehr fĂŒr einen âinternationalen Mainstream gegen Israelâ.
Zudem âglaubtâ Wolfssohn âeben nicht an die Wirkung der Unoâ. DafĂŒr sollte sich der Historiker nicht bei Annan, sondern bei Amerikas UN-Botschafter John Bolton (dem âzweiten UN-Botschafter Israelsâ) bedanken, der mit seinen Vetos fĂŒr Israel die UNO wirkungslos macht.
Zum Krieg allgemein meint Wolfssohn: âIch möchte geklĂ€rt wissen, ob die Hisbollah nicht auch diesmal wieder mit stillschweigendem EinverstĂ€ndnis der Uno auf Israel gefeuert hatâ. Wenn er sich die Opferzahlen anschauen wĂŒrde, dann wĂŒsste er wer hier vornehmlich auf wen feuert.
Zu diesen ĂuĂerungen kann ich dann nur noch den Kopf schĂŒtteln:
âEs falle den Israeli daher schwer, sich ausgerechnet von dem Uno-GeneralsekretĂ€r humanitĂ€re Tipps geben zu lassen - âeben weil das absurd istâ". Israel schĂ€gt die UN in punkto HumanitĂ€t um LĂ€ngen. Und den Osterhasen gibt es wirklich.
Ob Wolfssohn es wagen wĂŒrde, die selben Worte den Eltern der zerfetzten Kinder ins Gesicht zu sagen?
DaRockwilda

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