- Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - Simplici, 12.01.2001, 12:39
- Respekt! Super auf den Punkt gebracht. Vor allem die Sache mit den Immobilien - MJW, 12.01.2001, 13:22
- Re: Sehr gute Gedanken zur Diskussion! Danke! Ich trau' mich nicht... - dottore, 12.01.2001, 13:53
- Re: Verhalten der Notenbanken - Simplici, 12.01.2001, 16:04
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - JüKü, 12.01.2001, 13:59
- "Gold-Eagle" ist halt einfach eine gute Seite (:-3 (owT) - MJW, 12.01.2001, 14:04
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - Simplici, 12.01.2001, 17:03
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - nereus, 12.01.2001, 17:21
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - buckfish, 12.01.2001, 22:47
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - JüKü, 12.01.2001, 22:58
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - le chat, 12.01.2001, 23:00
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - nereus, 12.01.2001, 23:26
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - buckfish, 12.01.2001, 22:47
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - nereus, 12.01.2001, 17:21
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - nereus, 12.01.2001, 14:45
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - JüKü, 12.01.2001, 15:20
- Sicherheit von Bankschliessfächern... - Taktiker, 12.01.2001, 15:27
- Re: Sicherheit von Bankschliessfächern... - JüKü, 12.01.2001, 15:46
- Re: Sicherheit von Bankschliessfächern... - Simplici, 12.01.2001, 16:28
- Etwas mehr Phantasie Jungs - le chat, 12.01.2001, 22:38
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - nereus, 12.01.2001, 16:45
- Re: Deflation und Goldpreis / Bankschließfach - JüKü, 12.01.2001, 19:24
- Re: Deflation und Goldpreis / Bankschließfach - nereus, 12.01.2001, 19:37
- Re: Deflation und Goldpreis / Bankschließfach - JüKü, 12.01.2001, 19:24
- Sicherheit von Bankschliessfächern... - Taktiker, 12.01.2001, 15:27
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - Simplici, 12.01.2001, 16:22
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - JüKü, 12.01.2001, 15:20
- Re: Deflation und Goldpreis - einige Gedanken zur Diskussion - Harry-2, 12.01.2001, 19:45
Re: Verhalten der Notenbanken
Vielen Dank für die Blumen dottore, bin gleich drei Zentimeter gewachsen!
Ich denke, wir gehen in folgenden Punkten überein:
1) in einem Crash an den großen Börsen wird auch das Gold im ersten Augenblick von der allgemeinen Panik erfaßt werden und im Preis sinken.
Für jeden Einzelinvestor, der Positionen an den Edelmetallmärkten auf- oder ausbauen will, stellt sich in diesem Moment die Frage, ob er dann noch die Nerven hat Käufe zu tätigen, oder ob die allgemeine Panik nicht auch ihn total erfaßt hat und in seinen Handlungen lähmt. Jeder muß diese Frage ganz allein für sich beantworten und jede Antwort ist immer nur auf einen einzelnen Investor beschränkt und für diesen selbstverständlich richtig. Wenn ich ehrlich bin, traue auch ich mir an diesem Punkt selbst nicht ganz über den Weg, obwohl ich als antizyklischer Anleger solche Situationen durchaus gewohnt bin. Mit Überzeugung und Selbstvertrauen an der eigenen Strategie festzuhalten und auf das Feuer zuzuschreiten während die panische Masse einem lärmend entgegenstürmt, ist immer wieder schwer. Besonders gilt das für jene Momente, in denen allgemein eine"Weltuntergangsstimmung der Extraklasse" vorherrscht. Es ist die typische und systemimanente Einsamkeit des antizyklischen Investors, der unterwegs viele Mitstreiter hat, jedoch in den entscheidenden Kauf- und Verkaufsituationen meist alleine darsteht.
2) Dem Verhalten der Notenbanken dürfte eine besonders große Bedeutung zukommen. Sie können theoretisch durch eine unvermittelte Massenabgabe oder eine kontinuierliche Abgabe ihrer Goldbestände den Preisanstieg bremsen. Diese Abgabe kann öffentlich erfolgen, dann weiß jeder die Notenbanken verkaufen Gold oder dezent verborgen vor den Augen der Ã-ffentlichkeit mit Hilfe von Ausleihungen an die Investmentbanken, die dann die Verkäufe als eigene deklarieren.
