- offtopic: das Klageweib - nereus, 11.08.2006, 08:57
- Re: offtopic: das Klageweib - Loki, 11.08.2006, 09:02
- Jedes einzelne Wort unterschreibe ich! (oT) - Shakur, 11.08.2006, 16:38
- Re: offtopic: das Klageweib - nereus - kosh, 11.08.2006, 17:10
Re: offtopic: das Klageweib - nereus
-->Wenn ich das auf meine Weise auseinanderdividiere:
>> Aber man muss auch die historischen und politischen Zusammenhänge sehen.
Veto: weder MUSS noch MAN. Die Depersonifizierung einer scheinbar zwingenden Handlung, welche nur rein theoretisch ins Auge gefasst wird, ist nach meiner Lesart die Vergewaltigung jeglicher Kommunikation. Der ethische Wert Giordanos sinkt damit mindestens auf Null. Doch nicht nur er ist der Seuche anheimgefallen, was MAN heutzutage alles MUSS ist bisweilen kaum auszuhalten, selbst die eigene Rede ist davon durchsetzt. (Wie konnte es dazu überhaupt kommen?)
> Immer die anderen müssen ihre Schuld erkennen.
Die logische Folge innerhalb der Definition des einzig legitimen Opfervolkes. Wenn auch das Fundament falsch ist, dieser Schluss ist nachvollziehbar.
> Und er hat doch tatsächlich kurz zuvor auf die historischen Zusammenhänge aufmerksam gemacht.
Welche MAN (aber auch, d.h. nebst anderem) sehen MUSS.
>> Es bricht mir das Herz, wenn ich die täglichen Bilder aus dem Libanon sehe.
ZB: MAN MUSS (aber auch) die täglichen Bilder aus dem Libanon sehen, derweil die Betriebsanleitung für Betroffenheit in der Ã-ffentlichkeit empfiehlt, von Herzbruch zu schwadronieren.
>> Die Erstverantwortlichen für diesen Luftkrieg der anglo-amerikanischen Luftwaffe, der Hunderttausende Deutsche das Leben gekostet hat, waren Hitler und das nationale Kollektiv seiner Anhänger.
Und wieder zurück auf Feld eins ->
>> Aber man muss auch die historischen und politischen Zusammenhänge sehen.
Der Kreis ist geschlossen. Und so dreht sich der Depp unentwegt in Kreisen und lebt sein Leben trotzdem linear, und wenn er schliesslich weg ist, wird ihn ein anderer ersetzen. Genauso wie die OBLs dieser Welt ersetzt werden. Was für uns auf unserer Seite der Welt unausweichlich ist, wollen wir auf der anderen Seite durchbrechen. Mit dem Kopf durch die Wand, stets ordentlich blutvergiessend.
Noch ein paar Bemerkungen:
> Die Geldbörse soll wieder aufgemacht werden.
Das verstehe ich nicht ganz: Nicht wieder, sondern weiter, und v.a. länger. So habe ich das verstanden. Zur Person heisst es:
>>... zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, unter anderem 2003 den Leo- Baeck- Preis des Zentralrats der Juden...
Das hat man davon, wenn man sich selbst beweihräuchert, die Qualität ist irgendwann auf der Strecke geblieben, so sie denn mal da war. Weiter im Text mit Überleitung zur Betriebsanleitung für Betroffenheit in der Ã-ffentlichkeit:
>> Was mich wirklich bestürzt, ist, dass diese Leute sich offenbar nicht in die Alltagssituation von Israel hineindenken können.
Wie auch, wenn jeder Pickel der einem Israeli vom Arsch weggeschossen wird in den einschlägigen Medien fünfdimensional ausgewalzt wird. Wie soll die Masse sich da noch einen davon zu unterscheidenden Alltag vorstellen, wenn dieser Alltag tagtäglich schwarz auf weiss vorgekaut wird. Der Mann ist bei aller Lebenserfahrung ein Träumer geblieben.
Was zB. soll dieser Satz:
>> Ich kenne auch die islamische Welt und weiß: die Guerilla kann durch reguläre Armeen nicht besiegt werden - das hat das 20. Jahrhundert gezeigt.
In wessen Gottes Namen kann er den Islam auf diese Weise mit der Guerilla in Verbindung bringen? Der Mann entlockt mir ein unwirkliches Grinsen, zumal er sich gleich drarauf zu Prognosen versteigt, wo er doch schon bei der Interpretation der Vergangenheit wild ins Kraut schiesst. Je mehr sich Dummköpfe vom Format eines Giordano auf diese Weise aus dem israelischen Fenster lehnen, desto offensichtlicher tauchen uralte Aversionen aus dem Keller unserer Vorfahren auf. Lange Jahre habe ich mich gegen derlei Pauschalurteile der älteren Generation zur Diskussion gestellt. Was Israellobbyisten seit geraumer Zeit von sich geben, kann durchaus mit der Provokation überholt geglaubter Judäophobie zumindest teilweise verglichen werden, mit erstaunlichen Resultaten. Das ist es nämlich was sie damit erreichen werden, die Masse wird nicht zwischen Juden, Zionisten und Israeli unterscheiden können, das müsste denen doch eigentlich klar sein. Ich frage mich darum immer wieder, wieso sie überwunden geglaubte Vorurteile lange auf kleiner Flamme köchelten und seit geraumer Zeit grobschlächtig den Gashahn aufdrehen. Ist es die Angst, der Antisemitismus würde unvermittelt aussterben, wenn er nicht fachsemitisch gepflegt wird? Jede (politische) Massnahme kann sich in ihr Gegenteil verkehren. Entweder sie setzen sich unwissentlich auf's Spiel ("Opfer seiner selbst" oder"Hauptsache Opfer"), sie lassen es drauf ankommen oder es steckt krude Absicht dahinter.
Ich bin jedenfalls froh, wenn mir die Uri Avnerys dieser Welt zu mehr israelischem Alltag verhelfen. Dieses Interview mit Giordano verletzt den Anspruch an sich selbst auf's Gröbste.
Die Amis auf Kurs
kosh

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