- re: OT: Wer nicht im Iraq-Feldzug umkommt stirbt in den USA an Meth - Spartakus, 29.08.2006, 09:56
- Re: re: OT: Wer nicht im Iraq-Feldzug umkommt stirbt in den USA an Meth - SchlauFuchs, 29.08.2006, 10:15
- Re: re: OT: Wer nicht im Iraq-Feldzug umkommt stirbt in den USA an Meth - Spartakus, 29.08.2006, 10:33
- Re: re: OT: Wer nicht im Iraq-Feldzug umkommt stirbt in den USA an Meth - SchlauFuchs, 29.08.2006, 11:23
- ich habe das auch nicht falsch verstanden - Spartakus, 29.08.2006, 11:47
- Re: re: OT: Wer nicht im Iraq-Feldzug umkommt stirbt in den USA an Meth - SchlauFuchs, 29.08.2006, 11:23
- Re: re: OT: Wer nicht im Iraq-Feldzug umkommt stirbt in den USA an Meth - Spartakus, 29.08.2006, 10:33
- Danke für die interessante Darstellung - Gruss:-) (o.Text) - patrick, 29.08.2006, 10:53
- Re: Danke für die interessante Darstellung - Gruss:-) (o.Text) - Spartakus, 29.08.2006, 11:41
- Re: Danke für die interessante Darstellung - Gruss:-) (o.Text) - patrick, 29.08.2006, 12:30
- Re: Danke für die interessante Darstellung - Gruss:-) (o.Text) - Spartakus, 29.08.2006, 11:41
- Re: re: OT: Wer nicht im Iraq-Feldzug umkommt stirbt in den USA an Meth - SchlauFuchs, 29.08.2006, 10:15
re: OT: Wer nicht im Iraq-Feldzug umkommt stirbt in den USA an Meth
-->Ich kann diesen Unsinn so nicht stehen lassen und damit meine ich jetzt nicht Dein Posting, sondern die Überdramatisierung der Auswirkungen von Methamphetaminen. Immer wieder werden speziell im Hinblick auf die Rednecks im mittleren Westen der USA vollkommen überzeichnete und hysterische Artikel über Meth publiziert. In Deutschland kenne ich Meth seit mindestens 1996, hierzulande wird es meist unter dem Namen"Crystal" gehandelt, der Straßenpreis lag Mitte-Ende der neunziger Jahre bei etwa 80DM pro Gramm und wurde überwiegend aus Tschechien eingeführt. Crystal heißt es deswegen, weil im Unterschied zu Speed (normalem Amphetamin) eine deutlich sichtbare kristaline Struktur aufweist. Konsumiert wird es über die Nasenschleimhaut.
Richtig ist, Methamphetamin ist eine extrem starke Droge. Einfach ausgedrückt ist es ein Konzentrat normalen Amphetamins. Eine Dosis von ~0,2g bewirkt einen Wachzustand der ungefähr 36h +/-12h anhält. Mischkonsum mit anderen Drogen ist ziemlich sinnlos, da diese Droge alles überlagert. Sich gleichzeitig zu betrinken ist z.B. kaum möglich, sofern man nicht quasi letale Dosen zu sich nimmt. Auch wenn es gern anders kolportiert wird, eine psychische Wirkung hat die Droge kaum, sie ist keine"Ego"-Droge wie etwa Kokain. Es ist eine"reine" Wachheit, vergleichbar mit einem Adrenalinschock, aber ohne dessen Beeinträchtigungen. Chemisch sind die Wirkstoffe auch verwandt. Also Autofahren oder Flugzeuge fliegen ist ohne Probleme möglich. Die größten Probleme beim Konsum sind die Dehydrierung (speziell in Kombination mit Alkohol) und das"Runterkommen" durch die extrem lange Wirkungsdauer. Als"Partydroge" ist Meth deshalb nur bedingt geeignet, die Wirkungsdauer ist schlicht zu lang.
Was in den hysterischen Artikeln in der Regel unter den Tisch fällt, ist der eigentliche (und häufigste) Einsatzzweck dieser Droge. Dabei hilft ein Blick in die Geschichtsbücher, Methamphetamine kamen unter dem Markennamen Pervitin 1938 auf den Markt. Die Wehrmacht, speziell die Luftwaffe waren die ersten Großabnehmer dieser Droge. Royal Air Force und US Air Force standen dem allerdings nicht nach. Bis heute ist Meth in der US-Army, speziell bei der Air Force alltäglich. Bomberpiloten sind immer noch überwiegend auf Meth. Nur um die Dimensionen deutlich zu machen, im Irakkrieg haben 98% aller US-Soldaten im Kampfeinsatz auf die Pillen im Marschgepäck(!) zurückgegriffen. Insgesamt liegt der Anteil der Konsumenten in der US-Armee im Irak bei ~60%.
