- Und TSCHÜSS an alle... - Valerie, 01.08.2006, 02:21
- Re: Und TSCHÜSS an alle... - Valerie - nereus, 01.08.2006, 08:53
- dottore - Selbstreflexion - Forumsgejaule u. Diskussion dazu - wheely, 01.08.2006, 13:17
- Re: dottore - Selbstreflexion - Forumsgejaule u. Diskussion dazu - weissgarnix, 01.08.2006, 14:10
- Re: Selbstreflexion - Forumsgejaule u. Diskussion dazu - wheely, Valerie - - Elli -, 01.08.2006, 15:22
- Re: Wirkungstreffer Regensburg - dottore, 01.08.2006, 16:52
- dottore - Selbstreflexion - Forumsgejaule u. Diskussion dazu - wheely, 01.08.2006, 13:17
- sehr schade...owT - Toby0909, 01.08.2006, 11:37
- Hallo Valerie, nun gebe mal nicht so schnell auf und überlasse den alten - siggi, 01.08.2006, 15:15
- Re: Und TSCHÜSS an alle... / nein - - Elli -, 01.08.2006, 15:30
- Re: Und TSCHÜSS an alle... - Burning_Heart, 01.08.2006, 15:52
- Liebe Valerie - Shakur, 01.08.2006, 15:56
- Es gibt genug Krieg/Zank auf der Welt! Einf. ignorieren! Sind doch nur Buchstabn (o.Text) - Merlin, 01.08.2006, 17:20
- Re: Und TSCHÜSS... immer die gleichen Rituale - Christian, 01.08.2006, 21:06
- Re: Und TSCHÜSS... endlich sagt's mal einer - DANKE! (o.Text) - Cujo, 01.08.2006, 23:55
- Re: Und TSCHÜSS an alle... - Valerie - nereus, 01.08.2006, 08:53
Re: Wirkungstreffer Regensburg
-->Hi wheely,
>Ist die Weltgeschichte ein unabänderlicher Kreislauf, durch nichts und niemanden zu ändern, wie dottore es anscheinend zu sehen glaubt?
Zu den"Änderungen" vielleicht das:
1. Szene. Wir schreiben das Jahr 1510 und sind in Regensburg. Dort arbeitet der bekannte Künstler, Baumeister usw. Albrecht Altdorfer. In der Stadt gibt es ein jahrhundertealtes Judenviertel mit ca. 500 Einwohnern. Altdorfer geht dort ein und aus und auch in die Synagoge, zeichnet und radiert das karge Innenleben mit Rabbiner. Alles scheint still und friedlich. Die Lage der Regensburger ist nicht rosig. Der Kaiser (Maximilian) verlangt hohe Steuern, viele Bürger verarmen, suchen Geld bei jüdischen Geldverleihern aufzunehmen. Die Lage wird schlechter.
2. Szene. Das Jahr 1518. In der Stadt amtiert ein neuer, 38jähriger Stadtprediger namens Balthasar Hubmair. Schüler des Johann Eck (Luthers „DrEck“), Ex-Professor. Er sucht für seine Predigten etwas „Handfestes“ und kommt - lange vor Luther und seinen „Mammon“-, „Wucher“- und „Juden“-Traktaten - auf die Idee (gestützt auf die Bibel), die Juden als „Schuldige“ an der misslichen Lage zu darzustellen. Der Funke zündet.
3. Szene. 1519. Die Regensburger vertreiben die Juden (die Zahl der bei dem Pogrom Getöteten kann nicht geschätzt werden), brennen die Synagoge nieder und die Häuser der Juden ebenso. Ein Holzschnitt zeigt die Ruinen im Hintergrund.
4. Szene. 1520. Hubmair, glühender Marienverehrer lässt auf dem Areal eine Kirche bauen - „zur schönen Maria“. Ihr Bildnis ist auch auf einer vor der Kirche aufgestellten Säule als Plastik zu sehen un flattert als Fahne vom hastig errichteten Turm. Die „schöne Maria“ spricht sofort landauf, landab um. Von weit her eilen Pilger herbei. Viele sind so arm, dass sie - so der Text unter dem Holzschnitt - nicht einmal ein Gewand leisten konnten, das ihre Scham bedeckte. Sie werfen sich vor der Säule nieder und geraten in religiöse Verzückung. Es gelingt der Stadt nur mit Mühe, den kollektiven Rausch zu stoppen.
5. Szene. Hubmair wird Wiedertäufer, muss die Stadt verlassen. Er geht nach Zürich (Zwingli!), lässt sich dort 1525 taufen, verkracht sich aber mit Zwingli, wird verhaftet, entgeht dem sofortigen Tod nur durch Widerruf, kann aus dem Kerker fliehen. Kommt nach Nikolsburg (Mähren), predigt dort „gegen die türkischen Gefahr“ (die Osmanen stehen gerade vor Wien, das der Katastrophe nur knapp entkommt). Dann reist Hubmair nach Waldshut, wird dort auf Befehl des Habsburgers Ferdinand I. verhaftet und nach Wien verbracht. Verweigert einen erneuten Widerruf gemäß seines Lebensmottos „Die Wahrheit ist untödlich!“ und wird 1528 lebendig verbrannt. Er gilt seitdem als „Martyrer“. Seine Frau wird mit einem Stein um den Hals in der Donau erträkt.
6. Szene. 1995. Auf dem Regensburger Neupfarrplatz werden die Fundamente der im 16. Jh. eingeäscherten Synagoge gefunden (darin jene einer noch älteren). Die Stadt beschließt ein Denkmal („Ort der Begegnung“) zu errichten. Mit weißem Beton wird der Grundriss der Synagoge nachgezeichnet. Fertig 2005. Es stehen dort auch Beton-Ensembles, die entfernt an das Berliner Mahnmal erinnern.
7. Szene. 2006. Der Verein (?) „Rechtes Regensburg“ protesiert gegen die Denkmal- und Denkmalerhaltungskosten. Andere politische Spektra mobiliseren Protestmärsche u.ä. gegen die „Neo-Nazis“. Regensburg wird „Weltkulturerbe“.
In Waldshut(-Tiengen) steht eine „Balthasar-Hubmaier-Kirche“ der Baptisten (Evangelische Freikirche). Wer wollte also nicht in den Ruf Juvenals ausbrechen: Difficele est satiram non scribere - schwierig, keine Satire zu schreiben...
>Oder kann"man" doch etwas bewirken, indem man Meinungen äußert, Diskussionen führt, andere Sichtweisen reflektiert, dazulernt.
Die Hubmair-Kirche abreißen? Umbenennen? Das Synagogen-Denkmal zuschütten? Das"Weltkulturerbe" aberkennen (immerhin ist ausdrücklich die Regensburger Innenstadt, wo sich das Beschriebene ereignete, dazu erklärt worden)? Die Regensburger"Rechten" verbieten? Die"Linken"? Berlin-Mitte zum"Weltkulturerbe" vorschlagen? Ferdinand zur Seligsprechung? Schadensersatzprozess der Baptisten gegen die Habsburger anstrengen? Den Namen Luther bannen?
Was heißt überhaupt"be-wirken"?
Gruß!

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