- US Energiekrise - black elk, 12.01.2001, 02:07
US Energiekrise
Hi,
mit freundlichem Gruß an golden-bear.
"Die kalifornische Energiekrise
Die außer Kontrolle geratenen Stromkosten haben die beiden größten privaten Stromversorger in Kalifornien - Pacific Gas & Electricity (PG&E) und Southern California Edison an den Rand des Bankrotts gebracht. Die Krise ist so schwerwiegend, daß Kaliforniens Gouverneur Davis eine Notkonferenz mit dem Fed-Vorsitzenden Greenspan, Finanzminister Summers, Präsident Clinton und dessen Nachfolger Bush abhielt.
1996 verabschiedete Kaliforniens Landtag ein Gesetz zur Deregulierung der privaten Stromversorger, die seit den 30er Jahren zuverlässig und zu stabilen Preisen Strom lieferten. Die Anordnung, eigene Kraftwerke zu verkaufen, bedeutete die Trennung von Stromerzeugung und -verteilung. Die Produktion wurde an meist in anderen Bundesstaaten ansässige"unabhängige Stromproduzenten" verkauft. Indem man die privaten Stromversorger zwänge, den Strom von"konkurrierenden" Stromgroßhändlern einzukaufen, wurde argumentiert, käme der Verbraucher in den Genuß billigeren Stroms. Das Gegenteil war der Fall. Die Deregulierung führte - nicht überraschend - zu einem fast völligen Baustopp neuer Kraftwerke, und so zu einer immer größer werdenden Lücke zwischen Nachfrage und Lieferkapazität.
Das kalifornische Deregulierungsgesetz legt eine Obergrenze für den Tarif fest, den die Stromversorger (SCE und PG&E) vom Verbraucher fordern dürfen, bis die Trennung von Produktion und Verteilung juristisch abgeschlossen ist. Es gibt jedoch keine Grenze für die Preise, die der Stromversorger seinem Großhändler zahlen muß. In den letzten Wochen haben die Stromgroßhändler die Stromverknappung in Kalifornien gnadenlos ausgenutzt, um die Preise nach oben zu treiben. Noch vor drei Jahren verkaufte SCE den Strom aus den damals noch ihr gehörenden Kraftwerken für 31 $/MWh. Am 13. Dezember mußte SCE 1000 $/MWh für den Strom bezahlen, den sie ihren Kunden für 31 $/MWh weiterverkaufen mußte!
Daher stehen sowohl PG&E als auch SCE vor dem Bankrott. Letztes Jahr summierten sich die zusätzlichen Kosten beider Stromversorger durch den Stromkauf im Großhandel auf 9 Mrd. Dollar. Die Banken, die ihnen das Geld zur Finanzierung der Stromkäufe geliehen hatten, weigerten sich, weiteres Geld vorzuschießen, weil sie das Schlimmste befürchteten; ebenso weigerten sich die Finanzunternehmen der Wall Street, Wechsel der Firmen anzunehmen, so daß diese keinen Strom kaufen konnten.
Eine Entscheidung der kalifornischen Landeskommission für die Stromversorger (PUC) vom 4.1. blieb weit unter den von PG&E und SCE zur Abwendung des Bankrotts beantragten Strompreiserhöhungen von 26% bzw. 30%. Statt dessen genehmigte die PUC unter dem Druck von Verbrauchergruppen nur eine 90-tägige Erhöhung um 9% für Privathaushalte und um 15% für Geschäftskunden.
Kalifornien muß 25% seines Stroms aus anderen Bundesstaaten beziehen, u.a. aus Wasserkraftwerken in Oregon und Washington. Man schätzt, daß das Stromdefizit allein im Januar 4000 MW betragen wird - das sind 15% des Verbrauchs in Kalifornien. Eine Rekorddürre verursachte alarmierende Engpässe bei den Wasserkraftwerken. Selbst wenn mehr Wasser vorhanden wäre, begrenzt der Mangel an zureichenden Leitungen die Menge des lieferbaren Stroms.
In Kalifornien und den Nachbarstaaten herrscht ein grundsätzlicher Mangel an Strom und an Energieinfrastrukturen. Seit 1995 wurden in den USA die Kraftwerkskapazitäten nur um 1,4% erweitert. Auch wenn in Kalifornien 6000 MW an neuer Kraftwerkskapazität im Bau sind, wird es bis 2003 dauern, bis sie fertiggestellt ist. Zudem nutzen alle diese Kraftwerke Erdgas - dessen Preis in den letzten Monaten ebenfalls explodierte.
Die Stromverknappung in Kalifornien ist das direkte Ergebnis inkompetenter und korrupter Maßnahmen des Kongresses in den letzten Jahren, mit denen zunächst der Erdgasmarkt und dann der Strommarkt dereguliert wurde. Dabei überließ es der Kongreß den 50 Bundesstaaten, unter welchen Bedingungen dereguliert wurde. Kalifornien war 1996 das erste (und extremste) Bundesland; 25 weitere Bundesländer deregulierten oder wollten dies tun, bis die Krise in Kalifornien ausbrach. Die wirtschaftlichen Kosten der jüngsten Energiepreisschocks belaufen sich für die gesamte Nation auf ca. 100 Mrd. Dollar!"
black elk
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