Für mich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie wahrscheinlich ist ein solches den Goldpreis gezielt drückendes Verhalten der Notenbanken. Bislang wird meist so argumentiert, daß die Notenbanken so handeln müssen und gar nicht anders können, weil sonst die Investmentbanken nicht überleben werden und ein allumfassender Bankenzusammenbruch auf jeden Fall vermieden werden müsse. Das Argument hat zweifellos eine hohe Plausibilität und ich denke, man wird tatsächlich alles tun, um einen allgemeinen Bankenzusammenbruch zu vermeiden, zu verschleiern oder zumindest zu verzögern.
An dieser Stelle hat mich vor ein oder zwei Tagen das Interview eines Heidelberger Politikwissenschaftlers (habe den Namen leider vergessen) im Deutschlandfunk zum Ministerrücktritt in Folge der BSE Krise hellhörig gemacht. Der Wissenschaftler erklärte sinngemäß, für ihn sei das besondere an diesem Ministerrücktritten nicht der Rücktritt an sich. Vielmehr überrascht habe ihn die Kürze der Zeit in der die Abfolge Krise-Rücktritt stattfand. Hier werde deutlich, wie stark und vor allem wie unmittelbar die Politik mittlerweile auf die öffentliche Meinung reagiere und z.B. das geforderte Verbraucherschutzministerium eingerichtet hat.
Mal ganz abgesehen davon, daß es sich hierbei um eine Beruhigungspille für die Nation und viel Kosmetik für die Politik handelt, ist für mich die Vorstellung reizvoll, mal zu überlegen, was wohl geschehen wird, wenn die Notenbanken ohne oder mit Billigung durch die Politik die Goldreserven zugunsten von Privatinteressen verbrauchen möchten und gleichzeitig durch Opposition, Medien oder wen auch immer ein nachhaltiger (!) Sturm der Entrüstung losbricht. Der heute schon spürbare Widerstand ist m.E. noch nicht nachhaltig genug.
Unsere Politiker gleich welcher Partei wollen alle wiedergewählt werden und daher dürften sie im Zweifelsfall dazu tendieren, Eigenwohl (Wiederwahl) vor Gemeinwohl (Schaffung eines langfristig stabilen Weltfinanzsystems) zu stellen. Halten die Politiker, halten die Notenbanker dem enormen Druck stand, wenn die Medien das Gold als ihr neues Betätigungsfeld entdeckt haben und plötzlich massen- und dauerhaft Meldungen mit Überschriften wie:"Notenbank verscherbelt Volksvermögen, damit Investmentbanker weiterhin ordentlich verdienen. Regierung sieht tatenlos zu" verbreiten?
Die formaljuristische Abhängigkeit oder Unabhängigkeit einer Notenbank dürfte an dieser Stelle nicht der entscheidende Punkt sein. Die Frage ist vielmehr, wie reagiert ein Notenbanker der fürchtet (berechtigt oder nicht), von seiner Regierung nicht gedeckt und im Zweifelsfall einer aufgebrachten Ã-ffentlichkeit als Bauernopfer dargebracht zu werden. Von einer Regierung bzw. Poltik, die in Analogie zur BSE Krise jahrelang die Gefahr hat kommen sehen oder zumindest hätte kommen sehen können, jedoch untätig blieb, weil Unruhe in der Bevölkerung immer schlecht für die eigene Wiederwahl ist.
Bei weltweiten Goldreserven von rund 30.000 t und Shortpositionen von 9.000 t könnten die Notenbanken technisch die Investmentbanken noch immer problemlos vor dem Totalzusammenbruch bewahren. Das erscheint mir weiterhin sicher, ob sie es auch zukünftig noch tun wollen, da bin ich mir neuerdings keineswegs mehr so sicher. Die kommenden Monate versprechen also höchst interessant zu werden.
Schönes Wochenende
Simplici
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: