- Staatsschuldenexplosion in GB - ueber 100 % des BIP? - dottore, 01.08.2006, 10:14
- Frage zur Verbriefung von Pensionverpflichtungen - Zandow, 01.08.2006, 10:52
- Andersrum? (mL) - Zandow, 01.08.2006, 11:00
- Warum - Golden Boy, 01.08.2006, 11:21
- Re: Staatsschuldenexplosion in GB - ueber 100 % des BIP? - weissgarnix, 01.08.2006, 11:36
- Re: klasse Info, danke! (o.Text) - - Elli -, 01.08.2006, 11:55
- Staatsschuldenexplosion in GB - ueber 100 % des BIP? - prinz_eisenherz, 01.08.2006, 17:35
- Re: Staatsschuldenexplosion in GB - ueber 100 % des BIP? - weissgarnix, 01.08.2006, 17:38
- Re: Staatsschuldenexplosion in GB - Konsequenzen - André, 02.08.2006, 09:29
- Wenn ich mich recht erinnere, - XERXES, 01.08.2006, 12:33
- Auch die Immo-preise sind für"normalsterbliche" Briten nicht mehr zu stemmen! - Der Einarmige Bandit, 01.08.2006, 17:11
- Jau, einer geht noch, einer geht noch rein! - Elmarion, 01.08.2006, 17:26
- Re: Auch die Immo-preise sind für"normalsterbliche" Briten nicht mehr zu stemmen! - weissgarnix, 01.08.2006, 17:29
- Staatsschuldenexplosion in den USA, bis zu +30% des BIP alleine in 2005 - Sorrento, 08.08.2006, 17:09
- Frage zur Verbriefung von Pensionverpflichtungen - Zandow, 01.08.2006, 10:52
Re: Staatsschuldenexplosion in GB - ueber 100 % des BIP?
-->Hi,
danke für den Beitrag. Meiner Meinung nach ist alles noch viel schlimmer. Ich bin Trustee mehrer UK Pension Funds (die genannten Watson Wyatt sind zufällig auch unsere adviser), daher ein paar Ergänzungen:
- nicht nur die Schulden würden sich verdoppeln, sondern auch der jährliche Zinsaufwand. Wenn hier nämlich"Liabilities" die Rede ist, dann vom Netto-Barwert der geschätzten zukünftigen Pensionszahlungen. Ceteris paribus steigt also der Wert der Liability jedes Jahr um den Zinsbetrag, der für die"Aufzinsung" nötig ist. In der Realität steigt er natürlich zusätzlich auch noch wegen zusätzlicher Anwartschaften, verlängerter Lebenserwartung, etc.
- die Liabilities des Privaten Sektors sind zum Großteil unterlegt mit assets, vor allem langlaufenden Bonds und Aktien, neuerdings auch alternative assets (i.e. Hedgefonds, Private Equity). Die Briten sind dabei bekanntlich nicht zimperlich, was den Anteil von high-yield assets am Gesamtportfolio ausmacht, als ich zB vor 2 Jahren Trustee wurde hatten wir eine Aktien/Anleihen-Quote von etwa 60:40, in einigen Fonds sogar 70:30. Aus diesem Grund ist die Nettohöhe der UK Pension liabilities auch ein extrem volatiler Wert.
- Der Grund warum derartige assets einen so hohen Anteil ausmachen, ist nicht nur, weil die erwartete höhere Rendite natürlich dazu beitragen soll, die Unterlegung des Fonds zu verbessern bzw. deficits abzubauen. Nein, viel mehr ist ein ganz wesentlicher Grund, dass nach UK accounting standards die historische Rendite der asset-Klassen im Portfolio des Fonds als Diskontfaktor für die Ermittlung des Barwerts der zukünftigen Rentenzahlungen, damit also zur Ermittlung der Pension liabilty herangezogen werden. Würde man also zB ein Portfolio nur aus Gilts halten, wäre der Diskontfaktor irgendwo bei 5%. Mischt man hingegen Aktien in hohem Anteil hinzu, erhöht sich der Diskontfaktor auf 7-8%. Mit anderen Worten, verringerte man den Anteil der Aktien im Portfolio des Fonds auf nahe Null (Oder: gleicht sich die Rendite von Aktien an die Verzinsung von Anleihen in etwa an), würde man also die Höhe der Liability mit einem Schlag fast verdoppeln.
Für die Companies hinter den privaten Pensionsfonds ist das natürlich ein wichtiges Mittel der Bilanzpolitik, weil sie die Netto-Verpflichtung ja in ihren Büchern zeigen. Als ich also zB vor 2 Jahren vorschlug, asset allocation deutlich zugunsten der Bonds zu verschieben (und damit in der Konsequenz den Diskontfaktor zu verringern bzw. die Liability zu erhöhen) wurde ich auch beinahe gelyncht...
Andererseits: Käme demnächst mal eine längere Periode fallender Aktienrenditen, dann hätten die in UK ein echtes Problem, weil sie dann, was den Diskontsatz betrifft, die Hose runterlassen müßten. Man kann also daraus schliessen, dass alle in UK (USA übrigens annähernd gleiche Situation) - und allen voran die politischen Akteure - ein vitales Interesse daran haben, dass ihre nationalen Aktienmärkte weiterhin steigen. Denn sonst sind sie schlicht und einfach übernacht pleite.
Die gesamte Pensionsproblematik ist übrigens diejenige, wo sich das ganze Elend der Staatsschuld am dringlichsten und deutlichsten zeigen wird, irgendwann in nicht allzuferner Zukunft.

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