- Spatzseite zu"Gewalt stiftet Kultur, Kultur stiftet Gewalt" o. Krieg ist Frieden - prinz_eisenherz, 30.07.2006, 18:09
- Beispiel Südamerika - Zandow, 30.07.2006, 19:38
- Re: Beispiel Südamerika - bernor, 30.07.2006, 21:47
- Geradlinigkeit - Zandow, 30.07.2006, 22:07
- Beispiel Südamerika. Kein Beweis. Nur ein schlechtes Beispiel von vielen. - prinz_eisenherz, 30.07.2006, 21:57
- Des Teufels Küche - Zandow, 30.07.2006, 23:00
- Re: Beispiel Südamerika - bernor, 30.07.2006, 21:47
- Beispiel Südamerika - Zandow, 30.07.2006, 19:38
Des Teufels Küche
-->Hallo Prinz,
Dank für das ausführliche posting.
Kurz was zur grundsätzliche Methode:
Wir sehen Dinge, die auf den unterschiedlichsten Wegen auf uns gekommen sind. Diese Dinge sind archäologische Artefakte und alte Schriften. Als erstes werden diese beschrieben (Phase 1), dann erklärt (Phase 2). Aus diesen Beschreibungen und Erklärungen kann man Interpretationen (Phase 3) ableiten, welche zur Theoriebildung (Phase 4) führen. Aus der Theorie kann man nun, falls gewünscht, Prognosen (Phase 5) für die Zukunft herleiten.
Da sich die Theoriebildung aus Interpretationen (Phase 3!) der Beschreibung und Erklärung der auf uns gekommenen Dinge ergibt, bilden diese Dinge, wenn man sie zeigt, keinen Beweis der Theorie. Statt 'Beweis' würde ich also eher den Begriff 'Beleg' (evtl. 'Evidenz') verwenden.
Natürlich können die Interpretationen (Phase 3) unterschiedlich ausfallen und somit zu unterschiedlichen Theorien führen, was wiederum zu gegensätzlichen Prognosen führt.
Theorien können auch unterschiedlich gewertet oder bewertet werden. D.h. es können Ideologien darauf aufbauen. Diese Ideologien bewerten dann die Gegenwart.
Und genau aus diesen Ideologien möchte ich mich heraushalten. Denn erst in diesen Ideologien kann man Moral und Ethik verorten. Natürlich ist kein Mensch frei von jeglicher Moral und Ethik. Einen Streit darüber möchte ich jedoch nicht führen.
Deswegen möchte ich auf Dein posting nicht näher eingehen. (Trotzdem großen Dank dafür!)
Nur dies:
>Nur, hierbei kann ich jeden nur warnen, die Kultur, als ein an anderes Wort für legitimierte Gewalt zu benutzen, dabei kommt man in Teufelsküche.
Zum Ersten:
Nicht von Dir, aber von anderer Stelle, ist dottore vorgeworfen worden, er beführworte Gewalt (was man aus seiner Theorie glaubt ableiten zu können) oder versuche, die Legitimität von Gewalt zeigen zu wollen. Dem ist nicht so. Dottore zeigt lediglich die Unausweichlichkeit (!) von Gewalt. Dieses Zeigen der Unausweichlichkeit bedeutet eben nicht (!) eine Befürwortung jener Gewalt.
Ein Parteinahme beim Einsatz zwischenstaatlicher Gewalt macht keinen Sinn, da es keinen Staat gibt, der nicht aus Krieg und/oder Gewalt gegen andere (und sei es die ansässige Bevölkerung) hervorgegangen wäre.
Daß Kultur die Gewalt legitimiere, ist weder von Safransky noch von dottore jemals dargestellt worden.
Zum Zweiten:
Da die Kultur von dottore eben nicht (!) zur Legitimierung von Gewalt herangezogen wird, sondern er nur ihre Unausweichlichkeit zeigt, kann aus den Ableitungen auch keine Meinung dargestellt werden, die unserem euopäischen, zivilisierten und christlich geprägten usw. Vorstellungen von Moral und Ethik (im allgemein begriffenen Sinne) entgegensteht. Eine anderslautende Meinung wird dottore hier unterstellt, welche sich jedoch in seinen Schriften nirgends findet.
Zum Dritten:
In des Teufels Küche leben wir doch ständig, oder etwa nicht? Nur, weil von uns allen niemand den Krieg erlebt hat und wir vom Glück des Friedens erhaschen durften, bedeutet das doch nicht, daß wir im Paradies leben. Meine Steuerquote in D belief sich auf knappe 70% (Steuern, Abgaben, Gebühren, Strafen wie Falschparken) meines Verdienstes. Hätte ich mich dagegen gewehrt, wär's aber vobei gewesen mit dem Frieden. Schwubs wär' ich im Knast gewesen.
Des Teufels Küche ist doch immer und überall.
> Dann hat wirklich jeder Bruthalo, mit einem Staatsamt bekleidet, und einer
> ebenso brutalen Armee das Recht Gewalt anzuwenden, wie er es für richtig
> hält.
Er hat nicht das Recht, er nimmt es sich. Was auf der anderen Seite natürlich als Unrecht empfunden wird. Diesen Nehmen der Rechts auf Gewaltanwendung bedeutet keinesfalls eine wie auch immer oder durch was dargestellte Legitimierung selbiger.
Genug.
Moral und Ethik sind Kategorien, mit denen ich nix will.
Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>

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