Die Meth-Problematik in den USA geht ohne Zweifel auch auf die Militärzeit der User zurück, auch ohne fundierte Daten muß man kein Hellseher sein um diesen Zusammenhang zu erkennen. Ähnlich wie man die Heroin-Problematik als Folge des Vietnam-Einsatzes sehen kann. Sicher nicht ausschließlich, aber ursächlich verbunden. In die Ã-ffentlichkeit kam dieser Zusammenhang bspw. mit den Mordfällen in Fort Bragg, wo hochrangige Offiziere"unerklärliche" Morde innerhalb der Familie begangen. Es erschienen damals sehr gute Artikel in Zeit und TAZ über diese Zusammenhänge.
Als ehemaliger Konsument möchte ich noch einige persönliche Erfahrungen einstreuen. Ich habe Meth benutzt um nach einem ausgedehnten Partywochenende, auch noch in den folgenden Tagen arbeitsfähig zu sein. Wobei ich mit Arbeitsfähigkeit nicht physische Anwesenheit, sondern"echtes schaffen" meine. Man bringt trotz eines durchsumpften Wochenendes vernünftige Arbeit auf die Reihe und ist nicht nur"irgendwie da". Ein Abhängigkeitspotenzial sehe ich durchaus, es wird aber durch die lange Wirkungsdauer letztlich wieder relativiert. Nach Konsum am Wochenende und folgender Arbeit dauert es einige Tage um wieder in eine normale Rhythmik zu kommen. Die Zeit, die man stiehlt, zahlt man letztlich doppelt zurück.
Zu den Horrorbildern aus den USA noch ein Wort, die schlimmste Droge die ich kenne ist neben Alkohol, Kokain. Bei keiner mir bekannten Droge (und ich kenne viele) ist das Verlangen nach dem"Nachlegen" so hoch wie bei Koks. Dennoch ist Kokain ein sehr mächtige Droge, speziell für Menschen die etwas präsentieren, nach außen darstellen müssen. Mich hat die Untersuchung der Bundestagstoiletten keineswegs gewundert. Im Design, Medien und"Präsentations"-Bereich ist Kokain eine"Wunderdroge". Die extreme Stärke liegt in der kurzen Wirkungsdauer, nach 2h ist der Zauber vorbei. Also passend für ein Pressekonfernz, eine Präsentation, ein Konzert. In dieser Zeit ist man hellwach, eloquent, witzig, es ist ein kurzes Doping was hilfreich sein kann, mehr darzustellen als man eigentlich ist. Doch nach dem Ende der Wirkung kann man getrost in das"heile" Familienleben zurückkehren und ist wieder ein"normaler" Mensch. Nebenwirkungen gibt es bis auf die Suchtproblematik keine.
Bei Meth ist das ähnlich gelagert, nur das es eben keine Droge der"oberen 10.000" ist, sondern eine Droge für hart arbeitende Menschen. Speziell wer lange Zeit viel Leisten muß, wer vielleicht drei Jobs hat oder sich an einer Front mit echten Kugeln findet, der wird Meth schätzen. Es ist vergleichbar mit einem Dispo-Kredit, man hat für kurze Zeit sehr viel mehr, als man sich erlauben kann, aber es macht unmögliche Dinge möglich. Wer sich jedoch nicht sehr gut kennt und seinen Körper nur als Behältnis betrachtet, dass zu funktionieren hat, der kann sich ein Problem einhandeln, was das nicht mehr zu kontrollieren ist.
Aber letztlich ist es wie bei jeder anderen Droge auch, niemand wird Junkie weil er nach einer Zahn-OP ein Opiad verschrieben bekommt. Keiner wird Kokser, wenn er mal eine"line" probiert. Niemand wird Alkoholiker, weil er gelegentlich einen guten Wein trinkt. Erst in dem Augenblick, wo man etwas anderes kompensieren möchte, sei es Schwäche, Unzulänglichkeit, traumatische Erfahrungen, erst in diesem Augenblick wird eine Droge wirklich gefährlich. Doch dann ist es egal welche Droge man konsumiert, es ist die Kompensationshandlung die Drogen gefährlich machen. Wie schnell der Abstieg sich dann vollzieht, hängt von der"Macht", der Stärke einer Droge ab. Da gehört Meth ohne Zweifel zu den stärksten Drogen die der Mensch überhaupt kennt, doch wer drei Wochen lang jeden Tag eine Flasche Schnaps trinkt, der wird sich nicht von dem Unterschieden, der in der selben Zeit 60g Koks konsumiert, oder eben 20g Meth zu sich nimmt.

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